Kriegerdenkmal Neureut
Das Kriegerdenkmal vor der Evangelischen Kirche Neureut-Nord wurde zu Ehren der Teilnehmer des Deutsch-Französischen Krieges (1870/71) errichtet und ist durch später zusätzlich am Sockel angebrachte Gedenktafeln auch den Toten des Ersten Weltkriegs (1914-1918) aus Teutschneureut gewidmet.
Das ehemals vor der Waldenserkirche Neureut stehende Kriegerdenkmal wurde nach dem zweiten Weltkrieg mit unbekanntem Verbleib abgebaut.
Gestaltung
Das Denkmal ist vom gesamten Erscheinungsbild her (Form, Aufbau und Material) ein typisches Kriegerdenkmal (Vgl. die Ähnlichkeit mit anderen zeitgenössischen Kriegerdenkmalen, z.B. denen in Bietigheim und Spöck).
Oben wird das Denkmal von einem die Schwingen ausbreitenden Adler bekrönt. Unter der Inschrift "1870-1871" befindet sich das badische Wappen mit Krone.
Auf gleicher Höhe befinden sich an den beiden Seiten jeweils drei Hinweise auf Kriegsschauplätze und zwar
- (links)
- DIJON
- NUITS
- BELFORT
sowie
- (rechts)
- STRASSBURG
- ETIVAL
- ESSERTENNE
Inschriften
Deutsch-Französischer Krieg
Während die Inschriften auf der Vorder- sowie der Rückseite des Denkmals jeweils in Goldschrift auf schwarzem Stein aufgeführt sind, sind die Namen an den beiden Seiten nur direkt in den Stein gemeißelt.
Die Tafel auf der Vorderseite ehrt nach der Widmung:
von Teutschneureuth /
die an den ruhmreichen Kämpfen /
der Gr. Bad. Felddivision im Kriege /
gegen Frankreich 1870-71 teilnahmen /
gewidmet vom Militär-Verein /
und der Gemeinde.
[Anm: "Gr. Bad." = "Großherzoglich Badischen"]
namentlich den Gefallenen Wilhelm L. Meinzer vom 1. Badischen Leib-Grenadier-Regiment, der 1870 am 18. Dezember bei Nuits fiel, sowie sechs – ebenfalls namentlich aufgeführte – Verwundete:
Name | Regiment | Ort | Datum |
Wilhelm L. Meinzer, | 1. Bad. Leib-Gren.Regt, | gefallen bei Nuits | am 18.12. 1870 |
K. Wilhelm Glutsch, | 3. Badisches Infanterie-Regiment, | verwundet bei Etival | am | 6.10. 1870
Fried. W. Linder, | 3. Bad. Inf.-Regt, | verwundet bei Dijon | am 26.11. 1870 |
Christoph Stolz, | 3. Bad. Inf.-Regt, | verwundet bei Nuits | am 18.12. 1870 |
Wend. Glutsch, | 3. Bad. Inf.-Regt, | verwundet bei Belfort | am 16. | 1. 1871
Lud[wig (?)] Kühlwein, | 3. Bad. Inf.-Regt, | verwundet bei Belfort | am 16. | 1. 1871
Wilhelm Stober, | 4. Bad. Inf.-Regt, | verwundet bei Belfort | am 16. | 1. 1871
Das 3. Badische Infanterie-Regiment kam aus Rastatt, wo auch das 4. seinen Friedensstandort hatte, das nach dem Krieg dann nach Mülhausen ins zurückeroberte Elsass verlegt wurde.
An den Seiten folgen – geordnet nach Regimentern – die Namen der Kriegsteilnehmer (?), die im Felde standen:
(rechte Seite)
- 1. Badisches Leib-Grenadier-Regiment:
- Wilhelm Fr. Grether, Gefreiter
- Gg [Georg?] Zimmermann, Sergeant
- Karl L. Grether
- Lud. Linder
- Jakob Fr. Wohlwend
- Friedrich Eichsteller
- J. Jakob Federlechner
- Philip Federlechner
- Christ. Grether
- Friedrich Kaufmann
- Philipp Ott
- 2. Badisches Grenadier-Regiment:
- Wilhelm A. Wohlwend
- Ludwig Stolz
- Karl Linder
- Wilhelm B. Meinzer
- Wilhelm Stiefel
- 3. Badisches Infanterie-Regiment:
- Jakob Stiefel
- Fr. Ehrmann, Unteroffizier
- Wilhelm Ehrmann
- Ph. Jakob Linder, Unteroffizier
- Friedrich Laÿh.
