Kriegerdenkmal Mühlburg

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Informationsstele Vorderseite
Informationsstele Rückseite

Das Kriegerdenkmal in Mühlburg befindet sich am dortigen Lindenplatz. Es war zunächst als zweites Mühlburger Denkmal zur Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 konzipiert und wurde später um Inschriften im Gedenken an die Gefallenen der beiden Weltkriege erweitert. Das erste Denkmal, kurz nach der Reichsgründung in Form eines einfachen Obelisken) errichtet, war 1886 aufgrund der Witterungseinflüsse unansehnlich geworden und entsprach auch nicht mehr den Vorstellungen der Bürger.


Eckdaten

Standort Lindenplatz (Mühlburg)
Künstler Friedrich Wilhelm Volke
Ausführung wahrscheinlich Friedrich Wilhelm Volke
Auftraggeber Denkmalkomitee Mühlburg
Datierung 1886-1887
Material Roter Sandstein (Sockel, Obelisk), schwarzer Syenit (Widmungstafel), Schmiedeeisen (Einfriedung)
Inschrift DEM / ANDENKEN / DER IN DEN KAMPF GEGEN / FRANKREICH IN DEN JAHREN / 1870-71 GEZOGENEN / MÜHLBURGER (Syenittafel an der oberen Sockelvorderseite)

DEM ANDENKEN / DER IM KAMPFE GEGEN / FRANKREICH IN DEN JAHREN 1870-71 FÜR DAS VATERLAND GEFALLENEN MÜHLBURGER / III.B.INF.RGT:/HAFNER B.GEFR.LAHR,CHR. (obere Sockelrückseite) Auf den unteren Sockelseiten: etwa 75 Namen

Signatur Keine
Erhaltung Einfriedung entfernt (nach 1925). Umfunktioniert zum Gefallenendenkmal des Ersten Weltkrieges, dabei Syenittafel und Namen an der unteren Sockelvorderseite entfernt und neue Inschrift hinzugefügt (1931): DAS TOTENMAL SPRICHT: / DIENST AN DEUTSCHLAND IST PFLICHT / ARBEIT FÜRS VOLK IST GEWINN / BRAUCHT DEIN VOLK DEIN LEBEN / SO GIB ES HIN.

Erweitert zum Gefallenendenkmal des Zweiten Weltkriegs, dabei Widmung verändert (nach 1945): UNSEREN GEFALLENEN / AUS BEIDEN / WELTKRIEGEN. Wappenkartusche an der Vorderseite und zahlreiche weitere Details beschädigt, stellenweise stark verwittert

Geschichte

1884
Der Militärverein Mühlburg informiert das Großherzogliche Bezirksamt Karlsruhe über die geplante Spendensammlung für die Erneuerung des kurz nach der Reichsgründung auf dem Lindenplatz errichteten Kriegerdenkmals. Dieses trug damals die Inschrift Zur / Erinnerung / an des / Vereinten / Deutschland / Krieg, Sieg / und / Frieden / 1870 1871.
1886
Im Sommer bildet sich aus Mitgliedern der ehemaligen Mühlburger Gemeindeverwaltung und des Militärvereins, sowie mehrerer ortsansässiger Vereine ein Denkmalkomitee.
1886
Im November sind von den geschätzen Kosten in Höhe von 2000 Mark bereits mehr als die Hälfte durch Spenden gedeckt. Der Stadtrat stellt grundsätzlich die Bereitschaft zu einer größeren finanziellen Unterstützung in Aussicht.
1886
Im November oder Dezember wird der Entwurf Friedrich Wilhelm Volkes zur Ausführung bestimmt.
1887
Anfang Januar gehen Skizze, Größen- und Materialangaben sowie ein Kostenvoranschlag an den Stadtrat Nagel.
1887
Am 7. März wird ein Zuschuss von 1000 Mark aus der Stadtkasse genehmigt.
1887
Am 18. September findet die feierliche Einweihung statt (in Verbindung mit dem Abgeordnetentag des Hardtgauverbandes der Militärvereine). Unter anderem hält auch Oberbürgermeister Wilhelm Florentin Lauter eine Ansprache.
1931
Im Juli plant der Militärverein Mühlburg anlässlich seines 60-jährigen Bestehens die Erweiterung zum Gedenkstein für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges (per Inschriftenänderung: „In Verteidigung unseres Vaterlandes während des grossen Weltkriegs 1914-1918 starben ... Bürger und Bürgersöhne, ... Bürgerinnen den Heldentod“[1] - die genauen Zahlen sind unbekannt)
1945
Die Widmung wird ein weiteres Mal verändert und gilt nun den Gefallenen aus beiden Weltkriegen
1965
Im Zuge der Umgestaltung des Platzes wird das Denkmal um wenige Meter versetzt
knapp zwanzig Jahre später
Es folgt – wiederum aufgrund einer Platzumgestaltung – eine weitere Versetzung. Die Überlegung, bei dieser Gelegenheit das Denkmal zu renovieren und auf die Achse von Turm und Portal der Kirche zu versetzen, wird aus Kostengründen verworfen.

