Karlsruhe (1898)

Aus dem Stadtwiki Karlsruhe:

Das Buch Die Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe stellt das Karlsruhe des Jahres 1898 deren Gästen vor.

Editionsrichtlinien:

Der Artikel wird das Buch wiedergeben und sich an die damalige Rechtschreibung von 1898 halten. Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.

Vorspann

Umschlag

Die Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe

Im Auftrage des Stadtrats verfasst
von
Franz Sales Meyer
Professor

Seite III

Die Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe

Ein Führer für deren Gäste mit 32 Ansichten, einem Kärtchen der Umgegend und einem Stadtplan.

Drittes und viertes Tausend

Selbstverlag der Stadt und Verlag der Macklot'schen Buchhandlung, 1898

Seite IV

Macklot'sche Druckerei, Karlsruhe.

Die Kupferdruckplatten der Abbildungen sind von

Edm. Gaillard, Berlin SW, Lindenstrasse 69

geliefert und nach Photographien von

Franz Bengler, R. Morat und Th. Schuhmann & Sohn

hergestellt.

Seite V bis VII

Inhalt (Seitenzahlen in Klammer)

Einleitung (1)

I. Lage, Klima und Bevölkerung (2)
II. Aus der Geschichte der Gegend und Stadt.
Die Gegend zur Römerzeit (4)
Gründung des Badischen Fürstenhauses (4)
Gottesaue (5)
Mühlburg (6)
Gründung der Stadt Karlsruhe (7)
Klein-Karlsruhe (9)
Karl Friedrich (9)
Neubau des Schlosses und Privatbauthätigkeit (10)
Fr. Weinbrenner (11)
Hübsch und Eisenlohr (13)
Die neueste Stadtentwicklung (14)
Wasserleitung, Kanalisation, Rheinhafen (16)
III. Kunst, Wissenschaft und Sammlungen
Gärten und Orangerien (19)
Gr. Hoftheater (20)
Der Hof als Sammelpunkt berühmter Leute (21)
Hebel und Scheffel (21)
Malerei und Bildhauerei (22)
Die Kunsthalle (23)
Die vereinigten Sammlungen (27)
Das Kunstgewerbemuseum (31)
Die Landesgewerbehalle (32)
Das Generallandesarchiv (32)
Das städtische Archiv (33)
IV. Schule und Unterricht
a. Staatliche Schulen (34)
b. Städtische Schulen (36)
c. Schulen des Badischen Frauenvereins (38)
d. Privatschulen (38)
V. Handel, Gewerbe und Verkehr
Entwickelungsgang (40)
Fabriken mit über 100 Arbeitern (42)
Kunstgewerbliche Betriebe (43)
Statistisches (44)
VI. Behörden (45)
VII. Das Militär (46)
VIII. Vereinsleben und Geselligkeit (47)
IX. Durch und um die Stadt.
a. Vom Hauptbahnhof zum Schloss (50)
b. Der Hardtwaldstadtteil (59)
c. Durch die Kaiserstrasse (61)
d. Das Ostend, Friedhöfe, Schlachthof etc. (66)
e. Der Bahnhofstadtteil (69)
f. Das Sallenwäldchen und der Stadtgarten (70)
g. Südend, Westend und Kriegsstrasse (78)
X. Die Umgegend auf 10 km Entfernung.
a. In nördlicher Richtung (82)
b. In westlicher Richtung (83)
c. In südlicher Richtung (85)
d. In östlicher Richtung (87)
XI. Grössere Ausflüge bis zu 50 km Entfernung (89)
XII. Droschken-Tarif (91)
XIII. Dienstmann-Tarif (94)
XIV. Posteinrichtungen (95)
XV. Gepäck- und Expressgutverkehr (97)
XVI. Tag- und Stundenzettel für Sammlungen und andere Sehenswürdigkeiten
XVII. Verzeichnis der Strassen und Plätze im Hinweis auf den beigegebenen Stadtplan. (105)

Seite VII + VIII

Verzeichnis der Abbildungen.

  1. Karlsruhe, vom Gr. Schloss aus gesehen. (nach Seite 8)
  2. Das ehemalige Schloss Gottesaue, jetzt Kaserne (nach Seite 6)
  3. Das Gr. Residenzschloss mit dem Schlossplatz. (nach Seite 10)
  4. Der Marktplatz mit der evang. Stadtkirche (nach Seite 12)
  5. Das Rathaus (nach Seite 12)
  6. Der Porphyrsaal im Gr. botanischen Garten. (nach Seite 14)
  7. Das Palais Schmieder, Ecke der Karl- und Akademiestrasse. (nach Seite 14)
  8. Das Gebäude der vereinigten Sammlungen, Erbprinzenstrasse. (nach Seite 14)
  9. Die altkatholische Auferstehungskirche im Westend. (nach Seite 16)
  10. Villenquartier in der Riefstahlstrasse. (nach Seite 16)
  11. Das Kunstgewerbemuseum, Westendstrasse. (nach Seite 32)
  12. Das Hotel Germania, Karl-Friedrichstrasse. (nach Seite 50)
  13. Der Malschbrunnen, Karl-Friedrichstrasse. (nach Seite 50)
  14. Das Kriegerdenkmal am Eisenbahnübergang der Ettlinger Strasse. (nach Seite 52)
  15. Die katholische Stadtkirche St. Stephan, Erbprinzenstrasse. (nach Seite 52)
  16. Der Schlossgartensee nach Norden. (nach Seite 58)
  17. Der Schlossgartensee nach Süden. (nach Seite 58)
  18. Das Scheffeldenkmal auf dem Kunstschulplatz. (nach Seite 60)
  19. Die Jahnstrasse im Hardtwald-Stadtteil. (nach Seite 60)
  20. Das Kaiserdenkmal am Mühlburgerthor. (nach Seite 62)
  21. Die Kaiserstrasse vom Marktplatz nach Osten. (nach Seite 64)
  22. Das Karl-Wilhelm-Schulhaus vor dem Durlacherthor. (nach Seite 66)
  23. Die evangelische Johanniskirche im Bahnhofstadtteil. (nach Seite 70)
  24. Das städtische Vierordtbad. (nach Seite 72)
  25. Die städtische Festhalle, Haupteingang. (nach Seite 72)
  26. Der Stadtgartensee mit der Festhalle. (nach Seite 74)
  27. Der Lauterberg mit dem Schwarzwaldhaus. (nach Seite 76)
  28. Die Hirschbrücke mit Umgebung. (nach Seite 78)
  29. Das Schulhaus in der Leopoldstrasse. (nach Seite 78)
  30. Das Erbgrossh. Palais in der Kriegsstrasse. (nach Seite 80)
  31. Die Nymphengruppe im Erbprinzengarten. (nach Seite 80)
  32. Der Karlsruher Turm auf dem Mahlberg. (nach Seite 80)

II. Aus der Geschichte der Gegend und Stadt.

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Zu Beginn unserer Zeitrechnung war die Rheinebene römisches Zehntland, zur Provinz Germania superior gehörig. Das Hardtwaldgebiet war eine Inselgruppe des Rheins. Neben dem heutigen Strombett zog sich ein zweites, nunmehr verschwundenes längs der Schwarzwaldvorberge und der Kraichgauer Hügel hin und als ungefähre Grenze des Überschwemmungsgebietes kann die uralte Bergstrasse gelten, welche von Basel nach Darmstadt zieht. Die Nachbarstädte Durlach und Ettlingen liegen an dieser Strasse; die heutigen Orte Muggensturm, Rüppurr, Staffort, Karlsdorf, Kißlau, St. Leon waren ehemals Römerfesten zur Deckung des Land- und Wasserweges. Die nächstgelegenen grösseren Römerplätze sind Baden-Baden (Civitas Aurelia Aquensis) , Speyer (Nemetis), Germersheim (Vicus Julius) etc.

Im 3. Jahrhundert bemächtigten sich die Alemannen der Gegend und zu Ende des 5. Jahrhunderts erschienen die Franken, unter denen das Christentum zur Einführung gelangte. Die Gaue der Oos, Alb und Pfinz bildeten zusammen den Ufgau, welcher weltlich von fränkischen Gaugrafen und kirchlich vom Bistum Speyer beherrscht wurde. Die von da ab sesshaft gebliebene Bevölkerung kann als eine Mischung keltisch-römischer, alemannisch-schwäbischer und rheinfränkischer Elemente gelten, was auch in Sprache und Mundart zum Ausdruck gelangt.

In das 11. Jahrhundert fällt die Gründung des Badischen Fürstenhauses. Albrecht von Kalw, Graf im Ufgau, vermählte seine Tochter Juditha an Hermann, den jüngeren Sohn

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Berthold I., Grafen von Zähringen, wodurch die Kalw'sche Herrschaft Baden an der Oos als mütterliches Erbe an Hermann II., den erstgeborenen Sohn dieser Ehe gelangte. Das väterliche Erbe war die Herrschaft Hochberg im Breisgau, und so konnten sich die Nachfolger Markgrafen von Baden und Hochberg nennen. Späterhin, im Jahre 1527, erfolgte eine Trennung des Fürstenhauses in zwei Linien, womit eine Teilung in eine obere und untere Markgrafschaft mit den Hauptstädten Baden und Durlach verbunden war. Die ungefahre Grenze war der Lauf der Alb. Mit dem Aussterben der Linie Baden-Baden im Jahre 1771 vereinigten sich die beiden Besitze wieder in der Hand Karl Friedrichs, um nach Gründung des Grossherzogtums Baden im Jahre 1806 ein Hauptbestandteil desselben zu werden.

In das 11. Jahrhundert fällt auch die Gründung des Inselklosters Gottesaue, der der Stadt Karlsruhe nächstgelegenen Niederlassung aus alter Zeit. Die durch Berthold von Hohenburg und Forchheim in's Leben gerufene, der Jungfrau Maria und den zwölf Aposteln geweihte Benediktinerabtei hatte im Lauf der Zeiten unterschiedliche Schicksale und wusste sich zahlreiche Güter und Rechte zu erwerben. Sie kultivierte das Land und trat in ein besonders enges Verhältnis zu dem »Volk der sieben Dörfer«, welche offenbar schon frühzeitig eine Genossenschaft unter sich gebildet hatten (Beiertheim-BulachNeureuth [eine Gründung des Klosters] — EggensteinGrabenBlankenlochHagsfeldRintheim). Die 1094 gegründete, 1103 eingeweihte, 1110 kaiserlich und 1122 päpstlich bestätigte Abtei wurde im Bauernkriege 1525 geplündert und zerstört, 1556 aufgehoben und in ein herrschaftliches Kammergut verwandelt. In die Jahre 1588 bis 1599 fällt die Errichtung eines Lustschlosses durch den Markgrafen Ernst Friedrich. Der 53 m lange und 13 m breite Renaissancebau steht heute noch und zeigt in manchen Einzelheiten sich verwandt

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mit dem gleichzeitigen Friedrichsbau des Heidelberger Schlosses. Der Baumeister kam von der Strassburger Hütte. Mehrere Brände und die Zerstörung durch Melac im Jahre 1689 haben den Bau stark geschädigt. Das Innere wurde im vorigen Jahrhundert (nach einem Brand im Jahre 1735) erneuert und die Zwiebeldächer an Stelle der einstigen Spitzdächer stammen aus dem Jahre 1740. lm Jahre 1789 wurde das Kammergut landwirtschaftlich als Schäferei eingerichtet und seit 1818 dient es als Artilleriekaserne mit verschiedenen Neubauten, welche hinzugekommen sind. Die Abbildung 2 zeigt dieses älteste Bauwerk von Karlsruhe in seinem dermaligen Zustande.

Im 13. Jahrhundert schon wird das Schloss Mühlberg erwähnt. Im 16. Jahrhundert wird es zu einer festungsartigen Fürstenburg vergrössert und um die Mitte des 17. Jahrhunderts wird es von Friedrich VI. nochmals umgebaut und verschönert, um im Jahre 1689 von den Franzosen zerstört zu werden. Das um die Tiefburg liegende Dorf wurde von dem genannten Markgrafen zur Stadt erhoben, teilte aber mit dem Schloss das Schicksal der Zerstörung und Verwüstung. Die wieder aufgeblühte Nachbarstadt ist 1886 in Karlsruhe aufgegangen und bildet seitdem den Stadtteil Mühlburg.

Die vielverzweigten Arme des einstigen Altrheins sind heute verschwunden; sie sind zu Wiesengelände und Niederwald geworden. Wer eine Karte der Gegend daraufhin betrachtet, wird unschwer die Stellen der alten Wasserläufe erraten können. Es sind diejenigen, auf welchen die Herbstnebel zuerst erscheinen. Die breiten Wasser sind zusammengeschrumpft zu harmlosen Gräben; manch alte Strasse dient als Feldweg und wo einst mächtige Eichen erwuchsen, trägt der veränderte Boden Forlenbestände. Die Gegend hat sich längst gelichtet und spärlicher werden von Jahr zu Jahr die Waldreste der einstigen Lusshard”.

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Die Schiesswiese und die Wiesen beim Wasserwerk sind alte Sumpfgebiete in nächster Nähe der Stadt. Manche Stellen sind künstlich höher gelegt worden, so z. B. die Plätze, auf denen der Hauptbahnhof (historisch) und die Festhalle stehen. Von Natur aus höher gelegene SteIlen bildeten offenbar schon vor tausend Jahren bewohnte Inseln und Halbinseln (Büchig, Hagsfeld, Rintheim, Aue, Bulach-Beiertheim, Scheibenhardt) und ähnliches gilt von den Ansiedelungen am sog. Hochgestade des jetzigen Rheinlaufs (Forchheim, Daxlanden, Knielingen etc). Inmitten des einstigen Surnpf- und Urwaldgebietes zwischen den beiden Armen des Rheins soIlte die Stadt Karlsruhe erstehen.

Markgraf Karl Wilhelm gelangte im Jahre 1709 zur Regierung. Dem thatendurstigen, vielgereisten und vielseitig gebildeten Kriegsmann und Fürsten, der eine ausgesprochene Liebhaberei für Jagd und Gartenkunst hatte, war die Stadt Durlach als Residenz verleidet. Das dortige Schloss, welches in grossartiger Anlage an SteIle der von den Franzosen zerstörten alten Karlsburg im Bau begriffen war, blieb unvoIlendet, um heute als Kaserne zu dienen. Mitten im Walde, 5 km nach Westen wurde der Platz für einen bescheidenen, in Holz auszuführenden Neubau erkoren. Im Frühjahr 1715 wurde ein kreisrunder Platz ausgestockt und mit einem Zaun umgeben; der Mittelpunkt wurde für den Schlossturm bestimmt, an den sich nach Süden, durch eine Galerie verbunden, der Hauptbau und 2 Seitenflügel anschliessen sollten; 32 gleichrnässig verteilte AIleen, von dem Turm aIs Zentrum auslaufend, wurden ausgehauen; neun derselben soIlten das [Karlsruher Schloss|Schloss]], den Schlossplatz und die vorzulegende Stadt umfassen, welche damit die Gestalt eines Fächers annahm, während die übrigen 23 Alleen als Waldwege nach Westen, Norden und Osten verliefen, zum Teil nach den benachbarten Ortschaften führend. Der nordöstliche Teil des Waldes wurde als Wildpark ein

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gefriedigt, der östliche als Fasanengarten angelegt; der Blumenzucht und Gartenkunst blieb der nach Süden gelegene Schlossplatz vorbehalten. Für die Stadt waren 16 Häuserviertel vorgesehen, von einander getrennt durch die genannten 9 Alleen, durch 2 concentrische, sich dem Schlossplatz anschmiegende Zirkelstrassen und eine gerade, in der Richtung von Durlach nach Mühlburg laufende Strasse (jetzige Kaiserstrasse). Der originelle, der Hauptsache nach dem Erbauer selbst zuzuschreibende Gedanke tritt heute noch verkörpert in die Erscheinung trotz der wesentlich veränderten Verhältnisse und der Abweichungen, die nötig wurden in Folge einer räumlichen Ausdehnung, welche der fürstliche Gründer nicht ahnen konnte.

Am 17. Juni 1715 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung des achteckigen Schlossturmes. Der ursprünglich circa 60 rn hohe Turm steht in seinem unteren Teile heute noch als Rest der im übrigen längst durch anderes ersetzten Anlage. Drei Jahre später wurde bereits das Schloss bezogen und gleichzeitig wurden die Staatsstellen und Kanzleien von Durlach nach Karlsruhe verlegt, nachdem die zur Unterbringung erforderlichen Bauten erstellt waren. Mit dieser Verlegung ging die private Ansiedelung Hand in Hand. Die sich Niederlassenden erhielten allerlei Vorzugsrechte eingeräumt. Das Bauen wurde durch unentgeltliche Holzabgabe erleichtert; anderseits war bedingt, sich dabei an ein vorgeschriebenes Modellhaus zu halten. So sammelte sich eine kleine Bürgerschaft, die bereits 1718 ihren ersten Bürgermeister wählte (Joh. Sembach aus Strassburg). Im Jahre 1720 stunden 135 Häuser mit 2000 Bewohnern; 1722 wurde die ursprüngliche evangelische Stadtkirche auf dem Platze der jetzigen Pyramide erbaut; 1728 erstund das alte Rathaus, wo sich nunmehr die Bielefeld'sche Hofbuchhandlung befindet, und gegenüber lag, anderseits der Kirche, das Gymnasium, welches 1722 von

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Durlach herübergesiedelt war. Neben der eigentlichen Stadt mit ihrem Bürgertum erwuchs gleichzeitig ein "Klein-Karlsruhe" im Südosten, demjenigen Stadtteil, der im Volksmund noch heute als „Dörfle” bezeichnet wird. Wer sich den erlassenen Bauvorschriften nicht fügen wollte oder konnte, fand hier Grund und Boden. In willkürlicher Anordnung reihten sich hier Häuschen bescheidenster Art, von zugezogenen Arbeitern und anderen kleinen Leuten bewohnt. An dieser Stelle bildete sich zunächst eine Gemeinde neben der eigentlichen Stadt, in der sie später (1812) aufging und hier wurde das einheitlich angelegte Bausystem zuerst ausser Acht gelassen.

Noch zur Mitte des 19. Jahrhunderts waren die zweistöckigen zweistöckigen Holz-Häuser nach dem alten Modell keine Seltenheit; heute sind sie verschwunden bis auf ein paar wenige, deren Tage ebenfalls gezählt sind. Es ist ein Verdienst Karl Wilhelms und ein Glück für die Stadt, dass die Strassenbreiten von ehedem auch der heutigen Bauweise noch genügen.

Eine neue Zeit für die Stadt Karlsruhe beginnt mit dem Regierungsantritt Karl Friedrichs im Jahre 1746. Erst Markgraf von Baden-Durlach, dann auch von Baden-Baden (1771), später Kurfürst (1803) und schliesslich Grossherzog von Baden (1806) konnte dieser Fürst während einer 65jährigen, segensreichen Herrschaft den anfänglichen Besitz verzehnfachen (von 1600 ² km Land mit 98000 Seelen auf 15000 ² km mit 975000 Einw.) Dementsprechend sollte auch die Haupt- und Residenzstadt ihren Aufschwung nehmen. An Stelle einer Stadt aus Holz sollte eine steinerne treten, da sich gar bald zeigte, dass man mit Holz zwar billig, aber nicht dauerhaft baut. Behufs Beischaffung der Bausteine aus dem nahen Pfinzthale wurde ein Kanal von Durlach nach Karlsruhe gegraben. Dieser Steinschiffkanal, 1750 begonnen und in kurzer Zeit vollendet, wurde aus vorhandenen Gräben und Bächen gespeist, lief in gerader Linie von Durlach zum Durlacherthor

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und hier abbiegend an das Rüppurrerthor, wo die heutige Steinstrasse noch mit ihrem Namen an die alte Beziehung erinnert. Die Fortsetzung nach Westen bildete der ebenfalls vorhandene, über Mühlburg in die Alb abfliessende Landgraben. Damals durchweg offen und vielfach überbrückt, wurde der letztere späterhin beim Ausbau der Stadt nach Bedarf überwölbt. Der vollständige Schluss, sowie die Unterfangung und Tieferlegung für die Zwecke der Stadtentwässerung fällt in die letzten Jahrzehnte unserer Zeit. Die bekannte Durlacher Allee mit ihren jetzt verschwundenen Pyramidenpappeln, dem Steinschiffkanal entlang laufend, ist eine Errungenschart aus dem Jahre 1770.

Mit dem Neubau des Schlosses an Stelle des alten, bereits schadhaft gewordenen, wurde 1752 begonnen; etwa 23 Jahre später war es sammt seinen Neubauten äusserlich vollendet; die völlige Fertigstellung fällt in das Jahr 1782. Bei diesem Anlass wurde auch der Schlosshof mit dem davorliegenden Schlossplatz umgestaltet. Der letztere wurde mit Baumreihen bepflanzt und der hinter dem Schlosse gelegene Schlossgarten wurde nach englischer Art angelegt und öffentlich zugänglich gemacht. Beide Teile, Schlossplatz und Schlossgarten, haben bis auf heute noch mancherlei Änderungen und Zuthaten erfahren. Der erstere erhielt sein ungefähres jetziges Aussehen in den Jahren 1815-1820; die überkieste, als Paradeplatz dienende Mitte wurde erst 1873 ebenfalls in Gartenanlagen verwandelt. (Vergleiche Abbildung 3.)

Die private Bauthätigkeit machte zunächst langsame Fortschritte, da die Stadt im Jahre 1765 erst 328 Häuser mit 2800 Einwohnern zählte. Die ersten Steinhäuser erstunden in der Waldhornstrasse und in der Nähe des Marktplatzes. Mit dem Erbanfall im Jahre 1771 und dem Zuzug der Beamten der ausgestorbenen Linie hebt sich die Bauthätigkeit merklich. 1776 wird die Stadt gepflastert und mit Laternen versehen.

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Verschiedene der Radialstrassen werden bis zum Landgraben verlängert und über denselben geführt. Die Erbprinzen- und die Spitalstrasse werden angelegt; man projektiert den heutigen Marktplatz und macht anderweitige Pläne zur Stadterweiterung. 1776 wird die reformierte Kirche (“Kleine Kirche” in der Kreuzstrasse) zur Benützung fertig, 1779 das Zeughaus in der Nähe des 1772 erbauten und 1875 abgetragenen Durlacherthors. In die Zeit von 1780-1800 fällt die Erbauung des Spitals, der jetzt von den Ministerien eingenommenen Gebäude am Schlossplatz und verschiedener Häuser in der Nähe des Rondellplatzes (Vierordt, Griesbach etc.). Die ursprünglichen Stadtthore sind schon mehrfach nach aussen gerückt und dabei monumentaler gestaltet worden.

