Amtsbezirk Bretten

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Der Amtsbezirk Bretten war bis zu seiner Auflösung 1936 die Verwaltungsebene für einige ehemals kurpfälzische Ortschaften.

Er ging hervor aus dem (Ober-)Amt Bretten, welches nach dem Erwerb der Stadt durch die Kurpfalz im Jahr 1349 entstand. Dabei wurde der seit 1335 unter den Grafen von Eberstein tätige erste Amtmann, Johann von Stein, in seinem Amt belassen.

Zum Zuständigkeitsbereich des Brettener Amtmanns gehörten neben Bretten, Heidelsheim und Helmsheim auch die zum Kloster Maulbronn gehörenden Orte Gölshausen, Ruit, Unteröwisheim und Zaisenhausen. Hinsichtlich Rechtssprechung und Militär waren ferner die Orte Flehingen, Sickingen, Sprantal und Staffort Teil des Amtsbezirks, obwohl diese zum Teil nicht kurpfälzisch waren.

Die politischen Veränderungen der folgenden Jahrhunderte brachte auch eine immer wieder veränderte Größe des Amtsgebietes mit sich. Beispielsweise kam der Bereich des Klosters Maulbronn 1504 an Württemberg, ebenso später Zaisenhausen, Sprantal und Gölshausen, die aber später wieder an die Kurpfalz zurück kamen.

1799 umfasste der Amtsbezirk die geographisch nicht zusammenhängenden Orte

  • Bretten, Diedelsheim, Gölshausen. Flehingen, Rinklingen und Sprantal
  • Weingarten
  • Heidelsheim und Helmsheim
  • Eppingen und Mühlbach
  • Zaisenhausen

In späteren Jahrhunderten war der Brettener Stadtschultheiß automatisch stellvertretender Amtsvorstand, daneben gab es weitere untergeordnete Beamte. Der finanziell einträgliche Amtstitel wurde 1686 an die Freiherren von Sickingen verkauft, die ihn 1785 weiterverkauften. Der Letzte adlige Amtmann wurde ohne Entschädigung enteignet, nachdem Bretten 1802 an Baden gefallen war.

Zwischen 1803 und 1821 kam es nahezu jedes Jahr zu eiuner Neugliederung des Brettener Bezirks. Größere Einschnitte waren dabei die Unterordnung unter das Stabsamt Eppingen 1805 bis 1809, die Auflösung des Amtsbezirks Gochsheim, die Neuordnung des Bruchsaler Gebietes und die Wiedergründung des Eppinger Amtes. Nach der Auflösung des Amtes Stein hatte der Brettener Amtsbezirk 1821 seine endgültige Ausdehnung erreicht die 23 Orte umfasste:

Bretten, Bauerbach, Bahnbrücken, Büchig, Dieselsheim, Dürrenbüchig, Flehingen, Gochsheim, Gölshausen, Gondelsheim, Kürnbach, Menzingen, Münzesheim, Neibsheim, Nußbaum, Oberacker, Rinklingen, Ruit, Sickingen, Sprantal, Stein, Wössingen und Zaisenhausen.

Ab 1865 lautete die Offizielle Bezeichnung „Bezirksamt Bretten“. Zufüv waren die Bezeichungen "Landamt" und später "Amt" verwendet worden.

Stein ging 1920 ans Bezirksamt Pforzheim, während Mühlbach und Sulzfeld 1924 vom aufgelösten Bezirksamt Eppingen übernommen wurden. Zeitgleich ging Menzingen ans Amt Bruchsal.

Zum 1. Oktober 1936 wurde das Brettener Amt im Zuge einer größeren Verwaltungsreform aufgelöst. Die Orte wurden auf die vier umliegenden Ämter verteilt: Nußbaum, Ruit und Sprantal wechselten nach Pforzheim, Sinsheim erhielt Kürnbach, Mühlbach, Sulzfeld und Zaisenhausen zugeschlagen.

Bruchsal wurde um Bahnbrücken, Gochsheim, Gondelsheim, Münzesheim, Neibsheim und Oberacker erweitert. Den größten Zuschlag erhielt der Landkreis Karlsruhe mit Bretten und dessen Nachbarn. Sickingen wurde bei dieser Gelegenheit mit Flehingen vereinigt.

