Evangelische Landeskirche

Aus dem Stadtwiki Karlsruhe:

Sitz des Oberkirchenrats in der Blumenstraße

Die Evangelische Landeskirche in Baden wird vom evangelischen Oberkirchenrat in Karlsruhe vertreten, an seiner Spitze steht der Landesbischof.

Das Gebäude des Oberkirchenrates befindet sich in der Blumenstraße 1 und wurde zwischen 1907 und 1910 von den Architekten Curjel&Moser errichtet. Es beherbergt auch das Landeskirchliche Archiv.

Geschichte

„Will man sich über das Wesen einer evangelischen Landekirche des Näheren unterrichten oder ihre Eigenart genauer charakterisieren, so sieht man sich auf die Geschichte gewiesen.“[1]

Am 21. Januar 1556 sandte Simon Sulzer Professor und Münsterprediger in Basel, Diskurspartner von Martin Luther, Philipp Melanchthon, Zwingli und Calvin seinen Schwager Ulrich Koch (Freiburg) nach Lörrach in die Stadtkirche zur ersten evangelischen Predigt im Markgräflerland. Der zuvor abwartende Markgraf Karl II. von Baden-Durlach gab seine Zurückhaltung auf und erließ am 1. Juni 1556 seinen „Reformationsbefehl”, wonach alle seine Untertanen gemäß der im Augsburger Reichs- und Religionsfrieden festgelegten Bestimmung cuius regio, eius religio (wessen Land, dessen Religion) dem protestantischen Glaubensbekenntnis anschließen mussten.

Sein Sohn Ernst Friedrich von Baden-Durlach trat 1599 für ein verbindendes calvinistisch-lutherisches Glaubensbekenntnis ein und ließ im Schloss Staffort sein neues Glaubensbekenntnis, das Stafforter Buch, drucken. In der Folge kam es vor allem in Pforzheim zum Glaubenskrieg gegen diese fürstliche Glaubensentscheidung. Die lutherische und die reformierten Glaubensrichtungen bekämpften sich über Jahrhunderte insbesondere auch nach der Ansiedlung von calvinistischen Hugenotten in Neureut und Friedrichstal. Bei den Friedensbemühungen trat auch Karl Friedrich Eisenlohr hervor, der als lutherischer Pfarrer in Spöck und Staffort, seine Tochter am 18. Dezember 1820 durch den calvinistischen Pfarrer Ernst in Friedrichstal taufen und die christliche Patenschaft durch den katholischen Pfarrer von Büchenau übernehmen ließ.

Die öffentlich ausgetragenen Differenzen konnten 1821 mit der Gründung der badischen Kirchenunion als Evangelische Landeskirche beigelegt werden. Zum ersten Prälaten der Kirchenunion wurde Johann Peter Hebel ernannt.

„Wenn die unter Karl Friedrich geschaffene Einheit des badischen Staates durch gute und schlechte Zeiten hindurch erhalten blieb, […] so ist dies nicht am wenigsten das Verdienst der langen und gesegneten Regierung des regierenden Großherzogs. Und wenn die unter Großherzog Ludwig geschaffene Einheit der evangelischen protestantischen Landeskirche ebenfalls durch gute und schlechte Zeiten behalten blieb, so dürfen wir wohl ebenfalls dankbar dabei des Großherzogs Friedrich gedenken, der selbst ein überzeugter Christ und treuer Protestant mit sicherer Hand, Milde und Weitherzigkeit die evangelische Kirche Badens regiert hat.“[2]

Immobilienbestand

Im Zeitraum zwischen 1960 und 1990 wurde durch eine entsprechend ausgeweitete Bautätigkeit der Immobilienbestand der Landeskirche nahezu verdoppelt. Dabei wurde oft auch überdimensioniert geplant und gebaut. Die Landeskirche sowie die einzelnen Gemeinden verfügen im Jahr 2014 über diesen Immobilienbestand:

  • rund 820 Kirchen und Gottesdiensträume
  • rund 830 Gemeindehäuser
  • rund 600 Pfarrhäuser
  • rund 250 Kindertagesstätten im Gemeindebesitz