Zu Beginn des 19. Jahrbunderts tritt Friedr. Weinbrenner in die Bauthätigkeit seiner Geburtsstadt ein, um dieselbe auf drei Jahrzehnte zu beherrschen. Der 1766 geborene Zimmermannssohn, welcher in Wien und in Italien seine Studien gemacht hat, findet eine grosse Baulust vor, hinter der aber in den Kriegswirren stark gelichtete Kassen stehen. Das erklärt vollauf die einfache und zum Teil karge Ausstattung seiner grossräumig und in schönen Verhältnissen angelegten Bauwerke und man kann nur bedauern, dass dem genialen Architekten, der der Residenzstadt ihre charakteristische Erscheinung gegeben hat, nicht die heutigen Mittel zur Verfügung stunden.

Der ursprüngliche Plan zur Ausgestaltung des Marktplatzes rührt von Mauritio Pedetti her. Weinbrenner hat ihn mit starker Vereinfachung zum Teil benützt. 1801 baut er sich ein Haus auf dem Platze, wo heute das Hotel Germania steht, und 2 Jahre später wird von ihm daneben das Ettlingerthor als dorischer Triumphbogen errichtet (1873 abgetragen, nachdem es 1871 noch als porta triumphalis beim Einzug der Sieger gedient hatte). 1803 wird der alte Friedhof endgiltig beseitigt und vom Marktplatz an das Ende der Waldhornstrasse

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verlegt. 1807 wird der Grundstein zur protestantischen Stadtkirche gelegt, die aber erst 1816 eingeweiht werden kann (Abbildung 4). 1821 wird das neue Rathaus begonnen (Abbildung 5) und 1823 wird die Pyramide als Denkmal für den Gründer der Stadt errichtet an Stelle der ersten Konkordienkirche, in welcher er beigesetzt war. Das alte Lyceum am Marktplatz, das Markgrafenpalais am Rondellplatz, die katholische Stadtkirche, die frühere Synagoge, das Ständehaus, das Museum, die Münze, die zum Teil wieder verschwundenen Bauten in den Erbprinzengärten, die Wachthäuser am Mühlburgerthor, sowie verschiedene Privathäuser haben ebenfalls Weinbrenner zum Erbauer, dessen Geist überdies in den Werken seiner zahlreichen Schüler ihn selbst überdauert hat. Er starb 1826.

Im Jahre 1811 war Karl Friedrich heimgegangen. Eine Angabe über die Bevölkerungszahl von Karlsruhe aus diesem Jahre liegt nicht vor; 1812 aber hatte die Stadt bereits 13727 Einwohner zu verzeichnen. Unter der Regierung des Grossherzogs Karl (1811 - 1818) und des Grossherzogs Ludwig (1818-1830) wurden die früheren Unternehmungen zu Ende geführt und neue Aufgaben in ähnlichem Sinne gelöst. Der Weinbrenner'schen Bauten aus dieser Zeit ist bereits gedacht. In dieselbe fallen auch die Anlage von Gehwegen oder Bürgersteigen in der Kaiserstrasse, die Gründung der Akademie-, Stephanien-, Hirsch-, Leopold- und Lindenstrasse, die wie die meisten Karlsruher Strassen zunächst andere Namen hatten, die Anlage eines Promenadeweges nach Mühlburg und einer Haupt- und Poststrasse vom Ettlingerthor nach Ettlingen, womit der Haupteintritt in die Stadt von Süden her vom Rüppurrerthor an das Ettlingerthor verlegt wurde. Die Einwohnerzahl von 20 000 wird 1833 erreicht.

Während der Regierung des Grossherzogs Leopold (1830 bis 1852) liegt die Lösung der baulichen Aufgaben hauptsächlich

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in den Händen der Architekten Hübsch und Eisenlohr und deren Schüler. Beide, aus Weinbrenner's Schule hervorgegangen, suchen für ihre Werke einen neuen stilistischen Ausdruck; beide sind Lehrer der Bauschule des 1825 gegründeten Polytechnikums. Als Romantiker der Baukunst greifen sie zurück auf die Formen der mittelalterlichen Stile, dieselben mit antiken Elementen verbindend und der Neuzeit anpassend. Hübsch macht den Versuch, dem Backsteinrohbau auch bei uns zu Ehren zu verhelfen und redet für den Kirchenbau der alten Basilikaanlage das Wort. Eisenlohr will die unverhüllte Konstruktion künstlerisch verwerten und schafft in zahlreichen kleineren uud grösseren Bauwerken originelle und wirksame Architekturstücke, wozu insbesondere die von 1840 ab nötig werdenden Bahnbauten Gelegenheit bieten. Als Dritter im Bunde sei Fr. Th. Fischer genannt, dessen Thätigkeit sich hauptsächlich im Kirchenbau des Landes geltend macht, nach dessen Entwürfen aber auch verschiedene Bauten der Residenz zur Ausführung kamen.

Von Hübsch sind u. a. erbaut: die Orangerie und die Pflanzenhäuser des botanischen Gartens (1853-57; Abbildung 6), das Finanzministerium am Schlossplatz (1829-33), das Hoftheater (1851-1853) an Stelle des 1807 von Weinbrenner gebauten und 1847 abgebrannten alten Theaters, die Kunsthalle oder Bildergalerie (1836-45), das Ministerium in der Erbprinzenstrasse (1855-57), der Hauptbau des Polytechnikums (1833-35) und die Kirche im benachbarten Bulach. Nach Eisenlohr's Plänen sind ausgeführt: der Hauptbahnhof (1842) und die Kapelle auf dem alten Friedhof. Von Fischer stammen: das Pfründnerhaus, die Maschinenbauschule des Polytechnikums und die Erweiterung der Hauptfront desselben.

Die neueste Periode der Haupt- und Residenzstadt beginnt, geschichtlich genommen, mit dem Regierungsantritt des Grossherzogs Friedrich im Jahre 1852. In baugeschichtlicher Hinsicht

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kann die Mitte der sechziger Jahre als Beginn der neuesten Stadtentwickelung gelten. 1865 zählt Karlsruhe 31 000 Einwohner; diese Zahl ist in den letzten 33 Jahren stetig gewachsen und auf 90 000 gestiegen. Es ist selbstredend, dass diese rapide Bevölkerungszunahme eine dementsprechende Erweiterung des Strassennetzes und der Häuserquartiere bedingt hat. Da diese Erscheinung keine rein örtliche ist, sondern dem Vorgange in vielen anderen Städten entspricht, so mögen die naheliegenden Gründe für dieselbe hier unerörtert bleiben. Konnte man die Architekten der früheren Bauperioden jeweils an den Fingern einer Hand aufzählen, so wären heute hierzu zehn Hände erforderlich. Blieb die Monumentalarchitektur früher den Staats- und städtischen Bauten vorbehalten, während das Privathaus bis 1750 ein Holzhaus nach holländischem Muster war und auf weitere 100 Jahre zwar solid in Stein, aber ohne besonderen Schmuck erbaut wurde, so erscheint dasselbe neuerdings durchschnittlich in künstlerischer Ausstattung und nicht selten im Gewande der Palastarchitektur. Für gewöhnlich sind es die Formen der italienischen und deutschen Renaissance, welche zur Ausschmückung dienen; es sind aber in den letzten paar Jahren auch originelle Neubauten erstellt worden, die sich an die Stile des Mittelalters und an den englisch-amerikanischen Villenstil anlehnen. Der erwachten Baulust kommt der Umstand wesentlich zu gut, dass ein vorzügliches Sandsteinmaterial von roter, weisser, grüner und gelber Färbung in nächster Umgebung vorhanden ist und dass es gleichzeitig auch an den übrigen Baustoffen nicht fehlt.

Es würde zu weit fuhren, die neuern Architekten alle namhaft zu machen. Sie sind grösstenteils aus der Bauschule des hiesigen Polytechniknms hervorgegangen, an welcher die Bauräte Hochstetter, Lang, Durm und Warth lehrten, als die neue Richtung ins Leben trat. Nach ihnen haben Oberbaurat

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Schäfer, die Privatarchitekten Gustav Ziegler, Curiel & Moser und Hermann Billing am meisten Schule gemacht.

Durm, der jetzige Oberbaudirektor, hat u. a. gebaut: die Festhalle, das Vierordtbad, die Synagoge, den Camposanto, das Palais Schmieder (vergl. Abbildung 7), das Kunstgewerbemuseum und die Kunstgewerbeschule, das neue Amtsgefängnis, das erbgrossherzogliche Palais und das Bezirksamt. Oberbaurat Hochstetter hat die Artilleriekaserne Gottesau, Oberbaurat Lang die Lehrerseminare I und II, die Centralturnhalle, die höhere Mädchenschule, das Realgymnasium, das Atelierhaus, die Villa Schenck, das Model'sche Haus und den Malschbrunnen, Oberbaurat Warth das Schulhaus in der Markgrafenstrasse, das elektrotechnische Institut der Hochschule und die Sachs'sche Hofapotheke gebaut.

Von grösseren öffentlichen Bauten neuerer Zeit sind ausserdem zu nennen: die Generaldirektion der Verkehrsanstalten (Helbling) und die vereinigten Sammlungen (Berckmüller, vergl. Abbildung 8) am Friedrichsplatz, der Justizpalast (Leonhard), die Baugewerkeschule (Kircher), das Ludwig-Wilhelm-Krankenheim und die Versorgungsanstalt (A. Weinbrenner), die Versorgungsanstalt und die Rheinische Creditbank (Hanser), die protestantische Südstadtkirche (Diemer), die katholische Südstadtkirche (Fr. J. Schmidt), die katholische Kirche der Vorstadt Mühlburg (Williard), die altkatholische Kirche (Schäfer, vergl. Abbildung 9), die Christuskirche (Curjel & Moser), beide vor dem Mühlburgerthor, die Bernharduskirche (Meckel) vor dem Durlacherthor, die Gr. Grabkirche (Hemberger) im Fasanengarten, das Generalkommando (Devin), die Kadettenanstalt, die neue Dragoner- und die neue Infanteriekaserne.

Seit 1882 erledigt Stadtbaumeister W. Strieder die baulichen Aufträge der städtischen Verwaltung. Nach seinen Entwürfen sind u. a. ausgeführt: die grossen monumentalen Schulhäuser in der Gartenstrasse, in der Leopoldstrasse, in der

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Kriegstrasse und in der Karl-Wilhelmstrasse, das Friedrichsschulhaus in der Kaiserallee, das Hildahaus in der Scheffelstrasse, das Luisenhaus in der Bahnhofstrasse und die neue, mustergiltige Schlachthausanlage in der Durlacher Allee.

Die private Bauthätigkeit hat sich besonders hervorragend gezeigt in der Kaiserstrasse (früher Lange Strasse) und ihren Fortsetzungen nach Durlach und nach Mühlburg, in der Kriegs- und Westendstrasse, in der Bismarck- und Moltkestrasse, sowie in dem Villenquartier des Nordwestendes. Im letztern sind auch hauptsächlich die originellen Bauwerke zu suchen, von denen oben die Rede war (vergl. Abbildung 10).

Im Süden der Stadt, jenseits der Eisenbahn, ist der sog. Bahnhofstadtteil erstanden, der ungefähr den sechsten Teil der Stadt mit etwa 15 000 Einwohnern ausmacht. Ähnliche Häuserquartiere erstehen zur Zeit im Ostend und im Südwestend, welch' letzteres sich schliesslich bis Beiertheim ausdehnen wird. Die genannte Nachbargemeinde setzt der geplanten Vereinigung mit Karlsruhe zur Zeit noch ihren Widerstand entgegen, während Mühlburg dieselbe zum eigenen Vorteil vollzogen hat. Wie die zukünftige Ausgestaltung des Strassennetzes sich gestalten dürfte, kann auf dem beigegebenen Stadtplan ersehen werden. Ein wesentliches Verkehrshindernis ist zur Zeit die Eisenbahn, welche die Stadt in zwei Theile zerlegt. Die angestrebte Höherlegung oder Verlegung der Bahn wird wohl in absehbarer Zeit hierin Wandel schaffen, nachdem die Möglichkeit bereits bei Erbauung der strategischen Bahn nach Röschwoog berücksichtigt ist.

Im Jahre 1862 wurde von der Stadt die Eisenbahn Karlsruhe-Maxau gebaut, welches Unternehmen sich im Laufe der Zeit als höchst gewinnbringend erwiesen hat. Im Jahre 1866 wurde das Dünger- und Kehrichtabfuhrwesen im Sinne einer Grossstadt geregelt. In das gleiche Jahr fällt die Umgestaltung des Sallenwäldchens zu einer öffentlichen Anlage und die

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Übernahme des Tiergartens als Anfang der jetzigen Stadtgartenanlage. Im Jahre 1869 ging das bis dahin private Gaswerk, eines der ersten in Deutschland (1844), in die Verwaltung der Stadt über. 1870 bis 1872 wurde die Stadt mit einer neuen Wasserleitung versehen, nachdem die aus dem Jahre 1822 stammende Durlacher Leitung sich unzureichend erwies. Dem dieses Werk durchführenden Oberbürgermeister Malsch hat die Stadt mit dem Monumentalbrunnen gegenüber dem Hotel Germania ein ehrendes Denkmal gesetzt. Die Beschaffung eines neuen Hochbehälters in der Form des künstlich aufgeschütteten Lauterberges fällt in das letzte Jahrzehnt. Unter Oberbürgermeister Lauter vom Direktor der städtischen Gas- und Wasserwerke, Ingenieur Reichard ausgeführt, hat die originelle Anlage den Vorzug, dass sie das Wasser frisch erhält und gleichzeitig eine Zierde des Stadtgartens bildet.

Das Jahr 1877 brachte der Stadt eine Pferdebahn, die genügen muss, bis die geplante elektrische Bahn zur Ausführung gelangt. In den Jahren 1880-86 wurde von Ingenieur und Stadtbaumeister Schück die Korrektion des Landgrabens und die aIlgemeine Entwässerung durchgeführt. Die Gesamtlänge der Kanäle entspricht ungefähr der Gesamtlänge des städtischen Strassennetzes und beträgt zur Zeit etwa 70 km. Die Querschnittsgrösse des Hauptkanals (Landgraben) wird, verglichen mit ähnlichen Anlagen, in Europa nur von den Pariser Kloaken übertroffen. Der Kanal ist auf die ganze überwölbte Länge begehbar und hier finden, wie in Paris, aus Anlass von Technikerversammlungen bei Gasbeleuchtung und mit Musikbegleitung unterirdische Spaziergänge statt. Mit Errichtung des in Sicht befindlichen und im Stadium der Erhebungen und Vorarbeiten stehenden Elektrizitätswerkes wird Karlsruhe in den Besitz sämtlicher technischen Errungenschaften gelangen, welche die Neuzeit von einer Grossstadt verlangt.

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Zur Zeit der Gründung lag Karlsruhe mitten im Walde. Nach Norden war die Ausdehnung unzulässig. Um so rascher wurde der südliche Waldrand durchbrochen und heute ist er verschwunden bis auf die Reste des Beiertheimer Wäldchens und des Sallenwäldchens, welches noch rechtzeitig der Überbauung entzogen werden konnte. Die von Haus aus verhältnismässig klein zugemessene Karlsruher Gemarkung hat für die Stadterweiterung schon längst nicht zugereicht; die Baulust hat sich auf die Nachbargemarkungen ausgedehnt und die städtische Verwaltung war wiederholt veranlasst, ihr Gebiet, welches rund 13 ²km beträgt, auf dem Wege des Kaufes mit erheblichem Aufwand zu vermehren.

Der ursprünglich auf 90° geöffnete Fächer will sich scheinbar zum vollen Halbkreis ausbreiten. Im Westen fällt wenigstens der Wald diesem Bestreben Stück um Stück zum Opfer. Unter den Augen eines späteren Geschlechtes vollzieht sich vielleicht der Symmetrie halber im Osten dasselbe und die neue Residenz verbindet sich möglicherweise mit der alten in eins. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass die Städte Europas, wenn sie sich beliebig ausdehnen können, es nach Westen thun. Dieser unbewusste Drang schlägt am Ende der Symmetrie ein Schnippchen und rückt die Stadt dem Rheine zu, mit dem sie schon längst durch einen Wasserweg verbunden sein wollte und nunmehr auch verbunden wird. Die Landstände, die staatlichen und städtischen Behörden haben die Mittel und die PIäne für einen Karlsruher Hafen genehmigt. Nach dem von der Rheinbauinspektion in Ausführung genommenen Entwurfe kommt er in die Niederung westlich des Hochgestades beim Stadtteile Mühlburg zu liegen und wird mit dem Rhein durch einen 1950 m langen Stichkanal verbunden, der 2,2 km oberhalb Maxau abzweigt.

III: Kunst, Wissenschaft und Sammlungen

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Das geistige Leben der neugegründeten Stadt hatte den Hof zum Mittelpunkt. Karl Wilhelm war Pflanzenfreund und Blumenliebhaber; nicht weniger hatte er seine Freunde an allerlei Theateraufführungen. Er schickte seine Hofgärtner nach Afrika, um fremde Pflanzen und Tiere einzuführen; sein Blumengarten – der jetzige Schlossplatz – zählte nach den ausgegebenen Verzeichnissen an 10.000 Pflanzenarten, darunter vorwiegend Tulpen und andere Zwiebelgewächse, von denen 6.000 nach der Natur gemalt wurden. Die Gr. Hofbibliothek hat die Aquarellsammlung in Verwahrung und ein Teil derselben kam anlässlich der Gartenbauausstellung im Jahre 1892 den Besuchern zu Gesicht. Hier blühten in Europa zum erstenmale die Agave americana und der Tulpenbaum. Eine schöne Allee der letzteren führt vom Linkenheimerthor zum Wildparkthor. Die Nachfolger Karl Wilhelms pflegten die Gartenkunst in ihrem Sinn weiter. An Stelle der persönlichen Liebhaberei traten mehr praktische und wissenschaftliche Zwecke. Die Gärten und Orangerien wurden im Laufe der Zeit mehrfach verlegt; die heutige Anlage stammt aus den Jahren 1850 — 65, dient vorwiegend dem Studium und ist der Allgemeinheit zugänglich. Die Pflanzenbestände weisen noch manches aus alter Zeit auf und besonders reich an ausländischen Bäumen ist der Schlossgarten, was der technischen Hochschule zu statten kam, bevor sie für ihre Zwecke einen eigenen Garten mit botanischer Sammlung am Durlacherthor (Kaiserstr. 2) anlegen konnte. Die während des Winters geöffneten Pflanzenhäuser mit dem botanischen Museum erfreuen sich eines guten Besuches und im Sommer laden die systematisch bepflanzten

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Beetreihen der Freilandkulturen zum Studium ein. Neuerdings werden auch im Stadtgarten ähnliche Zwecke verfolgt, um das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden; die Schaupflanzen werden ausgezeichnet; der Kopf des Lauterberges ist mit Alpenpflanzen besetzt; am Fuss desselben ist ein Schulgarten angelegt und das neben der Festhalle erbaute Pflanzenhaus ist dem Publikum zugänglich gemacht. Daneben hilft der Tiergarten den zoologischen Anschauungsunterricht unterstützen.

Schon die Durlacher Karlsburg hatte ein kleines Hoftheater und im dortigen Schlossgarten mit der prächtigen Rosskastanienallee ist heute noch eine Terrasse vorhanden, welche als Podium eines Sommertheaters gedient hat. Auch die erste Karlsruher Schlossanlage hatte einen Musiksaal, ein Ballhaus und eine Opera aufzuweisen; Italiener waren die Direktoren, die über ein ständiges, inheimisches Personal verfügten. Die auf der Gr. Hofbibliothek noch vorhandenen Musikdramen (meist Übertragungen aus dem Italienischen und Französischen) geben, einen Begriff von der Art des damaligen Theaters. Während des Schlossumbaues wurde am Linkenheimerthor ein Orangeriehaus zum Komödienhaus eingerichtet, in welchem hauptsächlich wandernde Truppen zeitweilig ihre Kunst zum besten gaben. Im Jahre 1808 wurde das von Weinbrenner erbaute Theater fertig und 2 Jahre später bildete sich ein Grossherzogliches Hoftheater mit eigener Regie und Theaterschule. Dasselbe diente der Oper und dem Schauspiel und nebenbei auf Jahrzehnte auch für Maskenbälle. 1812 gab Iffland von Berlin aus 5 Vorstellungen. 1826 wurde das Haus zur Verbesserung der Akustik reich ausdrapiert, was den Anlass zudem unheilvollen Theaterbrand des Jahres 1847 gab. Als am 28. Februar „Der artesische Brunnen“ in Scene gehen sollte, fing das Haus von einer Hofloge aus Feuer, wobei trotz der Besonnenheit und des Heldenmutes einzelner doch im

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ganzen 62 Personen umkamen. Das neue von Hübsch erbaute Theater konnte am 17. Mai 1853 mit der „Jungfrau von Orleans“ eröffnet werden. Direktor des neuen Hauses war Ed. Devrient bis zu seinem Tode im Jahre 1870. Ihm verdankt das Institut hervorragenden Ruf und Erfolg insbesonders in Hinsicht klassischer Stücke. Seine Nachfolger sind der Reihe nach Kaiser, Köberle, Putlitz, Bürklin. Von Kapellmeistern der neuen Aera sind zu nennen: Jos. Strauss, Levi, Ruzek, Kalliwoda, Dessoff und Mottl. Die Erfolge des letzteren auf dem Gebiete der klassischen und neuem Musik sind bekannt.

In litterarischer und schöngeistiger Beziehung wird Karlsruhe unter Karl Friedrich eine Stadt von Ruf. Dieser gelehrte und geistvolle Fürst mit einer ebensolchen Gemahlin — Karoline Luise — machte seinen Hof zu einem Sammelpunkt berühmter Leute. Er war Philanthrop und Physiokrat; Klopstock, der kein Schmeichler war, nennt ihn den Weisen unter den Fürsten. Er war selbst schriftstellerisch thätig und stand im Gedankentausch mit den die gleichen Zwecke verfolgenden Männern. Voltaire, Göthe, Klopstock, Herder, Lavater, Gessner, Pfeffel, die Gebrüder Jacobi, die beiden Stolberg, Jung-Stilling waren auf kurze oder längere Zeit bei Hofe; auch Linne, Cassini, Schöpflin, Posselt, Schlosser und andere Vertreter der Wissenschaft waren gern gesehene Gäste. Mit Karlsruhe sind ferner verknüpft die Namen Voss, Benzel-Sternau, Fichte, Max von Schenkendorf und Varnhagen von Ense. Am Gymnasium wirkte als Lehrer vom Jahre 1791 ab Joh. Peter Hebel, später Lyceumsdirektor und Prälat. Dieser hervorragende Volksschriftsteller und Dichter in heimatlicher Mundart starb 1826 in Schwetzingen, woselbst er auch begraben ist. 1835 wurde ihm im Karlsruher Schlossgarten ein Denkmal errichtet und alljährlich am Vorabend des 10. Mai, seines Geburtstages, versammeln sich Jung und Alt in dessen Umkreis, um den

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Liedern und Reden zu lauschen, mit denen die Verehrer des Dichters sein gedenken. Die Häuser, welche Hebel bewohnt hat, sind mit Gedenktafeln versehen worden und ebensolche sind auch zur Erinnerung an Schenkendorf etc. angebracht. Das Todesjahr Hebels ist das Geburtsjahr Scheffels, und so reihen sich die Leben der beiden bedeutendsten Dichter der engern Heimat aneinander. Der Sänger des Gaudeamus, der Schöpfer des Trompeters und des Ekkehard ist in Karlsruhe geboren, gestorben (1886, Stefanienstrasse 16) und begraben; sein 50. Lebensjahr wurde hervorragend gefeiert und Grossherzog Friedrich erhob ihn bei diesem Anlass in den erblichen Adelstand; sein schönes und sinnreiches Wappen hat A. von Werner „aufgerissen“. Auf dem vor der Kunstschule gelegenen Scheffelplatze steht das von Prof. Volz ausgeführte Denkmal des Dichters. Ihm zu Ehren hat die Stadt auch eine der neuen Strassen benannt, während zur Erinnerung an Hebel die ehemalige Lyceumsstrasse umgetauft wurde.

