Untergrombach

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Untergrombach vom Michaelsberg aus
Lage von Untergrombach in Bruchsal

Untergrombach ist der größte Stadtteil der großen Kreisstadt Bruchsal im Landkreis Karlsruhe. Die Ortschaft liegt an der B 3 zwischen Weingarten und der Kernstadt Bruchsals und hat 6.144 Einwohner (Stand 30.12.2019), die im Volksmund auch „Frösche“ genannt werden. Durch die Ortschaft hindurch führt die Bertha Benz Memorial Route.

Geschichte

Untergrombach wurde 789 erstmals unter dem Namen "Grombach" urkundlich erwähnt. 1265 werden Obergrombach und Untergrombach erstmalig getrennt erwähnt. 1502 plant Joß Fritz aus Untergrombach den Bundschuhaufstand. Untergrombach gehört seit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 zu Baden. 1971 wird der Ort in die Große Kreisstadt Bruchsal eingemeindet.

Judentum in Untergrombach

Gedenkstein
Inschrift

Jüdische Familien gab es in Gegensatz zum Umland lange nicht in Untergrombach. Erstmals 1689 sind 8 jüdische Familien verzeichnet. 1745 waren es 11 Familien (etwa 30-40 Einwohner), von denen nur zwei keinen Grundbesitz hatten. Nachdem ab 1807 die Gleichberechtigung der Juden in Baden schrittweise umgesetzt wurde, wuchs auch die Bevölkerung: 1825 lebten 78 jüdische Menschen in Untergrombach, 1843 waren es 141 und 1864 165 jüdische Mitbürger, was einen Bevölkerungsanteil von etwa 10 % betrug. Dies führte mit unter zu Spannungen führte. Regelmäßig Sonntags brach der Konflikt aus, weil die Juden zwar den katholischen Gottesdienst nicht absichtlich störten, ihnen aber schon Strafgelder abverlangt worden wenn sie während oder nach der Messe Wasser am Brunnen holten oder Waren verkauft wurden. Am gesellschaftlichen Leben nahmen sie in diesen Jahrzehnten kaum Teil.

Bereits 1827 war eine selbständige jüdische Gemeinde gegründet worden, welche auch eine eigene Synagoge hatte (wann diese erbaut wurde ist nicht dokumentiert). Die endgültige Gleichstellung der Juden sorgte dann aber dafür, dass nach 1864 die Zahl der Untergrombacher Juden wieder sank: Sie zogen in die Städte um in der Industrie ihr Glück zu versuchen. Manche wollten auch ihrer Stigmatisierung entfliehen und in den Städten unerkannt bleiben. 106 Mitglieder zählte die jüdische Gemeinde im Jahr 1900, 1925 war die Zahl auf 56 gesunken und im Jahr 1933 waren es noch 32.

Das Verhältnis zu den Katholiken besserte sich: Als 1880 die Gemeinde eine Prozession mit ihrer neuen Thora-Rolle durch den Ort beging, nahmen nicht nur viele Bürger, sondern auch der Bürgermeister und der Pfarrer daran teil. 1907 beschrieb der Synagogenrat das Verhältnis zu den Katholiken als "äußerst friedlich".

Zu den bedeutendsten Familien entwickelte sich die Familie Maier Meerapfel, die einen Tabakgroßhandel aufbaute und in der Bahnhofstraße ihren Sitz hatte. Philipp Meerapfel saß ab 1919 für die SPD im Kreistag. Bei seinem Tod im Jahr 1926 hielt mit Ludwig Marum erstmals ein Nichtjude die erste Trauerrede, was bei orthodoxen Juden allerdings nicht gut aufgenommen wurde. Sie missbilligten auch, dass mit der Verlobten vom Karl Meerapfel, die im Alter von 23 Jahren verstorben war, erstmals eine Nichtjüdin auf dem Friedhof am Eichelberg beigesetzt wurde. Grundsätzlich waren solche Begebenheiten allerdings Zeichen für ein entspanntes Miteinander.

Das änderte sich mit der Übernahme der Regierung durch die Nationalsozialisten zunächst kaum. Sofern nicht zwangsweise von der Obrigkeit durchgesetzt, wurden Verbote und Boykotte weitgehend ignoriert. Übergriffe auf Juden gab es zunächst kaum, allerdings floh die Familie Meerapfel schon im März 1933 nachdem es vor dem Firmengelände zu organsierten Ausschreitungen kam.

Als der staatliche Druck anstieg flohen, sofern sie nicht verhaftet wurden, weitere Familien. Die Synagoge wurde 1938 im Zuge der Reichspogromnacht nicht angezündet, weil man befürchtete, den Brand nicht unter Kontrolle halten zu können. So wurde nur das innere verwüstet und das Gebäude später abgerissen.

Von den 10 Familien, die 1933 in Untergrombach lebten und geflohen waren oder deportiert wurden, kehrte nur Markus Kirnus 1945 in sein haus in der Weingartener Straße zurück. Er hatte überlebt, weil seine Frau katholisch war und er dadurch bis Anfang 1945 einigermaßen geschützt war. 1957 zog er nach Karlsruhe, das Haus wurde verkauft.

Im Ortszentrum befindet sich ein Gedenkstein zum Gedenken an die deportierten Mitbürger.

Der Text des Gedenksteines lautet wie folgt:

  • "Was den Juden geschah, geht uns alle an. Zum Gedenken an die am 22.10.1940 aus Untergrombach nach Gurs/Pyrenäen deportierten Mitbürger. Sie wurden im August 1942 in das KZ Auschwitz gebracht. Dort starben sie eines gewaltsamen Todes... (es folgen die Namen und Lebensdaten von 7 Personen aus Untergrombach)... Erinnern - nicht vergessen!"