Beschreibung

Ursprünglich war das Denkmal von einem Rasenbeet und einem schmiedeeisernen Gitter umfriedet. Das hohe, mehrfach unterteilte Postament steht auf einem früher drei-, heute zweistufigen Unterbau. Auf den unteren, leicht konischen Block (in dem von kräftigen Gesimsen eingefasst die Namen und Regimentszugehörigkeit der 1871 nach Mühlburg zurückgekehrten Kriegsteilnehmer stehen), folgt ein Sockelteil mit schwarzer Syenittafel. Diese ist heute nicht mehr vorhanden. Die rückseitige Widmung erinnert an zwei Mühlburger Soldaten, die während des Krieges ums Leben kamen. Unter den Tafeln befinden sich Girlanden aus Eichenlaub, die rechts und links von Voluten gehalten werden. Der eigentliche Obelisk befindet sich über dem Postamentgesims (auf einer zurückspringenden Plinthe). Eine Vielzahl militärischer Embleme und Zierschmuck ist erkennbar. Auf der Vorderseite ist das deutsche Reichswappen in einer Kartusche zu sehen, rückseitig das badische Wappen. Rechts und links sind zwei nahezu gleiche Pickelhauben. Anhand des Zierats, des stehenden Greifs mit Schwert und des badischen Wappens, sowie den unterschiedlichen Spitzen sind sie als Mannschaftshelme der badischen Feldartillerie- und Linieninfanterie-Regimenter zu identifizieren. Überragt wird die Darstellung von Palmzweigen als Symbole des Sieges und Friedens. Auf der Vorderseite trägt der Schaft des Obelisken unter dem Eisernen Kreuz die Jahreszahlen des Krieges. Die Spitze des Denkmals ist mit einer auf breitem Gesims ruhenden Kugel bekrönt.

Inschriften

siehe Eckdaten;

                70/71
                 +
                1914
                ----
                1918
   
                1939
                ----
                1945
   
         UNSEREN GEFALLENEN
              AUS BEIDEN
             WELTKRIEGEN 
   
        DAS TOTENMAL SPRICHT
   DIENST AN DEUTSCHLAND IST PFLICHT
     ARBEIT FÜRS VOLK IST GEWINN
     BRAUCHT DEIN VOLK DEIN LEBEN
            SO GIB ES HIN
                     ARTILLERIE
        BAUER CHRPH. DAHLINGER I. DAHLINGER W.
        DIEHM FR. ENGELHARDT GUST. HEINOLD FR.
      KARCHER PH. ROTH FR. SCHEIDWEILER K. GEFR.
            WEISS B. WENNER CHR. OBGEFR.
                     B. PION BAT.
    FELDER AUG.SERG. GOLLING I.UOFFZ.LANG.JAC.GEFR.
  KAVALLERIE v.SELDENECK W.SL FREY K. SCHEUMEILER AUG.


                 DEM ANDENKEN
              DER IM KAMPF GEGEN
           FRANKREICH IN DEN JAHREN
           1870-71 FÜR DAS VATERLAND
             GEFALLENEN MÜHLBURGER
               14. B. INF. RGT. 
           HAFNER B. GEFR. LAHR GFR.


                 III. B. INF. REGT.
       DOLDT FR. UOFFZ. EBBECKE AUG. FEININGER FR.
        GANSER FR. GEFR. MORLOCK I. NEUREUTHER I.
           RUF. K. RUSCHMANN A. RÜSSEL S.
          PFEIFER W. AUOFFZ. PFEIFER W. H.GEFR.
        SCHMIDT H. SPECK K. UOFFZ. WEBER I. GEFR.
             IV. B. INF. REGT. WIRTH K.
          V. B. INF. REGT. HOFSAESS K. KÖGEL I.
                  BAY ARM. MEHLEM


Sonstiges

  • Der Bildhauer erhielt für seine Arbeit 1800 Mark.
  • Da das restliche Geld die Kosten für Einfriedung, Bepflanzung und Einweihungsfest nicht deckte, mussten neuerlich Spenden gesammelt werden, um das einige hundert Mark betragende Defizit auszugleichen. Freiherr von Seldeneck und die Stadtverwaltung zeigten sich hierbei besonders großzügig.
  • Der heute zweistufige Unterbau hatte früher eine Stufe mehr.
  • An der Stelle der heutigen Inschrift "DAS TOTENMAL SPRICHT..." befanden sich bis zur Entfernung auf Veranlassung des Militärvereins 1931 die Namen der 1871 nach Mühlburg zurückgekehrten Soldaten.
  • Im Gegensatz zu den Gebäuden am Lindenplatz (die fast völlig zerstört wurden), richteten die Bomben 1944 am Denkmal keinen größeren Schaden an.
  • Bei der ersten Umsetzung (1965) um wenige Meter fand man im Sockelinneren eine Blechkassette mit mehreren Exemplaren der lokalen Tagespresse (datiert August 1870), sowie die Stiftungsurkunde des Komitees.

Lage

Das Denkmal befindet sich auf dem Lindenplatz (Mühlburg) an der Hardtstraße, bei der Karl-Friedrich-Gedächtnis-Kirche. Dieser Ort im Stadtplan:

Literatur

  • Heinz Schmitt (Hg): Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe, 1715 - 1945, Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band 7, 720 Seiten, mit 484 Abbildungen, ISBN: 3-7617-0264-7

Weblinks

Fußnoten

  1. StA:1/H-Reg/1854