Was die Malerei betrifft, so ist zunächst zu erwähnen, dass die Markgräfin Karoline Luise selbst Malerin war und verschiedenen Akademien als Ehrenmitglied angehörte. Pastellbilder aus ihrer Hand finden sich in der Grossh. Galerie. Hofmaler Ph. J. Becker, ein Schüler von Raphael Mengs, liess sich 1785 in Karlsruhe nieder und richtete eine Privatschule für Zeichnen und Malen ein. Aus der Reihe seiner Schüler sind zu nennen der Historienmaler Iwanowitsch, der Kupferstecher Haldenwang und Architekt Weinbrenner. 1803 wurde eine Gemäldegalerie mit Kupferstichkabinett gegründet, welche 1845 in das jetzige Gebäude übersiedelte. Galeriedirektoren waren der Reihe nach Becker, Kuntz, K. Frommel, Schirmer, K. Fr. Lessing, Richard. Die höchst wertvollen Bestände an Bildern holländischer und französischer Meister wurden bereits von der Markgräfin Karoline Luise erworben; wesentliche Vergrösserungen erfuhr die Sammlung unter Grossherzog

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Leopold und unter dem jetzt regierenden Grossherzoge, welcher 1854 die Kunstschule gründete. Zunächst im jetzigen Staatsministerium in der Erbprinzenstrasse untergebracht, konnte dieselbe 2 Jahre später das von Serger erbaute Haus in der Bismarckstrasse beziehen. 1874 wurde gegenüber dem alten ein neues Kunstschulgebäude hinzugefügt. 1876 wurde die Kunstschule Staatsanstalt und heute führt sie den Titel Akademie der bildenden Künste. Die stattliche Reihe ihrer Direktoren, Lehrer und Schüler hat zahlreiche Namen besten Klanges aufzuweisen, von denen einige der hervorragendsten genannt sein mögen: Schirmer, Lessing, Riefstahl, Gude, Hildebrand, Hoff, Keller, Schönleber, Kanoldt, Baisch etc. Im Jahre 1884 wurde eine Malerinnenschule als Privatunternehmen in das Leben gerufen, die sich im Atelierhaus, Westendstrasse 65, befindet. Der Kunstverein, welcher sein Ausstellungslokal im botanischen Garten hat, wurde schon 1818 gegründet.

Eine Abteilung für Bildhauerei ist seit 1856 mit der Kunstschule verbunden. Dem ersten Lehrer Steinhäuser folgte Prof. H. Volz, dessen Kollege A. Heer für das nämliche Fach an der Gr. Kunstgewerbeschule bis 1898 thätig war. Über die Architektur und deren Vertreter wurde anlässlich der Baugeschichte von Karlsruhe bereits berichtet.

An öffentlichen Sammlungen für die Zwecke der Kunst und Wissenschaft sind in Karlsruhe vorhanden: a) die Kunsthalle (Linkenheimerstr. 2), welche in den letzten Jahren baulich erweitert worden ist ( Durm). ...

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b. Die vereinigten Sammlungen (in der Erbprinzenstrasse, Friedrichsplatz 16) enthalten das Naturalienkabinett, die Sammlungen für Alterums- und Völkerkunde, die Waffen- und Münzsammlung, die Hof- und Landesbibliothek.

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Die Sammlung für Altertums- und Völkerkunde nimmt den Raum unter dem Treppenhaus, den westlichen Flügel des untern Geschosses und einen Teil des darüber befindlichen Stockwerks ein. 1804 hatte Karl Friedrich in Baden-Baden ein Altertumsmuseum errichten lassen. 1844 gründete Hofmaler A. v. Bayer einen badischen Altertumsverein, worauf er 1853 zum Konservator der Altertümer und Kunstdenkmler des Landes bestellt wurde, und nun begann ein systematisches Zusammentragen, aus dem schliesslich der heutige Bestand hervorging. Seit 1875 entfaltet der derzeitige Konservator, Geheimrat Dr. Wagner, seine erspriessliche Thätigkeit. Nachfolgend eine kurze Uebersicht:

...

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Während diese Zeilen geschrieben werden, trägt man sich mit dem Gedanken, einen Teil der Sammlung nach der technischen Hochschule überzuführen und den freiwerdenden Platz der Sammlung für Altertums- und Völkerkunde einzuräumen, die dann übersichtlicher und weniger gedrängt aufgestellt werden könnte.

Vorläufig finden sich noch in

Saal I. Fossilreste, nach Formationen geordnet; versteinerte Tiere und Pflanzen.
Saal II. Desgleichen.
Saal III. Mineralien, Kristallmodelle, Reliefkarten etc.
Saal IV. Desgleichen.

Vom Saal III führt eine Holztreppe in das 2. Geschoss:

Saal V. Zoologische Sammlung; ausgestopfte Säugetiere und Vögel. Damit in Verbindung zwei weitere Säle.
Saal VI (nach Norden). Conchilien, Fische, Kriechtiere, Insekten, Eier- und Nestersammlung etc.
Saal VII. Skelette und Geweihe.

Soweit der zweite Stock des Sammlungsgebäudes nicht in der bereits erwähnten Weise benützt ist, gehört er der Gr. Hof- und Landesbibliothek und dem Münzkabinett. Vorstand für beide ist Geh. Hofrat Dr. Brambach. Die von Markgraf Friedrich VI. angelegte Büchersammlung wurde zu Anfang des 18. Jahrhunderts nach Basel geflüchtet, 1765 zurückgebracht und 1767 öffentlich zugänglich gemacht. Durch den Erbanfall im Jahre 1771 stieg die Zahl der Bände von 10 000 auf 30 000. Die Landesvergrössserung zu Anfang des 19. Jahrhunderts brachte höchst wertvollen Zuwachs von Büchern und Handschriften aus Speyer, Mannheim und Meersburg, sowie aus den Klöstern St. Blasien, Salem, Gengenbach, Thennenbach, Ettenheimmünster etc. Der jetzige Bestand beziffert sich auf rund 150 000 Bände. Ausführliche Verzeichnisse,

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geordnete Ausleihgelegenheit und ein reichbestelltes Lesezimmer kommen der allgemeinen Nutzbarmachung auf das beste entgegen. Das Münzkabinett, ebenfalls von Friedrich VI. in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts angelegt, umfasst über 30 000 Nummern.

c. Das Kunstgewerbemuseum (Westendstr. 81; vergl. Abbildung 11) im Lichthofe der Gr. Kunstgewerbeschule wurde im Spätjahr 1890 eröffnet. Die Gründung erfolgte durch Direktor H. Götz mit Unterstützung des Badischen Kunstgewerbevereins, der Stadt Karlsruhe und opferwilliger Freunde der Sache, welche ganz erhebliche Mittel beisteuerten. Die Gr. Regierung und die Landstände waren zur Weiterführung des begonnenen Unternehmens bereit und so ist das Kunstgewerbemuseum heute eine staatliche Anstalt. Die begreiflicherweise noch nicht sehr umfangreiche Sammlung enthält immerhin viel Interessantes und Belehrendes, hauptsächlich auf dem Gebiete der Keramik und auf demjenigen der Textilkunst. Die Sammlungen Krauth-Frankfurt und Gimbel-Baden sind hervorragende Gruppen, an welche sich die übrigen Erwerbungen und Zuwendungen anschliessen. Inmitten der bleibenden Ausstellung werden von Zeit zu Zeit vorübergehende Sonderausstellungen veranstaltet. Neben dem bisherigen Gebäude wird zur Zeit ein Neubau für die Kunstgewerbeschule errichtet. Wenn der letztere bezogen sein wird, stehen dem Museum weitere Räume zur Verfügung, in denen es sich zweckentsprechend ausdehnen kann.

d. Zähringer-Museum und Gr. Privat-Kunstsammlung (im Gebäude des Geh. Kabinetts bei der Schlosskirche). Diese wertvolle und interessante Sammlung bietet im Kleinen ungefähr das, was das Hohenzollernmuseum in Berlin und das grüne Gewölbe in Dresden in grösserem Masse bieten.

Sie ist öffentlich zugänglich in den Sommermonaten Mai, Juni und

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September, Mittwochs von 11 bis 1 Uhr. Zu anderen Zeiten wende man sich an den Gr. Galerieinspektor Dr. Koelitz.

e. Die Landesgewerbehalle (Karl-Friedrichstr. 17) wurde 1865 als Staatsanstalt gegründet mit der Bestimmung, der Mittelpunkt für die gewerblichen Angelegenheiten des Grossherzogtums zu sein. Diesem Zwecke dienen vornehmlich eine ständige, sich stets erneuernde Ausstellung von gewerblichen Erzeugnissen, Werkzeugen und Maschinen, die Abhaltung von Lehrkursen, ein Bureau für Rat und Auskunft, die Ausgabe einer illustrierten Gewerbezeitung und eine der Allgemeinheit zur Benützung stehende Bibliothek nebst Vorbildersammlung. Die Bibliothek umfasst Kunst und Kunstgewerbe, Naturwissenschaft und Technik, Volkswirtschaft und Sonstiges, welche drei Gruppen im ganzen rund 15 000 Bände im Wert von 180 000 Mark aufweisen. Die Vorbildersammlung zählt 4 200 Tafeln. Vorstand der Anstalt ist Hofrat Dr. Meidinger.

Kleinere Bibliotheken mit Werken über Kunst und Technik besitzen ausserdem die technische Hochschule, die Kunstgewerbe- und die Baugewerkeschule, in erster Linie für ihre eigenen Zwecke.

f. Das Generallandesarchiv (Schlossplatz 19, Eingang Lammstrasse) ist in dem jetzigen Gebäude seit 1803 untergebracht. Der ursprüngliche Plan, die Archivalien in den Bau der vereinigten Sammlungen überzuführen, musste aufgegeben werden. Seit einer Reihe von Jahren ist eine permanente Ausstellung eingerichtet und Dienstags und Donnerstags von 11 — 12 Uhr zugänglich. Derzeitiger Direktor ist Geheimrat Dr. Fr. von Weech, welcher u. a. eine „Badische Geschichte bis zur Gründung des deutschen Reiches“ geschrieben hat und im Auftrage der Gemeindeverwaltung auch eine Geschichte der Stadt Karlsruhe herausgiebt. Dasselbe Thema hat, nebenbei bemerkt, früher schon Professor K. G. Fecht im Auftrage der städtischen Archivkommission bearbeitet.

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g. Das Städtische Archiv (Gartenstr. 53) besteht seit 1885. Es befand sich zunächst auf dem Rathause, wo es aber für die Dauer an Raum fehlte. Als mit Errichtung des Hochreservoirs auf dem Lauterberg das Gegenreservoirgebäude in der Gartenstrasse entbehrlich wurde, konnte das letztere durch Umbau und Aufsetzen eines weiteren Stockwerkes für die städtischen Sammlungen verfügbar gemacht werden. Das zweite Geschoss enthält die Bibliothek, das dritte einen Ausstellungssaal. Vorstand ist Archivrat Dr. Krieger. Bei diesem Anlasse sei bemerkt, dass im Auftrage der städtischen Archivkommission eine Chronik der Haupt- und Residenzstadt erscheint, von der alljährlich ein illustrierter Band ausgegeben wird, welcher die Ereignisse von Belang registriert. Dabei tritt das statistische Amt mithelfend ein, welches, in den letzten Jahren gegründet, auf dem Rathause seinen Sitz hat (Vorstand: Dr. Fr. Schäfer).

h. Eine allgemeine Volksbibliothek (Hebelstr. 1) ist Werktags von 6—8, Sonntags von 3—5 Uhr geöffnet (Mittwochs nur von 2—5 Uhr für Schüler). Diese Gründung des Karlsruher Männerhilfsvereins wird von Seiten der Stadt und durch private Beiträge erfreulich unterstützt.

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IV. Schule und Unterricht.

Mit vorzüglichen Schulen aller Art ist Karlsruhe ausgestattet wie kaum eine zweite Stadt gleicher Grösse. Staat und Stadt wetteifern in dieser Hinsicht und unterstützen sich gegenseitig. Auf verschiedenen Unterrichtsgebieten war Karlsruhe gewissermassen Versuchstation; hier erstund die erste technische Hochschule Deutschlands und das erste Mädchengymnasium; hier hat der badische Frauenverein unter dem Protektorate der Grossherzogin Luise eine ganze Reihe von Anstalten ins Leben gerufen, die für andere Städte vorbildlich geworden sind. Die zahlreichen Schulgebäude, insbesondere die städtischen aus neuester Zeit mit ihrer soliden, monumentalen Ausführung können als Muster dienen.

a. Staatliche Schulen.

Technische Hochschule, früher Polytechnikum, Kaiserstr. 12; mit 80 Lehrern und 800 Schülern ; dem Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts unterstellt; Direktor nach Wahl wechselnd; gegründet 1825 aus den Elementen der Bauschule Weinbrenner’s, der Ingenieurschule Tulla’s und einer Freiburger Privatgewerbeschule. Abteilungen: 1. Mathematik und allgemein bildende Fächer. 2. Architektur. 3. Ingenieurwesen. 4. Maschinenwesen. 5. Elektrotechnik. 6. Chemie und Pharmacie. 7. Forstwesen.

Akademie der bildenden Künste, früher Kunstschule, Stephanienstr. 82, mit 11 Lehrern und 100 Schülern; demselben Ministerium unterstellt; Direktion wechselnd; gegründet 1854. Abteilungen: Antikenklasse, Naturklasse, Malklasse, Meisterschüler, Bildhauerschule, Radierschule, Tiermalerschule.

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Kunstgewerbeschule, Westendstr. 81, mit 17 Lehrern und 230 Schülern; dem Gr. Gewerbeschulrat unterstellt; Direktor: H. Götz; gegründet 1871 als Abteilung der Gr. Landesgewerbehalle, seit 1878 selbständige Anstalt. Abteilungen: 1. Architekturschule. 2. Bildhauerschule. 3. Ciselierschule. 4. Dekorationsschule. 5. Keramische Schule. 6. Zeichenlehrerschule. 7. Winterschule (für Dekorationsmaler). 8. Abendschule (Freihandzeichnen und Modellieren). Im Lichthof das Gr. Kunstgewerbemuseum.

Baugewerkeschule, Moltkestr. 9, mit 34 Lehrern und 500 Schülern; dem Gr. Gewerbeschulrat unterstellt; Direktor: Baurat Kircher, gegründet 1878. Abteilungen: 1. Bautechnische Abt. 2. Maschinentechnische Abt. 3. Gewerbelehrer-Abt.

Gymnasium, Bismarckstr. 8, mit 35 Lehrern und 650 Schülern; dem Gr. Oberschulrat unterstellt; Direktor: Geh. Rat Dr. Wendt; 1586 in Durlach gegründet, 1722 nach Karlsruhe übergesiedelt, von 1808 bis 1872 Lyceum, seither wieder Gymnasium.

Lehrerseminar I, Bismarckstr. 10, mit 11 Lehrern und 110 Schülern; Direktor: Hofrat F. Leutz; evangelisch; gegründet 1823.

Lehrerseminar II, Rüppurrerstr. 29, mit 16 Lehrern und 110 Schülern; Direktor: W. Zengerle; gemischter Konfession; gegründet 1875.

Lehrerinnenseminar, Prinzessin-Wilhelm-Stift, Sofienstr. 31 u. 33; mit 7 Lehrkräften und 90 Schülerinnen; Direktor: Dr. Oeser; 1873 von Fräulein F. Trier als Zentralanstalt für Erzieherinnen gegründet; 1878 unter dem jetzigen Namen verstaatlicht.

Turnlehrerbildungsanstalt, Bismarckstr. 12, mit 110 Schülern; Direktor : A. Maul.

Landwirtschaftliche Winterschule und Obstbauschule, zusammen

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mit rund 200 Schülern; Vorstand: Landwirtschaftsinspektor Bach; bis 1895 Rüppurrerstr. 31, jetzt auf Augustenberg bei Grötzingen.

Wiesenbauschule, Redtenbacherstr. 25. Vorstand: Oberbaurat Drach.

Hufbeschlagschule, Zähringerstr. 25. Vorstand: Bezirkstierarzt Fr. Kohlhepp.

b. Städtische Schulen.

Staatliche Oberbehörde ist der Gr. Oberschulrat (für die Gewerbeschule der Gr. Gewerbeschulrat). Städtische Behörden sind die Schulkommission, aus 30 Mitgliedern unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Siegrist bestehend, und das Schulrektorat (Stadtschulrat: Professor Specht; Rektor Dr. Gerwig) für die technische Leitung der Volksschulen. Das Realgymnasium, die Oberrealschule, die Realschule und die höhere Mädchenschule, welche dem Ortsstatut nicht unterstehen, haben besondere Bei- und Aufsichtsräte. Nicht städtisch sind die Volksschulen der Lehrerseminare I und II.

Realgymnasium (Reformgymnasium), Waldhornstr. 15 und Schulstr. 1 , mit 32 Lehrern und 450 Schülern; Direktor: J. P. Treutlein; gegründet 1868.

Oberrealschule, Kaiserallee 6; mit 27 Lehrern und 500 Schülern; Direktor: Dr. Firnhaber; von 1774—1807 und 1812—1842 als Realschule mit dem Gymnasium verbunden, dann durch die Vorschule des Polytechnikums ersetzt, 1863 als höhere Bürgerschule neugegründet, von 1884 ab Realschule, von 1893 ab Oberrealschule.

Realschule, Waldhornstr. 9, mit 23 Lehrern u. 400 Schülern. Direktor: Dr. O. Ehrhard. 1896 von der Oberrealschule abgetrennt.

Höhere Mädchenschule mit Vorschule, Sofienstr. 14; 27 Lehrkräfte

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und 560 Schülerinnen; Direktor: Prof. Dr. Löhlein; 1827 als höhere Töchterschule gegründet; seit 1878 mit neuer Organisation unter dem jetzigen Namen.

Gewerbeschule, Zirkel 22; 13 Lehrer, 520 Schüler; Vorstand: Rektor Dr. Cathiau; 1835 gegründet; seit 1893 auch mit Lehrkursen für Frauen.

Kaufmännische Fortbildungsschule, Gartenstr. 22, 6 Lehrer, 110 Schüler; Vorstand: Reallehrer A. Vogt.

Volksschulen, Schulrektorat Kreuzstr. 15.

Einfache Knabenschule, Markgrafenstr. 28 u. Hardtstr. 3.

Einfache Mädchenschule, Erbprinzenstr. 18, Schützenstr. 35 und Hardtstr. 3.

Erweiterte Knabenschule, Karl-Wilhelmstr. 2, Bahnhofstr. 22 und Leopoldstr. 9.

Erweiterte Mädchenschule, Karl-Wilhelmstr. 2, Schützenstr. 35 und Waldstr. 83.

Knabenvorschule, Gartenstr. 22.

Bürgerschule, Gartenstr. 22.

Töchterschule, Kreuzstr. 15, Markgrafenstr. 42 und Kriegstr. 44

Fortbildungsschule für Knaben, Leopoldstr. 9.

Fortbildungsschule für Mädchen, Schützenstr. 35.

Industrie-Fortbildungsschule für Mädchen (Sofienschule), Bahnhofstr. 56, Scheffelstr. 37 u. Hardtstr. 3.

Unterricht für stotternde Kinder, Karl-Wilhelmstr. 2.

Unterricht für nicht vollsinnige Kinder, Markgrafenstr. 28.

Knabenhort, Markgrafenstr. 28.

Mädchenhort, Erbprinzenstr 18.

Handfertigkeitsschule für Knaben, Gartenstr. 22, Leopoldstr. 9 und Karl-Wilhelmstr. 2.

Kochschule für Mädchen, Erbprinzenstr. 18 und Karl-Wilhelmstr. 2.

Der jährliche Aufwand für die städtischen Schulen beträgt

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über 800 000 M. und die Schülerzahl beziffert sich auf rund 9000 Köpfe. In den Volksschulen sind Schulbäder eingerichtet (die Kosten des ersten wurden von einem Karlsruher Bürger getragen); kränkliche Kinder werden zur Erholung in Ferienkolonien verschickt; an der Einrichtung einer städtischen Schülerkapelle sind etwa 90 Knaben beteiligt.

c. Schulen des Badischen Frauenvereins.

Frauenarbeitsschule, Gartenstr. 47. Vorsteherin: Josephine Mayer.

Haushaltungsschule des Friedrich-Stifts in Verbindung mit dem Heim für alleinstehende Damen; Leopoldstr. 55 bis 59; Oberin: Lina von Gruben, Hausmeisterin: Luise Hartdegen.

Unterrichtskurse zur Ausbildung von Arbeitslehrerinnen, Gartenstr. 45. Vorsteherin: Kath. Bedenh.

Luisenschule, Leopoldstr. 61. Hausmutter: Lina Briegleb.

Kunststickereischule, Linkenheimerstr. 2. Schriftführerin: Lisinka Thelemann.

Seminar zur Ausbildung von Haushaltungslehrerinnen, Leopoldstr. 53. Vorsteherin: Mina Mayer.

Diese Schulen haben zusammen etwa 1600 Schülerinnen, wovon die weitaus grösste Zahl auf die Frauenarbeitsschule trifft.

d. Privatschulen.

Konservatorium für Musik, Sofienstr. 35, mit 33 Lehrkräften und 500 Schülern und Schülerinnen; Direktor : Prof. H. Ordenstein; gegründet 1884.

Allgemeine Musikbildungsanstalt, Ritterstr. 7, mit 30 Lehrkräften u. 370 Schülern u. Schülerinnen; Direktor : C. Rübner.

Malerinnenschule, Westendstr. 65, mit 6 Lehrkräften und 60 Schülerinnen; Vorstand: O. Kemmer und M. Roman; gegründet 1885. Abteilungen: Gipsklasse, Figurenklasse, Landschaftsklasse, Blumen- und Stilllebenklasse.