Durch den inzwischen hohen Immobilienbestand ist der Instandhaltungs- und Renovierungsbedarf entsprechend gestiegen. Die Landeskirche, der im Jahr 2014 rund 1,25 Million Gläubige angehören, rechnet damit, dass sie bis zum Jahr 2049 nur noch rund eine Million Mitglieder haben wird. Damit sinkt das Kirchensteueraufkommen und der Unterhalt wird schwieriger. Durch die steigenden Unterhaltungskosten kann weniger Geld in anderen Bereichen verwendet werden. Deshalb will die Landeskirche die Instandhaltungsaufwände bis 2024 um rund 30 % reduzieren. Dies ist nur durch Verkäufe möglich oder durch Zusammenlegungen, so dass Einrichtungen beispielsweise zusammen mit den katholischen Gemeinden genutzt werden. So wurde in Karlsruhe schon die Stephanuskirche aufgegeben.

In ihrer 11. Landessynode in Bad Herrenalb im April 2014 beschloss die Landeskirche, in den nächsten fünf Jahren die Liegenschaften zu überprüfen. Dabei sollen Kirchen möglichst gehalten und dafür Gemeindezentren und Pfarrhäuser eingespart werden. Durch Umbauten in Kirchen könnten dort künftig auch Gemeinderäume untergebracht werden.

Die Geistliche Leitung der Landeskirche

An der Spitze der Evangelischen Landeskirche in Baden stand bis 1933 der Prälat, seitdem der Landesbischof. Die Regelung der Wahl auf Lebenszeit wurde im Oktober 2012 von der Landessynode dahingehend geändert, dass künftig der Landesbischof auf 12 Jahre gewählt wird und eine Wiederwahl ausgeschlossen bleibt.[3][4] Diese Regelung wird erstmals in der im Juli 2013 vorgesehehenen nächsten Bischofswahl angewendet werden.

Prälaten bis 1933 und Landesbischöfe seit 1933

Leitungsbereiche

Gliederung

Die Evangelische Landeskirche in Baden mit 715 Kirchengemeinden gliedert sich in 25 Kirchenbezirke (2011).

Die Kirchenbezirke sind nicht identisch mit der politischen Verwaltungsgliederung.

Die Schuldekanate der Badischen Landeskirche: [22]

Schuldekanat und Medienstelle
Heidelberger Straße 8
76646 Bruchsal
Telefon: (07251) 307 190
Telefax: (07251) 307 191
E-Mail: SD-Bruchsal(at)gmx.de
Internet: Schuldekanat Bretten-Bruchsal
Schuldekanat / Medienstelle
Reinhold-Frank-Straße 48
76133 Karlsruhe
Telefon: (0721) 82 46 73-40
Telefax: (0721) 82 46 73-99
E-Mail: mail(at)ev-schuldekanat-ka.de
Internet: Schuldekanat Karlsruhe
  • Adelsheim-Boxberg + Mosbach, Schuldekan Martin Schwarz
  • Baden-Baden und Rastatt, Schuldekan Dr. Helmut Mödritzer
  • Breisgau-Hochschwarzwald, Schuldekan Dirk Boch
  • Emmendingen, Schuldekan N.N.
  • Freiburg-Stadt, Schuldekan Dr. Christian Stahmann
  • Heidelberg, Schuldekanin Dr. Beate Großklaus
  • Hochrhein, Schuldekanin Martina Dinner
  • Kehl, Schuldekan Herbert Kumpf
  • Konstanz, Schuldekan Martin Lilje
  • Kraichgau, Schuldekan Gunnar Kuderer
  • Ladenburg-Weinheim, Schuldekanin Dr. Sabine Bayreuther
  • Mannheim, Schuldekan Andreas Weisbrod
  • Markgräflerland, Schuldekan Dr. Ralph Hochschild
  • Neckargemünd-Eberbach, Schuldekan Manfred Hilkert
  • Offenburg & Lahr, Schuldekan Hans-Georg Dietrich
  • Pforzheim, Schuldekan Dr. Andreas Obenauer
  • Südliche Kurpfalz, Schuldekanin Christine Wolf
  • Überlingen-Stockach, Schuldekan Bernhard Schupp
  • Villingen, Schuldekan Dr. Stephan Ahrnke
  • Wertheim, Schuldekanin Cornelia Wetterich

