Rastatt
Die Große Kreisstadt Rastatt ist mit knapp unter 50.000 Einwohnern eine mittelgroße Stadt zwischen Karlsruhe und Baden-Baden.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Rastatt wurde 1084 erstmals urkundlich erwähnt und bekam um 1700 Stadtrechte.
1766 gab es Pläne für eine Universität Rastatt.
Siehe auch Chronik der Augustiner Chorfrauen.
Eine herausragende Quelle zur Stadtgeschichte Rastatts im 19. Jahrhundert stellen die Aufzeichnungen des Rastatter Handelsmanns und Bankiers Franz Simon Meyer (1799–1871) dar, der zwischen 1816 und 1871 über 55 Jahre hinweg einmal jährlich aufschrieb, was ihn in den vergangenen zwölf Monaten geschäftlich, privat, politisch und im Stadtgeschehen bewegt hatte. So schilderte er beispielsweise ausführlich die bewegte Zeit der Napoleonischen Kriege, den Festungsbau mit seinen Folgen für die Stadt und ihre Bewohner, die Anbindung an die Eisenbahn 1844 sowie die für die Stadt turbulenten Jahre der Badischen Revolution 1848/49 und der anschließenden preußischen Besetzung der Stadt.[1]
Festung

Von 1842 bis 1852 wurde die Bundesfestung gebaut. Die Festungsmauern gingen damals um die ganze Stadt. Die Festung hatte fünf Zugänge, die Hauptzugänge waren das Karlsruher und Kehler Tor, das Rhein-, das Ottersdorfer und Niederbühler Tor dienten als Nebenzugänge.
Am 4. Mai 1890 unterzeichnete Kaiser Wilhelm II. die Order, Rastatt als Festung aufzugeben.
Die Festung lebt aber bis heute fort im Badnerlied in dessen zweiter Strophe: „In Rastatt ist die Festung / Und das ist Badens Glück.“
Rastatt als Garnison
In Rastatt garnisionierten
- das Infanterie-Regiment „von Lützow“ Nr. 25 bzw. später das Füsilier-Regiment „Fürst Karl Anton von Hohenzollern“ (Hohenzollernsches) Nr. 40,
- das nach dem „Türkenlouis“ benannte Infanterie-Regiment „Markgraf Ludwig Wilhelm“ (3. Badisches) Nr. 111 und
- das 2. Badische Feld-Artillerie-Regiment Nr. 30.
Von 1871 bis 1888 lag zudem auch das Infanterie-Regiment Keith (1. Oberschlesisches) Nr. 22 in Rastatt.
Politik
Stadtgliederung
Das Stadtgebiet Rastatts besteht aus der Kernstadt und den Stadtteilen Niederbühl mit Förch, Ottersdorf, Plittersdorf, Rauental und Wintersdorf. Die Kernstadt wird nochmals unterteilt in die Stadtviertel Mitte, Zay, Nord (mit Röttererberg und Biblis), Industrie, Süd („Siedlung“), Münchfeld, West und Rheinau.
Bürgermeister
Derzeitiger Oberbürgermeister ist seit 17. Dezember 2007 Hans Jürgen Pütsch (* 1961) von der CDU. Er wurde am 27. September 2015 bei der OB-Wahl mit 77,5% der abgegebenen Stimmen bestätigt, sein Herausforderer, Peter Kalmbacher, kam auf 18,3%.
Ehemalige Oberbürgermeister:
- 1949–1955: Max Jäger (1886-1955)
- 1955–1975: Dr. Richard Kunze
- 1975–1991: Dr. h. c. Franz J. Rothenbiller
- 1991–30. November 2007: Klaus-Eckhard Walker
- 1. Dezember 2007–17. Dezember 2007: Wolfgang Hartweg (kommissarisch)
Wappen
Das Wappen der Stadt Rastatt zeigt in geteiltem Schild im vorderen Feld den badischen Schrägbalken und eine Weinleiter im hinteren Feld. Man deutet die Weinleiter als „redendes“ Bild für den Ortsnamen (mundartlich „Raste“ = Tragegerät für Weinbutten). 1898 bestimmte der Gemeinderat den bereits 1895 genehmigten gespaltenen Schild als Stadtwappen. Während des Dritten Reiches wurde die Verwendung von Landeswappen auf Gemeindedienstsiegeln für unzulässig erklärt. Das Stadtbauamt hat daraufhin einen Entwurf zu einem Stadtsiegel ohne Schrägbalken erstellt. Dieser gelangte jedoch nicht mehr zur Genehmigungsreife. Trotz Einwendungen des Generallandesarchivs setzte sich in der Folgezeit das Wappen allein mit der Weinleiter durch. Am 18.12.1995 beschloss der Gemeinderat in Erinnerung an die demokratische Verpflichtung der Stadt Rastatt einstimmig, wieder das traditionelle Wappen mit gespaltenem Schild (entsprechend der Genehmigung aus dem Jahr 1895) zu verwenden.