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Mädchengymnasium, Waldstr. 83, mit 19 Lehrkräften und 25 Schülerinnen; Leiter: Prof. K. F. Müller; gegründet 1893 vom Verein »Frauenbildungs-Reform«.

Viktoriaschule, Amalienstr. 35; 25 Lehrkräfte und 230 Schülerinnen; Vorsteherin: Elise Jüngst.

Institut und Fortbildungskurs Friedländer, Stefanienstr. 74; 22 Lehrkräfte, 90 Schülerinnen. Vorsteherin: Addy Friedländer. Victoria-Pensionat, Kaiserstr. 241. Vorsteherin: Anna Schneemann.

Militär-Vorbereitungsanstalt für das Einjährigen- und Fähnrichs-Examen, Kriegstr. 100; 13 Lehrer, 80 Schüler; Direktoren: W. Schmidt und B. Wiehl.

Privatvorschule für Knaben zur Vorbereitung für die Sexta der Gymnasien und Realschulen. Hirschstr. 46. C. Vater.

Ausserdem sind vorhanden eine Marthaschule, Leopoldstr. 22, Kleinkinderschulen, Lachnerstr. 8, Schwimmschulstr. 6, Waldhornstr. 57, Marktstr. 16 und Rheinstr. 13, Kindergärten, Hirschstr. 36, Schützenstr. 24 und Zirkel 18, Kleinkinderbewahranstalten, Erbprinzenstr. 12, Bahnhofstr. 56, Sofienstr. 52, Augustastr. 3, Grenzstr. 7, Luisenstr. 29, Sofienstr. 17, Steinstr. 29 und eine Kinderpflege, Durlacherstr. 32.

Die Aufzählung dürfte zur Genüge erweisen, dass man Karlsruhe den Namen einer Schulstadt nicht mit Unrecht gegeben hat.

V. Handel, Gewerbe und Verkehr

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Um diese Dinge war es in der jungen Residenz ziemlich lange schlecht bestellt. Handel und Gewerbe beschränkten sich auf das unbedingt Nötige, auf den eigenen täglichen Bedarf. Ein wesentlicher Aufschwung machte sich erst geltend, nachdem sich der allgemeine Verkehr in Folge der Eisenbahnbauten gehoben hatte, also in der Zeit um das Jahr 1840.

Vorher war man auf den Rhein und die Landstrassen angewiesen. Der nächste Rheinhafen war Schröck (das jetzige Leopoldshafen) und von dort aus ging der Speditions- und Kolonialwarenhandel über Karlsruhe in das Oberland, nach Württemberg etc.; eine der ältesten Firmen am Platze war Meerwein & Cie. Im Jahre 1800 traten an Stelle der Jahrmärkte die noch jetzt besteehnden zwei Messen. 1817 wurde eine städtische Mehlhalle mit Mehlmarkt eingerichtet. 1824 wurde das erste in Baden gewonnene Salz verkauft. Einer der ältesten Fabrikbetriebe war das Griesbach'sche Tabakgeschäft mit etwa 50 Arbeitern (1802). Eine von Leibmedicus Schrickel 1806 im Promenadewäldchen errichtete Glasfabrik wurde bald von hier verlegt. 1810 wurde eine Tapetenfabrik gegründet; 1813 sind ferner vorhanden eine Chaisenfabrik, eine Tuchfabrik, eine Bijouterie- und eine Spielkartenfabrik. Im gleichen Jahr wir eine Handelsstube in's Leben gerufen, die sich von 1820 an Handelskammer nennt (die jetzige gleichnamige Einrichtung stammt aus dem Jahr 1863). 1831 bildet sich dernoch heute bestehende Gewerbeverein. 1836 tritt die Kessler'sche Maschinenfabrik in's Leben (jetzt Maschinenbaugesellschaft) u. s. w.

Auch heute, bei vollständig veränderten Verhältnissen, kann sich Karlsruhe in Bezug auf Handel und Industrie mit

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der zweiten Hauptstadt des Landes nicht messen. Die günstige Lage Mannheims am Rheine und am Neckar ist ein gewaltiger Vorsprung. Das hat man in Karlsruhe schon frühzeitig begriffen und an Versuchen, die Stadt durch einen Kanal mit dem Rhein zu verbinden, hat es nicht gefehlt. Das 1818 besonders lebhaft beratene Unternehmen ist aber erst in den allerletzten Jahren der Verwirklichung nahe gebracht worden. Inzwischen hat die städtische Verwaltung mit der von ihr 1861/62 gebauten Maxaubahn ein gutes Geschäft gemacht und ganz erhebliche Einkünfte erzielt. Diese Einkünfte mussten sich aber verringern in Folge des Baues der strategischen Bahn nach Röschwoog. Gewissermaßen zum Ausgleich und weil das Hinterland an einem Karlsruher Hafen auch interessiert ist, teilt sich der Staat mit der Stadt in die Kosten der Kanal- und Hafenanlage. Wie weit diese, wenn erst fertiggestellt, den Aufschwung der Residenz fördern helfen wird, kann nur die Zukunft lehren. Der Weiterentwicklung ist einigermassen vorgearbeitet durch die im letzten Jahrzehnt erfolgte Anlage zweier grösserer Güterbahnhöfe. Der eine, der Rangierbahnhof am Durlacher Wald zwischen dem Wasserwerk und Gottesaue hat mit seinen Lagerplätzen die ungefähre Länge von 2 km bei einer Breite von 200 m. Der andere, der Westbahnhof im Bannwaldgebiet ist vorläufig wesentlich kleiner, hat aber zweifellos in der Nähe des neuen Hafens seine Zukunft. Beide liegen am Südrande der städtischen Gemarkung in der Nähe vorhandener und entstehender Industriegebiete und die sie verbindende Bahnlinie bildet zunächst die Südgrenze der baulichen Stadtentwicklung.

Heute schon ist die Zahl der Handelsgeschäfte aller Art eine ganz bedeutende; ein Gang durch die Kaiserstrasse mit ihren hübschen Läden zeigt dies zur Genüge. Aber auch die Fabrikbetriebe haben sich in grossstädtischer Weise vermehrt. Über 1000 Arbeiter beschäftigen: die Eisenbahnhauptwerkstätte

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(Wielandtstrasse), sowie die Deutsche Waffen- und Munitionsfabrik (Gartenstr. 67). Zwischen 1000 und 100 Arbeiter beschäftigen: die Maschinenbaugesellschaft (Beiertheimer Allee 10), die Nähmaschinen- u. Ofenfabrik von Junker & Ruh (Sofienstr. 61/65), die Nähmaschinenfabrik Karlsruhe (vormals Haid & Neu, Karl-Wilhelmstr. 26), die Cementwarenfabrik von Dyckerhoff & Widmann (Wielandstr. 25), die Eisenbahnbetriebswerkstätte (Bahnhofstrasse), die Möbelfabrik der Gebrüder Himmelheber (Kriegstr. 25), die Bauschreinerei von Billing & Zoller (Wilhelmstr. 9), die Waggonfabrik von Schmieder & Mayer (Beiertheimer Allee 12), das Artilleriedepot, das städtische Gaswerk (Kaiserallee 11), die Parfumerie- und Toiletteseifenfabrik von F. Wolff & Sohn (Durlacher Allee 31), die Eisengiesserei von Seneca (Falterstr. 2), die Chr. Fr. Müller'sche Hofbuchhandlung, Buch- und Steindruckerei (Ritterstr. 1), die Zigarrenfabrik von W. rieger & Cie. (Rüppurrerstr. 54), die Fabrik versilberter Waren von Christofle & Cie. (Ettlingerstr. 23), die Glacelederfabrik Mühlburg (vormals R. Ellstätter, Lameystr. 2), die Marmor-, Granit- und Syenitwarenfabrik von Rupp & Möller (Durlacher Allee 29), die Karlsruher Werkzeug - Maschinenfabrik (vormals Gschwindt & Cie., Ritterstr. 17), die Färberei und chemische Waschanstalt von Ed. Printz (Ettlingerstr. 67) u.s.w. Ausser den kleinen Betrieben auf den vorgenannten Gebieten sind noch vorhanden eine Hadernsortieranstalt, Fabriken für Tapeten, Baubeschläge, Blechhüllen, künstliche Blumen, Christbaumschmuck, Dachpappe, Dünger, elektrische Apparate, Essig und Senf, Herde und Kassenschränke, Knöpfe, Kanalartikel, Kartonagen, Konserven, Malz, Mineralwasser und Maschinen zu dessen Erzeugung, Pauspapier, Parketten und Leisten, Schirme, Schlösser, Wagen etc.

Von den 12 vorhandenen Brauereien arbeiten die meisten mit Grossbetrieb und ganz erheblicher Leistungsfähigkeit

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(A. Printz, K. Schrempp, S. Moninger, Fr. Höpfner, v. Seldeneck etc.). Die neuzeitliche Bauthätigkeit bedingt selbstredend eine stattliche Zahl aller Art von Baugeschäften und auf kunstgewerblichen Gebiet sind zu nennen die Möbelfabriken von Himmelheber, Kriegstr. 25, Distelhorst, Waldstr. 32, Reutlinger & Cie., Kaiserstr. 167, Gehrig, Belfortstr. 14, Vereinigte Schreiner, Amalienstr. 31, die Schlossereien von Blum, Fütterer, Hammer, Kiby, Lang, Nagel & Weber, Oberföll etc., die Dekorationsmalergeschäfte von Brasch, Fröschle, Holst, Schurth etc., die Glasmalerei von Drinneberg, die Thonofenfabriken von Geisendörfer, Haag, Fr. Mayer etc., die Intarsienschneiderei von Maybach, die Bildhauergeschäfte von Binz, Funke, Meyerhuber, Nussberger etc., die Elfenbeinschnitzerei von Stüber, die Galvanisieranstalten von Krauth & Pilckmann, die Juweliergeschäfte von Bertsch, Netter, Paar, Petry, Reudter etc., die Gravieranstalten von Klett, Mayer, Trefzger etc., die Bronce- und Messinggiesserei von Dölling & Wunder, die Stickereigeschäfte von Heilig,Kindler, Vieser etc., die Lichtdruckanstalten von Bäckmann, Schober, etc., die photographischen Anstalten von Mayer, Morat, Schuhmann, Suck etc., die Kunstdruckerei von Döring, die lithographischen Anstalten von Geissendörfer, Glockner, Gutsch, Müller etc., die Kunsthandlungen von Velten (Kaiserstr. 199a und Büchle (Kaiserstr. 149); die kunstgewerblichen Magazine von Blos(Kaiserstr. 104), Mayer & Cie. (Rondellplatz), Winter & Sohn (Kaiserstr. 147).

Auf dem Gebiete des Verlagshandels, des Buchdruckes und des Buchhandels war Karlsruhe schon frühzeitig auf der Höhe der Zeit. Heute sind 12 Verlagshandlungen und ebensoviele Buch- und Musikalienhandlungen vorhanden, während 36 Druckereien bestehen, aus denen u.a. 31 verschiedene Tagesblätter und Zeitschriften hervorgehen.

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Karlsruhe zählt 21 Bank- und Wechselgeschäfte, 45 Warenagenturen, 26 En gros- und einige hundert Detailgeschäfte, 65 Gasthöfe, 206 Wirtschaften, 28 Kaffeehäuser, rund 4000 Wohngebäude mit 18 000 Haushaltungen. Das Gemeindevermögen beträgt 15 Millionen, die jährlichen Ausgaben und Einnahmen der städtischen Verwaltung gleichen sich mit rund 6 Millionen aus; das Grund-, Häuser- und Gefällsteuerkapital wird mit 88, das Gewerbesteuerkapital mit 53, das Kapitalrentensteuerkapital mit 237 Millionen Mark angegeben (1896). Im gleichen Jahr wurden an den Karlsruher Bahnhöfen 1 226 284 Fahrkarten und 12 126 Kilometerhefte gelöst; die Zahl der ein- und ausgegangenen Briefe beträgt 15 634 944, die der Telegramme 266 919. Die vereinigten Mühlburger und Durlacher Pferde- und Dampfbahngesellschaft hat 2 856 784, die Lokalbahn Durmersheim – Spöck 1 231 333 Personen befördert.

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VI. Behörden.

Es ist selbstverständlich, dass die Haupt- und Residenzstadt der Sitz zahlreicher Behörden und Ämter ist, die mit der Hofhaltung, der staatlichen und städtischen Verwaltung der Gerichtsbarkeit, dem Militär, sowie mit Schule und Kirche im Zusammenhang stehen. Nachstehend wird eine Anzahl derselben namhaft gemacht und im übrigen sei auf das Karlsruher Adressbuch (Bielefeld’s Verlag, 4 M.) verwiesen, welches in alphabetischer Ordnung über 200 Behörden und etwa 180 Kassen aufführt.

  • Ministerium des Gr. Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten, Erbprinzenstr. 15.
  • Ministerium des Innern, Schlossplatz 19.
  • Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts, Herrenstr. 1.
  • Finanzministerium, Schlossplatz 2.
  • Generalintendanz der Gr. Civilliste, Schloss.
  • Geheimes Kabinett, Schloss.
  • Gartendirektion, Linkenheimerstr. 4.
  • Generaldirektion der Staatseisenbahnen, Friedrichplatz 13.
  • Oberdirektion des Wasser- und Strassenbaues, Karl-Friedrichstr. 13.
  • Domänendirektion, Zähringerstr. 65.
  • Steuerdirektion, Schlossplatz 2.
  • Zolldirektion, Schlossplatz 2.
  • Baudirektion, Stefanienstr. 28.
  • Oberpostdirektion, Friedrichsplatz 1.
  • Reichsbankstelle, Herrenstr. 30/32.
  • Oberrechnungskammer, Adlerstr. 25.
  • Verwaltungshof, Kreuzstr. 12.

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  • [[Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg|Verwaltungsgerichtshof, Erbprinzenstr. 7.
  • Oberlandesgericht, Linkenheimerstr. 7.
  • Landgericht, Linkenheimerstr. 7.
  • Landesversicherungsamt, Scblossplatz 19.
  • Oberschulrat, Lammstr. 1.
  • Gewerbeschulrat, Schlossplatz 19.
  • Oberkirchenrat, evangelischer, Sofienstr. 25.
  • Ober-Stiftungsrat, katholischer, Schlossplatz 13.
  • Kirchenbauinspektion, evangelische, Westendstr. 29.
  • Erzbischöflichee Bauamt, Durlacher Allee 15.
  • Hofbauamt, Zirkel 1e.
  • Rheinbau-Inspektion, Karlstr. 102.
  • Kulturinspektion, Redtenbacherstr. 25.
  • Fabrikinspektion, Schlossplatz 19.
  • Statistisches Landesamt, Akademiestr. i.
  • Centralbureau für Meteorologie und Hydrographie, Karl-Friedrichstr. 13.
  • Landw. botanische Versuchsanstalt, Kaiserstr. 2.
  • Landw. chemische Versuchsanstalt, Rüppurrerstr. 74.
  • Lebensmittelprüfungsstation, Techn. Hochschule.
  • Chemisch-technische Versuchsanstalt, Techn. Hochschule.

VII. Das Militär

Die militärische Bevölkerung beträgt rund 4500 Mann. Es liegen in Karlsruhe folgende 3 Regimenter:

1. Badisches Leibgrenadierregiment Nr. 109
1. Badisches Leibdragonerregiment Nr. 20
1. Badisches Feldartillerieregiment Nr. 14

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Karlsruhe ist der Sitz der Armee-Inspektion V (14. und 15. Armeekorps), des Generalkommandos der 14. Armeekorps, der Kommandantur, des Kommando der 28. Division, des Kommando der 55. Infanteriebrigade, des Kommando der 28. Kavalleriebrigade, das Kommando der 14. Feldartilleriebrigade; des Corps-Kommando der Gendarmerie, des Kommando des 3. Gendarmeriedistrikts, der Linienkommission F, sowie zahlreicher anderer militärischer Dienststellen.

VIII. Vereinsleben und Geselligkeit.

Wie allerwärts in Deutschland ist auch in Karlsruhe kein Mangel an Vereinen. Es sind deren etwa 330 vorhanden, darunter für Kunst und Wissenschaft 22, für Handel, Gewerbe und Landwirtschaft 18, für andere Berufsinteressen 35, für kirchliche Zwecke 13, für Unterrichtszwecke 12, für gemeinnützige Zwecke 46, für Unterstützung und Mildthätigkeit 16, für Kinder-, Alters- und Krankenpflege 18, für Volksbildung 7, für Politik 4, für Turnen und Leibesübung, für Spiel und Sport 30, für Musik und Gesang 46, für andere Geselligkeit 46; militärische Vereine 16. Aus der Reihe der Vereine mit wissenschaftlichen, künstlerischen und geselligen Zwecken sind besonders zu erwähnen:

Alpenverein, deutsch-österreichischer, Sektion Karlsruhe; Vorstand: Justizrat G. Becker; Lokal: Museum; Versammlungen am 1. Montag des Monats; Vorträge und Ausflüge. Auskunftsbureau: Müller & Gräff, Kaiserstr. 80a.

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Altertumsverein, Karlsruher; Vorstand: Geh. Rat Dr. Wagner; Lokal: Museum; Versammlungen: 3 mal im Monat; Vorträge. Arbeiterbildungsverein; Vorstand : Maurermeister A. Lacroix; Lokal: Wilhelmstr. 14. Vorträge: Winters alle Montag; Unterrichtskurse. Architekten- u. Ingenieurverein, badischer; Vorstand: Baurat A. Williard; Lokal: Museum; Versammlungen alle Monat. Bezirksverein deutscher Ingenieure, Karlsruher; Vorstand: G. Döderlein, Ingenieur. Lokal: Museum; Versammlungen am 1. und 3. Montag des Monats. Gartenbauverein; Vorstand: Hofgärtner R. Ahrens; Lokal: Brauerei Schrempp, Saal III. Versammlungen mit Vortrag und Pflanzenverlosung am 1. Mittwoch des Monats, ausgenommen Juli und August. Gewerbeverein; Vorstand: Privatier R. Ostertag; Versammlungen mit Vorträgen. Kaufmännischer Verein; Vorstand: Versicherungsdirektor J. Friedrichs; Lokal: Tannhäuser; Winters: Zyklus von Vorträgen. Kaufmännischer Verein Merkur; Vorstand: Georg Poth, Kaufmann; Lokal: Prinz Karl; Vorträge. Kolonialgesellschaft, Deutsche, Abteilung Karlsruhe; Vorstand: Präsident Dr. v. Grimm; Vorträge. Kunstgewerbeverein, Badischer; Vorstand: Direktor Götz; Winters: Versammlungen mit Vortrag und Ausstellung, in den Vier Jahreszeiten. Kunstverein; Präsident: Geh. Rat Dr. E. Wagner; Ausstellungslokal neben der Galerie im botanischen Garten. Naturwissenschaftlieber Verein; Vorstand: Geheimrat Dr. Engler; Versammlungen mit Vorträgen Freitags alle 14 Tage im Museum. Photographische Gesellschaft; Vorstand: Professor Fritz Schmidt. Lokal: Hotel National.

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Schwarzwaldverein, Badischer, Sektion Karlsruhe; Vorstand: Geh. Finanzrat Hildebrandt; Versammlungen mit Vortrag Winters jeden Donnerstag im Tannhäuser, Sommers Zusammenkunft im Stadtgarten oder im Landsknecht, Zirkel 31; Ausflüge Sonntags bei günstiger Witterung; Auskunftsbureau: Hebelstr. 11 bei Kaufmann Geuer. Technikerverein; Vorstand: Bautechniker R. Müller; Lokal: Landsknecht. Tierschutzverein; Vorstand: Kanzleirat F. Käflein, Adlerstrasse 30. Instrumentalverein; Vorstand: Kaufmann R. Hoeck; Musikdirektor: E. Spies. Liederhalle; Vorstand: Oberlandesgerichtsrat Rothweiler; Musikdirektor: Gageur; Lokal: Palmengarten, Herrenstr. 34; täglich Gesellschaft. Liederkranz; Vorstand: Kaufmann A. Wilser, Musikdirektor: J. Scheidt; Lokal: Klapphorn, Amalienstr. 14a; Samstags. Philharmonischer Verein; Vorstand: Finanzrat W. Sievert; Dirigent: Hofpianist C. Rübner. Bärenzwinger; Vorstand: Geh. Finanzrat Hildebrandt; Lokal: Brauerei Schrempp, Waldstr. 16. Eintracht; Vorstand: Hofjuwelier L. Paar; Lokal und Garten: Karl-Friedrichstr. 30. Hebelloge Nr. 6; Vorstand: Kaufmann S. Lucas; Lokal Waldstr. 55. Loge Leopold zur Treue; Vorstand: Rat L. Ruppert; Hebelstr. 21. Museum; Vorstand: Gend.-Oberst Hr. Schmidt; Winterlokal: Kaiserstr. 90; Sommerlokal und Garten: Blumenstr. 1.

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Schlaraffia; Vorstand: Rechnungsrat O. Steinbach; Lokal: Eintracht, Karl-Friedrichstr. 30; Sippungen Freitags vom 15. Oktober bis 15. Mai; Auskunftsbureau bei Kaufmann Levisohn, Kaiserstr. 145. Schriftsteller- u. Journalistenverein; Vorstand: Ministerialrat A. von Sybel. Verein bildender Künstler (Künstlerverein); Vorstand: Maler R. Schäfer; Lokal: Krokodil, Waldstr. 63, 2. Stock; täglich Gesellschaft; Hauptabende: Dienstag und Samstag.

IX. Durch und um die Stadt.

Die von a. bis g. beschriebenen Gänge sind derart eingerichtet, dass jeder folgende da beginnt, wo der vorhergehende endigt.

a. Vom Hauptbahnhof zum Schloss.

Der Hauptbahnhof, dessen Höherlegung oder Verlegung angestrebt wird und nur eine Frage der Zeit sein dürfte, ist 1842 von Eisenlohr erbaut und seitdem mehrfach verändert und vergrössert worden. Die Ansichten von Freiburg und Heidelberg im Wartesaal II. Klasse sind von den Malern Lugo und Hesse; die figürlich allegorischen Darstellungen in der davorliegenden Restauration, welche ursprünglich offene Vorhalle war, hat der Maler Brünner ausgeführt, während die Landschaften von A. Hörter gemalt sind.

