Karlsruher Schlachthof
Der Alte Karlsruher Schlachthof lag zwischen Durlacher Allee und Ostauepark in der Oststadt und war von 1887 bis 2006 in Betrieb.
Allgemein
Das Schlachthofgebiet war in zwei Bereiche unterteilt: einen östlich der Schlachthausstraße liegenden Viehhof und den eigentlichen Schlachthof, der sich westlich der Straße befand. Bis 1990 wurden die zu schlachtenden Tiere über die abgesperrte Straße getrieben. Hierzu waren an der Straße hohe schwenkbare Zäune angebracht, mit denen die Straße gesperrt werden konnte.
Betreiber war seit 2005 das kommunale Unternehmen Karlsruher Fächer GmbH. Der Schlachtbetrieb wurde am 27. Dezember 2006 eingestellt.
Im Bereich des Viehhofs liegt zwischenzeitlich das Tollhaus. Das Substage befindet sich auf dem ehemaligen Schlachthofgelände.
Geschichte
Das erste Schlachthaus mit zwei Schlachträumen, einem für die christliche und einem für die jüdische Bevölkerung, wurde in Karlsruhe schon wenige Jahre nach der Stadtgründung im Jahr 1726 gebaut. Es entstand etwa am heutigen Marktplatz zusammen mit dem alten Rathaus hinter der damaligen lutherischen Kirche über dem Landgraben. Zu dieser Zeit gab es fast zwanzig Karlsruher Stadtmetzger.
1794 baute man wegen der Geruchsbelästigung für die inzwischen rundherum angesiedelte Wohnbevölkerung ein neues Schlachthaus am heutigen Ludwigsplatz. Steigende Ansprüche an Hygiene und Kapazität erforderten immer wieder Verlegungen und Neubauten. 1819 entstand in der heutigen Leopoldstraße ein neues Schlachthaus.
1883 wurde der Beschluss für ein großes Schlachthausareal im neuen Industriegebiet im Osten der Stadt, dem bis zuletzt gebliebenen Standort, gefasst. Zusätzlich war ein Viehhof geplant, auf dem die Viehhändler direkt an die Metzger verkaufen konnten. 1885/86 wurden die Gebäude gebaut und 1887 das gesamte Areal eingeweiht, das unter der Planung des Stadtbaumeisters Wilhelm Strieder (1848-1913) entstanden war.
Anfang der 1970er Jahre wurde im Schlachthof letztmals großsaniert. Der Viehhof wurde privatisiert und die Karlsruher Schlachthof-Betriebsgesellschaft (KSB) übernahm Organisation und Betrieb der Anlage.
2015 entstand der Kreativpark Alter Schlachthof. Bereits seit 2010 wird die Fleischmarkthalle für verschiedene kulturelle Veranstaltungen genutzt.
Es ist geplant, die Geschichte des Schlachthofs in das Digitale Museum der Stadt Karlsruhe aufzunehmen.
Statistik
Im Jahr 2003 wurden im Karlsruher Schlachthof 1.967 Bullen und Ochsen, 18 Kühe, 1.084 Färsen, 100 Kälber, 26.674 Schweine, 6 Ziegen, 210 Schafe und 5 Pferde geschlachtet. 2007 waren es noch u.a. 1.646 Großvieh, 13.125 Schweine und 358 Schafe, insgesamt 15.181 Tiere.
Architektur
Die ersten Gebäude des Karlsruher Schlachthofs sind, wie die meisten Industriebauten dieser Zeit, im historisierenden Stil gehalten. Der Architekt wollte, dass man den Gebäuden nicht unmittelbar ihre Funktion ansehen konnte. Der Grundriss ähnelte ursprünglich einer barocken Schlossanlage mit zentraler symmetrischer Gliederung zur Durlacher Allee hin. Die Striederschen Bauten bis 1912 erkennt man an den weit ausladenden Dächern und rötlichen Sandsteinfassaden. Strieders Nachfolger Friedrich Beichel war dem Jugendstil verpflichtet. Erst in den 1920er Jahren wurde funktionaler gebaut.
Bilder
Ehemalige Stallungen und Atelier Georg Schalla
Gebäude in der Schlachthausstraße, Blick vom Hof des Tollhauses „Kunst am Bau“, ehemals Franz Veith, Autolackierei GmbH
Literatur
- Michael Obert: Hundert Jahre Bürgerverein Oststadt, Jubiläumsbuch 1996, Hrsg.: Bürgerverein Oststadt e.V., Karlsruhe, 1996 (keine ISBN), hieraus das Kapitel „Schlachthof”, S. 117-121.
Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Alter Schlachthof (Karlsruhe)“
- Die offizielle Webpräsenz der Stadt Karlsruhe zum Thema „Karlsruher Schlachthof“ (Tag des offenen Denkmals 2002)
- Die offizielle Webpräsenz der Stadt Karlsruhe zum Thema „Statistisches Jahrbuch 2008, Teil 5: Wirtschaft und Verkehr“ (pdf)