Michaelskapelle
Dieser Artikel behandelt die Kapelle bei Bruchsal; eine weitere befindet sich bei Eichelberg. Im Karlsruher Stadtteil Beiertheim befand sich bis 1957 die Kapelle St. Michael..
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Die Michaelskapelle ist die Wallfahrtskirche auf dem Michaelsberg in Untergrombach, einem Stadtteil Bruchsals.
Geschichte
Ob die Kapelle an Stelle einer vorchristlichen Kultstätte entstand, wie es andernorts vielfach geschah, ist nicht belegt. Volkssagen in verschiedenen Varianten berichten von einem Drachen, der vom Michaelsberg aus die umliegende Bevölkerung terrorisiert haben soll und dem Mönche im Auftrag des Speyerer Bischofs durch den Bau einer Kapelle ein Ende gemacht hätten.
Eine erste hölzerne Kapelle am heutigen Standort ist im Jahr 1346 belegt. Zuständig für den Erhalt war der Inhaber des nahe gelegenen Engelhofgutes, welches mindestens ab 1311 bestand. Diese Verpflichtung wurde 1472 auf einen eigenen Kapellendiener übertragen, der im Zuge des Neubaus durch Hensel Frosch eine eigene Wohnung am Ostgiebel des Gebäudes erhielt. Diese Kapelle war 17,40 m lang, 5,80 m breit und hatte eine Höhe von 4,35 m. Über ihr genaues Aussehen ist nichts bekannt, es wird aufgrund des Baustils von Hensel Frosch aber eine sehr gotische Gestaltung vermutet.
Die neue Kapelle wurde schnell zu einem beliebten Wallfahrtsort. Erst der Bauernkrieg bereitet dem ein Ende, was zum Ausbleiben der zum Erhalt nötigen Gelder führte. 1584 wird die Kapelle anlässlich umfangreicher Sanierungsmaßnahmen als „sehr verfallen“ beschrieben. Die verheerenden Kriege der folgenden Zeit wirkten sich auch auf die Kapelle und die wieder aufgelebten Wallfahrten aus. Mehrere Berichte Ende des 17. Jahrhunderts belegen hingegen den guten Erhaltungszustand des Gebäudes.
1742 beschrieb Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn die Kapelle als „fast ganz zu Boden gelegen“, außerdem war sie aus seiner Sicht für die Wallfahrten zu klein geworden. Er beauftragte Johann Georg Stahl mit den Bauarbeiten. Dieser sammelte zur Finanzierung Spenden in der Bevölkerung, spendete aus seinem Privatvermögen 100 Gulden und ließ aus der Staatskasse 300 Gulden hinzufließen. Die Bauarbeiten begannen im September 1742 und waren zwei Jahre später vollendet.
Die neue Kapelle war mit ihren 31 Metern Länge und 8 Metern Breite fast doppelt so groß wie ihr Vorgänger, die Gesamtkosten beliefen sich auf 3.686 Gulden und 31 Kreuzer. Spendengelder kamen letztlich auch aus Gemeinden bei Rastatt, Lauterburg und Schifferstadt. Im Innern wurden drei Altäre aufgestellt: je einer für die Erzengel Michael, Gabriel und Raphael. Ulrich Brandmaier aus Bruchsal schuf die Altarbilder. Von diesen befindet sich heute nur das des St. Michael in der Kapelle.
Durch die Vergrößerung musste auch das Haus des Kapellendieners neu gebaut werden. Dieser sah sich jedoch bald mit dem Strom an Wallfahrern überfordert und wurde daher von zwei Trierer Kapuzinern und einem Laienbruder abgelöst. Da deren Betragen jedoch alles andere als angemessen war, wurden sie 1777 wieder zurückgeschickt. Das kleine Kapuziner-Eremitorium blieb jedoch erhalten. Fürstbischof Stirum erließ schließlich eine Ordnung, aus welchen Orten wann welche Wallfahrer kommen durften.
Die Wallfahrten hatten allerdings wenige Jahre später ein Ende: Untergrombach war wie das gesamte rechtsrheinische Territorium des Bistums an Baden gefallen und die neue Regierung hatte kein Interesse am Erhalt der Kapelle. Die Einrichtung wurde an umliegende Gemeinden verschenkt, die gottesdienstliche Nutzung des Gebäudes untersagt. Im April 1806 verlief eine angesetzte Versteigerung ohne Gebot.
Schließlich erwarb Markgräfin Amalie das Gelände, wobei die Kapelle, die zum Abriss anstand, nicht bepreist war. Sie überließ den Bereich wenige Tage später dem Bruchsaler Postmeister Müller. Dieser richtete sich gegen alle amtlichen Widerstände, aber unterstützt vom abgesetzten Fürstbischof Wilderich, eine notdürftig ausgestattete Privatkapelle ein, wo er mit seiner Familie Gottesdienste feierte.
