Ferdinand Keller
Dieser Artikel behandelt den Maler; zu dem Bruchsaler Wirt gleichen Namens siehe Ferdinand Keller (Wirt).
Ferdinand Keller (* 5. August 1842 in Karlsruhe; † 8. Juli 1922 in Baden-Baden) war Maler, Illustrator und Professor an der Kunstakademie.
Leben und Wirken
Ferdinand Keller besuchte das humanistische Gymnasium in Karlsruhe. Als sein Vater beruflich nach Brasilien musste, um dort im Auftrag der Regierung Brückenbauten und Flussregulierungen durchzuführen, ging der 15-jährige Ferdinand mit und begann dort zu malen, inspiriert von der tropischen Landschaft. Da er talentiert war, besuchte er nach seiner Rückkehr ab 1862 die Karlsruher Kunstakademie, wo er seine Ausbildung zum Historien-, Porträt- und Landschaftsmaler erhielt. Seine Lehrer waren zuerst Karl Schick, später Johann Wilhelm Schirmer, nach dessen Tod Hans Frederik Gude und Ludwig Des Coudres. Damit war er jedoch unzufrieden und Keller besuchte ab 1864 das Privatatelier von Hans Canon. Zwischen 1867 und 1869 hielt er sich in Italien auf, in Rom traf er Anselm Feuerbach. Während dieses Aufenthalts erhielt er die Berufung an die Karlsruher Kunstakademie. 1870 trat er seinen Dienst als Lehrer für Portrait- und Historienmalerei, 1873 wurde er dann Professor. Einer seiner Schüler war Wilhelm Nagel.
Rufe an andere Akademien lehnte er stets ab.
Keller malte unter anderem seine Ehefrau Wilhelmine (1884), aber auch Prominente der Geschichte – so beispielsweise den Türkenlouis (1879) – und aus der Gegenwart seiner Zeit: mehrfach den Reichsgründer Kaiser Wilhelm I., dessen Nachfolger Friedrich III. und Wilhelm II. (in der Uniform des Regiments der Gardes du Corps – ähnlich dem berühmten Portrait von Max Koner) sowie Großherzog Friedrich I. von Baden in großer Generalsuniform (1903) und zusammen mit Großherzogin Luise anlässlich der Goldenen Hochzeit des Paares (1906).
Werke
(Auswahl)
Gemälde
- Reisende in Brasilien (Öl auf Leinwand; 110,7 x 149,4 cm), 1863
- Bucht von Rio de Janeiro (Öl auf Leinwand; 63,5 x 87 cm), 1864
- Tod Philipps II. von Spanien (Öl auf Leinwand), 1866
- Der Alchimist (Öl auf Leinwand; 116 x 155 cm), 1868
- Himmelfahrt Mariens (Fresko; 800 x 300 cm), 1871
- Moderne Diana (Öl auf Leinwand; 130 x 223,2 cm), 1872
- Dresdener Theatervorhang, 1. Entwurf (Öl auf Leinwand; 65 x 93 cm), 1874–’75
- Dresdener Theatervorhang, 2. Entwurf (Öl auf Leinwand; 131 x 156 cm), 1874–’75
- Das Altertum (Fresko; ??? x 940 cm), Karlsruhe, 1875
- Humboldt am Orinoko (Öl auf Leinwand; 206 x 160 cm), 1877
- Entwurfsskizze Türkenlouis (Öl auf Leinwand; 47 x 71 cm), 1877–’78
- Türkenlouis (Öl auf Leinwand; 310 x 530 cm), 1879
- Hero und Leander (Öl auf Leinwand; 267 x 178 cm), 1880
- Albert Bürklin, 1883
- Flora (Öl auf Leinwand; 98 x 178 cm), 1883
- Wilhelmine Keller (Öl auf Leinwand; 212 x 114,5), 1884
- Die Gründung der Universität Heidelberg (Öl auf Leinwand; 270 x 500 cm), 1886
- Mach Männchen! (Öl auf Leinwand; 86 x 122 cm), 1891
- Mittelalter (Wandgemälde im Landesgewerbemuseum Stuttgart), 1894–’96
- Neuzeit (Wandgemälde im Landesgewerbemuseum Stuttgart), 1894–’96
- Kaiser Wilhelm, der siegreiche Begründer des Deutschen Reiches (Öl auf Leinwand; 500 x 700 cm) 1888
