Ludwig Wilhelm von Baden

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Disambig-50px.png Dieser Artikel ist dem Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden gewidmet, nicht dem 1888 gestorbenen Sohn von Großherzog Friedrich I. von Baden.

Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden
Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden
Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden im türkischen Gewand

Ludwig Wilhelm von Baden, genannt der Türkenlouis (* 8. April 1655 in Paris; † 4. Januar 1707 in Rastatt) war der siegreiche kaiserliche Feldherr in den Türkenkriegen und regierender Markgraf von Baden. Er gehörte zur katholischen Linie Baden-Baden. Die Osmanen nannten ihn aufgrund seines roten Kollers (Uniformjacke), der weit über die Schlachtfelder zu sehen war, den „Roten König“.

Leben und Person

Frühe Jahre

Er wurde am 8. April 1655 im Hotel de Soissons in Paris, sechs Jahre nach Ende des „Dreißigjährigen Krieges“ geboren, und ist am 4. Januar 1707 in Rastatt gestorben.

Sein Name wurde nach seinem Großvater Markgraf Wilhelm I. (1593–1677) und dem König von Frankreich Ludwig XIV., seinem Taufpaten, gewählt.

Er war der Sohn von Ferdinand Maximilian von Baden (1625–1669) und Ludovica (Luisa) von Savoyen-Carignano (1627–1689).

Durch eine leichtfertige, beleidigende Bemerkung seines Vaters Prinz Ferdinand Maximilian über seine Gemahlin, die stark unter dem Einfluss ihrer Mutter stand, kam es zum Bruch zwischen den beiden. So kam es, dass Prinz Ferdinand Maximilian ohne seine Gemahlin aus Paris in das ferne heimatliche Baden fahren musste. Die Folge war, dass der junge Ludwig Wilhelm ohne seine Mutter aufwuchs.

An die Stelle der fehlenden Mutter trat die zweite Frau seines Großvaters, die Gräfin Maria Magdalena von Öttingen.

Früh starb auch sein Vater im Jahre 1669 an Wundbrand, den er sich bei einer Fahrt zur Jagd in Heidelberg zugezogen hatte, als sich ein Gewehr entzündete. Wenig später schickte ihn der Großvater im Herbst 1670 mit seinem Hofmeister Cosimo Marzi Medici und dem Präzeptor Vloßdorf auf Kavaliersreise. Diese mit fünfzehneinhalb Jahren recht frühe Reise bildete gewöhnlich den Abschluss der Erziehung und spiegelt die Sorge des Markgrafen um einen Nachfolger nach dem Tod Ferdinand Maximilians.

Kavaliersreise

Die erste Station der Reise führte ihn in das Kloster de la Visitation in Besançon, wo er seine Tante, die dort Nonne war, besuchte. In Besançon besuchte er juristische Vorlesungen und ließ sich in militärischen Dingen unterrichten. Weiter ging die Reise über Genf, Mailand, Florenz nach Rom, wo er eine Audienz bei Papst Klemens X. erhielt, der gerade mit dem Vizekönig von Neapel und einem französischen Gesandten speiste. Der Vizekönig von Neapel war von Ludwig Wilhelm so angetan, dass er ihm einen soldatischen Posten anbot, den Ludwig Wilhelm mit Rücksicht auf seinen Großvater jedoch ablehnte. Seinen Aufenthalt in Rom schloss Ludwig Wilhelm mit einem Besuch bei den Medicis ab. Die Reise ging weiter nach Venedig und über Innsbruck wieder zurück. Als er wieder in Baden-Baden ankam, war er neunzehn Jahre alt.

Militärische Laufbahn

Der junge Ludwig Wilhelm begann seine militärische Laufbahn 1674 mit dem Eintritt in die kaiserliche Armee. Schon seit 1672 tobte der Französisch-Holländische Krieg, der Beginn des Versuchs Ludwig XIV. die Vorherrschaft in Europa zu erringen. Zeit seines Lebens sollte er fortan in die Wirren des Krieges verwickelt sein. Durch sein hervorragendes Verhalten bei der Einnahme der Festung Philippsburg verlieh ihm der Kaiser 1676 ein Infanterieregiment. Nach dem Tode seines Großvaters, der 1679 verstarb, wurde er regierender Markgraf von Baden-Baden.
Nach dem Frieden von Nymegen ernannte der Kaiser Ludwig Wilhelm zum Obristfeldwachtmeister zu Pferd und zu Fuß, ein Rang, der dem Major entsprach.