Wer den Bahnhof durch den Haupteingang verlässt, der hat das Schienengeleise der Strassendampfbahn Spöck-Durmersheim

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12. Das Hotel Germania
13. Der Malschbrunnen

vor sich und sieht sich einem neuzeitigen Häuserviertel gegenüber, welches zum grossen Teil aus Gasthöfen und Wirtschaften zusammengesetzt ist, darunter das stattliche Hotel Victoria, Kriegstrasse 32. Die bebauten Plätze sind ein Teil des ehemaligen markgräflichen Gartens, von dem noch unüberbauten Rest durch die Kreuzstrasse getrennt, welche den nächsten Weg in das Innere der Stadt vorstellt und von öffentlichen Bauten die Töchterschule (Nr. 15), die Steuereinnehmerei (Nr. 11a) und den Verwaltungshof (Nr. 12) aufzuweisen hat. Dem Gitter des markgräflichen Gartens in der Kriegstrasse entlang führt der Weg zur Karl-Friedrichstrasse, welche den Hauptzugang zur Stadt bildet. Wo die Karl-Friedrichstrasse auf die Kriegstrasse stösst, um als Ettlingerstrasse in den Bahnhofstadtteil weiterzuführen, stand das einstige Ettlingerthor, welches 1873 der Verkehrsentwickelung zum Opfer fiel. Die vier Ecken der Strassenkreuzung sind markiert durch ein Hotel, einen Monumentalbrunnen und zwei Denkmäler. Das Hotel Germania, der vornehmste Gasthof der Stadt (vergl. Abbildung 12), wurde 1873 von Architekt Schmädel aus München gebaut und enthält in seinem Speisesaal Wandmalereien von Geiger, Gleichauf und Schurth. Der gegenüberliegende Malschbrunnen (vergl. Abbildung 13) nimmt mit seiner Inschrift bezug auf Oberbürgermeister Malsch und die unter seiner Amtsführung zu Stande gekommene städtische Wasserleitung. Die Architektur des Brunnens stammt von den Oberbauräten Lang und Warth; die Marmorfiguren (Nymphe und Hylas) sind Arbeiten von Bildhauer Prof. Moest. Das in seinem Unterbau neuerdings umgestaltete Winterdenkmal wurde 1851 errichtet (Bildhauer Reich) und stellt den ehemaligen Minister Winter dar, der 1838 starb, nachdem er tagszuvor im Landtag mit einer Rede die Notwendigkeit des Eisenbahnbaues begründet hatte. Ob der verdiente Mann wohl ahnte, wie dereinst sein Standbild tagtäglich vom

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14. Das Kriegerdenkmal
15. Die katholische Stadtkirche St. Stephan

Rauch der Lokomotiven umwoben werden sollte? Das Kriegerdenkmal, errichtet von der Stadt Karlsruhe zur Erinnerung an die Jahre 1870/71 und die im Feldzug Gefallenen ist von Professor H. Volz ausgeführt (vergl. Abbildung 14).

Dem Malschbrunnen folgt stadteinwärts das Markgräfliche Palais, jetzt bewohnt von S. Gr. H. dem Prinzen Karl und als ursprüngliches Palais der Reichsgräfin von Hochberg erbaut von Weinbrenner. Gegenüber liegt u. a. das Haus der Gesellschaft Eintracht, in dem auch die Handelskammer ihre Geschäftsräume hat. Am Rondellplatz münden zwei verkehrsreiche, das Fächersystem schräg durchschneidende Strassen. Nach rechts führt die Markgrafenstrasse zu einem von Oberbaurat Warth erbauten stattlichen Schulhaus (Nr. 42) und auf den Lidellplatz mit dem Denkmal des 1793 verstorbenen Kammerrats Lidell, der u. a. eine grosse Stiftung für das an den Platz anschliessende städtische Krankenhaus machte (Adlerstr. 29). Nach links führt vom Rondellplatz ab die Erbprinzenstrasse auf den Friedrichsplatz. Zur Linken desselben mit der Front in die Lammstrasse liegt zunächst das Gebäude der Generaldirektion der badischen Eisenbahnen, 1870/74 erbaut von Helbling, mit Gemälden von Canon im Sitzungssaale. Dann folgt der Sammlungsbau (vergl. Abbildung 8), das Staatsministerium (Hübsch 1857) und das Palais Fürstenberg (Nr. 17). Nördlich der Erbprinzenstrasse liegen die Arkadenhäuser mit Kaufläden und der Reichspost (Friedrichsplatz 1); der letzteren gegenüber das Ständehaus (Weinbrenner 1821) mit Bildern von Schwind im Sitzungssaal der I. Kammer; die katholische Stadtkirche (vergl. Abbildung 15) erbaut von Weinbrenner 1808 und restauriert von Ad. Kerler mit Altarbild von Marie Ellenrieder und einer alten Orgel aus dem Kloster St. Blasien; in nächster Nähe das Gebäude der Reichsbank (Herrenstr. 30/32) und das Telegraphen- und Telephonamt (Herrenstr. 23).

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Inmitten des Rondellplatzes in der Karl-Friedrichstrasse ist ein Brunnen mit Obelisk errichtet (Bildhauer Raufer). Der aus dem Pfinzthal geholte Sandsteinmonolith ist 7,8 m hoch (ohne Unterbau) und trägt die Inschrift „Dem Gründer der Verfassung die dankbare Stadt Karlsruhe“ (Grossherzog Karl, dessen Bronzemedaillon anderseits angebracht ist). Vom Rondell geradeaus nach Norden führt der Weg an der Gr. Landesgewerbehalle' (Karl-Friedrichstrasse 17) vorüber; das ursprünglich herrschaftliche Palais, später Cafe Beck, dient dem jetzigen Zwecke seit 1865. Dann folgt ein stattlicher Neubau auf dem Platze des ehemaligen Griesbach’schen Tabakgeschäftes, das von Oberbaudirektor Durm ausgeführte Bezirksamt. An der Hebelstrasse, in welcher die Loge Leopold zur Treue, auch „Zu den vier Jahreszeiten“ genannt, liegt (Nr. 21; Architekten Knoderer und Haunz) verbreitert sich die Karl-Friedrichstrasse zum Marktplatz. In seiner Axe liegen ein Brunnen mit dem Standbild des Grossherzogs Ludwig ausgeführt von Raufer 1830, und die Pyramide, das Wahrzeichen der Stadt. Sie ist das schmucklose Grabmal des Gründers von Karlsruhe an Stelle der einstigen ersten Stadtkirche. Eine mit einer Bronzetafel verschlossene Öffnung führt in das gewölbte Innere und die äussere Inschrift besagt: „Hier, wo einst Markgraf Carl im Schatten des Hardtwaldes Ruhe suchte und die Stadt sich erbaute, die seinen Namen bewahrt, auf der Stätte, wo er die letzte Ruhe fand, weiht ihm dies Denkmal, das seine Asche verschliesst, in dankbarer Erinnerung Ludwig Wilhelm August 1823.“

4. Der Marktplatz mit der evang. Stadtkirche

Die östliche Seite des Marktplatzes wird eingenommen von der protestantischen Stadtkirche (vergl. Abbildung 4), welche in die Häuser des ehemaligen Lyceums eingebaut ist (jetzt Oberdirektion des Wasser- und Strassenbaues). Von Weinbrenner 1807/17 erbaut, enthält die Kirche im Innern Bilder von Jagemann, Feodor Iwanowitsch, Koopmann und Zoll

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5. Das Rathaus

und die Statuen der Religion und Liebe von Ohnmacht. Unter der Kirche befindet sich die Familiengruft des Fürstenhauses. Der Turm ist ohne die krönende Engelsfigur 65 m hoch. Der Stadtkirche gegenüber steht das Rathaus (vergl. Abbildung 5), 1821/25 von Weinbrenner erbaut und seitdem im Innern vielfach verändert. Das grosse Gebäude umschliesst drei Höfe und enthält zahlreiche Räume für die städtische Verwaltung, die Polizeiwache u. s. w. Im Treppenhaus befindet sich eine Bronzetafel mit den Namen gemeinsinniger Stifter (modelliert von F. Dietsche) und ihr gegenüber eine Gedenktafel für die 1870/71 gefallenen Karlsruher. Der grosse Rathaussaal ist mit der Bronzebüste Kaiser Wilhelm I. von Begas und mit den Ölbildern der badischen Fürsten geschmückt und die Fensterwand zeigt hübsche, von wohlhabenden Bürgern gestiftete Glasgemälde, welche verschiedene Zweige der städtischen Verwaltung sinnbildlich darstellen und nach den Entwürfen von Maler Kemmer ausgeführt sind. Der kleine Rathaussaal enthält u. a. die Ölbilder der drei deutschen Kaiser. Im Sitzungssaal des Stadtrats finden sich die Bilder des Grossherzogs Friedrich und des Fürsten Bismarck. Inmitten der Rückseite des Rathauses ist ein sehr massiver Gefängnissturm eingebaut, 52 m hoch und mit einem vergoldeten Merkur gekrönt, der als Wetterfahne das Gegenstück zu dem vergoldeten Engel der Stadtkirche bildet. Für die geplante Ausschmückung der Rathausfassade wurde 1897 ein Wettbewerb ausgeschrieben und die preisgekrönten Entwürfe befinden sich im städtischen Archiv. Hinter dem Rathaus nimmt das Café Bauer, 1887 erbaut von Hermann und Vivel mit seinen hübschen Räumen, worunter auch ein sog. Ratskeller, ein ganzes Geviert ein. Zu beiden Seiten der Pyramide wird der Marktplatz, auf welchem Dienstags, Donnerstags und Samstags Wochenmarkt abgehalten wird, von Privatgebäuden begrenzt.

Nördlich der Kaiserstrasse verengt sich die Karl-Friedrichstrasse

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wieder auf gewöhnliche Breite, kreuzt am Frankeneck die Zirkelstrasse und führt am Gebäude des katholischen Oberstiftungsrates vorüber nach wenigen Schritten auf den Schlossplatz (vergl. die Abbildungen 1 und 3). Der Schlossplatz ist der grösste und schönste freie Platz der Stadt. Hier lagen, wie alte Pläne darthuen, in hübscher Einteilung die Blumenbeete, welche der Gründer der Stadt hatte anlegen lassen. Die jetzige Ausstattung stammt aus den Jahren 1815 — 20; lange Zeit wurden hier die beiden alljährlichen Messen abgehalten; in den Lindenalleen stunden die Verkaufsbuden und auf dem mittleren, überkiesten Paradeplatz hausten Kunstreiter, Menagerie- und Schaubudenbesitzer. Nach Verlegung der Messe wurde auch dieser Teil zu Anlagen umgewandelt (1873). Die Mitte des Platzes schmückt das Denkmal des Grossherzogs Karl Friedrich. Von Schwanthaler modelliert, wurde es 1844 errichtet. Die vier Eckfiguren stellen die ehemaligen vier Kreise des Landes dar: Seekreis, Ober-, Mittel- und Unterrheinkreis. Von dieser Stelle aus lässt sich der ganze Platz am besten übersehen. Den südlichen Abschluss bilden die Arkadenhäuser, die, ursprünglich alle zweistöckig, heute zum Teil durch schöne Monumentalbauten ersetzt sind. Das erste Gebäude linker Hand zwischen Waldhorn- und Kronenstrasse ist das Finanzministerium, von Hübsch 1829 — 33 erbaut, mit den Bronzemedaillons sämtlicher Fürsten der Linie Baden-Durlach in der Vorhalle. Unter den folgenden Privathäusem sind als besonders reich Nr. 7 (Arch. Schweickhardt), Nr. 10 (Lang) und Nr. 12 (Franz Benzinger) zu erwähnen. Zwischen Lamm- und Ritterstrasse nimmt das Ministerium des Innern ein ganzes Geviert ein und ebenso zwischen Herren- und Waldstrasse das Palais I. K. H. der Prinzessin Wilhelm. Diesem gegenüber liegt die von Hübsch 1836 — 45 erbaute und 1895/96 von Durm erweiterte Kunsthalle (vergl. Seite 23). Inmitten

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der nordwestlichen Begrenzung des Schlossplatzes liegt das Gr.Hoftheater, von Hübsch 1851—53 erbaut. Dasselbe fasst 2000 Personen, hat elektrische Beleuchtung und einen eisernen Schutzvorhang. Der dekorative Vorhang ist von Ferd. Keller gemalt. Hinter dem Theater befindet sich der botanische Garten mit der Orangerie und den übrigen Pflanzenhäusern. In demselben hat das bescheidene Hübsch-Denkmal Platz gefunden. Nordöstlich wird der Schlossplatz durch die Marstallgebäude begrenzt. Die beiden von den Lindenalleen umschlossenen Anlagen haben zum Mittelpunkt kreisrunde Wasserbecken mit schalentragenden Nymphengruppen.

Das Gr.Schloss umschliesst mit seinen beiden seitlichen Flügeln einen kleinern, für sich abgegrenzten Schlossplatz, der ebenfalls schöne Anlagen und 2 Springbrunnen aufzuweisen hat. Die mitten durchführende Hauptanfahrt ist flankiert durch die kleinen Gebäude der Schlosswache. Hier pflegt an schönen Tagen die Wachparade zu spielen. Das Schloss ist in den Jahren 1752 — 75 auf Grundlage der Pläne des Lieutenants von Kesslau errichtet, nach dessen Tode die Bauleitung an den Architekten W. J. Müller überging. Von der ersten Anlage aus dem Jahre 1715 ist blos der Unterbau des Turmes erhalten , welcher, 42 m hoch, einen interessanten Überblick auf die Stadt gewährt. Hinter dem grossen Balkon des Mittelbaues liegt der schönste Raimi des Schlosses, der grosse Marmorsaal mit einem durch den Astronomen Cassini bestimmten, auf dem Parkett durch einen Messingstreif bezeichneten Meridian. (Da die Stadt nicht genau orientiert ist, so führt dessen Fortsetzung nicht über die Pyramide, sondern der Front des Hotel Grosse entlang über die Stadtkirche.) Der westliche Schlossflügel enthält die fürstlichen Wohnräume, der östliche die Schlosskirche. Über den beiden Portalen an den Enden der Flügel, welche die Zugänge zum Schlossgarten bilden, führen Galerien in die Nebengebäude; auf der Westseite

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Seite zur Generalintendanz und zur Hofküche, auf der Ostseite zur alten Hofbibliothek und zum Geh. Kabinett.

16. Der Schlossgartenses nach Norden
17. Der Schlossgartensee nach Süden

Der Gr.Schlossgarten, eine Perle der Stadt, ist in dankenswertester Weise dem Publikum zugänglich. Die prächtigen, wohl gepflegten Anlagen mit seltenen Bäumen imd Ziergehölzen, mit den säubern und Winters schneefrei gehaltenen Wegen haben denn auch ihre ständigen Besucher. Zahlreiche Singvögel entfalten ihr Leben im Gezweige und danken mit ihrem Gezwitscher für die Futterspenden während der kalten Zeit. Es ist für den Naturfreund eine köstliche Erscheinung, zu betrachten, wie das Volk der verschiedenen Meisen inmitten des Schlossgartenidylls sich so sicher fühlt, dass es die Nuss- und Sonnenblumenkeme den Vorübergehenden aus der Hand holt. Wer den Schlossgarten bei der Schlosskirche betritt, gelangt nach wenigen Schritten zum Eingang in den Gr.Fasanengarten, dem zwei ruhende Hirsche vorgelagert sind und der durch ein prächtiges Rokokogitterthor verschlossen ist. In geringer Entfernung folgt ein zweites einfacheres Thor aus etwas späterer Zeit. Bei der folgenden Wegteilung gelangt man rechts der geraden Mauer entlang und dieser später im Winkel folgend am Eingang zu den Hofgärten und Baumschulen vorüber an das Wildparkthor, während der mittlere Fahrweg, etwas kürzer, ebenfalls dahin führt und links ein Pfad durch das Gebüsch beim Schlossgartenteich ausmündet (vergl. die Abbildungen 16 und 17). Dieser reizende Punkt gewährt einen Rückblick über die Rasenfreiung zum Schloss und ist besonders schön, wenn der eingelagerte Fels seinen Wasserstrahl emporsendet. Vom Teich zum Wildparkthor führt der Weg an der ehemaligen Hofschreinerei (jetzt Dienerwohnungen) vorüber. Hier beginnt der sich 14 km nach Norden hinziehende, eingefriedigte Park mit prächtigem Waldbestand und zahlreichem Wild. Der östlich abziehende, ohne besondere Erlaubnis begehbare „Klosterweg“ führt zu der dem

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Andenken des in der schönsten Jugendblüte verstorbenen Prinzen Ludwig erbauten Gedächtniskirche (Mausoleum , Gr. Hofbauamt) und zum neuen Friedhof. Gerade aus führen verschiedene Alleen in den Park, der mit Erlaubniskarte (vergl. Tag- und Stundenzettel) ebenfalls begangen werden darf. Linker Hand führt ein benachbartes zweites Thor in den Hardtwald, zum Hofwasserwerk mit den Radfahrer-Übungsplätzen, in das Nordwestend der Stadt u. s. w. Den Schlossgarten durch das Wildparkthor nicht verlassend, kann man auf vielerlei Wegen den übrigen Teil begehen, um schliesslich bei der Hofküche am Schloss oder am Linkenheimerthor den Ausgang zu nehmen. Für gewöhnlich sind im ganzen 6 Zu- und Abgänge offen. Der Umfassungsmauer entlang führen beiderseits Wege im Viertelskreis vom Wildparkthor zum Linkenheimerthor. Dem Wasserturm gegenüber steht ein kleiner offener Tempel mit der Büste Karl Friedrichs; mehr der Mitte zu, findet sich auf einer Wegkreuzung das Hebeldenkmal, ein gotischer Baldachin mit der Büste des Dichters, mit Inschriften und auf dessen Dichtungen bezugnehmenden Eckfigürchen. In der Nähe eine hübsche Brunnenschale, eine Victoria etc. Die Rückseite des Schlosses ist von einer Terrasse mit Blumengarten umgeben; dem Schlosseingang auf der Rückseite des westlichen Flügels gegenüber ist eine Tritonengruppe aus dem vorigen Jahrhundert bemerkenswert.

Vom Schlossturm führt eine gerade Allee durch den Schlossgarten zum Linkenheimerthor. Es liegen dann links am Wege die Rückseiten der Gebäulichkeiten des botanischen Gartens, der auch von hier aus begangen werden kann, und eine tiefer gelegte Gartenpartie mit Grottenwerk, während rechts der Allee in unmittelbarer Nähe des versenkten Thors ein kleiner Wasserfall angelegt ist, auf dessen Fels eine Marmorgruppe von Steinhäuser, Hermann und Dorothea darstellend, Platz gefunden hat.

b. Der Hardtwaldstadtteil.

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Derselbe ist der Hauptsache nach seit 1870 erstanden. Der Erwerb der Plätze war zum Teil an die Bedingung geknüpft, villenartig zu bauen. Aus diesem Grunde und der ruhigen Lage in der Nähe des Waldes wegen hat sich hier der wohlhabende Teil der Bevölkerung mit Vorliebe niedergelassen, wesshalb der Stadtteil im Volksmund auch die Bezeichnung „Millionenviertel“ führt.

In der Nähe des Linkenheimerthores, das als solches 1875. abgetragen wurde, da wo das Verbrauchssteuerhäuschen steht, liegt in einem Hofe die frühere Kadettenanstalt, jetzt Garnisonverwaltung. Ein Häusergeviert weiter, zwischen Stefanien- und Akademiestrasse, liegt auf derselben Seite das stattliche 1878 von Leonhard erbaute Justizgebäude, Sitz des Oberlandesgerichts und des Landgerichts, während anderseits die von Hübsch erbaute Orangerie den botanischen Garten abschliesst.

Hinter dem Gebäude der Garnison Verwaltung mit der Front in die Bismarckstrasse und den Hintergebäuden in die Moltkestrasse zeigt sich das von Devin erbaute, mit einer Germania von Volz gekrönte Gebäude des Generalkommando des 14. Armeekorps, aus Gewohnheit von früher her auch heute noch gelegentlich als „Werderpalais bezeichnet. Zwischen den genannten beiden Strassen, die durch kürzere Strassen in Gevierte zerlegt werden, liegen nun zahlreiche Staatsbauten und Villen, den eigentlichen Hardtwaldstadtteil bildend. In der Bismarckstrasse sind zu erwähnen das Gymnasium (Leonhard) Nr. 8, das Lehrerseminar I, Nr. 10, die Zentralturnhalle, Nr. 12, beide von Lang erbaut. Hinter der letztern mit der Front in die Moltkestrasse befindet sich die Gr. Baugewerkeschule, 1891 erbaut von Kircher und an den Schmalseiten mit Malereien von Th. Holst geschmückt. Der Turnhalle gegenüber, getrennt durch die Fichtestrasse, liegt das verschindelte

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11. Das Kunstgewerbemuseum

Gebäude der neuen Kunstschule. Die alte Kunstschule befindet sich schräg gegenüber, Bismarckstr. 67 und vor dieser liegt der Kunstschulplatz mit dem von Volz modellierten Scheffeldenkmal (vergl. Abbildung 18), welches 1892 enthüllt wurde und mit den seitlichen Reliefs Scenen aus Ekkehard darstellt. Ecke der Bismarck- und Westendstrasse steht das Atelierhaus (Lang) mit der Malerinnenschule, daneben ein Denkmal von Weltring für den Kunsthistoriker Lübke. Ecke der Moltke- und Westendstrasse steht die Gr. Kunstgewerbeschule (Durm 1889) mit dem Kunstgewerbemuseum (vergl. S. 31 und Abbildung 11). Dazwischen liegen die Villa Schönleber mit originellen Malereien von W. Volz und K. Eyth, die Villa Keller mit ihrem Spitzdach (Curjel & Moser) und verschiedene andere Villen. In unmittelbarer Nähe, Jahnstr. 14, ist ein weiteres, von K. Brünner bemaltes Haus bemerkenswert und architektonisch interessant ist auch das Muntz’sche Eckhaus, Westendstr. 68, erbaut von Kircher.

19. Die Jahnstrasse im Hardtwald-Stadtteil

Während die Jahnstrasse sich vorläufig an der Rheinthalbahn tot läuft und über diese weg nach Westen hin das von Durin erbaute Amtsgefängnis erblicken lässt (vergl. Abbildung 19), führt die Moltkestrasse über die Bahn hinweg zum Kadettenhaus, einer rechteckigen Anlage von 320 auf 170 m, 16 einzelne Bauobjekte umfassend, 1892 fertig gestellt. Daran anschliessend, ungefähr ebensogross und 21 einzelne Bauten umfassend, reicht die neue Infanteriekaserne bis auf 100 m an den grossen Exerzierplatz hinan, der mitten im Hardtwald liegend, ein Rechteck von ungefähr 800 auf 1100 m bildet.