- Entstehungsprozess des Bildes „Kaiser Wilhelm, der siegreiche Begründer des Deutschen Reiches“ (Öl auf Leinwand; 500 x 700 cm) 1888
- Apotheose Kaiser Wilhelm I. (Skizze), 1890
- Verherrlichung Kaiser Friedrichs III. (Öl auf Leinwand; 410 x 262 cm), 1890
- Kaiser Wilhelm II. (Öl auf Leinwand; 350 x 235 cm), 1893
- Mythologische Landschaft, 1894
- Arkadien (Öl auf Leinwand; 86 x 111 cm), wohl um 1899
- Im Hain des Poseidon, 1900
- Entsagung (Öl auf Leinwand; 70 x 100 cm), 1900–1901
- Böcklins Grab (Öl auf Leinwand; 117 x 99 cm), 1901
- Klassische Landschaft (Öl auf Leinwand; 101,6 x 81,2 cm) 1902
- Großherzog Friedrich I. von Baden (Öl auf Leinwand; 279,5 x 167,3 cm), 1903
- Doppelbildnis des badischen Großherzogpaares (Öl auf Leinwand), 1906
- Nymphe, an einer Quelle trinkend (Öl auf Leinwand; 43,4 x 52 cm)), 1907
Zeichnungen
- Humboldt am Orinoko (Skizze), um 1860
- Reisende in Brasilien (Skizze), um 1860
- Selbstbildnis (Studie für Uffizienbild, Pastell; 57 x 50 cm), 1889
- Großherzogin Luise in Trauer (Pastell; 83,5 x 64,5 cm) 1890
Ehrungen
Die Ferdinand-Keller-Straße im Karlsruher Stadtteil Knielingen wurde 1964 nach ihm benannt.
Ausstellungen
- Ausstellung anlässlich des 70. Geburtstages Kellers, vom 12. November bis 5. Dezember 1912 in Karlsruhe im Badischen Kunstverein
- Vom 18. Juli bis 4. Oktober 1992 in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe (zum dazu erschienenen Begleitheft siehe unten im Abschnitt Literatur)
Literatur
- Michael Koch: Ferdinand Keller, Karlsruhe (Verlag C.F. Müller) 1978 ISBN: 3-7880-9618-7
- Richard Bellm: Keller, Ferdinand, in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Band 11, Berlin 1977, S. 434 f.
- Leo Mülfarth: Kleines Lexikon Karlsruher Maler, 2. Auflage, Badenia-Verlag, Karlsruhe 1987 ISBN: 3-7617-0250-7
Zu einzelnen Werken:
- Ernst Petrasch: Ferdinand Kellers Türkenlouis-Gemälde in der Karlsruher Kunsthalle: Marginalien zum geschichtlichen Wirklichkeitssinn in der Historienmalerei des späten 19. Jahrhunderts (aus: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Band 102), Karlsruhe 1955 bei Braun
Ausstellungskataloge
Begleitend zu Ausstellungen erschienen:
- Festschrift Ausstellung zu Ehren des 70. Geburtstages von Professor Dr. Ferdinand Keller, Karlsruhe (Müller) 1912
- Eva-Marina Froitzheim: Ferdinand Keller : (1842-1922); Gemälde, Zeichnungen (Bildhefte der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, Band 15), Karlsruhe (Staatliche Kunsthalle), 1992 ISBN: 3-925212-18-3
Weblinks
- Die offizielle Webpräsenz der Stadt Karlsruhe zum Thema „Ferdinand Keller“ – mit Photo
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Ferdinand Keller“
- Literatur über Ferdinand Keller in der Landesbibliographie Baden-Württemberg
- Publikationen von und über Ferdinand Keller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Archivalien
Photographien von Werken Kellers werden in Karlsruhe im Generallandesarchiv im Bestand Sammlung Beil verwahrt:
- F-S Beil Nr. 483: Photo vom Gemälde "Kaiser Wilhelm II."
- F-S Beil Nr. 494: Photo vom Gemälde "Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden in der Schlacht bei Salankamen, 1691"