Seinen Spitznamen „Türkenlouis“ erwarb er als Reichsfeldmarschall durch seine Erfolge im Kampf gegen die Türken im Großen Türkenkrieg (16831699). Er kämpfte auch seit 1693 gegen die Franzosen. Die Beute aus den Türkenkriegen, die Türkenbeute, befindet sich heute im Badischen Landesmuseum im Karlsruher Schloss und kann dort besichtigt werden.

Ludwig Wilhelm begann seine Kariere in der kaiserlichen Armee und machte schon früh als Generalwachtmeister bei der Befreiung Wiens 1683 auf sich aufmerksam. Bereits 1686 war er Feldmarschall und wurde 1689 zum Oberbefehlshaber an der osmanischen Front befördert. Dort konnte er in über 20 Schlachten sein strategisches Können unter Beweis stellen und die Osmanen zurückdrängen. Gleichzeitig wurden seine eigenen Besitzungen in Baden von den Franzosen im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört, so auch 1689 sein Stammsitz in Baden-Baden.

Der Marquis de Villars schätzte ihn 1687 wie folgt ein:

„Er – Ludwig Wilhelm I., Markgraf von Baden, der „Türkenlouis“ – besitzt großen Mut, im Kampf hat er einen klaren und sicheren Blick. Er ist sehr tätig, wachsam, immer auf dem Pferd und von allen am meisten geeignet, ein großer Soldat zu werden, wenn der Eigendünkel ihm nicht in die Quere kommt. Denn auf Ratschläge hört er wenig, und wenn er sich gezwungen sieht, ihnen zu folgen, tut er es erst spät und niemals, ohne wenigstens ein paar Änderungen vorgenommen zu haben, damit man glauben soll, es seien seine eigenen Gedanken. Er möchte umgänglich erscheinen, ist jedoch das Gegenteil für jemand, der ihm nicht blind gehorcht... Für das Hofleben ist er wenig geeignet, da er mit den Ministern allzu frei und heftig redet. Insgesamt hat er alle Tugenden, die einer haben muss, wenn er eines Tages eine Armee würdig führen will – aber auch alle Fehler, die die Lust sie ihm anzuvertrauen, benehmen.

Aufgrund seiner Verdienste vermittelte Kaiser Leopold I. (1640–1705) ihm eine sehr lukrative Ehe mit einer der Töchter des verstorbenen Herzogs Julius Franz von Lauenburg (1641–1689). Dabei schnappte er sich, anders als vom Kaiser geplant, die jüngere der beiden Schwestern. Diese war eigentlich für seinen Vetter Prinz Eugen von Savoyen vorgesehen. Kurz nach seiner Heirat mit Sibylla Augusta musste er jedoch wieder in den Krieg gegen die Osmanen ziehen. In der Schlacht bei Slankamen konnte er 1691 seinen größten Triumph erzielen und wurde vom Kaiser Leopold I. zum Generalleutnant aller kaiserlicher Truppen ernannt. Dieser sehr seltene Titel wurde nur fünf mal verliehen. Für seine Leistungen wurde ihm außerdem der Orden vom Goldenen Vlies[1] verliehen.

Aufgrund der Ereignisse im Pfälzischen Erbfolgekrieg musste der Kaiser ihn an die heimatliche Front am Rhein zurückrufen und sein Vetter trat seine Nachfolge im Krieg gegen die Osmanen an und erreichte im Friede von Karlowitz schließlich den erwünschten Erfolg.

Im Jahre 1697 musste daraufhin Frankreich im Friede von Rijswijk seine rechtsrheinischen Gebietsgewinne wieder zurück geben. Ludwig Wilhelms Bewerbung um die Königswürde von Polen war aussichtslos, weil er nicht über die finanziellen Mittel verfügte, um die Wahlmänner entsprechend auf seine Seite zu ziehen. Darum verlegte er seine Residenz nach der Zerstörung von Baden-Baden nach Rastatt, hierzu wurde Rastatt zur Stadt erhoben und in eine Festung umgebaut. In Rastatt erbaute er zwischen 1697 und 1707 das Rastatter Schloss und plante die Stadt nach dem Vorbild von Versailles. Rastatt gilt hierbei als erste in Deutschland erstelle Residenz nach französischem Vorbild. Als Architekt wurde Domenico Egidio Rossi (1679–1715) verpflichtet.

Im Anschluss an die Erfolge kam es zwischen dem Kaiser und dem Markgraf zum Verwürfnis als der Kaiser ihm den Aufstieg zum Hochadel verwehrte. Obwohl der Kaiser ihm die Kurwürde nicht zugestehen wollte, einigte man sich und der Markgraf focht wieder für den Kaiser. So kam es, dass der Markgraf bei der Schlacht am Schellenberg gegen die Franzosen schwer verwundet wurde und in seinem noch nicht fertigen Schloss in Rastatt an seinen Verletzungen verstarb.