- 1. Badisches Leib-Grenadier-Regiment:
(linke Seite)
- 4. Badisches Infanterie-Regiment:
- Wilhelm Linder, [Auszeichnung]
- Wend. Sattler
- Lud. W. Grether
- 2. Badisches Dragoner-Regiment
- Wilhelm Kaufmann
- Jakob Weinbrecht, Unteroffizier, EK II Cl. [Ritter des Eisernen Kreuzes II. Klasse]
- Badische Pionier-Abteilung:
- Ph. Wilhelm St??z [Stolz oder Statz] ????.
- Ludwig W. Grether
- Jakob Weick
- ?
- ?
- Wilhelm Stober ??? (Uffz., Gefr. ?)
- phil. ?. Meinzer, Unteroffizier
- Badisches Feld-Artillerie-Regiment
- Karl Fr. Ulrich
- Christ. M. Grether, Unteroffizer, ? (EK II Cl ?)
- Karl W. Stribÿ.
- 4. Badisches Infanterie-Regiment:
Das 2. Badische Grenadier-Regiment garnisonierte in Mannheim, Regiments-Chef war der König Wilhelm (I.) von Preußen, der während des Krieges Kaiser wurde.
Auf der Rückseite befinden sich die Namen der Ersatzmannschaften in den Garnisonen, nach Waffengattung:
- Infanterie:
- Philip Ulrich
- Rudolf Meinzer, Feldwebel
- Jakob Ott
- Wilhelm Fr. Dahler, Sergeant
- Dragoner:
- Wilhelm Bitrolff, Unteroffizier
- Ph. Wilhelm Meinzer
- Jakob Fr. Ulrich
- Festungsartillerie:
- Wilhelm Stober
- Jakob Stern
- Emil Raub
- Train:
- Christ. Linder
- Friedrich Grether
- Lud. Grether
- Jakob Eichsteller
- Lud. Stribÿ
- Infanterie:
[Anm.: "Fr." steht wahrscheinlich jeweils für "Friedrich" (könnte freilich auch "Friedhelm" bedeuten); "Lud" für "Ludwig" (oder "Ludolf"?)]
Erster Weltkrieg
Die Inschrift auf der Tafel auf der Schauseite lautet
- ZUM EHRENDEN ANDENKEN
- DEN OPFERN DES WELTKRIEGES 1914 – 1918
- GEWIDMET VON DER
- HEIMATGEMEINDE TEUTSCHNEUREUT.
An den drei anderen Seiten ist unten an gleicher Stelle jeweils eine Tafel mit den Namen der Toten des Weltkrieges – differenziert nach Gefallenen, Vermißten, Gestorbenen sowie Verunglückten – angebracht. Es wird jeweils das Jahr und der Kriegsschauplatz (z.B. "in Belgien", "in Rußland") genannt. Anders als bei den Namen zum Krieg 1870/71 sind die Einheiten (Truppenteile) jedoch nicht mit aufgeführt.
Bei den unter "Gestorben" genannten Neureutern ist nicht vermerkt, woran und wo (ob z.B. in der Etappe, während eines Fronturlaubs, in Kriegsgefangenschaft oder während des Rückmarsches in die Heimat) diese verstorben sind. Bemerkenswert ist, dass in dieser Gruppe auch Tote für die Jahre 1919 (einer) sowie 1920 und sogar noch 1921 (je zwei) aufgeführt werden, also zu einem Zeitpunkt da sich bereits das Nachkriegsdeutschland konstituiert hatte, die Truppenteile der Alten Armee aufgelöst und die Reichswehr gebildet worden war.
Keine näheren Angaben werden zu dem 1918 (offenbar tödlich) verunglückten Emil Grether gemacht.
