Deutsch-Französischer Krieg
(Weitergeleitet von Krieg 1870/71)
Der Deutsch-Französische Krieg war ein militärischer Konflikt im 19. Jahrhundert, von 1870 bis 1871.
Krieg
Frankreich erklärte Preußen am 19. Juli 1870 den Krieg, damit trat für das Großherzogtum Baden und das Königreich Bayern der Bündnisfall ein. Aus Karlsruhe nahmen die Leibgrenadiere am Krieg teil.
König Wilhelm I. von Preußen erneuerte das Eiserne Kreuz und war trotz seines hohen Alters selbst an der Front.
Die badischen Truppen standen unter dem Kommando des preußischen Generals von Werder. Nach dem Krieg wurde er 1871 in Karlsruhe der erste Kommandierende General des neuen XIV. Armeekorps. Die badische 1. Brigade wurde von Prinz Wilhelm von Baden befehligt. Er wurde in der Schlacht bei Nuits an seinem Geburtstag am 18. Dezember schwer verwundet.
Am Krieg nahm auch ein damals noch unbekannter junger Offizier, Leutnant v. Hindenburg, teil, der später zeitweilig Karlsruher war und später Ehrenbürger wurde.
Noch während des Krieges kam es am 18. Januar 1871 in Versailles bei Paris zur Kaiserproklamation.
Der Krieg wurde am 10. Mai 1871 zu Frankfurt am Main mit dem Friedensschluss beendet. Reichskanzler Fürst Bismarck unterschrieb den Frankfurter Friedensvertrag mit einer goldenen Feder aus Pforzheim.
Schlachten
Schlachten und Gefechte des Krieges (Auswahl):
- Schlacht bei Weißenburg am 4. August 1870[1]
- Schlacht bei Wörth am 5. August 1870[2]
- Belagerung von Straßburg[3], 15. August bis 28. September 1870
- Belagerung von Metz, 20. August bis zum 27. Oktober 1870[4]
- Schlacht bei Sedan („Welch’ eine Wendung durch Gottes Fügung“ – Telegramm des Königs „an die Königin Augusta in Berlin“) am 1./2. September 1870[5]
- Belagerung von Paris, 19. September 1870 bis 28. Januar 1871[6]
- Belagerung von Belfort, 3. November 1870 bis 16. Februar 1871[7]
- Schlacht bei Nuits am 18. Dezember 1870
- Gefecht bei Villersexel[8] am 9. Januar 1871
- Schlacht an der Lisaine[9], 15. bis 17. Januar 1871 am Vorabend der Kaiserproklamation
Als kurze Inschriften („BELFORT“, „DIJON“, „ETIVAL“, „METZ“, „NUITS“, „PARIS“, „STRASSBURG“, usw.) wird an diese Kriegsschauplätze auf den Kriegerdenkmälern in der Region Karlsruhe erinnert.
Auswirkungen
In Karlsruhe wurde aufgrund des Krieges im Juli 1870 die Turnlehrerbildungsanstalt geschlossen und in ein Lazarett umgewandelt, dessen Verwaltung dem bisherigen Leiter der Turnlehrerbildungsanstalt Alfred Maul (1828–1907) übertragen wurde.
Im Deutsch-Französischen Krieg erwies sich die Streckenführung der Rheinbahn als hinderlich, da Truppentransporte von Mannheim nach Süden oder über den Rhein im Karlsruher Bahnhof die Fahrtrichtung wechseln mussten. Daher wurde Anfang der 1870er-Jahre mit dem Bau der Kurvenbahn durch die Jollystraße und westliche Bahnhofstraße eine durchgehende Verbindung zur Bahnlinie entlang der heutigen Beiertheimer Allee über Ettlingen nach Süden hergestellt.
Siehe auch Geschichte der Hardtbahn 1870 bis 1913
Erinnerung
Großherzog Friedrich I. stiftete 1871 am 25. Juni das Erinnerungskreuz für den Feldzug 1870/71.
Denkmale
Zahlreiche Denkmäler in Karlsruhe und der Region erinnern an den Deutsch-Französischen Krieg:
- (älteres) Leibgrenadierdenkmal an der Moltkestraße
- Inschriften STRASSBURG / NUITS / LISAINE / PARIS am (neuen) Leibgrenadierdenkmal
- Kriegerdenkmal der Stadt Karlsruhe
- Denkmal für die 1870/71 an Kriegsfolgen gestorbenen deutschen Soldaten auf dem Alten Friedhof
- Denkmal für die 1870/71 an Kriegsfolgen gestorbenen französischen Soldaten auf dem Alten Friedhof (1971 wurde das Kreuz mutwillig zerstört)
- Kriegerdenkmäler in den heutigen Karlsruher Stadtteilen und Stadtvierteln:
- im Landkreis Karlsruhe:
- Kriegerdenkmal Bietigheim
- Kriegerdenkmäler in Ettlingen und Schluttenbach
- Kriegerdenkmal Forchheim
- Gefallenen-Ehrentafel in Gondelsheim (Foto)
- Kaiser- und Kriegerdenkmal in Graben
- Kriegerdenkmal Hambrücken
- Kriegerdenkmal Helmsheim
- Kriegerdenkmal Kronau
- Kriegerdenkmal Malsch
- Kriegerdenkmal in Oberacker
- Altes Kriegerdenkmal in Philippsburg
- Kriegerdenkmal Spöck
- Kriegerdenkmal Unteröwisheim
- Kriegerdenkmal Weiher
- Kriegerdenkmal in Baden-Baden-Lichtental
sowie zahlreiche weitere in der Region.
