Hauptbahnhof (historisch)
Der heutige Hauptbahnhof ist nicht Karlsruhes ursprünglicher Hauptbahnhof.
Lage und Zufahrten des alten Karlsruher Hauptbahnhofs
Das Gebiet, in dem der erste Karlsruher Bahnhof entstehen sollte, wurde „Nachtwaide“ genannt und befand sich im Besitz des Großherzogs. Es befand sich am südlichen Stadtrand von Karlsruhe. In unmittelbarer, östlich gelegenen Nähe des Bahnhofs hatte die Witwe Höck das Gasthaus „zum Grünen Hof“, durch deren Wirtschaftsgarten die Straßenbahntrasse verlaufen sollte. Auch die dort befindliche Kegelbahn war im Weg. Als Entschädigung erhielt die Witwe 1.800 Gulden und ein neues angrenzendes Flurstück aus großherzoglichem Besitz.
Professor Friedrich Eisenlohr war mit der Planung des Karlsruher Hauptbahnhofs betraut worden. Dieser lag an der Kriegsstraße, östlich der Ettlinger Straße. Die Bahnstrecke samt Bahnhof wurde am 10. April 1843 offiziell eröffnet. Ab dem 1. April fanden zahlreiche Probefahrten statt.
Östlich schloss der Güterbahnhof an, der noch bis Mitte der 1990er Jahre als letzter Rest der alten Bahnanlagen in Betrieb war. Zusammen mit dem Ausbesserungswerk lag er zirka in einem Karree aus den heutigen Straßen Rüppurrer Straße, Kriegsstraße, Stuttgarter Straße, Morgenstraße und Wielandtstraße. Bei der Kriegsstraße ist die nördlich der Ludwig-Erhard-Allee befindliche Anliegerstraße gemeint. Das ehemalige Bahnausbesserungswerk wurde nach seiner Auflassung im Jahr 1997 zu dem neuen Stadtquartier City Park entwickelt.
Westlich davon verließen die Gleise den Hauptbahnhof in einer relativ scharfen Kurve nach Süden. Den ehemaligen Verlauf dieser Gleise markiert der Verlauf der Beiertheimer Allee in der Südweststadt und der Försterpfad bei Rüppurr.
Die Strecken nach Maxau und Graben zweigten von dieser Gleisführung ab. Diese Abzweigung und der Verlauf der beiden Strecken ist immer noch im Stadtbild am Straßenverlauf der Mathystraße und der Hirschbrücke zu erkennen und im weiteren Verlauf an der Hans-Sachs-Straße. Am Mühlburger Tor war ein kleiner Bahnhof, an dem sich die Strecke teilte:
- nach Graben über die heutige Riefstahlstraße und Erzbergerstraße, siehe auch Nordstadtbahn
- nach Maxau über die heutige Hildapromenade, siehe auch Hardtbahn.
Eine Verbindungskurve von der Maxaubahn nach Süden erkennt man noch am Verlauf der westlichen Jollystraße, wobei der östliche Teil in seiner Lage verändert wurde.
Passagiertransport
Für den Hin- und Rücktransport der Passagiere zum Bahnhof und zurück wurde ein pferdebetriebener Omnibusdienst eingesetzt. Betrieben wurde dieser von Mitgliedern der Kutschergesellschaft. Der Transport nahm die Passagiere und deren Gepäck an 22 definierten Punkten in Karlsruhe auf. Sie lagen fast alle an Gasthäusern oder bestimmten Plätzen. Ohne Gepäck kostete dieser Transport 6 Kreuzer, mit Gepäck 12 Kreuzer. Auch zu jener Zeit gab es Aufschläge für zu schweres Gepäck: Überstieg das Gewicht eine „Mannslast“, mussten weitere 6 Kreuzer entrichtet werden.
Die Witwe Höck organisierte an Theatertagen einen Omnibusdienst zum Bahnhof, damit Passagiere von dort nach Durlach und Bruchsal mit dem Zug weiterfahren konnten.
Ab 1844 wurden sogenannte Droschken[1] in Karlsruhe eingesetzt. Sie verkehrten auch bis Durlach und Ettlingen.
Verlegung der Bahnhöfe
Die Lage des alten Bahnhofes störte zunehmend die Entwicklung der Stadt nach Süden, da die Bahnanlagen als Barriere wirkten. Auch für den Bahnverkehr mit seinen gewachsenen Ansprüchen waren die Lage beengt und die scharfen Kurven hinderlich. Daher setzte Ende des 19. Jahrhunderts seitens der Stadt die Diskussion um eine Verbesserung der Situation ein. 1900 schlug die Generaldirektion der Badischen Staatseisenbahn die Verlegung um 2 km nach Süden incl. Hochlage der Bahnanlagen vor. Badischer Landtag und Gemeinderat billigten dies 1902.
Hermann Billing gewann zwar den Wettbewerb zum Bau des neuen Bahnhofs, gebaut wurde er jedoch durch August Stürzenacker in den Jahren 1906 bis 1913; Eröffnung war am 22./23. Oktober 1913.
Weiteres Schicksal des alten Bahnhofs
Das Hauptgebäude des alten Hauptbahnhofs samt Turm blieb zunächst erhalten. Auf den ehemaligen Gleisanlagen wurde von 1932 bis 1934 die städtische Markthalle gebaut. Sie war bis 1969 in Betrieb. Für den Bau des 1975 eröffneten Badischen Staatstheaters wurden Markthalle und die noch bestehenden Reste des Bahnhofs abgerissen.
Bis dahin waren im Verwaltungsbau an der Kriegsstraße zwischen Ettlinger Straße und Meidingerstraße städtische Dienststellen untergebracht. So auch die Stadtbibliothek.
Andere Bahnen
Auch andere Bahnen orientierten sich an der Lage des alten Hauptbahnhofs. So lag der Bahnhof der Lokalbahn in der Kapellenstraße relativ nahe, ebenso der erste Albtalbahnhof auf dem heutigen Festplatz. Die Albtalbahn verlegte ihren Endpunkt danach mehrfach.
Modell des historischen Hauptbahnhofs
Die Aufnahmen entstanden anlässlich der Ausstellung „900 Jahre Beiertheim“ im Stadtmuseum Karlsruhe, da sich der Bahnhof auf ehemaliger Beiertheimer Gemarkung befand. Das Grundstück für den Bahnhof wurde 1808 von der zu jener Zeit noch selbständigen Gemeinde an die Stadt Karlsruhe verkauft.
Ehemalige Lage
Die ehemalige Lage des Hauptbahnhofs im Online-Stadtplan der Stadt Karlsruhe: mit der Kartenauswahl 1876.
Weblinks
- Südweststadt – Stadtplan von 1880 auf der offiziellen Webpräsenz der Stadt Karlsruhe
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Rheintalbahn“
- Relikte alter Bahnanlagen in Karlsruhe
Fußnoten
- ↑ Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Dorschke“