Untergrombach in der Gegenwart

Untergrombach besitzt einen eigenen sehr beliebten Baggersee im Gewann Metzgerallmend am Ortsrand. Ebenso bekannt ist der Michaelsberg.

Die Bundesstraße 3 führt mitten durch den Ort, was zu Protesten einiger Bürger führte, siehe auch Bürgerinitative „Stoppt den Schwerlastverkehr in Untergrombach“. Es gibt dazu aber auch andere, pragmatischere Meinungen[1].

Auf dem ehemaligen Brohmgelände (6.160 Quadratmeter) unweit des Bahnhofs wurde 2009 das Gebäude der ehemaligen Matratzenfabrik, das die Stadt Bruchsal 1997 von der Bundesrepublik Deutschland erworben hat, abgerissen. Es war zwischenzeitlich als Lagerfläche und Jugendtreff genutzt worden. Auf diesem Gelände sind ein neuer Verbrauchermarkt (Edeka aktiv markt Dörner), ein Feuerwehrgebäude mit Räumen für das Deutsche Rote Kreuz und ein neues Jugendhaus entstanden.

Im Jahr 2011 wurde die neue Joß-Fritz-Schule, die eine Grund- und eine Realschule und eine schöne Aula/Mensa beinhaltet, fertiggestellt. Die Aula wird auch als kultureller Veranstaltungsraum für den Ort genutzt. Gegenüber der Schule, auf der östlichen Seite der Joß-Fritz-Straße befindet sich die Mehrzweckhalle, die im Jahre 2013 anlässlich des 13. Joß-Fritz-Festes in „Bundschuhhalle“ benannt wurde.

Sehenswürdigkeiten

Weitere Ausflugsziele in der Umgebung

Untergrombach liegt an der Deutsch-Französischen Touristikroute (B 3).

Kultur

  • Der Theater- und Kulturverein Bundschuh e. V. 1989 [1] gibt immer in den Sommerferien an drei Wochenenden Theateraufführungen in seinem Freilichttheater
  • Alle zwei Jahre gab es früher einen Kunstsommer, der vorerst letzte war im Sommer 2008. Seither ruht die Vereinsarbeit.

Galerien und Ateliers

Musik

  • Es gibt in Untergrombach schon seit 1933 ein Akkordeonorchester, deren Mitglieder sich in einem Verein „H.C.Untergrombach“ organisiert haben. Die Musiker des Orchesters gehören zu den Besten der Welt und sind mehrmalige Weltmeister und deutsche Meister sowie mehrfache Gewinner des „Deutschen Orchester Wettbewerb (DOW)“ und des „Weltfestival für Akkordeonorchester“ in Innsbruck.

Politik

Ortsvorsteher

  • 1994-2008: Rolf Häfner († 7. März 2008)
  • 2008-2009: Karl Mangei (SPD)(kommissarisch als Stellvertretender Ortsvorsteher)
  • 2009-2020: Karl Mangei (SPD)
  • seit 2020: Barbara Lauber (CDU)

Ortschaftsrat

Der aktuell bestehende Ortschaftsrat wurde am 26. Mai 2019 gewählt und setzt sich aus 12 Mitgliedern zusammen.

Partei Stimmen Sitze
SPD 41,07 % ( -5,34 %) 5
CDU 30,83 % ( -5,21 %) 4
UWV 28,11 % (+10,55 %) 3
  • Wahlberechtigte: 4.941 Wähler
  • Wahlbeteiligung: 2.969 Wähler = 60,09 %
  • Ungültige Stimmzettel: 150
  • Gültige Stimmzettel: 2.819

Partnerstädte

Seit dem 14. Juli 1989 hat Untergrombach eine Partnerschaft mit der französischen Stadt Sainte-Marie-aux-Mines[2] im Oberelsass (Haut-Rhin).

Persönlichkeiten

Unternehmen

Literatur

  • Thomas Adam: In den Dörfern gehen die Lichter an, Geschichte der Stromversorgung in Untergrombach und im Bruchsaler Raum, Heimatverein Untergrombach e.V. 1999
  • Thomas Adam: Strom für das Grombachtal, Grombacher Geschichte Band 1, Verlag Regionalkultur Ubstadt-Weiher 2021 ISBN: 978-3-95505-252-2
  • Peter Huber: Flügel, Die Geschichte der Fliegerei über Kraichgau und Bruhrain, Historische Kommission der Stadt Bruchsal 1991
  • Michael Hassler: Der Michaelsberg, Verlag Regionalkultur (April 1998), ISBN: 3929366789
  • Josef Lindenfelser (Autor), "Heimatverein Untergrombach" (Herausgeber) - Untergrombach. Ein Dorf im Wandel der Zeit, verlag regionalkultur (1996), ISBN: 3929366193
  • Wolfgang Ossfeld: - Ober- und Untergrombach in Mittelalter und früher Neuzeit (bis um 1600). Untersuchungen zur älteren Siedlungs-, Verfassungs- und Kirchengeschichte der 2 heutigen Stadtteile von Bruchsal, ISBN: 3170021222

Weblinks

Fußnoten

  1. Weitere Meinungen zur Situation des B3 Durchgangsverkehrs in Untergrombach auf der Seite Route-B3
  2. Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Sainte-Marie-aux-Mines“
  3. Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Franz Alt“
Bruchsaler Stadtteile