Lazarett
Ein Lazarett dient der Krankenpflege des Militärs, insbesondere in Kriegszeiten.
Geschichte
Während des Deutsch-Französischen Kriegs (1870/’71), des Ersten (1914–’18) und des Zweiten Weltkriegs (1939–’45) übernahmen die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul auch Dienste im Lazarett.
Erster Weltkrieg
In Lazaretten waren in der Vergangenheit Militärärzte wie beispielsweise der Sanitätsoffizier Dr. v. Pezold (1870–1935), der im Ersten Weltkrieg Chefarzt des Feldlazaretts 7 war, tätig. Karlsruhe galt hinter Freiburg, Heidelberg und Mannheim als viertgrößte Lazarettstadt in Baden.
Ab dem 2. August 1914 wurden die Lazaretteinrichtungen sowie das Personal gemäß dem Mobilisierungskalender, der lange zuvor erstellt worden war, aktiviert. Bereits nach den ersten drei Wochen waren schon 1.000 Betten des Roten Kreuzes und der Krankenhäuser in Karlsruhe mit Verwundeten belegt. Neben den regulären Krankenhäusern gab es auch Vereinslazarette, die vom Roten Kreuz sowie kirchlichen und privaten Einrichtungen betrieben wurden. Darunter befanden sich auch Kleinstlazarette. Obwohl es sich um eine freiwillige Krankenpflege handelte, unterstanden sie allesamt dem Militär. Im Oktober 1914 waren in Karlsruhe und Durlach 2.500 Betten in 27 Vereins- und Reservelazaretten verfügbar gemacht worden.
Philippsburg wurde nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1914) zur Lazarettstadt erklärt und die dortige Festhalle dann bis 1919 als Lazarett genutzt.
Deutsch-Französischer Krieg
Im Deutsch-Französischen Krieg wurden nach der Schlacht bei Nuits Verwundete von Epinal in den Vogesen mit dem badischen Lazarettzug nach Karlsruhe gebracht. Der Zug pendelte vom 26. Dezember bis zum 13. Januar 1871 viermal und brachte auch die bei Nuits gefallenen badischen Offiziere nach Karlsruhe. Im fürstlichen Wartesaal des Bahnhofs fand für diese am 31. Januar 1871 vor der Überführung auf den Hauptfriedhof eine Trauerfeier statt.[1]
Liste
Lazarette in der Region Karlsruhe:
- Festungslazarett Rastatt (Fotos: [1], [2], [3])
- Gewerbeschule in Karlsruhe (erbaut 1912 bis 1914. Erst nach dem Krieg kann der Bau seiner eigentlich zugedachten Bestimmung als Schule übergeben werden)[2]
- Lehrerseminar im Ersten Weltkrieg.
- Turnlehrerbildungsanstalt in Karlsruhe: aufgrund des Deutsch-Französischen Krieges wurde die Turnlehrerbildungsanstalt im Juli 1870 geschlossen und in ein Lazarett umgewandelt, dessen Verwaltung dem bisherigen Leiter der Turnlehrerbildungsanstalt Alfred Maul (1828–1907) übertragen wurde.
- Festhalle in Philippsburg, von 1914 bis 1919.
- Palais Biron während des Zweiten Weltkriegs.
- Schloss Stutensee bis 1945.
- Die alte Festhalle in Karlsruhe wurde am Anfang des 1. Weltkriegs für zwei Wochen mit 410 Betten ausgestattet.
- ... (weitere)
Der Karlsruher Mundartdichter und Kaufmann Fritz Römhildt (1857–1933) veranstaltete am Lidellplatz wöchentliche Konzerte für die im dortigen Lazarett Liegenden.
Siehe auch
- Badischer Frauenverein
- Luisenschwestern
- Ritterlicher Orden Sankt Johannis vom Spital zu Jerusalem (Johanniterorden)
- Rotes Kreuz
- (preußisches) Verdienstkreuz für Frauen und Jungfrauen, gestiftet 1871
Literatur
- Johannes Höß: Geschichte der Militärlazarette in den südlichen deutschen Staaten (1631 – 1870), Köln 1995 (Disseration)
- Thomas Scherer: Die rollenden Krankenstationen – Vom Werden und Wirken der Lazarettzüge dargestellt am Beispiel Baden-Württemberg, in: „Eisenbahn-Kurier“, 23. Jahrgang (1988), Heft 6 = Nr. 189, Seiten 22 – 27
zu einzelnen Lazaretten in der Region:
- Karl-Friedrich Ohr: Das ehemalige Festungslazarett in Rastatt wird zentrales Archäologisches Fundarchiv, in: „Denkmalpflege in Baden-Württemberg“ (ISSN 0342-0027), 27. Jahrgang (1998), Seite 114 f.
Presse
(Auswahl)
- Rainer Brüning: Mit dem Durlacher Lazarett-Zug durch Europa / Georg Geierhaas führte über seine Transporte von verwundeten Soldaten genau Buch / Der Kaiser verzichtete auf einen Besuch (= Teil 27 der BNN-Serie „Baden im Ersten Weltkrieg“ in Zusammenarbeit mit dem Generallandesarchiv und dem Stadtarchiv), in: Badische Neueste Nachrichten Nr. 96 vom Samstag, 26. April 2014, Seite 5
- Derselbe: Die Großherzogin besuchte oft die Lazarette / Der von Luise von Baden gegründete Badische Frauenverein engagierte sich stark für die Versorgung Verwundeter (= Teil 34 der BNN-Serie „Baden im Ersten Weltkrieg“), in: BNN Nr. 119 vom Samstag, 24. Mai 2014, Seite 5
- Jürgen Schuhladen-Krämer: Krankenlager in Schulen und Hallen / Karlsruhe verwandelte sich im Krieg zu einer großen Lazarettstadt mit mehr als 2500 Betten für Verwundete (= Teil 36 der BNN-Serie „Baden im Ersten Weltkrieg“), in: BNN Nr. 127 vom Mittwoch, 4. Juni 2014, Seite 4
Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Lazarett“
- Das Stadtwiki Pforzheim-Enz zum Thema „Lazarett“
Fußnoten
- ↑ Ernst Otto Bräunche: Der deutsch-französische Krieg 1870/71 im Spiegel der Sterbebücher, in: Blick in die Geschichte vom Nr. 84 vom 18. September 2009
- ↑ Die offizielle Webpräsenz der Stadt Karlsruhe zum Thema Karlsruhe: Die Jahre 1910 bis 1919 „Lazarett“, siehe dort unterm 1. Januar 1919.
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