Straßennamen
Nach Schlachten des Krieges wurden in Karlsruhe folgende Straßen benannt:
Nach beteiligten Personen wurden in Karlsruhe folgende Straßen benannt:
Im weiteren Zusammenhang erinnern an den Krieg 1870/71 auch Straßen, die den Namen beteiligter Personen tragen, aber wohl nicht allein deshalb nach diesen benannt wurden:
- Moltkestraße – Moltke war damals Chef des Generalstabes
- Roonstraße – Roon war damals preußischer Kriegsminister
- Werderstraße – Werder führte das badische Korps
- Wilhelmstraße – Prinz Wilhelm von Baden wurde in der Schlacht von Nuits am 18. Dezember 1870 schwer verwundet
Ausstellungen
in der Region Karlsruhe und dem Umland:
- Sonder-Ausstellung in Rastatt: „Von Kaiser zu Kaiser – Erinnerungen an den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71“, vom 31. Juli 2010 bis
31. Oktober28. November 2010 im Wehrgeschichtlichen Museum (WGM). - „Ein Ruf wie Donnerhall“[10], Sonderausstellung des Heimatvereins Heimatkreis Oberderdingen e.V. vom 3. bis 5. September 2010 in der Schlossgartenhalle in Flehingen. Als Begleitpublikation erschien: „1870 Krieg Frankreich gegen Deutschland“ von Erwin Breitinger, herausgegeben vom Heimatkreis Oberderdingen e.V., Oberderdingen 2010.
- Sonderausstellung „1870 – brennt Straßburg?“ (französisch «1870 Strasbourg brûle-t-il ?»), vom 11. September 2010 bis 23. Januar 2011 in Straßburg im Historischen Museum, mit Teilausstellung im Straßburger Stadtarchiv bis 28. Januar 2011. – Weitere Informationen: Offizielle Webpräsenz „1870 – brennt Straßburg?“ (dreisprachig: Deutsch, Englisch und Französisch) auf www.Musees-Strasbourg.org
Vorträge
- "Der Krieg 1870/71, der in Weißenburg, also in unserer Region begann", Vortrag von Peter Worch, Karlsruhe, an verschiedenen Orten.
Siehe auch
- (preußisches) Verdienstkreuz für Frauen und Jungfrauen, gestiftet 1871
Personen
- Heerführer mit Artikel im Stadtwiki:
- Prinz Wilhelm von Baden (1829–1897)
- Adolf v. Glümer (1814–1896)
- Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen (1831–1888)
- Prinz Friedrich Karl von Preußen (1828–1885)
- August v. Werder (1808–1888)
- weitere Kriegsteilnehmer mit Artikel im Stadtwiki:
- Der badische Offizier Max Barack (1832–1901) als Hauptmann
- der preußische Offizier Paul v. Beneckendorff und Hindenburg (1847–1934) als Leutnant in einem Garderegiment
- der badische Offizier Generalmajor Freiherr Alfred v. Degenfeld (1816–1888) war Kommandeur der 2. Infanteriebrigade
- der badische Maler und Reserveoffizier Ludwig Dill (1848–1940) im Leibgrenadier-Regiment; er wird mit Eisernen Kreuz ausgezeichnet
- badische Offizier Berthold v. Freydorf (1820–1878) als Kommandeur der badischen Feldartillerie.
- der Arzt Dr. Adolf Hoffmann (1822–1899)
- der badische Offizier August Hofmann (1824–1901) als Oberstleutnant im Leib-Grenadier-Regiment
- der badische Jurist Karl August Kopp (1836–1897) meldete sich als Kriegsfreiwilliger.
- der badische Offizier Oberst Carl v. Renz (1812–1870) als Kommandeur des 2. Grenadier-Regiments „König von Preußen“ und fällt in der Schlacht von Nuits
- der Maler Ernst Schurth (1848–1910) als Infanterist
- der Kaufmann Robert Sinner (1850–1932) beim Leib-Grenadier-Regiment; er wird bei Nuits verwundet
- der württembergische Offizier Ferdinand v. Zeppelin (1838–1917) als Kavallerist.