Städtepartnerschaften
Städtepartnerschaften hat Rastatt mit Fano (Italien), New Britain (USA, seit 1984), Orange (Frankreich, Département Vaucluse), Ostrov (Tschechien) und Woking (England).
Die Partnerschaft mit Orange besteht seit 1965, der damalige Oberbürgermeister von Rastatt, Klaus-Eckhard Walker, hat aber 1995 die offiziellen Beziehungen abgebrochen aufgrund der politischen Gesinnung des Bürgermeisters Jacques Bompard. 2008 nahm Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch die Kontakte zu Orange wieder auf.
Verkehr
Schiene
- siehe Hauptbeitrag Bahnhof Rastatt
Straßen / Fähre
Rastatt ist über die A5 , die B 3 und die B 36 zu erreichen.
Des Weiteren gibt es im Stadtteil Wintersdorf eine Rheinbrücke ins Elsass. Vom Stadtteil Plittersdorf führt eine Rheinfähre nach Seltz.
Sehenswürdigkeiten
- Das Schloss Favorite ist ein barockes Lustschloss im Rastatter Stadtteil Förch. Die dekorativen Innenräume können besichtigt werden. Es findet sich dort eine berühmte Porzellansammlung sowie die Magdalenenkapelle.
- Rossi-Haus
- Pagodenburg, Gartenschlösschen
- Brunnen: siehe Brunnen (Rastatt)
Museen
- Das Residenzschloss der Markgrafen von Baden-Baden ist das Wahrzeichen der Stadt und beherbergt die Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte und das Wehrgeschichtliche Museum.
- Fruchthalle (Kunstgalerie für moderne Kunst)
- Stadtmuseum Rastatt
- Wehrgeschichtliches Museum
- Westwallbunker Rastatt
Kirchen
- Bernharduskirche
- Einsiedelner Kapelle bei der Pagodenburg [3]
- Evangelische Stadtkirche [4]
- Johanneskirche
- Schlosskirche zum heiligen Kreuz
- St.-Alexander-Kirche [5]
- Zwölf-Apostel-Kirche
Denkmäler
Bilder
111er-Denkmal
Soziales
Kindergarten
- Kinderschule Amalie Struve, eröffnet Dezember 2005
- Naturkindergarten Rastatter Wurzelzwerge, eröffnet im Frühjahr 2012
Grund- und Hauptschulen
- Karlschule, Ganztagesschule
- Gustav-Heinemann-Schule GHS mit Werkrealschule [6], Ganztagesschule
- Max-Jäger-Schule mit Werkrealschule in Zay, seit Ende Juli 2009 geschlossen
Gymnasien
- Josef-Durler-Schule (Berufsschule / Technisches Gymnasium) [7]
- Ludwig-Wilhelm-Gymnasium
- Tulla-Gymnasium
Berufliche Schulen
- Anne-Frank-Schule [8]
- Gewerbeschule Rastatt [9]
- Handelslehranstalt Rastatt [10]
- Josef-Durler-Schule [11]
Förderschulen
- Augusta-Sibylla-Schule mit Verein „Freunde der Augusta-Sibylla-Schule e.V.”
Sport
In Rastatt gibt es das Städtische Freibad, das sich in Bahnhofsnähe befindet. Des Weiteren gibt es das Alohra, ein Hallenbad mit Außenbecken.
Regelmäßige Veranstaltungen
- zweijährlich tête-à-tête (20.-25. Mai 2008)
- Kulturnacht, im September, zweijährlich wechselnd mit tête-à-tête
Vereine
Der bekannteste Rastatter Fußballverein ist der Verbandsligist FC Rastatt 04 [12]. Die Siedlergemeinschaft Rastatt-Münchfeld [13] ist ein Bürgerverein im Süden von Rastatt.