Weitere bekannte Personen des Kirchenbezirks

  • Helmut Barié, ehemaliger evangelischer Prälat für Mittel- und Südbaden
  • Nicole Barié, seit 2022 Vorsitzende der Bezirkssynode Karlsruhe-Land
  • Gustav Adolf Benrath evangelischer Hochschullehrer für Kirchengeschichte
  • Johannes Ehmann ist Theologe und Professor für Kirchengeschichte an der Universität Heidelberg
  • Jakob Gottlieb Eisenlohr veröffentlichte 1748 die Kirchengeschichte der Markgrafschaft Baden-Durlach
  • Johann Friedrich Ernst engagierte für die badische Kirchenunion
  • Gottfried Gerner-Wolfhard Pfarrer, Kirchenrat und Honorarprofessor der Evangelischen Hochschule Freiburg
  • Wilhelm Otto Hauck engagierte sich für die Regionsgeschichte um das Stafforter Buch
  • Friedrich Hauß Begründer der badischen Bibelwochen und der Henhöfertage
  • Karl Hauß war Dekan des Kirchenbezirks Karlsruhe-Land
  • Aloys Henhöfer leitete eine reformatorische Erweckungsbewegung ein und gründete mehrere Diakonissenhäuser
  • Johann Heinrich Jung war Badischer Geheimer Hofrat
  • Martin Kares ist Leiter des Glocken- und Orgelprüfungsamtes im Evangelischen Oberkirchenrat in Karlsruhe
  • Jeff Klotz ist Historiker und Verleger sowie Mitglied der Synoden der Evangelischen Landeskirche in Baden und der EKD
  • Andrea Knauber ist Pfarrerin in Bruchsal und engagiert sich insbesondere für den christlich-jüdischen Dialog
  • Johannes Kurz ist Pfarrer in Karlsruhe-Durlach, davor war er Pfarrer in Stutensee-Staffort mit Filiale Bruchsal-Büchenau
  • Johannes Link ist Kantor mit Schwerpunkt Popularmusik in Linkenheim mit Aktivitäten in Karlsruhe-Land und Bruchsal-Bretten
  • Heinrich Löber ist Leiter des kirchlichen Archivs der Landeskirche
  • Walter Ludwig war Pfarrer in Staffort-Büchenau und Elsenz, engagiert in der ökumenischen Arbeit im Raum Stutensee-Bruchsal
  • Markus J. Mall ist seit 1996 evangelischer Pfarrer in Kieselbronn.
  • Holger Müller ist Pfarrer in Bauschlott, davor war er Pfarrer Staffort-Büchenau
  • Carl Lorenz Peter engagierte sich besonders für die Innere Mission in Baden
  • Hans Pfisterer war Prälat in Südbaden
  • Manfred G. Raupp ist Herausgeber des Stafforter Buches, Baden zwischen Calvin und Luther, Neuausgabe 2021
  • Karl-Heinz Ronecker war Bezirksjugendpfarrer in Karlsruhe und Probst von Jerusalem
  • Jörg Seiter Pfarrer der Michaelisgemeinde Blankenloch und Vakanzpfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Staffort-Büchenau
  • Edwin Speckert (1926-2018), Initiator der Gemeindegründung Staffort-Büchenau, Inhaber des Kronenkreuzes
  • Emil Stober (1908-1994), war 1948-1973 Landesposaunenwart der badischen Bläserarbeit.
  • Wilhelm Stober (* 1935), war 1980-2007 Posaunen- und 1976-2020 Kirchenchorleiter in Stutensee-Staffort
  • Hans-Georg Ulrichs Pfarrer, Hochschullehrer für Kirchengeschichte und engagiert in der Evangelischen Landeskirche
  • Dieter Walther war Oberkirchenrat in Karlsruhe
  • Udo Wennemuth ist Kirchenrat i. R. und früherer Leiter der Bibliothek und des Archivs der Landeskirche
  • Bernhard Wielandt Pfarrer in Sandhausen, davor war er Pfarrer in Staffort-Büchenau sowie Klinikseelsorger in Bruchsal

Frauenarbeit

Die badisch evangelische Frauenarbeit verleiht durch die Stiftung GRATIA seit 2008 den Marie-von-Marschall-Preis. Er ist mit 2.000 Euro dotiert.