Die genaue Gliederung der einzelnen Tafeln ist folgende:
(Tafel 1* = Vorderseite)
- Widmung; siehe oben
(Tafel 4)
- in Belgien und Frankreich Gefallene der Jahre 1914 und '15:
- Gefallen sind in Belgien:
- 1914
- 1915
- in Frankreich:
- 1914
- 1915
- Gefallen sind in Belgien:
(Tafel 3, = Rückseite)
- in Frankreich Gefallene der Jahre 1916-18:
- Gefallen sind in Frankreich:
- 1916 (= linke Spalte)
- 1917 (= mittlere Spalte)
- 1918 (= rechte Spalte)
- Gefallen sind in Frankreich:
Innerhalb eines Kriegsjahres sind die Namen alphabtisch angeordnet. Es wird zuerst der Familienname und dann, zumeist stark abgekürzt, der Vorname genannt.
(Tafel 2)
- Gefallen sind:
- Rußland
- 1914 (zwei)
- 1915 (zwei)
- 1919 (einer)
- Rumänien
- 1917 (einer)
- Rußland
- Gestorben sind:
- 1914 (einer)
- 1915 (einer)
- 1917 (vier)
- 1918 (neun)
- 1919 (einer)
- 1920 (zwei)
- 1921 (zwei)
- Verunglückt ist 1918 (einer)
- Gefallen sind:
Insgesamt werden auf den Tafeln zum Ersten Weltkrieg einschließlich der Jahre 1919 bis '21 sowie der Gestorbenen, Vermißten und des Verunglückten 108 Personen genannt (-> alphabetisch nach Namen sortierte Liste).
Laut der Neureuter Ortschronik auf Karlsruhe.de[1] fielen im Ersten Weltkrieg insgesamt 148 Soldaten aus Neureut (45 aus Welschneureut; aus Teutschneureut 103).
häufige Nachnamen
Es fällt auf, dass auf den Inschriften einige Namen gleich mehrfach auftauchen.
Krieg 1870/71
Die folgenden vier Namen sind jeweils mindestens dreimal vertreten:
- Grether (8x)
- Linder (6x)
- Meinzer (5x)
- Ulrich und Stober (je 3x)
Erster Weltkrieg
Besonders oft sind die zwölf Familiennamen
- Nagel (13x),
- Stober (11x),
- Meinzer (9x),
- Eichsteller, Grether, Linder (je 7x),
- Ulrich (6x),
- Wohlwend (5x),
- Knobloch, Weick (je 4x), sowie
- Ott und Weinbrecht (je 3x)
vertreten.
Bis auf die Träger des Namens Nagel, die im Ersten Weltkrieg den höchsten Blutzoll hatten, und Knobloch handelt es sich durchweg um Angehörige von alteingesessen Neureuter Familien deren Namen auch bereits auf den Listen zum vorigen Krieg (-> siehe oben) mindestens einmal anzutreffen sind.
insgesamt
Eine Gesamtauswertung für beide Kriege zusammen ergibt dass
- 15 mal Grether (8 + 7),
- 14 mal Linder (7 + 7), Meinzer (5 + 9) und Stober (3 + 11),
- 13 mal Nagel (0 + 13),
- 9 mal Eichsteller (2 + 7) und Ulrich (3 + 6),
- 7 mal Wohlwend (2 + 5)
- Weick (1 + 4) und Ott (2 + 3), 5 mal
- 4 mal Ehrmann (2 + 2), Knobloch (0 + 4), Stiefel (2 + 2), Stolz (2 + 2) und Weinbrecht (1 + 3)
- 3 mal Glutsch (2 + 1)
- 2 mal Baumann (0 + 2), Federlechner (2 + 0), Kaufmann (2+0), Raub (1+1), Stern (1+1), Stribÿ (2+0) u. Zimmermann (1+1)
genannt werden.
Bilder
Lage
Das Denkmal steht vor der im neugotischen Stil erbauten Evangelischen Kirche Neureut-Nord. Dieser Ort im Stadtplan:
- OpenStreetMap-Karte (49°3'11.56" N 8°22'47.59" O)
- Karlsruher Onlinestadtplan
- Yellowmap-Stadtwikiplan