Der älteste Rastatter Verein ist die Schützengesellschaft Waidmannslust.
Bundesweite Veranstaltungen mit der deutschen Elite (u.a. Olympiasieger Josef Neckermann) führte der Reitclub Rastatt nach dem Zweiten Weltkriege auf dem Schloßplatz durch.
Im Juli 2009 wurde der Gewerbeverein für Einwohner, Industrie und Handel gegründet.
Bereits 50 Jahre zuvor wurde 1959 die Vereinigung der Freunde des Wehrgeschichtlichen Museums Schloß Rastatt e.V. gegründet.
Personen
- Prof. Albert Kiefer (* 1918), Künstler
- Prof. Dr. Walter Schiementz (* 1934), Kunstpädagoge
Gebürtige Rastatter
Bedeutende „Söhne und Töchter der Stadt“:
- Frank Düpree, 1991 in Rastatt geboren
- Adolf Weinbrenner, 1836 in Rastatt geboren
- Wilhelm Ludwig Volz, 1799 in Rastatt geboren
- Georg Heinrich Krieg von Hochfelden (1798–1860), Generalmajor
- Wilhelm Krieg von Hochfelden (1780–1835), Oberstleutnant
- Karl Philipp Bonafont (1778–1848), Schriftsteller
- Franz Freiherr Krieg von Hochfelden (1776–1856), österreichischer Staatsbeamter
- August Scheuerpflug (1896–1983), evangelischer Geistlicher
Ehrenbürger
Rastatter Ehrenbürger:
- Hermann Ganter (1999)
- Rudolf Katzenberger (1912–1999), Gastronom (1984)
- Prof. Gunter Kaufmann (* 1944), Politiker (Januar 2019)
- Dr. Richard Kunze (1913–1997) Oberbürgermeister (1983)
- Prof. Dr. H. C. Franz J. Rothenbiller, Oberbürgermeister (1991)
- Karl Stier (1875–1965)
- Axel Ullrich (* 1943), Biochemiker [14] (2001)
Weblinks
Literatur
- Marco Müller: Die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt Rastatt 1815–1890. Hrsg.: Stadt Rastatt. verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2005, ISBN: 978-3-89735-285-8 (Stadtgeschichtliche Reihe, Bd. 8).
- Martin Walter, Marco Müller: Rastatt in alten Ansichten. Sutton Verlag, Erfurt 2007, ISBN: 978-3-86680-119-6 (Reihe Archivbilder).
- Die ganze Geschichte meines gleichgültigen Lebens. Bd. 1, 1816–1828. Die Jugendjahre des Franz Simon Meyer. Herausgegeben von Sebastian Diziol. Solivagus Praeteritum, Kiel 2016, ISBN: 978-3-9817079-3-9.[15]
- Die ganze Geschichte meines gleichgültigen Lebens. Bd. 2, 1829–1849. Franz Simon Meyer in Zeiten der Revolution. Herausgegeben von Sebastian Diziol. Solivagus Praeteritum, Kiel 2017, ISBN: 978-3-9817079-6-0.[16]
Fußnoten
- ↑ Die ganze Geschichte meines gleichgültigen Lebens. Bd. 1, 1816–1828. Die Jugendjahre des Franz Simon Meyer. Herausgegeben von Sebastian Diziol. Solivagus Praeteritum, Kiel 2016, ISBN: 978-3-9817079-3-9. [1]; Die ganze Geschichte meines gleichgültigen Lebens. Bd. 2, 1829–1849. Franz Simon Meyer in Zeiten der Revolution. Herausgegeben von Sebastian Diziol. Solivagus Praeteritum, Kiel 2017, ISBN: 978-3-9817079-6-0. [2]
Au am Rhein, Bietigheim, Bischweier, Bühl, Bühlertal, Durmersheim, Elchesheim-Illingen, Forbach, Gaggenau, Gernsbach, Hügelsheim, Iffezheim, Kuppenheim, Lichtenau, Loffenau, Muggensturm, Ötigheim, Ottersweier, Rheinmünster, Rastatt, Sinzheim, Steinmauern und Weisenbach bilden den Landkreis Rastatt. |