Literatur
- Emil v. Trapp-Ehrenschild: „Das 1. Großherzoglich Badische Leib-Grenadier-Regiment (jetzt Königlich Preußisches 1. Badisches Leib-Grenadier-Regiment Nr. 109) im Feldzuge 1870/71“, Druck der G. Braun'schen Hofbuchdruckerei, Karlsruhe 1875 (Online bei archive.org)
- Ludwig Löhlein: „Die Operationen des Korps des Generals von Werder: nach den Akten des General-Kommandos dargestellt“, Berlin 1874 bei Mittler
- Badischer Frauenverein: „Die freiwillige Hilfsthätigkeit im Großherzogthum Baden im Kriege 1870/71“, Karlsruhe (Braun) 1872
- Thomas Cathiau: „Der Karlsruher Männerhilfsverein und sein Wirken während des Feldzuges 1870/71“ (= Band 12 der Reihe „Badener im Feldzug 1870/71“), „Erinnerungsbilder, nach eigenen Erlebnissen und aktenmäßigen Aufzeichnungen dargestellt“, Karlsruhe (Reiff) 1896 [Standortnummer O43 A 2378,12 in der BLB]
- Heinrich Goll: „Aus den Kriegstagen 1870–71. Gedenkbuch für das badische Volk und seine Krieger. Im Auftrag der Haupt- u. Residenzstadt Karlsruhe verfaßt. Mit Karten und Porträts in Holzstich auf Tafeln.“, 1871
- „Saarbrückener Kriegschronik“, Fünfte Auflage (25.–28.Tausend), Leipzig 1914 (1. Auflage 1895; weitere: ²1902, ³1906 und vierte 1911) mit 115 Zeichnungen von Carl Röchling
- Alexander Jordan, mit Thomas Madeja und Winfried Mönch: Von Kaiser zu Kaiser: Erinnerungen an den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 (= Band 8 der Schriftenreihe „Studiensammlungen und Sonderausstellungen im Wehrgeschichtlichen Museum Rastatt“), erschienen zur Sonderausstellung (vom 31. Juli bis 31. Oktober 2010) im Wehrgeschichtlichen Museum Rastatt, herausgegeben von der Vereinigung der Freunde des Wehrgeschichtliche Museums; Rastatt 2010 ISBN: 978-3-9810460-5-2
Zu einzelnen Personen und Ereignissen des Krieges:
- Tilla Ris (Herausgeberin): „Kriegserlebnisse meines verstorbenen Mannes Richard Ris, Oberstleutnant a.D., während des Feldzuges 1870/71 Premierlieutenant und Kompagnieführer im (1.) Badischen Leibgrenadier-Regiment“, im Selbstverlag, Auerbach, 1911
- Karl Schnell: „Zeppelins Fernpatrouille – mit badischen Dragonern in das untere Elsass Juli 1870“, München 1984 [³1985] im Verlag für Wehrwissenschaften, ISBN: 3-8219-0015-6 [Standort in der BLB: 84 A 10224]
- Reiner Haehling von Lanzenauer: „Der Zeppelinreiter Herbert Winsloe / Herbert Winsloe et la patrouille Zeppelin“ (zweisprachig: deutsch und französisch), Sonderdruck aus Badische Heimat, Freiburg 2011 [Standortnummer 112 K 4010 in der BLB]
Siehe auch Literatur zur Schlacht bei Nuits
Aufsätze
- Ernst Otto Bräunche: „Der deutsch-französische Krieg 1870/71 im Spiegel der Sterbebücher“, in: Blick in die Geschichte Nr. 84 vom 18. September 2009
Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Deutsch-Französischer Krieg“
- Das Stadtwiki Pforzheim-Enz zum Thema „Deutsch-Französischer Krieg“
- Das Stadtlexikon Karlsruhe des Stadtarchivs zum Thema „Deutsch-Französischer Krieg“
- weitere Literatur:
- Literatur zum Thema „Deutsch-Französischer Krieg“ in der Landesbibliographie Baden-Württemberg (verzeichnet ab 1977 erschienene Publikationen)
- Literatur zum Thema „Deutsch-Französischer Krieg“ hat auch die Badische Landesbibliothek (BLB) zu Karlsruhe und kann in deren Onlinekatalog recherchiert werden.
Fußnoten
Anmerkungen und Einzelnachweise <references>
- ↑ Siehe dazu solange hier noch kein eigener Artikel darüber vorhanden: Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Schlacht bei Weißenburg“
- ↑ Siehe dazu solange hier noch kein eigener Artikel darüber vorhanden: Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Schlacht bei Wörth“
- ↑ Siehe dazu solange hier noch kein eigener Artikel darüber vorhanden: Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Belagerung von Straßburg“
- ↑ Siehe dazu: Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Belagerung von Metz“
- ↑ Siehe dazu: Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Schlacht von Sedan“
- ↑ Siehe dazu: Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Belagerung von Paris (1870–1871)“
- ↑ Siehe dazu: Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Belagerung von Belfort“
- ↑ Siehe dazu: Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Gefecht bei Villersexel“
- ↑ Siehe dazu: Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Schlacht an der Lisaine“
- ↑ Anmerkung: „Es braust ein Ruf wie Donnerhall“ sind die Anfangsworte des 1840 von Max Schneckenburger (1819–1849) verfassten Gedichtes „Die Wacht am Rhein“, das in der Vertonung von Karl Wilhelm (1815–1873) ein populäres Lied wurde. – Siehe dazu auch: Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Die Wacht am Rhein“