1946 gab es Bestrebungen, den Amtsbezirk wiederherzustellen. Ein Argument war die schlechte verkehrstechnische Erreichbarkeit des zuständigen, in Ettlingen sitzenden Landratsamtes. Seitens Heinrich Köhler wurde dieses Ansinnen grundsätzlich unterstützt, er hielt jedoch den Zeitpunkt im Hinblick auch die sich gerade erst neu entwickelnden Verwaltungsstrukturen in Süddeutschland für verfrüht. Andere Überlegungen liefen auf die Einrichtung einer Außenstelle des Wirtschaftsamts hinaus. Schlussendlich wurde entschieden, dass in Bretten zwei mal monatlich (später verdoppelt) ein „Amtstag“ stattfinden sollte

Ehemaliges Amtsgebäude, späteres Amtsgericht

Das aus dem Jahr 1480 stammende Amtshaus wurde im Pfälzischen Ebfolgekrieg zerstört, der um 1785 vollendete Neubau blieb mit zahlreichen Um- und Anbauten bis 1936 Amtssitz. Nach der Amtsauflösung wurde das Inventar an die umliegenden Ämter verteilt und das Gebäude diente der Polizei und dem Forstamt als Dienstbau. In späteren Jahren nutzte das Amtsgericht Bretten den Bau.

Amtsvorstände

Die Bezeichnung war je nach Stellung des Amtes im Gesamtgefüge entweder Oberamtmann oder Amtmann. Gottfried Posselt trug die Bezeichnung „Oberamtsrat“, ab 1923 war die offizielle Bezeichnung „Landrat“

  • 1335-1373: Ludwig von Stein
  • 1373-1394: Wiprecht von Helmstadt der Ältere
  • 1394-1418: Wiprecht von Helmstadt der Jüngere
  • 1418-1428: Leonhard von Sickingen
  • 1428-1459: Schwickart von Sickingen der Ältere
  • 1459-1478: Schwickart von Sickingen der Jüngere
  • 1478-1500: Hanns von Neipperg
  • 1500-1504: Georg Göler von Ravensburg
  • 1504-1508: Konrad von Sickingen
  • 1508-1527: Erf Ulrich von Sickingen
  • 1527-1548: Wolf Ulrich von Sickingen
  • 1548-1557: Georg von Altdorf
  • 1557-1567: Eberhard von Venningen
  • 1567-1569: Hartmann von Eppingen
  • 1569-1592: Johann Philipp Landschad von Steinach
  • 1592-1620: Johann Reyprecht von Büdingen
  • 1620-1651: Johann Casimir Kolbvon Wartenberg
  • 1651-1654: Anton Christof Schuez von Holzhausen
  • 1654-1668: Franz Rudolf von Sparr
  • 1668-1680: Heinrich Burkhard von Dallwig
  • 1680-1868: Christof Cloff von Neuenburg
  • 1686-1705: Franz von Sickingen
  • 1705-1719: Johann Ferdinand von und zu Sickingen
  • 1719-1737: Carl von Sickingen
  • 1737-1757: Heinrich Wilhelm von Sickingen
  • 1757-1785: Josef Karl von und zu Sickingen
  • 1785-1802: Johann Bernhard Georg Edler von Reisenbach
  • 1803-1807: Gottfried Posselt
  • 1807-1809: Johann Lang
  • 1810-1819: Friedrich Christian Rettig
  • 1819-1821: Karl Baumgärtner
  • 1821-1823: Jakob Daniel Wundt
  • 1823-1834: Joseph Ertel
  • 1835-1838: Joseph Carl Rüttinger
  • 1838-1840: Anton Nombride
  • 1840-1842: August Eichrodt
  • 1842-1849: Franz-Joseph Pfister
  • 1849-1866: Philipp Emil Flad
  • 1866-1877: Wilhelm Spangenberg
  • 1877-1879: Leopold Sonntag
  • 1879-1884: Julius Lacher
  • 1884-1888: Julius Wirth
  • 1888-1893: Wilhelm Karl Friedrich Groos
  • 1893-1898: Emil Johann Karl Georg Killinger
  • 1898-1902: Conrad Joseph Clemm
  • 1902-1906: Julius Holderer
  • 1906-1923: August Philipp Wilhelm Hofmann
  • 1923-1928: Manfred Pfister
  • 1928-1931: Heinrich Wilhelm Groß
  • 1931-1936: Erich Jerschke

Literatur

  • Seiten 20-28 in: Bernd Breitkopf: „Die alten Landkreise und ihre Amtsvorsteher“: die Entstehung der Ämter und Landkreise im heutigen Landkreis Karlsruhe – Biographien der Oberamtmänner und Landräte von 1803–1997. Beiträge zur Geschichte des Landkreises Karlsruhe, Band 1. verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher/Heidelberg/Basel 1997 ISBN: 3-929366-48-7