Am Denkmal der Leibgrenadiere links abbiegend und die Maxaubahn überschreitend, gelangt man zur neuen Dragonerkaserne an der Kaiserallee. Auch diese Anlage nimmt einen grossen Platz in Anspruch; um den Exerzierhof gruppieren sich 18 Einzelbauten. Von hier aus sieht man die ersten Gebäude des Stadtteils Mühlburg (1886 einverleibt), darunter

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die von Williard erbaute kath. Kirche; bis hierher reichen die südlich der Allee liegenden Häuserquadrate und hier führt die Schwimmschulstrasse ab zur Militär-Badeanstalt und durch den Bannwald zum Westgüterbahnhof und nach Grünwinkel. Von der Schwimmschulstrasse auf der Kaiserallee in der Richtung nach Osten zur Altstadt zurückkehrend, liegen zur rechten Hand zahlreiche Wohn- und Wirtshäuser, Biergärten, der Platz des ehemaligen Schützenhauses, die Brauerei Printz (Nr. 15 und 17), das städtische Gaswerk (Nr. 11) etc. Zur Linken, in den Hardtwald eingebaut, folgen der Dragonerkaserne das Ludwig-Wilhelm-Krankenheim (Vereinsklinik), das Gebäude der Versicherungsanstalt Baden, beide von A. Weinbrenner erbaut, das städtische Friedrichsschulhaus (Oberrealschule) von Strieder und die Badische Versorgungsanstalt von Hanser. Hinter diesen Gebäuden , an der Hildapromenade gelegen, sieht man die altkatholische Auferstehungskirche nebst Pfarrhaus (Oberbaurat Schäfer; vergl. Abbildung 9) und anderseits der Bahngeleise zwischen Riefstahl- und Westendstrasse die protestantische Christuskirche von Curjel & Moser. An die letztere schliessen sich an das zugehörige Pfarrhaus und die Villen der genannten beiden Architekten.

c. Durch die Kaiserstrasse.

Die Hauptstrasse der Stadt ist 2100 m lang und 24 m breit. Sie ist ganz gerade, bildet mit der Ost-West-Richtung einen Winkel von ungefähr 4° und liegt am Mühlburgerthor 80 cm tiefer als am Durlacherthor. Die ursprünglichen zweistöckigen Modellhäuser sind bis auf wenige im Osten verschwunden und die mit einer grossen Zahl architektonisch schöner Häuser besetzte Strasse würde auch einer grössern Stadt alle Ehre machen. Wählt man den Gang von Westen nach Osten (die Numerierung

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20. Das Kaiserdenkmal am Mühlburgerthor.

der Häuser läuft entgegengesetzt), so wird die Strasse an der Stelle des ehemaligen Mühlburgerthors betreten, welche durch die beiden stehen gebliebenen Wachthäuschen gekennzeichnet ist. Zur Linken liegt dann das Pfründnerhaus, eine Wohlthätigkeitsgründung aus dem Jahre 1831. Die Stefanien- und Amalienstrasse, welche mit der Kaiserstrasse gleiche Winkel bilden, und die Leopoldstrasse, welche sie senkrecht schneidet, umschliessen zusammen den Kaiserplatz mit dem von Professor A. Heer modellierten und 1897 enthüllten Kaiserdenkmal (vergl. Abbildung 20). Auf der Vorderseite des Postamentes verkündet eine Victoria den Sieg; auf der Rückseite hat die „Geschichte“ die Namen Strassburg und Metz auf ihre Tafel verzeichnet und ihr zu Füssen lehnen die Wappen der Reichslande. Die Reliefdarstellungen der beiden Langseiten stellen die Kaiserproklamation und badische Truppen im Feldzuge dar. Das Postament ist 5,7, das Reiterbild 5,2, das Ganze demnach 10,9 m hoch. Um dem Denkmal seinen Platz zu schaffen, wurde die ehemals gerade durchlaufende Kaiserstrasse hier gespalten und beiderseits im Bogen geführt. Vor einem der ersten Häuser linker Hand (Nr. 184) steht ein Schilderhaus; hier befindet sich das Kommando der 28. Division. Gegenüber (Nr. 241) das Victoria-Pensionat und zwei Häuser weiter (Nr. 237) ein interessantes Gebäude aus dem Anfang des Jahrhunderts. Die beiden folgenden Quadrate linker Hand, zwischen Hirsch- und Karlstrasse sind erst seit 1875 überbaut, auf dem ehemaligen Langenstein’schen Garten, in dessen Nordwestecke, Stefanienstr. 51, das Palais Douglas von Dyckerhoff steht (Saal mit Wandbildern von F. Keller). In dem ersten Quadrat bilden fünf von Ziegler erbaute Häuser (Nr. 164/172) eine einheitliche Front und gegenüber fällt das Haus des Hofphotographen Suck durch seine Malerei in die Augen (Nr. 223). Das Häuserquadrat, welches der an Stelle der alten Infanteriekaserne erbauten

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Reichspost (Reg.-Baumeister Walter) gegenüberliegt, ist in der ganzen Front gleichartig ausgebaut nach den Plänen von Durm. Vor dem Reichspostgelände soll späterhin ein Bismarckdenkmal seinen Platz finden. Der hinter dem Reichspostgebäude noch verbliebene Kasernenrest ist Eigenturm der Stadtgemeinde und wird einer Markthalle oder einem anderen öffentlichen Bauwerke weichen müssen. Die breite Karlstrasse, welche an der Reichspost die Kaiserstrasse quer durchschneidet, führt rechts auf den Ludwigsplatz (Wochenmarkt: Montags, Mittwochs und Freitags) und zum Karlsthor, links zur Münze (Weinbrenner 1827) vorüber am Café Tannhäuser und am schönsten und reichsten Privathaus der Stadt. Es ist das von Durm erbaute Palais Schmieder, Ecke der Karl- und Akademiestrasse, mit Bildhauerarbeiten von A. Heer, vergl. Abbildung 7. Bemerkenswerte Häuser der Kaiserstrasse bis zur nächsten Strassenkreuzung sind rechts Nr. 215 (ehemaliger »Deutscher Hof«, Arch. Keck) und links Nr. 124 (ehemalige Hofapotheke, Ziegler). Auf der selben Seite liegen auch die Brauerei Moninger mit hübschen Sälen (Nr. 142) und das Friedrichsbad mit Schwimmhalle (Nr. 136).

Das linke stumpfe Eck von Kaiser- und Waldstrasse ist der Eingang von Ziegler erbauten Kaiserpassage; sie bildet die gedeckte Verbindung mit der Akademiestrasse und enthält Läden und Wirtschaften. Links in die Waldstrasse einbiegend, gelangt man zur Brauerei Schrempp (Waldstr. 16) mit grossen Sälen, Colosseum, Lokal der Gesellschaft »Bärenzwinger« etc.; rechts einbiegend kommt man am gotischen Brunnen des Ludwigsplatzes vorüber zum Krokodil (Waldstr. 63) mit Wein- und Münchner-Bierstube, mit Künstlervereinslokal etc. Zwischen Wald- und Herrenstraße sind an den Häusern an der Kaiserstraße hervorzuheben: das Eckhaus Nr. 122 von

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G.Ziegler, Nr. 120, erbaut von Kerler für die Glashandlung Villinger, Kirner & Cie, Nr. 118 und 108, beide von Curjel & Moser. Im Eckhaus Nr. 104 der reich ausgestattete Laden kunstgewerblicher Erzeugnisse von Hoflieferant Fr. Blos. Anderseits die stattlichen Häuser Nr. 199 (Benzinger), Nr. 197 (Durm), Nr. 185 (Knoderer und Haunz). Rechts in die Herrenstrasse einbiegend zum Telegraphenamt]], zur Reichsbank etc.

Zwischen Herren- und Ritterstrasse links Nr. 94 (Frei) und Nr. 92 (Ziegler), rechts Nr. 167 (Ziegler, Reutlinger'sche Möbelhandlung). Rechts in die Ritterstrasse einbiegend zur Post und zum Ständehaus, links Hotel zum Erbprinzen und das Haus der Museumsgesellschaft (Weinbrenner).

An der Ecke der Lammstrasse: Nr. 145 Kaufhaus Model (Lang); in der Lammstrasse dessen Front entlang zum Café Bauer mit schönen Räumen. Zwischen Lammstrasse und Marktplatz: Kaiserstr. 80 Apotheke (Warth).

Den folgenden Teil der Kaiserstrasse stellt die beigegebene Abbildung 21 dar. Es mögen noch besonders erwähnt sein: inmitten der Kreuzstrasse die sog. kleine Kirche, als Kirche der Reformierten 1771 von Müller erbaut; die Fassade zeigt eine schöne Architektur, ist aber verwahrlost. Die Häuser Nr. 123 (Durm) und gegenüber Nr. 56 (Hochstetter) gehören mit zu den erstgebauten der Kaiserstrasse, soweit es sich um neuere Monumentalarchitektur handelt. Rechts in der Nähe der Kronenstrasse die Häuser Nr. 101/103 (Walder) und Nr. 97 (Ziegler); gegenüber Nr. 36 (Keck) und die Synagoge, welche von Durm an Stelle der 1871 abgebrannten Weinbrennersch'en erbaut wurde. In der weitern Folge auf derselben Seite noch einige hübsche Häuser und anderseits die orginelle Backsteinfassade Nr. 71 (Kempermann & Slevogt). Die technische Hochschule (vergl. Seite 34), schon von weitem durch ihre geschlossene Masse in rotem Sandstein

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auffallend, ist in ihrem linken Flügel 1833/35 von Hübsch erbaut; die Verdoppelung der Fassade mit Verlegung des Haupteingangs in einen besonderen Mittelbau wurde von Fischer 1864 vollzogen. Im Hofe eine Büste des um die Anstalt hochverdienten Redtenbacher von Fr. Moest und verschiedene An- und Nebenbauten aus alter und neuer Zeit. Dahinter, etwas weiter nördlich zwischen Schulstrasse und Fasanengarten der gross angelegte Aulabau von Durm und das elektrotechnische Institut von Warth.

Zwischen dem Polytechnikum und der Brauerei Höpfner führt die Schulstrasse zum Realgymnasium und zur Realschule mit gemeinsamer Turnhalle, erbaut von Lang 1873 und 1876. Diese Anstalten sind auch von Waldhornstr. 9 aus zugänglich.

Östlich schliesst sich an die technische Hochschule die alte Dragonerkaserne an und dieser folgt das Zeughaus, 1779 als Jagdzeughaus erbaut, jetzt im Besitze des Reichsmilitärfiskus. Das eiserne Gitter, welches den Hof nach der Strasse abschliesst, zeigt an verschiedenen Stellen Kugelspuren, welche aus dem Strassenkampf des Revolutionsjahres herrühren (13. Mai 1849). Dem Zeughaus folgt das Hofküchengärtnereigebäude und diesem die botanische Sammlung der technischen Hochschule mit dahinterliegendem Garten.

Damit ist das Durlacherthor erreicht, welches heute, wie die übrigen Stadtthore, nur noch dem Namen nach als Platzbezeichnung existiert, während das Thor selbst 1875 als verkehrshemmend abgetragen wurde. Es war das schönste der Karlsruher Thore, zeigte ähnliche Architektur wie die kleine Kirche und hatte wie diese den Bauinspektor Müller zum Erbauer. Es ist zu bedauern, dass das Thor nicht im Stadtgarten oder an einem andern passenden Orte eine Wiederaufstellung erfahren hat.

d. Das Ostend.

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Das Karl-Wilhelm-Schulhaus

Auf dem Platze vor dem ehemaligen Durlacherthor überschneiden sich die Geleise der Pferdebahn und der Spöck — Durmersheimer Strassendampfbahn. Von diesem Punkt laufen vier Strassen strahlenförmig nach Osten, von denen jedoch keine die Richtung der Kaiserstrasse einhält. Linker Hand führt die Karl-Wilhelmstrasse einer Mauer entlang, hinter welcher der botanische Garten der technischen Hochschule liegt, an der von Strieder erbauten, mit Figurengruppen von Binz gekrönten Karl-Wilhelm-Schule (vergl. Abbildung 22) vorüber und über das kleine Rondell des Karl-Wilhelmplatzes an der burgartigen Brauerei Höpfner vorbei zum neuen Friedhof. Man betritt denselben durch einen Hof mit Kapelle und Leichenhalle, nach Art der italienischen Camposantoanlagen von Durm 1877 erbaut. Rechts der Kapelle in der Säulenhalle u. a. das Grab des Dichters J. V. v. Scheffel. Das ungefähr 250 m breite und an die 700 m lange Gräberfeld ist durch zahlreiche Wege in Einzelabteilungen zerlegt. Neben den neuem Denkmälern finden sich auch viele alte, welche bei Verlegung des Friedhofs hierher übergeführt wurden. Es muss darauf verzichtet werden, die Gräber von Bedeutung hier namentlich aufzuführen; die schönsten und reichsten finden sich an der nordwestlichen Begrenzungsmauer, in der südöstlichen Ecke und am Saum der breiteren Wege.

Bei diesem Anlasse möge auch erwähnt sein, dass die Benützung der Leichenhalle nach dem Ortsstatut über das Begräbniswesen obligatorisch ist. Die Leichen werden vom Sterbehause innerhalb 24 Stunden nach dem Tode früh morgens oder spät abends auf dem kürzesten Wege in die Leichenhalle übergeführt, dortselbst bewacht und mit einem elektrischen Läutewerk in Verbindung gesetzt. Die Leichenfeierlichkeiten finden in der Friedhofkapelle und am offenen Grabe statt.

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Die zweite der vom Durlacherthor auslaufenden Strassen ist die Ludwig-Wilhelmstrasse, welche im weitern Verlauf an der Georg-Wilhelmstrasse stumpfwinklig abbiegt, um der Durlacher Allee parallel zu laufen und den Namen Gerwigstrasse zu führen.

Die dritte Strasse ist die Durlacher Allee, im vorigen Jahrhundert angelegt, eben und schnurgerade nach Durlach laufend und mit nahezu 1000 Pyramidenpappeln besetzt. Heute sind die letzteren verschwunden und die Strasse musste in ihrer Mitte hochgelegt werden, um die neue Eisenbahn unter sich durchzulassen. Die Durlacher Allee bildet mit der Kaiserstrasse einen Winkel von etwa 167° und die verlängerte Axe der letzteren läuft auf die im Bau begriffene katholische Bernharduskirche, welche mit dem erwähnten Schulhaus zusammen den Durlacherthorplatz nach Osten abschliesst. An der Durlacher Allee liegen zunächst einige Häuserquadrate, dann folgen rechts ein Exerzierplatz und die Artilleriekaserne Gottesau, welche neben anderen Bauten auch den früher erwähnten Renaissancebau einschliesst, welchen Abbildung 2 darstellt.

An die Artilleriekaseme schliesst sich nach Osten der städtische Schlacht- und Viehhof an. Die mustergiltige, von Strieder 1886/87 ausgeführte Anlage umfasst verschiedene Schlachthallen für Grossvieh, Kälber und Schweine, ein Kühlhaus, Ställe und Krankenstall. Kaldaunenwäsche, Markthallen für Gross- und Kleinvieh etc. Am Eingang an der Durlacher Allee liegen die Verwaltungsgebäude, die Restauration und die Anstalt zur Gewinnung von Impfstoff. Mitten durch den gegen Lösung einer Karte in seinen Einzelheiten zu besichtigenden Schlachthof führt die Schlachthausstrasse zu der von Reichard um dieselbe Zeit erbauten Filiale des Gaswerks, zur Eisenbahn und dem neuen Rangierbahnhof, welcher sich dem Durlacher Wald entlang bis zum Städtischen Wasserwerk hinzieht.

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Zum vorgenannten Eisenbahnübergang führt auch die vierte vom Durlacher Thor auslaufende (Gottesauer) Strasse, an welcher zur Linken Privathäuser, zur Rechten verschiedene miltärische Magazine, Wagenhäuser, Laboratorien etc. liegen.

Im spitzen Winkel rückläufig geht vom Durlacherthor als fünfte Strasse die Kapellenstrasse ab. Zwischen ihr und der Zähringerstrasse liegt das Klein-Karlsruhe, welches, schon frühzeitig gegründet, erst 1812 der eigentlichen Stadt angegliedert wurde und mit seinen engen Gassen und kleineren Häusern, die übrigens auch nach und nach verschwinden, im Volksmund den Namen „Dörfle” führt. Durch die Kapellenstrasse läuft das Geleise der Strassendampfbahn Spöck-Durmersheim und in ihr liegt auch der betreffende Lokalbahnhof. Den Namen hat die Strasse von der von Eisenlohr gebauten Kapelle des alten Friedhofes. Derselbe ist ausser Gebrauch gesetzt und in seinen Anlagen sind nur wenige Denkmäler stehen geblieben, so das gotische, mit dem Erzengel Michael gekrönte Grabmal der 1849 gegen die Revolutionäre gefallenen Preussen, das gemeinsame Denkmal der beim Theaterbrand 1847 umgekommenen Personen etc. Überschreitet man beim Preussendenkmal die Ostendstrasse, so gelangt man auf den gegenüberliegenden erweiterten Friedhof aus dem Anfang der sechsziger Jahre, auf dem u. a. die 1870/71 in Karlsruhe verstorbenen Soldaten ruhen. Freund und Feind liegen hier stillvereint; ein grosses Granitkreuz ist ihr gemeinsames Erinnerungsmal.

In der südlichen Ecke, an die Kriegsstrasse grenzend, schliesst sich der [[alter Jüdischer Friedhof|neue israelitische Friedhof]] an, während der alte am Rüppurrerthor gelegen ist, wo Kriegs- und Steinstrasse zusammentreffen. (Da dieser ein Verkehrshindernis bildet so wird er über kurze Zeit nach langen Verhandlungen einem öffentlichen Platze weichen.) Vom Lokalbahnhof dem Strassengleise folgend, endigt die Kapellenstrasse nach kurzer Biegung an der Kriegsstrasse

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gegenüber der Güterhalle und mit wenigen Schritten ist der Bahnübergang erreicht, an welchem die Rüppurrerstrasse beginnt. Hier steht an der Stelle des ehemaligen Gasthofes »Zum grünen Hof« ein neues Hotel mit demselben Namen, dem das Restaurant Grünwald vorgebaut ist, während anderseits desselben die Gebäude des Postamtes II liegen.

e. Der Bahnhofsstadtteil.

Betritt man den Bahnhofsstadtteil am Rüppurrerthor, so fällt zunächst die aussergewöhnliche Breite der Rüppurrerstrasse auf, mit deren Stattlichkeit die Gebäude nicht alle in Übereinstimmung sind. Auf der linken (östlichen) Seite liegen einige Staatsgebäude, die Pferdeverleihanstalt (Nr. 1), das Gr. Hauptsteueramt (Nr. 3) und das Lehrerseminar II (Nr. 29). Die am Hauptsteueramt einbiegende Wielandtstrasse führt zur Verwaltung der Eisenbahnhauptwerkstätte. Auf der rechten Seite der Rüppurrerstrasse liegen zunächst zum Bahnhof gehörige Werkstätten und Nebengebäude. Denn folgt an der Ecke der Bahnhofstrasse das städtische Luisenhaus. Es enthält verschiedene Wohlthätigkeitsanstalten (Volksküche, Kinderkrippe, Kleinkinderschule etc.), die grösstenteils vom Badischen Frauenverein verwaltet werden. Der Bau wurde 1880, auf Anregung des damaligen Bürgermeisters Schnetzler von der Stadtgemeinde beschlossen, durch Stadtbaumeister Strieder ausgeführt und erhielt seinen Namen zu Ehren der Grossherzogin Luise, deren kulturgeschichtlich bedeutungsvolles Wirken auf allen Gebieten der öffentlichen Wohltätigkeit bekannt ist. lm weiteren Verlauf zeigt die rechte Seite der Strasse nur Privatgebäude, am letzten derselben (Wirtschaft Tivoli) beginnt die Wasserwerkstrasse, welche über eine große Brücke in den Durlacher Wald führt. Der Bleiche entlang kann man an das südlichste Ende der Stadt, an die Überführung der Ettlingerstrasse und auf dieser zurück zum

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Abb. 23: Johanniskirche

Ettlingerthor gelangen. Kehrt man jedoch, da dieses Ende noch wenig ausgebaut ist, vom Tivoli aus zur Stadt zurück, so empfiehlt es sich, die beiden Kirchen zu betrachten. Die katholische Liebfrauenkirche, Ecke der Augarten- u. Marienstrasse wurde 1890/91 von Fr. J. Schmidt erbaut und 1891 eingeweiht. Die protestantische Johanniskirche (vergl. Abbildung 23), Ecke der Werder- und Marienstrasse, wurde 1887/88 von Diemer erbaut und 1889 eingeweiht. Auf dem Werderplatz findet Montags, Mittwochs und Freitags Wochenmarkt für den Bahnhofsstadtteil statt. Ein Strassengeviert weiter, Schützenstrasse 15, befindet sich die von Lang erbaute Volksschule des Stadtteils. Mit der folgenden Parallelstrasse, der Bahnhofsstrasse, grenzt der Stadtteil an die Rückseite des Hauptbahnhofs und dessen Verwaltungsgebäulichkeiten. Vom westlichen Ende der Bahnhofsstrasse führen wenige Schritte zurück zum Ettlingerthor.

f. Das Sallenwäldchen und der Stadtgarten.

Auf dem Gebiete dieses Rundganges sowie des vorigen sah es zur Zeit der sechziger Jahre noch vollständig ländlich aus. Östlich der Ettlingerstrasse lagen Gärten und Felder mit einzelnen eingestreuten Häusern; westlich der Strasse lag einige Meter tiefer die „Schiesswiese“, welche im Winter überschwemmt wurde, um der Eisgewinnung und dem Schlittschuhlaufen zu dienen. An die Schiesswiese reihte sich in etwas verwildertem Zustande das Sallenwäldchen an und dann folgten südlich die jetzt noch unüberbauten Felder. Im südlichen Teil des Sallenwäldchens mit seinem See hatte sich ein Tiergarten als Aktienunternehmen gegründet, welcher 1877 in städtische Verwaltung überging. 11 Jahre früher schon liess die Stadt den nördlichen Teil der Wäldchens verschönern und als öffentliche Anlege einrichten und damit war der Anfang für die jetzige Ausgestaltung des Stadtgartens gemacht.

