Landesgewerbehalle

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Badisches Landesgewerbeamt 1920

Die Großherzoglich-Badische Landesgewerbehalle war eine am 23. Mai 1865 in der Karl-Friedrich-Straße 17 eröffnete Halle in Karlsruhe und Zentralanstalt für die Förderung des Gewerbes. Das Gebäude wurde von Friedrich Weinbrenner im Jahr 1805 ursprünglich als Wohnhaus für den Kommandierenden General erbaut. 1905 wurde die Landesgewerbehalle zum Badischen Landesgewerbeamt ausgebaut. Während des Zweiten Weltkriegs wurde dieses am 3. September 1942 zerstört.

Geschichte

Durch die Industrialisierung und die 1862 eingeführte Gewerbefreiheit geriet das Handwerk zunehmend unter Druck. Zur Unterstützung des Handwerks bewilligte der Badische Landtag, der seine Sitzungen im Ständehaus durchführte, am 7. März 1864 11.000 Gulden zur Errichtung einer Landesgewerbehalle in Karlsruhe.

Als Begründung gab die Badische Regierung an, dass im Großherzogtum Baden, insbesondere seit der Einführung der Gewerbefreiheit, das Bedürfnis für eine Zentralanstalt vorhanden ist, in welcher Gewerbetreibende Belehrung über ihr Fach erhalten können, die sie mit eigenen Mitteln nicht zu verschaffen vermögen und in der sie an Gewerbeerzeugnissen anderer Länder, an Abbildungen und Modellen einen Maßstab der Anforderungen finden, welchem sie genügen müssen, um eine erfolgreiche Mitbewerbung bestehen zu können.

Die Badische Landesregierung legte fest, dass folgende Dinge zunächst in der Landesgewerbehalle aufzustellen waren:

  • Eine alle Zweige der Gewerbe und des Handels umfassende Bibliothek
  • Eine Sammlung der besten auf die Gewerbe passenden Zeichenwerke und Fotografien
  • Eine Sammlung geeigneter Modelle und noch wenig bekannter Rohstoffe, welche für gewerbliche Zwecke Anwendung finden
  • Eine Sammlung der neuesten und besten Werkzeuge und Maschinen und der neuesten Fabrikate, deren Herstellung voraussichtlich auch dem Lande Baden sich zu empfehlen scheint oder dem Gewerbsmann zur Nachahmung dienen kann
  • Eine permanente Ausstellung immer neuer gewerblicher Erzeugnisse inländischer Industrie

Die Anschaffungsgebiete der Landesgewerbehalle umfassten Literatur und Vorlagewerke für alle Handwerksberufe, das Kunstgewerbe, die technischen Künste, bildenden Künste, Malerei, Plastik, Graphik, für das gesamte Bauwesen sowie Mathematik, Naturwissenschaft und Technik. Für die kaufmännischen Berufe und die Handelstreibenden kam das weite Gebiet der Volks- und Betriebswirtschaft, der Statik und des Rechts- und Steuerwesens hinzu.

Erster Vorsitzender der Landesgewerbehalle wurde der Physiker und Wissenschaftler Heinrich Meidinger. Ab 1867 wurde er auch Schriftleiter der durch die Landesgewerbehalle veröffentlichten Badischen Gewerbezeitung.

Die Bibliothek in der Landesgewerbehalle war für jeden zugänglich. Die Ausstellungen und Lehrschauen wendeten sich an weiteste Kreise der gewerblichen Wirtschaft und der gesamten Bevölkerung. Außerdem wurden in der Landesgewerbehalle Fachkurse und Lehrgänge veranstaltet. Die Anregung zu ihrer planmäßigen Durchführung ging von Gustav von Stösser aus. Zusammen mit dem Wissenschaftler der Technischen Hochschule in Karlsruhe, Prof. Carl Engler, wurde in der Landesgewerbehalle der erste Fachkurs veranstaltet, ein Meisterkurs für handwerkliche Seifensieder. Von Karlsruhe ausgehend sind dann solche Lehrgänge und Fachkurse Bestandteil der Gewerbeförderung in anderen Ländern geworden.

1905 wurde die Landesgewerbehalle zum Badischen Landesgewerbeamt ausgebaut. Dieses wurde in folgende zwei Abteilungen gegliedert:

  • Förderung des Gewerbes
  • Leitung und Beaufsichtigung des gewerblichen, technischen und kaufmännischen Unterrichts

Bis 1919 waren die gewerblichen und kaufmännischen Schulen dem Landesgewerbeamt unterstellt. Danach wurde das gesamte Schulwesen im neu geschaffenen Ministerium für Kultus und Unterricht zusammengefasst.

In den Ausstellungsräumen des Landesgewerbeamts wurden in Lehrschauen die neuesten Techniken und Arbeitsverfahren gezeigt. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs umfasste die Gewerbebücherei des Landesgewerbeamts 80.000 Bände, alle deutschen Patentschriften und eine Großzahl unersetzlicher Vorlagewerke. Bei dem ersten größeren Luftangriff auf Karlsruhe am 3. September 1942 wurde das Badische Landesgewerbeamt zerstört. Hierbei wurde der gesamte Bestand der Gewerbebücherei, der technologischen Sammlungen, der Laboratorien und Werkstätten vernichtet.

Nach der Zerstörung erhielt das Badische Landesgewerbeamt Räume in der Kreuzstraße 1, das diese über 20 Jahre als Provisorium nutzte. Nach der Bildung des Bundeslandes Baden-Württemberg im Jahr 1952 wurde das Landesgewerbeamt Karlsruhe mit dem Landesgewerbeamt Stuttgart zum Landesgewerbeamt Baden-Württemberg zusammengelegt.

Literatur

Karlsruher Wirtschaftsspiegel aus dem Jahr 1966, Seite 29 bis 31. Bei der Badischen Landesbibliothek veröffentlicht: [1] [2] [3]

Weblinks