Höhere Mädchenschule
Die Höhere Mädchenschule war eine Schule in Karlsruhe.
Geschichte
In der Sophienstraße 14 wurde in den Jahren 1877/78 ein Schulgebäude errichtet, in dem die höhere Mädchenschule untergebracht wurde. Sie richtete sich an Töchter des Bürgertums und verfolgte den Zweck, die Mädchen auf ihre zukünftige Aufgaben im Haushalt und als Dame vorzubereiten. Sie war keine Vorbereitung auf ein etwaiges anschließendes Studium.
Zu jener Zeit konnten Frauen kein Gymnasium oder eine Universität besuchen. Für den Schulbesuch wurde 1885 ein Schulgeld in Höhe von jährlich 60 Mark für die ersten drei Jahre Vorschule und 80 Mark für die restlichen sieben Schuljahre fällig. Hinzu kam pro Klasse ein Eintrittsgeld in Höhe von 4 Mark.
Auf dem Schulgelände wurde am 11. September 1893 das erste Mädchengymnasium Deutschlands eröffnet. Hedwig Kettler und Anita Augspurg hielten jeweils die Festreden. Kettler hatte 1888 in Weimar den „Verein Frauenbildungsreform“ gegründet, dessen Vorsitz sie ebenfalls inne hatte. Der Verein forderte die Einführung eines Vollgymnasiums für Mädchen und wandte sich mit diesem Ansinnen an alle Landesregierungen im Deutschen Reich. Im Badischen Landtag, bei der badischen Regierung und den Karlsruher Behörden stieß Kettler mit ihrer Forderung auf Interesse, was schließlich zur Einführung des Gymnasiums führte. Der Gymnasiumsbetrieb begann mit 28 Schülerinnen im Hinterhaus an der Waldstraße 83, welches formal zur Höheren Mädchenschule gehörte.
Im Jahr 1898 wurden beide Schulen organisatorisch zusammengefasst und damit eine städtische Institution. Dadurch war die weitere Finanzierung des Mädchengymnasiums gesichert. Im Schuljahr 1886/87 gab es keine Neuzugänge mehr, weil bis dahin noch nicht sichergestellt war, dass die Schülerinnen das Recht einer Abiturprüfung erhalten würden. Als die Gymnasium eine öffentliche Schule wurde, konnten hauptamtliche Lehrer einstellen werden. Daraufhin stieg die Zahl der Schülerinnen jährlich an. Im Jahr 1899 legten daraufhin die ersten vier Schülerinnen ihr Abitur ab.
Das Schulgeld der Mädchenschule der aufbauenden sieben Jahre hatte sich 1900 auf 81 Mark erhöht. Im Adressbuch des Jahres findet sich diese Eintragung:
„Mädchengymnasium. Mit der Mädchenschule als Gymnasial=Abt. verbunden Mädchenschule, höhere (Mit Gymnasial=Abt.) Sofienstr.14 und Waldst.83“
Durch die steigenden Schülerinnenzahlen wurde das Gymnasium 1911 in einen Neubau in der Sophienstraße 147 am Gutenbergplatz verlegt. Es erhielt die Bezeichnung Lessing-Gymnasium. Die höhere Mädchenschule wurde in „Fichte-Schule“ umbenannt. Im Jahr 1926 wurde daraus das Fichte-Gymnasium.