Unsere Liebe Frau
Unsere Liebe Frau ist die Kirche der Pfarrgemeinde Unserer Lieben Frau in der Südstadt. Sie liegt an der Marienstraße, zwischen Augartenstraße und Winterstraße.
Zur Innenaustattung gehören mehrere Werke des Freiburger Bildhauers Joseph Dettlinger sowie Chorfenster und Deckengemälde von Peter Valentin Feuerstein und seinem Sohn Christoph Feuerstein.[1]
Inventar
Aus der Entstehungszeit der Kirche ist ein von Joseph Dettlinger geschaffener Kreuzweg erhalten. Eine werkgetreue Kopie befindet sich in Hausach / Schwarzwald. Der Kreuzweg ist seinerseits in Teilen eine Kopie eines von Hans Bongart im Jahr 1518 in Colmar gefertigten Altares. Dettlingers Kreuzweg war ursprünglich gerahmt, jedoch wurden diese nach 1945 entfernt. Seit 1991 sind sie mit neuen Rahmen versehen.
Weitere von Dettlinger geschaffene Werke sind:
- Missionskreuz: 1904 anlässlich der in der Kirche durchgeführten „Volksmission“ durch Kapuziner. Es zeigt Darstellungen von Jesus, Maria und Johannes. 1992 wurde es nach mehreren farblichen Neufassungen grundlegend restauriert. Es befindet sich im rechten Querhaus.
- Herz-Jesu-Altar: 1922 gefertigt, 1938 farblich neu gestaltet, 1995 von Peter Valentin Feuerstein und Christoph Feuerstein neu gefasst, 1999 um verloren gegangene Elemente ergänzt durch Michael W. Huber. Dient heute nicht mehr als Altar, sondern ist als Collage im linken Querschiff angebracht.
- Pieta: Entstanden 1897 als Kopie einer Pieta aus dem Jahr 1400, welche in Pforzheim steht. Sie wurde nach zahlreichen farblichen Neufassungen und Beschädigungen im Jahr 1999 umfangreich restauriert.
Josef Eberle schuf 1896 Büsten, die Kirchenlehrer darstellen. Ursprünglich befanden sie sich an der Kanzel, später wurden sie an die Rückwand des Chors versetzt.
Eine von einem unbekannten Künstler geschaffene Madonna mit Kind erhielt die Gemeinde 1905 als Geschenk. Sie befindet sich im Eingangsbereich der Kirche und wurde 1993 restauriert.
Ebenfalls unbekannter Herkunft ist eine Statue, die seit 1994 in einer Chornische steht: Sie zeigt Mutter Anna mit Maria und deren Jesuskind und ist seit dem Jahr 1900 in der Kirche nachgewiesen.
Geschichte
Der Wunsch nach einem zweiten katholischen Kirchenbau in Karlsruhe war bereits 1853 geäußert worden. Die Zahl der Katholiken in Karlsruhe war in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen. Der sich hinziehende Kulturkampf verhinderte jedoch einen raschen Bau. Ein am 15. Februar 1888 erlassenes Dekret von Großherzog Friedrich I. besagte, dass zwei Kirchen gebaut werden sollten. Eine prunkvolle Kirche solle in der Oststadt entstehen (daraus wurde die Bernharduskirche), für das Bahnhofsviertel solle eine einfacher gestaltete Kirche genügen.
Als Architekt wurde Franz Jakob Schmitt beauftragt. Er war bekannt für seine Vorliebe der neugotischen Bauweise, die er auch auf die zu bauende neue Kirche anwandte. Biblischen Entsprechungen folgend, entwarf er den Neubau als dreischiffige Kirche, deren Langhaus auf der Zahl „vier“ aufbaut. Das lichtdurchflutete Kircheninnere weicht dabei vom klassischen gotischen Baustil ab.
Begonnen wurde der Bau im Jahr 1890, die Konsekration wurde am 16. Oktober 1892 gefeiert. Die Baumaterialien stammen aus dem Pfinztal (roter Buntsandstein) und aus Mühlbach bei Eppingen (hellgelber Sandstein).
Die Glocken, gefertigt von der Gießerei Josef Rosenlächer in Konstanz, hatten die Disposition D, fis, a, c, wobei aus der kleinsten Glocken aus nicht nachvollziehbaren Gründen ein cis wurde. Diese kleinste Glocke blieb als einzige übrig, als 1917 das Geläut zu Kriegszwecken entfernt werden musste. Das neue, spendenfinanzierte Geläut wurde mit der Disposition es, g, b, c – dem Choral „Salve Regina“ folgend – von der Glockengießerei Bachert Karlsruhe GmbH gefertigt und am 18. November 1921 erstmals geläutet. Auch dieses Geläut musste im Zuge des Zweiten Weltkriegs am 31. Dezember 1941 abgegeben werden, es blieb erneut nur die kleinste Glocke übrig. Pläne, das Geläut zu elektrifizieren, hatte es zu diesem Zeitpunkt bereits gegeben, wurden aber als nicht „reichswichtig“ abgewiesen.
Nach bereits erfolgten vorigen Renovierungen wurde im Jahr 1937 eine sehr umfassende Neugestaltung vorgenommen, bei der die Innenwände grau-weiß gestrichen wurden. 1944 wurde die Kirche in Folge des Kriegs stark beschädigt. Man entschied sich, den 1948 begonnenen Wiederaufbau nicht originalgetreu durchzuführen. So wurde aus rein bautechnischen Erwägungen heraus der gotische Glockenturm nicht wieder errichtet, sondern auf eine Höhe begrenzt, welche das Fundament sicher tragen konnte. Auch der Chor wurde verändert und ist seit dem Wiederaufbau rechteckig gestaltet. Offiziell beendet war der Wiederaufbau im Jahr 1962, als fünf neue Glocken installiert wurden. Diese wurden von der Heidelberger Gießerei F.W Schmidt gefertigt (ein vergleichbares Angebot der Gießerei Bachert wurde als zu teuer empfunden). Das elektrische Läutwerk stammt von der Firma Herforder Elektrizitätswerke.
Bereits im Jahr 1974 erfolgte eine sehr umfangreiche Umgestaltung des Kircheninnern. Verantwortlich für diese zeigten August Vogel und Wilfried Kornmüller. Ein aus Muschelkalk neu geschaffener Altar wurde in die Vierung gestellt, Ambo und Tabernakel wurden beigestellt. In den freiwerdenden Chor brachte man ein neues Taufbecken. Neu gestaltet wurden auch die Chorfenster. Hierfür war Peter Valentin Feuerstein zuständig. 92 erfolgte abermals eine umfangreiche Neugestaltung des Kircheninnern. Erneut wurde Peter Valentin Feuerstein beauftragt, der diesmal zusammen mit seinem Sohn Christoph die Gestaltung der Gewölbedecke übernahm. Die Arbeiten waren vor Beginn des 91. Deutschen Katholikentages abgeschlossen, so dass die Kirche in die Veranstaltung einbezogen werden konnte.
Weitere, weniger umfangreiche Umgestaltungen im künstlerischen Bereich schlossen sich schrittweise an. Im Januar und Februar 2017 erfolgte eine Sanierung der Glockentechnik, unter anderem wurden von der Firma Bachert neue Klöppel gefertigt.
Literatur
- Kirchenführer, Kunstverlag Josef Fink, ISBN: 3-933784-86-7
Adresse
- Katholische Kirchengemeinde Unserer Lieben Frau
- Marienstraße 80
- 76137 Karlsruhe
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Weblinks
Fußnoten
- ↑ mitte-sued-ka.de: Inneneinrichtung, Zugriff am 22. April 2011