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Abb. 24: Vierordtbad

Die aufgefüllte Schiesswiese mit ihrer von Baumreihen umgebenen Bodenfläche dient als städtischer Festplatz und zum Abhalten der beiden Messen (Juni und November). Auf diesem Platze, unmittelbar an der Eisenbahn, steht das von Augenstein erbaute Panorama mit dem Rundgemälde der Schlacht von Orleans. Ausserdem trägt der Platz die Wartehalle der Strassendampfbahn nach EttlingenHerrenalb und eine Wärme- und Speisehalle, ein sehr gefälliges, von Strieder 1893 erbautes Holzhaus, zu welchem ein Fräulein Ph. Grossholz die Mittel gestiftet hat. Jenseits des Platzes, über der Gartenstrasse, liegen die Austellungshalle, die Festhalle und das Vierordtbad. Dieses städtische Bad (vergl. Abbildung 24), zu welchem die Erben des Bürgers, dessen Namen es trägt, die Hauptmittel gestiftet haben, ist 1873 von Durm erbaut. Im Giebelfeld der Vorhalle ein Bild von Gleichauf ursprünglich als Fresco, jetzt aus Thonplatten hergestellt; in der Vorhalle lateinische Verse von J. v. Scheffel; in dem 19 m hohen Kuppelraum über den vier Thüren italienische Landschaften von Klose. Zur Zeit (1898) wird dieses Bad durch Umbau und Anfügung von Neubauten wesentlich vergrössert (Strieder). Das südlich anschliessende Sallenwäldchen mit zahlreichen Wegen und Sitzplätzen ist vielbesucht und besonders zur Zeit des jungen Buchengrüns sehr einladend. Ein Musikpavillon erinnert an die früher eingeführten, aber wieder fallen gelassenen Morgenkonzerte. Eine hübsche Gruppe, Triumph der Galatea, inmitten eines Wasserbeckens ist von Prof. Moest modelliert und von Dyckerhoff & Widmann in Zement gegossen. In westlicher Richtung führt der Weg aus dem Wäldchen unter der vom städtischen Tiefbauamt erstellten Zementbrücke hindurch zum Eisenbahnübergang am Beiertheimer Wäldchen. In südlicher Richtung gelangt man, vorüber an der Fabrik versilberter Waren von Christofle & Cie, und an hübschen Neubauten zur Printz’schen Färberei und

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Waschanstalt und auf die 1894 hoch geführte Partie der Ettlingerstrasse mit Brücke an der Einmündung der von Beiertheim kommenden „Apfelbaumallee”. Auf der Brücke Übersicht über die Neuanlagen der Eisenbahn. Den Rückweg kann man einer- oder anderseits entlang dem grossen See wählen, welcher durch Aushebung des Materials für den Lauterberg entstanden ist. Am Fusse des letzteren führt der Weg rechts an einem Bootshaus vorüber zu der das Wasser für den Stadtgarten liefernden Pumpstation und wieder auf die Ettlingerstrasse zurück, während der linksseitige Weg entlang der Stadtgarteneinfriedigung zur erwähnten Zementbrücke führt, von wo aus man auf der einen oder andern Seite den Stadtgarten umgehen kann, um zum Eingang an der Festhalle zu gelangen. Der Weg linker Hand führt (den Eisenbahnübergang nicht benützend) zwischen Ausstellungshalle und Festhalle auf den Festplatz zurück.

Abb. 25 Die städtische Festhalle, Haupteingang

Die Ausstellungshalle macht in architektonischer Hinsicht keine Ansprüche, hat sich aber als nötig und praktisch für allerlei Zwecke erwiesen. Ursprünglich Ausstellungshalle, dann verlegt und als Notkirche dienend, wieder versetzt und erweitert für eine Ausstellung, dient sie jetzt abwechselnd als Sommertheater, als Zirkus, als Einquartierungshalle und für vorübergehende Ausstellungen der verschiedensten Art. Der zwischen ihr und der Festhalle liegende kleine Platz nimmt zur Zeit der Messe die Schiess- und Schaubuden auf. Vorübergehend eingefriedigt und gedeckt, gestattet er für grössere Ausstellungen die Verbindung von Ausstellungs- und Festhalle zu gemeinsamer Benützung.

Die Festhalle (vergl. Abbildung 25) ist von Durm 1877 erbaut und seitdem durch kleinere Anbauten erweitert worden. Sie wird ebenfalls in mannigfacher Weise ausgenützt: für Konzerte, Volksversammlungen, Huldigungsfeiern, Maskenbälle,

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Abb. 26 Der Stadtgartensee mit Festhalle

Künstlerfeste, Ausstellungen etc. Über dem Haupteingang eine Gruppe von A. Heer und ein Nischengemälde von Gleichauf. Dieses Bild ist (wie die übrigen Gemälde der Festhalle und des Bades) eine Stiftung von Maler Klose und ein ehrendes Zeugnis für den Kunst- und Gemeinsinn dieses Bürgers. Im Innern ein Saal mit unterer und oberer Galerie, 60 m lang, 29 m breit, 17 m hoch, durch 1800 Gasflammen erhellbar, mit guter Akustik; die allegorischen Bilder von Gleichauf, die Landschaften von Hörter. Hinter dem grossen Saal im Erdgeschoss der sog. „Biertunnel“ , die Küche etc.; darüber der kleine Festhallensaal, 36 m läng, 12 m breit und 9 m hoch, mit kleineren Nebensälen und vielbenützt für Privatfeste, Weihnachtsfeiern etc., bei grösseren Festen über das Podium hinweg im Zusammenhang mit dem grossen Saal. An dem Schönen Südportal Freitreppe in den Garten; im Bogenfeld Gemälde von Gleichauf. (Vergl. Abbildung 26.) Neben der Festhälle steht das Portierhaus mit dem Eingang und der Kasse für den Stadtgarten. Natur und Kunst im Verein haben hier einen reizenden Platz geschaffen. Die Reste des einstigen Sallenwäldchens bilden den natürlichen, malerischen Hintergrund für die gärtnerischen Anlagen, die unter der unermüdlichen Hand des Stadtgartenverwalters Ries und der Leitung der Stadtgartenkommission nach und nach zu Stande gekommen sind und ständig vervollkommnet werden. In der Nähe der Festhalle hat sich die Gartenwirtschaft angesiedelt. Zahlreiche Tische und Stühle umstehen weit im Umkreis den Musikpavillon. An schönen Konzerttagen versammelt sich hier ein oft nach Tausenden zählendes Publikum, und wenn in lauen Sommernächten hier die elegante Damenwelt im Scheine der grossen Fackelbrenner auf- und abgeht, so erinnert dies lebhaft an die Promenaden der grossen Badestädte. Vor dem Südportal der Festhalle ist ein schönes Blumenparterre angelegt, das bis zum Stadtgartensee hinzieht, der seiner Zeit

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ausgehoben wurde, um das nötige Auffüllmaterial für den Festhallenplatz zu gewinnen. Ein Benzin-Motorboot und eine Menge grosser und kleiner Ruderboote liegen an der Gondelstation zur Fahrt einladend. Nehmen wir von letzterer den Weg quer durch den Kinderspielplatz mit seinen Turngeräten, so kommen wir auf den nächsten Weg, der zum Tiergarten führt. Links eine kleine Felsengrotte, ein paar Schritte weiter eine Bank und dahinter einige Buchen, deren eine die 1849 eingeschnittene Inschrift aufweist „Hecker hoch“. Wenige Schritte weiter die mehrerwähnte Zementbrücke; jenseits derselben ein Ballspielplatz und gerade aus das Wohnhaus des Stadtgartenverwalters. Der bescheidene Fachwerksbau ist die einstmalige Wirtschaft des alten Tiergartens und um dieselbe im Schatten der Bäume sass hier an den Sonntagen der sechziger Jahre ein kleines aber gemütliches Publikum, um sich bei Bier oder Kaffee zu unterhalten. Auf der kleinen Insel des Tiergartensees ruht der Wassergott Neptun, der ursprünglich das alte Brunnenhaus hinter dem Rathaus schmückte; auf dem Teich tummeln sich Schwäne und anderes Wassergeflügel, um denselben herum liegen die Hühnerhöfe, ein Adlerhorst, das Gebäude der Wiederkäuer, die Hirschgehege, verschiedene Vogelhäuser, ein Affenhaus, ein Wolfshaus, Hasenställe, Otter- und Seehundbecken, sowie ein Miniatur-Fachwerkshaus, welches im Jubiläumsfestzug des Jahres 1896 den Wagen der Baugewerke zierte (Häberle).

Am Verwalterhaus vorüber führt der Weg zum Fasanenhaus und zum Bärenzwinger der mit seinen Bewohnern einen besonderen Anlockpunkt bildet. Zwischen dem Zwinger und dem nach Süden folgenden See liegt ein kleiner freier Platz und auf diesem steht das von Stadtbaumeister Strieder thunlichst echt erbaute Schwarzwaldhaus mit einer gemütlichen Kneipstube unter dem Sturmhaubendach. So lange sich auf diesem kein lebendiges Storchenpaar niederzulassen gedenkt,

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Der Lauterberg mit dem Schwarzwaldhaus

hält ein lebloser Langbein oben die Wacht (vergl. Abbildung 27). Am andern Ende des Sees an der kleinen Turmruine entwickelt sich der städtische Schulgarten, die Stiftung eines Karlsruher[SW 1] Bürgers, und von hier aus lässt sich die Besteigung des Lauterberges am bequemsten ausführen. Die erste Ruhestation kann an der Rastatter Bastei gemacht werden — die Steine stammen von der abgetragenen Festung Rastatt — ; der weitere Aufstieg führt auf den Kanonenplatz — hier schiesst die Karlsruher Feuerwehr die Feste ein — und nun beginnt eine mannigfaltige und interessante Alpenflora den nahen Gipfel zu belauben. Einige Treppen führen auf die Plattform zur Ruine, deren Aeolsharfen den Wanderer romantisch stimmen, wenn gerade ein Wind weht, um durch die Saiten zu rauschen. Bei klarem Wetter lohnt ein weiter Ausblick die Mühe des Aufstiegs. In westlicher Richtung schweift das Auge vom Ungers- und Odilienberg über die Vogesenkette zu den Pfälzer Bergen bis zur Kalmit und anderseits vom Melibocus über den Königsstuhl. die Michaelskapelle bei Untergrombach, den benachbarten Turmberg, welcher fast genau östlich liegt, und die Berge des Alb-, Murg- und Oosthales bis zur Hornisgrinde, der höchsten Erhebung des unteren Schwarzwaldes. Die zahlreichen, hier nicht erwähnten Kuppen und Gipfel verzeichnen die beiden Orientirungstafeln. Auch das Bild der nächsten Umgebung ist nicht übel. Über Beiertheim-Bulach hinweg werden die Kirchtürme der Hardt- und Rheindörfer sichtbar. An die rauchenden Schlote Grünwinkels reiht sich die Vorstadt Mühlburg, deren Kirchtürme wie ein Doppelposten im Felde stehen. Hinter dem Waldstreif des Beiertheimer Wäldchens, hinter den Baumgruppen des Stadtgartens und Sallenwäldchens breitet sich das Häusermeer der Stadt aus, überragt von den beiden Türmen der Stadtkirchen und dem Rathausturm. Mit dem etwas weiter abliegenden Schlossturm im Hintergrund hat der Beschauer gleiche Höhe.

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Das städtische Bild ist besonders hübsch, wenn bei einbrechender Dunkelheit die Reihen der Gaslichter sichtbar werden, zwischen denen die elektrischen Lichter der Bahnhöfe wie Diamanten aufblitzen. Unmittelbar zu Füssen liegen die Seen, die Stadtgärtnerei und das Pumpwerk des Stadtgartens. Wer den Kaminschlot des letzteren vermisst, dem sei im Vertrauen mitgeteilt, dass der Kamin im Berge liegt und in der Mauerruine endigt.

Die Plattform ist der Deckel des Hochreservoirs der städtischen Wasserleitung, welches, wie bereits Seite 17 erwähnt wurde, vom Direktor der städtischen Gas- und Wasserwerke, Fr. Reichard, erbaut und 1893 vollendet wurde. Es ist 1150 m vom Wasserwerk im Durlacher Wald entfernt und hat ein Rohrnetz von über 70 km Gesamtlänge angeschlossen. Die Plattform liegt 154 m über Normal-Null, also 38 m über dem Marktplatz. Das Becken hat die Form einer überhöhten Halbkugel von 21 m Durchmesser; ein 4 m weiter Zylinder im Innern (Hilfsreservoir) stützt die Monierdecke, welche mit einer angepflanzten Erdschicht überdeckt ist und den 6 m hohen Turm trägt. Das Reservoir ist am Boden in Kies und Asphalt eingebettet, im obem Teil mit Asphalt angestrichen und in Kalkbeton gelagert; die verwendeten Eisenplatten sind 8 bis 22 mm stark und das Gesamtgewicht der Eisenkonstruktion beträgt 194 415 kg. Das Becken fasst 3300 kbm (3 200 000 l) Wasser, welches sich auch bei andauernd heisser Witterung nicht um mehr als einen Grad erwärmt. Die Anschüttung des Hügels hat 260 000 kbm Erde erfordert und die Baukosten betrugen ohne Platzerwerb 425 000 Mk. Der Gedanke, einen Berg als Reservoir anzuschütten und auf diese Weise das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, stammt von dem † Oberbürgermeister Lauter, welchem die Stadt 1895 ein Denkmal (Volz) am vordern See des Stadtgartens errichtet hat, der seine Lieblingsschöpfung war. Die ländschaftliche

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Ausschmückung des Lauterberges und die Erstellung einer künstlichen Ruine auf dessen Gipfel ist nach den Angaben des Oberbürgermeisters Schnetzler erfolgt.

Auf irgend einem Wege zurück und über die Zementbrücke wieder im vorderen Teil des Stadtgartens angelangt, überschreiten wir zur Linken den Verbindungskanal der beiden Stadtgartenseen, an welcher Stelle das Wasser voll Karpfen zu wimmeln pflegt, und umschreiten das westliche Ufer. Der Weg lässt zur Linken das neuerdings angelegte Rosarium und zur Rechten die Camera obscura, welche dem Besucher gegen ein Eintrittsgeld von 10 Pfg. die Umgebung vorspiegelt. Von hier führen zwei Wege nebeneinanderlaufend zur Festhalle zurück. Der tiefer hegende ist besonders zur Zeit der Rosenblüte sehr einladend; die höher gelegene Platanenallee ist eine ursprünglich ausserhalb des Gartens gelegene Strasse, welche verschmälert wurde. Zwischen beiden Wegen zieht sich der reichhaltige Staudengarten hin. Am Abfluss des Sees angelangt, erübrigt noch die Besichtigung des von Strieder 1894 erbauten Pflanzenhauses mit der davorliegenden Felspartie und einem hübschen Schmiedeisenthor. In nächster Nähe wie an verschiedenen anderen Stellen der Umfriedigung bildet die eiserne Drehvorrichtung einen Ausgang, ohne Eingang zu sein.

Schliesslich möge noch erwähnt werden, dass der Stadtgartensee sich besonders hübsch giebt, wenn er bei festlichen Gelegenheiten beleuchtet wird. Zu diesem Zwecke läuft dem Ufer entlang eine Gasleitung, welche mit Brennern dicht besetzt ist. Auch zur Zeit des Eisvergnügens imponiert der See mit seiner vielköpfigen, bunten Staffage. Die Eisfeste bei Musik und Lichtertanz sind das Gegenstück zu der alljährlich wiederholten Johannisfeier, die stets ein grosses Publikum zusammenführt, wie die gelegentlich veranstaltete bengalische Beleuchtung des Lauterberges.

g. Südend, Westend und Kriegstrasse.

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Überschreitet man, aus dem Stadtgarten kommend, die Hauptbahn am Übergang zwischen Ausstellungshalle und Panorama, so liegt rechts ein Holzplatz und links das Direktionsgebäude der Maschinenbaugesellschaft. Statt den Weg zwischen beiden auf der Gartenstrasse fortzusetzen, welche an dieser Stelle wenig anziehend ist, biegen wir links ab in die Beiertheimer Allee und das Beiertheimer Wäldchen, welches in den letzten Jahren von der Stadt erworben und verschönert, mit seinen alten Eichen zu einem hübschen Spaziergang einladet. Die Plätze und Gebäulichkeiten rechter Hand gehören der Maschinenbaugesellschaft und der Wagenfabrik von Schmieder & Mayer; links die frühere Milchkuranstalt, jetzt Privathaus.

28. Die Hirschbrücke mit Umgebung

Die Maxaubahn überschreitend führt der Weg an der Brauerei Schrempp vorüber zur rechts abbiegenden Gutschstrasse. Südlich dieser liegen noch einige hübsche Häuser an der Beiertheimer Allee, bis die Südendstrasse die städtische Gemarkung abschliesst. Der Gutschstrasse folgend, die [Karlstraße|Karlstrasse]] überschreitend und anderseits derselben in die Curvenstrasse einbiegend, gelangt man zur Hirschbrücke, welche 86 m lang und 10 m breit ist und 1890/91 von Schück erbaut wurde. Auf der Brücke stehend lässt sich die Thätigkeit des neuesten Baugebiets gut übersehen. (Vergl. Abbildung 28.)

Die Hirschbrücke oben passierend, gehen wir auf der Hirschstrasse bis zur Gartenstrasse, biegen hier links ab und gelangen zum ehemaligen Gegenreservoir, welches nunmehr zum städtischen Archiv umgebaut ist. Ihm gegenüber liegen die Gebäude des Badischen Frauenvereins und das Heim für alleinstehende Damen. Nordwärts führen wenige Schritte durch die Leopoldstrasse auf die Kriegstrasse, welche mit diesem Teil zu den elegantesten Strassen der Stadt gehört.

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Von den vielen schönen Villen mit ihren Vorgärten sei hier nur die nahe gelegene Villa Bürklin (Nr. 82) erwähnt, welche von Durm 1883 erbaut wurde. Auf der Kriegstrasse westwärts weiter gehend, erreichen wir, da wo die Strassenbahn und die Maxaubahn sich überschneiden, die Westendstrasse. Jenseits des Eisenbahnüberganges liegen das Garnisonslazarett, das Proviantamt mit Militärbäckerei, die spärlichen Reste des ehemaligen Promenadewäldchens, die deutsche Waffen- und Munitions-Fabrik (vormals Lorenz), die Brauereien von Kammerer, von Fels, von Moninger etc.

29. Das Schulhaus in der Leopoldstraße
30. Das Erbgroßherzogliche Palais in der Kriegsstrasse

Wir bleiben diesseits und gehen in nördlicher Richtung die Westendstrasse entlang bis zur Belfortstrasse. In diese einbiegend gelangen wir auf den kleinen Leopoldsplatz (vergl. Abbildung 29) mit Monumentalbrunnen und städtischem Schulhaus, beide von Strieder 1889 errichtet auf dem Platze des abgetragenen, ehemaligen Schlachthauses. Der kürzeren Front des Schulhauses folgend, erreichen wir auf der Leopoldstrasse alsbald die Sofienstrasse an der evangel. Diakonissenanstalt, 1856 von Lang erbaut und später von Baumeister erweitert. Hier macht die Sofienstrasse einen stumpfen Winkel. Ostwärts derselben folgend, kreuzen wir die Hirschstrasse, lassen die Waldstrasse einmünden, kommen an der von Lang erbauten höheren Mädchenschule (Nr. 14) vorüber, zu dem vorzüglich im Stand gehaltenen Offensandt-Berckholtz’schen Garten und erreichen an dessen Ecke mit Pavillon das Karlsthor und den Garten, welcher das erbgrossherzogliche Palais umschliesst. (Vergl. Abbildung 30.) Das letztere ist von Oberbaudirektor Durm 1892/96 erbaut an der Stelle des erst beim Neubau abgetragenen sog. Schlösschens, welches Weinbrenner 1817 für die Markgräfin Friedrich erstellt und mit Gartenanlagen versehen hatte. Anderseits der Kriegstrasse liegen das Waisenhaus, welches in Bälde verlegt wird, das kath. St. Vincentiusvereinshaus und zwei Häuser westlich die Villa Lorenz,

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Nr. 55/61, von Oppler. (Hinter dem Garten des Waisenhauses ein grosses städtisches Schulhaus, 1 882/83 von Strieder erbaut.)

31. Die Nymphengruppe im Erbprinzengarten

Auf der Kriegstrasse bahnhofwärts zurückkehrend, ladet uns jenseits der Ritterstrasse eine öffentlich zugängliche, reizende Gartenanlage zum Begehen ein. Dieser südliche Teil des ursprünglichen Erbprinzengartens, der hinter dem Sammlungsbau noch ein für die Erbprinzessin Karl Ludwig von Weinbrenner errichtetes Gartenhaus enthält (jetzt Musikbildungsanstalt und Volksküche), wurde mit allerhöchster Genehmigung 1891 von der städtischen Verwaltung in den jetzigen Zustand versetzt, nachdem die Weltring’sche Nymphengruppe als Schenkung des Fabrikanten und Kommerzienrates Lorenz an die Stadt übergegangen war. Fürstlicher, städtischer und privater Gemeinsinn haben sich vereint, mit dieser Anlage einen der lieblichsten Plätze der Stadt zu schaffen. (Vergl. die Abbildung 31.)

An der Lammstrasse, wo früher der gotische Thurm als Denkmal des Erbprinzen Karl Ludwig stund, trennen städtische Gartenanlagen die Kriegstrasse in zwei Hälften. Der nördliche Teil ist die frühere Lindenstrasse, welche einen selbständigen Namen trug, so lange an Stelle der Anlagen noch ein tiefer Graben vorhanden war. Inmitten dieser Anlagen steht zunächst das 1896 enthüllte Denkmal für den 1893 † Geh. Rat Dr. Grashof, errichtet vom Verein deutscher Ingenieure und ausgeführt von Professor Moest und sodann das Denkmal des Freiherrn von Drais (Büste von Th. Haf) gestiftet vom deutschen Radfahrerbund in Anerkennung seiner Erfindung einer „Laufmaschine“. Gegenüber den Anlagen liegt südlich der Klose’sche Garten mit Bauten von Weinbrenner, Durm und Dr. Cathiau.

Somit wieder am Ettlingerthor und am Hauptbahnhof angekommen, stellen die Gänge a bis g ein geschlossenes Ganze

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vor, welches in einem abzumachen allerdings etwa 5 Stunden beanspruchen dürfte. Wer über zu wenig Zeit verfügt, um die ganze Stadt besuchen zu können, dem sei folgender abgekürzte Gang empfohlen:

Vom Bahnhof über den Marktplatz zum Schloss und durch den Schlossgarten zum Linkenheimerthor; von hier zur Kunstgewerbeschule und von dieser durch die Westendstrasse zum Garnisonslazarett; von letzterem durch die Kriegstrasse zum Ettlingerthor und von diesem in den Stadtgarten.

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X. Die Umgegend auf 10 Kilometer Entfernung.

Auf den ersten Blick möchte es scheinen, als sei die im flachen Land gelegene Haupt- und Residenzstadt arm an hübschen Spaziergängen. Dem ist jedoch nicht so; dafür sorgen das benachbarte Hügelland, die Hardtwaldbestände und der nahegelegene Rhein. Nach jeder Richtung lassen sich lohnende Märsche unternehmen und für passende Erfrischungsgelegenheiten ist ebenfalls fast allerwärts gesorgt. Nachstehend mögen, nach den vier Himmelsrichtungen geordnet, die Hauptzielpunkte für kleinere Ausflüge aufgeführt sein, wobei die landschaftlich besonders empfehlenswerten Punkte mit * bezeichnet sind. Im Übrigen verweisen wir auf: Dr. Cathiau, 150 Spaziergänge und Ausflüge für die Umgebung der Landeshauptstadt Karlsruhe. Macklot. 1,50 Mk. Aus der beigegebenen, von H. Plesch gezeichneten und vom Verfasser ergänzten Karte ist unser Kärtchen ein stark verkleinerter Auszug. (Vergl. folgende Seite.)

a. In nördlicher Richtung.