Schlachten, Gefechte und Belagerungen

Der Türkenlouis wurde in den 57 Schlachten, Gefechten und Belagerungen seines Lebens niemals besiegt und ging meist als Sieger hervor. Diese waren unter anderem:

  • 1683 Belagerung Wiens durch die Osmanen
  • 1683 Gefecht bei Preßburg (heute Bratislava)
  • 1683 Schlacht bei Parkany
  • 1684 Belagerung von Neuhäusel
  • 1684 Schlacht bei Hanzsabek
  • 1684 Belagerung von Ofen
  • 1685 Schlacht bei Gran
  • 1686 Belagerung Ofen
  • 1686 Belagerung von Fünfkirchen
  • 1687 Schlacht bei Mohács
  • 1688 Schlacht von Kostainicza
  • 1688 Schlacht bei Dervent
  • 1688 Belagerung von Belgrad
  • 1689 Schlacht bei Batotschina
  • 1689 Schlacht bei Semendria
  • 1689 Schlacht bei Nissa
  • 1689 Schlacht bei Widdin (Vidin)
  • 1690 Belagerung von Belgrad
  • 1691 Schlacht bei Slankamen (auch Szalankamen)
  • 1699 Belagerung von Großwardein
  • 1702 Schlacht bei Friedlingen
  • 1704 Schlacht am Schellenberg
  • 1705 Schlacht in Pfaffenhofen

Ehe

Am 27. März 1690 heiratete der Markgraf die 20 Jahre jüngere Prinzessin Franziska Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg. Sie wurde am 21. Januar 1675 in Ratzeburg in Böhmen geboren und starb im Alter von 58 Jahren im Jahre 1733. Die erste Schwangerschaft endete mit einer Fehlgeburt, das erste Kind lebte ein halbes Jahr, das zweite vier Jahre, das dritte sechs Jahre, das vierte drei Jahre, das fünfte starb nach vier Monaten. Im ganzen waren es neun Kinder, die aus der Ehe hervor gingen, wovon nur drei das zehnte Lebensjahr erreichten, eine Tochter und zwei Söhne. Die Tochter starb mit 22 Jahren im Kindbett, die Söhne wurden 53 und 65 Jahre alt und folgten ihrem Vater nacheinander in der Regierung. Seine Frau führte die Regierungsgeschäfte zunächst nach seinem Tode weiter.

Kinder

  • Leopold Wilhelm Günsburg (* 28. November 1695; † 19. Mai 1696 in Günzburg)
  • Charlotte (* 7. August 1696 in Günzburg; † 16. Januar 1700)
  • Karl Josef (* 30. September 1697 in Augsburg; † 9. März 1703 in Schlackenwerth)
  • Wilhelmine (* 14. August 1700 in Nürnberg; † 16. Mai 1702 in Schlackenwerth)
  • Luise (* 8. Mai 1701 in Nürnberg; † 23. September 1707)
  • Markgraf Ludwig Georg Simpert (* 7. Juni 1702 in Ettlingen; † 22. Oktober 1761 in Rastatt)
  • Wilhelm Georg Simbert (* 5. September 1703 in Aschaffenburg ; † 16. Februar 1709 in Baden-Baden)
  • Auguste Maria Johanna (* 10. November 1704 in Aschaffenburg ; † 8. August 1726 in Paris)
  • Markgraf August Georg Simpert (* 14. Januar 1706 ; † 21. Oktober 1771 in Rastatt)

Ehrungen

Das Infanterie-Regiment „Markgraf Ludwig Wilhelm“ (3. Badisches) Nr. 111, Rastatt, war nach ihm benannt. Außerdem trug bereits seit 1888 auch ein Regiment der k.-u.-k.-Armee, das Ungarische Infanterie-Regiment Nr. 23, seinen Namen.[2]

Die Stadt Rastatt widmete dem Türkenlouis eine Ausstellung mit dem Titel „Doppel-Jubiläum 2005: 350 Jahre Türkenlouis – 300 Jahre Rastatt!”, die vom 9. April bis 25. September 2005 gezeigt wurde.

In Freiburg im Breisgau wurde die Türkenlouis-Straße nach ihm benannt, ebenso in Ettlingen und im Bühler Stadtteil Vimbuch.

Literatur

Weblinks

Fußnoten