Preisträger 2008 war Anneliese Fehrholz aus Malsch, die Verleihung fandt im November in Karlsruhe statt. Sie wurde für ihre Verdienste um sozial- und gesellschaftspolitische Themen ausgezeichnet.[5]

Preisträgerin 2010 Dr. Reinhild Traitler aus Zürich.[6]

Preisträgerinnen 2012 Margarete Brunzlow aus Marxzell, Dora Koelbing aus Müllheim und Elsbeth Wenz aus Pfinztal-Söllingen.[7]

Adresse

Evangelischer Oberkirchenrat
Abteilung Information und Öffentlichkeitsarbeit
Blumenstraße 1-7
76133 Karlsruhe
Telefon: (0721) 91 75 - 1 13
Telefax: (0721) 91 75 - 5 53

Siehe auch

Literatur

  • Johannes Ehmann, Gottfried Gerner-Wolfhard, Jeff Klotz (HG): Grundlagen der Evangelischen Kirche in Baden, Quellen zu Bekenntnis, Lehre, Ordnungen Kirchengemeinschaft und Ökumene 1556-2017, Klotz Verlagshaus Neulingen 2021, ISBN: 978-3-948968-80-9
  • Johannes Ehmann, Gottfried Gerner-Wolfhard (Hg.): Vereinigte Evangelische Landeskirche in Baden 1821–2021; Geschichte, Gottesdienste, Gemeinde, Klotz Verlagshaus Neulingen 2020, ISBN: 978-3-948968-01-4
  • Johannes Ehmann: Geschichte der Evangelischen Kirche in Baden: Band 1: Reformatorische Bewegungen im Südwesten des Reichs (1518–1557): Von Luthers Heidelberger Disputation bis zum Augsburger Frieden und seinen Nachwirkungen, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2018, 284 S.; ISBN: 978-3-374-05574-6. Band 2: Die Geschichte der Markgrafschaft, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2021, 808 S. ISBN: 978-3-374-06850-0
  • Johannes Ehmann, Gottfried Gerner-Wolfhard (Hg.): Vereinigte Evangelische Landeskirche in Baden 1821–2021; Geschichte, Gottesdienste, Gemeinde, Neulingen 2020, ISBN: 978-3-948968-01-4
  • Johannes Ehmann, Gottfried Gerner-Wolfhardt (HG: 200 Jahre Vereinigte Evangelische Landeskirche in Baden 1821-20212020 im Verlag Klotz Neulingen, ISBN: 978-3-948968-01-4
  • Dr. Georg Grützmacher, a.o. Professor in Heidelberg: Die Evangelische Landeskirche des Großherzogtums Baden. Ueberblick über ihre Geschichte und ihr Wesen. Freiburg i. Breisgau, Verlag von Paul Waetzel, 1898
  • Jeff Klotz und Holger Müller: Die Evangelische Kirche Staffort, Ein paradiesisches Gesamtkunstwerk aus Neogotik und Jugendstil, 2019 im Verlag Klotz Neulingen, ISBN: 978-3-948424-04-6
  • Markus Mall und Jeff Klotz: Die evangelische Stephanuskirche in Kieselbronn. J.S. Klotz Verlagshaus. Bauschlott 2020. ISBN: 978-3948424701
  • Aus Anlass der Feierlichkeiten zur 200-jährigen Kirchenunion in Baden hat Jeff Klotz das Stafforter Buch durch Holger Müller, Johannes Ehmann und Manfred G. Raupp (HG) in aktueller Sprache im Klotz Verlagshaus neu herausgebracht. Das Stafforter Buch, Baden zwischen Calvin und Luther, Neulingen 2021, ISBN: 978-3-948968-55-7
  • Manfred G. Raupp: Ortsfamilienbuch Staffort, Herausgeber Stadt Stutensee, Verlag Gesowip Basel 2010, ISBN: 978-3-906129-64-8; Die Stafforter Pfarrherren und ihre Bedeutung für den Hallelujagürtel der nördlichen Hardt, Stutensee Ostern 2022
  • Hansjörg Sick: Der Beitrag der Heimatvertriebenen in unserer badischen Landeskirche (Sonderdruck), Würzburg 2000
  • Udo Wennemuth: Die Generalsynode als Sprachrohr der Kirche in Bildatlas zur badischen Kirchengeschichte 1800-2021, Verlag Regionalkultur Ubstadt ISBN: 978-3-95505-260-7

Weblinks

Fußnoten