Die Umgebung von Karlsruhe

1. Jagdhaus *Jagdhaus *Stutensee, 10 km. Gegen Lösung einer Parkkarte (vergl. Tag- und Stundenzettel) vom Parkthor durch die Friedrichsthaler Allee; an der Strasse von Leopoldshafen nach Blankenloch halbrechts ab. Zurück mit der Strassendampfbahn von Station Stutensee aus oder mit der Bahn Graben — Röschwoog von Station Blankenloch aus.

2. Die *Böll, hübscher Punkt am Rhein, genannt nach den dortigen Pappeln (Böllebeem = Pappelbäume), 10 km. Vom Parkthor aus erst durch die Eggensteiner- und dann die Linkenheimer Allee (oder mit der Rheinthalbahn) nach Eggenstein;

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von hier zur Böll 3 km. Zurück auf den Rheindämmen, am Bodensee (Altwasser des Rheins) vorüber, über Neureuth, Knielingen oder Maxau.

3. Karlsruher Schützenhaus, vom Marktplatz 3 km. Durch den Schlossgarten zum Wasserturm, durch die „kurze Allee“ oder vom Linkenheimerthor aus auf der Linkenheimerstrasse oder von der Kunstgewerbeschule aus auf vielbegangenen Fusswegen. Das Schützenhaus mit Schiesshalle, Restauration, Kegelbahn etc. ist 1891 von Fritz Benzinger erbaut und an schönen Tagen gut besucht. Zurück auf einem der genannten Wege oder der Rheinthalbahn entlang.

b. In westlicher Richtung.

4. Neureuth, 5 km. Welschneureuth und Teutschneureuth bilden ein zusammenhängendes Dorf von 2 km Länge. Welschneureuth ist eine Niederlassung französischer Emigranten aus dem Jahre 1699. Durch die Binsenschlauchallee (die dritte nach der Moltkestrasse) am Exercierplatz vorüber zum Hardthaus. Zurück mit der Rheinthalbahn oder auf irgend einer Allee oder entlang des Neu- oder Froschgrabens nach dem Stadtteil Mühlburg.

5. Stadtteil Mühlburg; vom Marktplatz bis Ende der Pferdebahn 3 1/3 km. Zum Hirschen und zahlreiche andere Wirtschaften. Beim Eintritt katholische Kirche von Williard; am Lindenplatz Kriegerdenkmal; in der Nähe die Villa und Brauerei des Freiherrn von Seldeneck westlich des Stadtteils im Bau begriffen die neue Rheinhafenanlage.

6. Appenmühle, vom Marktplatz 5 km. Vom Stadtteil Mühlburg aus durch die Mühlstrasse und das lutherische Wäldchen oder auf der Daxlander Strasse. Mühle an der Alb mit Wirtschaft und elektrischer Beleuchtung; jetzt von der Stadt Karlsruhe erworben. 7 Minuten westlich die ersten Häuser von Daxlanden.

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7. Grünwinkel, vom Marktplatz 4 km. Durch die Kaiserallee, die Schwimmschulstrasse und den Bannwald oder mit der Strassenbahn Karlsruhe—Durmersheim oder vom Stadtteil Mühlburg aus auf der Landstrasse. Grosse Brauerei, Spiritus- und Presshefenfabrik von Gebr. Sinner; gegenüber Wirtschaft mit Garten.

8. *Maxau, vom Marktplatz 8 km. Mit der Bahn in 25 Minuten. Rheinhafen und Rheinbad für Karlsruhe, Sommers stark besucht. Nur wenige Häuser: Bahnstation, ehemaliges Zollhaus, Gasthaus zum Rheinbad, Restauration zum Rheinhafen und das sehr hübsche, von Kerler erbaute Diensthaus des Dammmeisters. Im Hafen meistens einige Kohlenschiffe, die den Rhein herauf geschleppt werden, solange der Wasserstand es zulässt; in der Ecke beim Boothaus des Ruderklub Salamander das Damenschwimmbad; in der Nähe Gondelstation; weiter unten im Rhein das Herrenschwimmbad; inmitten der Brücke das Wellenbad und oberhalb der Brücke Kabinenbäder am Ufer. Gegenüber das baierische Dorf Maximiliansau. Als erste ihrer Art gilt die Eisenbahn-Schiffbrücke, auf welcher die Züge mit besonders zu diesem Zweck vorhandenen kleinen Lokomotiven übergesetzt werden. Entworfen von Oberingenieur Basler, ist dieselbe 1865 erbaut, einschliesslich der Auffahrtsjoche (mit Hebespindeln) 363 m lang, mit Eisen- und Strassenbahn 12 m breit, auf 34 eisernen Pontons sitzend. Für den Schiffdurchlass werden die Pontons zum Teil abgefahren, was mit dem Wiederauffahren ungefähr 30 Minuten beansprucht; bei Hochwasser- und Eisganggefahr wird unter Umständen die ganze Brücke in den Hafen abgeführt. In sehr strengen Wintern gefriert hier der Rhein in der gesamten Breite, so dass er begangen werden kann und in wasserarmen Sommern erscheinen grosse Sandbänke, zwischen denen sich der sog. Thalweg hindurch windet. Dieser Platz ist zu allen Jahreszeiten interessant, besonders aber wenn die

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billige Fahrgelegenheit der Badezüge Hunderte von Personen bringt, die in toller Hetzjagd auf die verschiedenen Badehäuser losstürmen, um nach genommenem Bad sofort wieder abzudampfen oder sich unter den prächtigen Bäumen des Rheinbadgartens gütlich zu thun. Von Maxau aus werden zur schnakenfreien Zeit gerne die Spaziergänge in die *Rheinwaldungen unternommen, welche einen eigenen Charakter und Reiz haben. Des Bodenseealtwassers und der Böll, die von hier nördlicherseits zu erreichen sind, ist bereits Erwähnung gethan. Rheinaufwärts gelangt man zum Tulladenkmal, dessen schmuckloser Granit den Anreger der segensreichen Rheinkorrektion (1817 — 1867) in Erinnerung hält. Halblinks durch den langen Grund gelangt man nach Daxlanden, Appenmühle und Mühlburg. Etwas weiter südlich, zwischen dem langen und dem grossen Grund zweigt der Stichkanal für die neue Hafenanlage ab; Jenseits des Kanals führen die Dämme um das Rappenwörth etc. nach Forchheim, Mörsch u. s. w.

c. In südlicher Richtung.

9. Beiertheim-Bulach, vom Hotel Germania 2 km. Durch das hübsche Beiertheimer Wäldchen längs der Hauptbahn. An der Alb das Stefanienbad, 1817 errichtet; Schwimm- und Sturzbad, Wannenbäder; im Garten mit Restauration eine grosse kanadische Pappel mit der Inschrift:

„Hier steht die grösste kanadische Pappel Europas, gepflanzt im Jahre 1772. Diese Pappel hat eine Höhe von 38 m. Der Stamm ist bis zu 10 m Höhe astrein und geschlossen, hat einen mittleren Durchmesser von 2 m, einen Umfang von 6,2 m und einen Cubikinhalt von 37 cbm. Es würden sich somit ergeben : 36 Festmeter Stammholz, 35 Ster Nutz- und Brennholz und 350 Wellen.“

Am andern Ufer Bahnstation Bulach und Waschanstalt. In Bulach, welches von Beiertheim durch die Alb getrennt wird, Kirche im Basilikastil, von Hübsch 1842 erbaut. Von

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Bulach der Alb entlang durch den Bannwald über die Schwimmschule, ehedem hübscher Spaziergang nach Mühlburg; durch die Bahnbauten aus dem Zusammenhang gebracht.

10. Scheibenhardt, 4 km. Von der Brücke am Stefanienbad aus durch den Weierwald. Eingegangenes Jagdschlösschen, mit ausgetrocknetem Graben umgeben. Daneben Ökonomiebetrieb. Von Scheibenhardt durch den südlich gelegenen Blunwald nach Ettlingen oder auf dem Pürschweg zur Ettlinger Linie, als Verschanzung gegen die Franzosen 1707 bis 1714 errichtet. Südwärts der Linie entlang nach Ettlingen, nordwärts am Forchheimer Exerzierplatz vorbei nach Grünwinkel.

11. Ettlingen, 9 km. Mit der Albthalbahn vom Messplatz aus über Rüppurr oder als schattiger Spaziergang vom Wasserwerk aus auf den mit Wegweisrn versehenen Schwarzwaldvereinswegen des Durlacherwaldes über die Hedwigsquelle. Die über 6000 Einwohner zählende Stadt ist alten Ursprungs (römisch: Attiniacum? 788: Ediningom, 1234: Etheningen) und wird von der Alb durchflössen. Rathaus mit Renaissancefassade und eingemauertem Römerstein. Renaissanceschloss, jetzt Unteroffiziersschule; davor ein Brunnen aus dem Jahr 1549 mit Schalksnarr und Spruch. Stiftskirche aus dem Jahr 1740 mit älterem Chor. Schulhaus mit Kriegerdenkmal von Lang 1876; protestantische Kirche von Diemer 1879. Hübsche Punkte sind Gut Hellberg, Schlösschen Watthalden (ehemals V. Berkheim-Berstett'sche Besitzungen) und die Wirtschaft zum Vogelsang. In der Stadt sdbst Gasthaus zum Hirschen und zahlreiche andere Wirtschaften. Fabriken für Shirting, Sammt und Papier. Bei Ettlingen beginnt das Albthal mit lohnenden Punkten auf den beiderseitigen Höhen ; nördlich *Friedrichshöhe, Wattkopf, Essigwiese etc., südlich *Wilhelmshöhe (darunter an der Schöllbronner Strasse Kurhaus Wilhelmshöhe), Kreuzelberg,

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*Redoute, *Steinig etc. Davor in der Ebene Ettlingenweier und Bruchhausen.

12. Wolfartsweier, 6 km. Vom Wasserwerk aus auf den Schwarzwaldvereinswegen durch den Durlacher Wald. Schöner Weg von dort nach Ettlingen durch den Wald (*Saumweg); andererseits Strasse nach Durlach. In südöstlicher Richtung führt die Strasse längs des Wetterbaches von Wolfartsweier auf die Höhe nach Grünwettersbach, 2 km. Von da nach Ettlingen durch den Wald, 5 km, und nach Durlach über Hohenwettersbach ebensoviel (entweder über die Höhe oder durch die Tiefenthalstrasse und Aue).

d. In östlicher Richtung.

13. Durlach, von Marktplatz zu Marktplatz 5 km. Mit der Eisenbahn (täglich 34 Züge), mit der Strassendampfbahn (alle 20 Minuten) oder zu Fuss vom Wasserwerk durch den Durlacher Wald. Die ungefähr 9000 Einwohner zahlende Stadt ist die alte Residenz der Markgrafen von Baden-Durlach (1565 bis 1715). Das Schloss, jetzt Kaserne, ist an Stelle der 1689 von den Franzosen zerstörten alten Karlsburg wieder aufgebaut, aber unvollendet geblieben. Schlossgarten mit prächtigen Rosskastanien und Naturbühne. Schulhaus und Turnhalle von Lang; davor Kriegerdenkmal und Brunnen. In der Nähe des Bahnhofes Wirtschaft zum Amalienbad und zahlreiche andere. Maschinenfabrik, Nähmaschinenfabrik, Schrotfabrik, Brauerei Eglau, Gemüsegärtnereien etc.

Durlach liegt am Fusse des 255 m hohen Turmberges, auf welchen eine 320 m lange Drahtseilbahn, eine Fahrstrasse und ein Staffelweg führen. Neben dem viereckigen Turm und seiner Schildmauer haben sich verschiedene Wirtschaften angesiedelt. Der Punkt ist viel besucht und bietet eine schöne Aussicht (Panorama von D. J. Näher). Vom Turmberg führt

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ein zur Zeit noch etwas sonniger Weg über den Rittnerthof in den Rittnertwald zum Thomashof, nach Söllingen (Steinbrüche) oder über den *Hopfenberg nach Berghausen (Wirtshaus zum Laub). 2 km hinter Durlach liegt Grötzingen, eine alte Ansiedelung. Bei der Kirche ein altes Renaissancehaus,die Augustenburg. Über derselben das Gut Augustenberg, jetzt landwirtschaftliche Schule.

14. Rintheim, vom Durlacherthor 2 km; Hagsfeld 4 km. Sollen diese ehemals zur Abtei Gottesau gehörigen Dörfer besucht werden, so kann es mit der Strassenbahn Karlsruhe — Spöck geschehen. Hübscher sind die schattigen Wege durch den Gr. Wildpark (Klosterweg und anschliessende Wege).

...

Die meistgemachte Halbtagestour in der nächsten Umgebung von Karlsruhe ist folgende: Mit der Bahn nach Durlach; von da über Grünwettersbach nach Ettlingen und mit der Bahn zurück oder umgekehrt.

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XI. Grössere Ausflüge bis zu 50 Kilometer Entfernung.

In dieser Beziehung kann Karlsruhe sogar verwöhnten Ansprüchen genügen, sowohl was Naturschönheiten betrifft, als was Kunstdenkmäler anbelangt. Da für Bahnverbindung nach jeder Richtung gesorgt ist, so lassen sich die betreffenden Plätze in kürzester Frist erreichen und dieses Kapitel könnte auch überschrieben sein: Tagesausflüge. Sie können zum Teil als Rundtouren ausgeführt werden, worüber das bekannte grüne Kursbuch der Badiscben Eisenbahnen graphischen und anderweitigen Aufschluss bietet; zum Teil erfordern sie eine gewöhnliche Rückfahrkarte. Für Nichtfussgänger sind fast allerwärts Wagen zu haben.

In nördlicher Richtung sind zu erwähnen: Schwetzingen mit seinem interessanten Schlossgarten und Speyer mit dem romanischen Dom; beides kann in einem Tag abgemacht werden. Ferner die pfälzischen Städte Landau und Neustadt; dazwischen die schönen Punkte Orensfels, Scharfeneck, Ludwigshöhe, Kropsburg, Maxburg etc.

In westlicher Richtung: Annweiler, Trifels, Rehberg, Madenburg u. s. w. ; femer Klingenmünster, Landeck, Lindelbronner Schloss, Treutelsberg etc.; Bergzabern und Weissenburg, architektonisch und geschichtlich interessant und gleichzeitig Stützpunkte für allerlei Touren.

32: Der Karlsruher Turm auf dem Mahlberg

In südlicher Richtung: von Ettlingen aus das Albthal, Marxzeller Mühle, Frauenalb, Herrenalb, Dobel, Wildbad, Neuenbürg etc.; von Malsch aus: Freiolsheim, Mahlberg (auf letzterem der „Karlsruher Turm“, das Wahrzeichen der Section Karlsruhe des bad. Schwarzwaldvereins; vergl. Abbildung 32), Bernstein

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Loffenau, Teufelsmühle; von Rastatt aus Schloss Favorite, Eichelberg und im Murgthal Bad Rothenfels, Gernsbach, Schloss Eberstein; Hohloh und Kaltenbronn; Forbach, Raumünzach, Schönmünzach etc.; von Baden-Baden aus Altes Schloss, Ebersteinburg, Merkur, Geroldsau, Fremersberg, Yburg etc.; von Bühl aus: Ruine Alt-Windeck, Schwarzach mit romanischer Kirche; durch das Bühlerthal zu den Luftkurorten Wiedenfels, Sand, Plättig, Herrenwies, Hundseck, auf die Badener Höhe, den Mehliskopf, den Hochkopf und die Hornisgrinde, 1166 m; von Ottersweier aus auf die Ruine Neuwindeck und Luftkurort Breitenbronn.

In östlicher Richtung: von Pforzheim aus die Thäler der Enz, Nagold und Würm. Im Nagoldthal: Weissenstein, Liebenzell, Hirsau, Calw, Teinach und Zavelstein; von Bretten oder von Station Maulbronn aus das hochinteressante Cisterzienserkloster Maulbronn; im Nordosten mit der Eisenbahn oder von Jöhlingen aus über Obergrombach und die Michaelskapelle nach Bruchsal, der ehemaligen Sommerresidenz der Speyerer Fürstbischöfe, mit Schloss im Rokokostil.

Von Reisebüchern, welche die kurz erwähnten Touren eingehend beschreiben, seien genannt:

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XII. Droschkentarif.

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XIII. Dienstmannstarif.

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XIV. Posteinrichtungen.

Das Postamt I befindet sich Friedrichsplatz 1 (Hauptpost) und Ritterstr. 5 (Packetaufgabe).

Das Postamt II befindet sich Kriegstr. 5 a am Hauptbahnhof. Mit ihm ist eine Telegraphenbetriebstelle verbunden.

Das Postamt III befindet sich Sofienstr. 43. Es ist eine Filiale von Postamt II.

Das Telegraphenamt befindet sich Herrenstr. 23. In ihm befindet sich auch eine öffentliche Fernsprechstelle.

Die Postschalter zur Aufgabe von Postsendungen aller Art sind geöffnet:

Beim Postamt I und II: Im Sommer: An Werktagen von 7 Uhr vormittags bis 8 Uhr abends. An Sonn- und Feiertagen von 7 bis 9 Uhr vormittags und von 5 bis 6 Uhr abends.

Im Winter: An Werktagen von 8 Uhr vormittags bis 8 Uhr abends. An Sonn- und Feiertagen von 8 bis 9 Uhr vormittags und von 5 bis 6 Uhr abends.

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Beim Postamt III: Im Sommer:

An Werktagen von 7 bis I2 Uhr vormittags und von 1 bis 8 Uhr abends.

An Sonn- und Feiertagen von 7 bis 9 Uhr vormittags.

Im Winter:

An Werktagen von 8 bis 12 Uhr vormittags und vonn 1 bis 8 Uhr abends.

An Sonn- und Feiertagen von 8 bis 9 Uhr vormittags.

(Die Postämter I und II nehmen Einschreibbriefe und dringende Packetsendungen auch ausser der Schalterdienstzeit.)

Das Telegraphenamt ist Tag und Nacht geöffnet. Das Postamt II nimmt Telegramme an im Sommer von 7 Uhr morgens bis 9 Uhr abends, im Winter von 8 Uhr morgens bis 9 Uhr abends. (Eingang bei geschlossenem Schalter durch den Hof.)

Jede Benützung der öffentlichen Fernsprechstelle bis zur Dauer von 3 Minuten kostet am Schalter des Telegraphenamtes:

a) im Stadtverkehr 25 Pf.;
b) nach Durlach und Ettlingen 25 Pf.;
c) im Fernverkehr mit Achern, Baden-Baden, Bruchsal-Bühl, Gernsbach, Heidelberg, Pforzheim, Rastatt, Schwetzingen, Calw, Dürrmenz, Leonberg, Mühlacker, Neuenbürg, Teinach und Wildbad 25 Pf.;
d) auf weitere Entfernungen 1 Mk.

Das Postamt im Stadtteil Mühlhurg befindet sich Eisenbahnstrasse 6.

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XV. Gepäck- und Expressgutverkehr.

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XVI. Tag- und Stundenzettel für Sammlungen und andere Sehenswürdigkeiten.

Altertümersammlung (siehe Sammlung etc.).

Archivalienausstellung. Generallandesarchiv, Schlossplatz 19; Eingang Lammstrasse. Dienstags und Donnerstags von 11 bis 12 Uhr. Direktor: Geh. Rat Dr. von Weech.

Bibliothek und Vorbildersammlung der Gr. Landesgewerbehalle, Karl-Friedrichstr. 17. Vormittags an allen Werktagen von 10 — 12 1/2 Uhr; nachmittags am Mittwoch und Samstag von 2 1/2 — 5 Uhr; abends am Dienstag und Freitag von 8 bis 10 Uhr. Vorstand: Hofrat Dr. Meidinger. Bibliothekar: E. Schuhmacher.

Botanischer Garten, Grossherzoglicher. Eingänge: an der Linkenheiinerstrasse, in der Waldstrasse zwischen Kunsthalle und Hoftheater und vom Schlossgarten her. Samstags und Sonntags geschlossen; an den übrigen Tagen von morgens bis 12 Uhr und von 2 Uhr bis abends. Mitbringen von Hunden und das Tabakrauchen verboten. Gartendirektor: Graebener.

Botanischer Garten und bot Sammlung der technischen Hochschule. Kaiserstr. 2 am Durlacherthor. An allen Werktagen von 8 — 12 und 2 — 6 Uhr. Vorstand: Professor Dr. Klein.

Colosseum, Vergnügungslokal mit wechselnden Truppen; Waldstr. i6, Schrempp’sche Brauerei, letzter Saal. Vom 15. September bis 1. Mai; täglich Vorstellung um 8 Uhr; an Sonn- und Feiertagen ausserdem auch um 4 Uhr : Kassenöffnung 1 Stunde vor Beginn. Plätze von 30 Pf. bis 1 Mk. 50 Pf. Jeweiliges Programm an den Anschlagsäulen.

Ethnographische Sammlung (siehe Sammlung etc.),

Gemäldegalerie (siehe Kunsthalle).

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Hoftheater, Grossherzogliches. (Inneres zur Zeit — 1898 — im Umbau.) Schlossplatz, in der Verlängerung der Waldstrasse. Vom 1. September bis 1. Juni; Vorstellungen für gewöhnlich am Sonntag, Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag. Opern meist Sonntags und Donnerstags. Beginn um 6, 6 1/2 oder 7 Uhr. Kasseneröffnung eine halbe oder ganze Stunde früher. Vorverkauf von 11 bis 1 Uhr am Spieltage. Vormerkungen im Vormerkbureau des Theaters werktags von 8 bis 12 und 3 bis 5 Uhr; letzter Termin mittags 12 Uhr am Tage der Vorstellung. Bei schriftlicher Bestellung sind 35 Pf. Vormerkgebühr beizulegen, sowie das Porto für die Kartenzusendung. Zettel an den Strassenecken, in den Gasthöfen und an der Kasse. Platzpreise ermässigt, klein, mittel oder gross je nach dem Stück und nach folgendem Tarif.

... Hier Tabelle ....

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Hof- und Landesbibliothek, Grossh. Sammlungsgebäude. Friedrichsplatz 16. Lesesaal an Werktagen von 10 — 1 und 6 — 8 Uhr; Sonntags von 11 — 1 Uhr. Ausleihzimmer an Werktagen von 11 — 1 Uhr, Mittwochs ausserdem von 3 — 4 Uhr. Geschlossen an Feiertagen, von Gründonnerstag bis weissen Sonntag und vom 10. — 20, Juli. Oberbibliothekar: Hofrat Dr. Brambach.

Kaiserpanorama, Kaiserstr. 99. Je 50 Ansichten, allwöchentlich wechselnd. Von 10 Uhr morgens bis 10 Uhr abends.

Fußnoten

  1. Im Original Karlruher

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