Nachdem Müller 1815 starb, wurde die Kapelle endgültig profaniert. Wiederholt wechselnde Besitzer nutzten sie für unterschiedliche Zwecke. So befand sich im hinteren Teil der Kapelle eine Schmiede, mittig eine Scheune und davor ein Schweinestall. Im Chor wurde später noch ein Backofen eingebaut. Unter dem Untergrombacher Pfarrer Ignatius Kling gelang es der Gemeinde, die Kapelle zu erwerben und umfassend zu sanieren. Am 29. September 1857 wurde sie erneut geweiht.
Nach und nach wurde die provisorische Einrichtung durch Spenden oder günstige Käufe ersetzt. Aus der alten Bruchsaler Paulskirche kamen ein Kreuzaltar mit Tabernakel, geschaffen 1792 von Tobias Günter, sowie zwei Marienfiguren und Seitenaltäre. Aus Hambrücken kamen eine Kanzel und eine 1755 von Joachim Günther geschaffene Immaculata. Im Zuge einer grundlegenden Sanierung schuf Josef Mariano Kitschker im Jahr 1908 fünf Deckengemälde. Der aus Karlsruhe kommende Bildhauer Baumeister schuf eine neue Michaelsstatue, die über dem Westeingang positioniert wurde.
Der Wetterhahn auf der Spitze des Turms wurde 1910 aufgesetzt und stammt ursprünglich von der Bruchsaler Stadtkirche. [1]
Zur Pflege der Kapelle wurden Mönche aus dem Schwarzwald angeworben, die auf dem Michaelsberg eine Franziskusbrüderschaft gründen wollten. Ihr Vorsteher wurde Bruder Dominikus. Unter seiner Führung wurden die inzwischen unter verschiedenen Eigentümern verteilten Grundstücke des einstigen Engelsgutshofes erworben, welche die Wirtschaftsgrundlage der Brüderschaft bildeten. Bruder Dominikus eröffnete 1871 einen Wirtschaftsbetrieb, um die Wallfahrer bewirten zu können. Das alles half auf Dauer jedoch nichts. Die Bruderschaft löste sich auf, mit dem Tod von Bruder Dominikus im Jahr 1914 endete die Präsenz der Brüder. Die Gaststätte und der Hof gehörten seitdem dem Freiburger Bernhardus-Fonds, welcher sie verpachtete. Ein späterer Versuch, Benediktiner anzusiedeln, scheiterte an der schlechten Infrastruktur.
Die Turmspitze der Michaelskapelle war über zwei Jahrhunderte ein trigonometrischer Punkt (TP) der ersten Ordnung und diente der Landvermessung mittels Triangulations-System (Dreiecksvermessung). Da 1928 die Standsicherheit der Turmspitze als kritisch eingeschätzt wurde, hat man den TP am Michaelsberg vermessungstechnisch gesichert. Hierzu wurden vier mit einem Kreuz versehene Granitplatten, sogenannte Versicherungsmarkierungen, in einem Abstand von 40 bis 100 m um den Turm in einer Tiefe von etwa einem Meter gesetzt.[1]
Am 5. April 1945 wurde der Michaelsberg von französischen Truppen beschossen, in der Annahme, dort befänden sich deutsche Kämpfer. Das Wohngebäude der Pächterfamilie wurde ebenso wie der hintere Teil der Kapelle von Granaten getroffen, ein Brand hatte sich bereits begonnen auszubreiten. Den Pächtern gelang es, den Brand zu löschen ehe größerer Schaden entstand. Umfangreiche Sanierungsarbeiten gab es 1969/70. Altäre, Kanzel und Statuen wurden farblich neu gefasst, die Deckengemälde restauriert und 1971 die Stahlglocken aus dem Jahr 1919 durch Bronzeglocken ersetzt.
1977 wurde schließlich die Gaststätte neu gebaut, wobei mit Ausnahme der Wohnung alle älteren Gebäude abgerissen wurden. Diese sollte 2003 auf Wunsch des Ordinariats ersatzlos abgerissen werden. Dagegen wehrte sich der Untergrombacher Pfarrgemeinderat letztlich erfolgreich. Die Gemeinde erwarb das Grundstück, ließ die Gebäude sanieren und führte die Verpachtung fort.
Standort
Dieser Ort im Stadtplan:
- OpenStreetMap-Karte (49°5'16.04" N 8°33'40.61" O)
- Karlsruher Onlinestadtplan
- Yellowmap-Stadtwikiplan
Trauungen
Die Michaelskapelle ist für Trauungen sehr beliebt. Das lässt sich auch an dem Verbotsschild vor der Kirche ablesen.
Bilder
Ausflugsziele in der Umgebung
- die Michaelskapelle steht auf dem Michaelsberg
- Wandern: Untergrombach (ca. 1 km Wegstrecke entfernt)
- Wandern: Ungeheuerklamm (ca. 4 km Wegstrecke entfernt)
Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Michaelskapelle (Untergrombach)“
- Michaelskapelle auf den Seiten der Seelsorgeeinheit Bruchsal Michaelsberg
- Das Video „Michaelskirche“ im Videoportal YouTube.
- Bilder der Michaelskapelle auf leben-im-kraichgau.de
Fußnoten
- ↑ 1,0 1,1 Amtsblatt Bruchsal, Nr. 47 vom 19. November 2009