Heidelsheim
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Heidelsheim ist ein Stadtteil von Bruchsal, durch den der Saalbach fließt. Der Ort mit seinem mittelalterlichen Stadtkern und seinen vielen Sehenswürdigkeiten hat 4.944 Einwohner (Stand: 30.12.2019) und ist in seiner Region sehr bekannt, u. a. durch seine vielen Feste, von denen das „Reichsstadtfest“ das größte und spektakulärste ist.
Geschichte
Älteste Siedlungsspuren in der unmittelbaren Umgebung stammen aus der Zeit zwischen 2000 v. Chr und 400 v. Chr. Bekannt ist außerdem ein aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert stammender römischer Gutshof.
Nicht belegt hingegen ist der Ursprung der Stadt, die nach einer Sage durch den Germanenherzog Heydolf um 259 gegründet worden sein soll. Sicher ist allerdings dass sich nach 400 n. Chr. eine alemannisch-fränkische Siedlung im Bereich des heutigen Friedhofes befand.
Unter dem Namen „Heidolfesheim“ wird Heidelsheim 770 erstmals urkundlich erwähnt. Vermutlich wurde der Ort bereits unter dem Stauferkaiser Friedrich Barbarossa um 1160 zur Reichsstadt erhoben.
In der Folge wurde die Stadt wiederholt verpfändet, darunter mehrfach auch an die Markgrafschaft Baden und an die Kurpfalz, was zu teilweise bewaffneten Auseinandersetzungen um die Besitzrechte führte. 1463 fällt Heidelsheim schließlich an die Kurpfalz. Um 1530 erreicht die Reformation Heidelsheim. Die Stadtkirche wurde in den Jahrhunderten danach von Katholiken, Protestanten und Lutheranern gemeinsam genutzt. Im Dreißigjährige Krieg wird Heidelsheim mehrfach von Kaisertruppen, Franzosen und Schweden erobert, was sich auch auf die Bevölkerung niederschlug. Von ca. 1200 Bewohnern lebten am Ende des Krieges noch etwa 310.
Am 12. August 1689 wird die Stadt von französischen Truppen nahezu vollständig zerstört, die Bevölkerungszahl fällt auf rund 50.
1803 fällt Heidelsheim nach Auflösung der Kurpfalz an Baden. Fünfzig Jahre später wird die Stadt über die Linie Bruchsal-Stuttgart an die Bahn angeschlossen.
Die jüdische Gemeinde, die seit dem 13. Jahrhundert in Heidelsheim belegt ist, hatte zwischen 1825 und 1875 ihre zahlenmäßig größte Zeit, als ihr mit um die 150-160 Gliedern und ca 7% am Bevölkerungsanteil die meisten Menschen angehörten. In diese Zeit 1856 fällt die Renovierung und Vergrößerung der Synagoge am Kanzelberg. Zeitgleich kam es zu massiven antisemitischen Übergriffen. 1848 konnte ein Pogrom nur duch das Anrücken von Dragonern aus Bruchsal beendet werden. Dies führte zum Wegzug vieler Juden. 1900 gehörten der Gemeinde noch 38 Menschen an, am Ende waren es noch 10. Die Synagoge wurde 1925 verkauft, diente als Kochschule und Wohnhaus.
Der Weg von der rein landwirtschaftlichen Struktur zur Industrialisierung begann zu Beginn des 20. Jahrhhunderts. 1926 gab es 4 Fabriken in Heidelsheim wovon die Schraubenfabrik Gimbel mit 20 Mitarbeitern die Größte war. Binnen weniger Jahre war die Mälzerei bis 1932 zum Größten Arbeiteger gewachsen (1932: 40). Hinzu kamen zahlreiche Pendler zu Fabriken in Bruchsal.
1935 wurden Heidelsheim im Zuge einer reichsweiten Vereinheitlichung des Status "Stadt" die Stadtrechte entzogen. Bis dahin war der Titel "Stadtgemeinde", da historisch die Stadtrechte vorhanden waren, aber der Ort die seit 1921 in Baden geltenden Voraussetzungen für eine Stadt aufgrund zu geringer Einwohnerzahl nicht erfüllte. 1952 verlieh die Landesregierung von Württemberg-Baden Heidelsheim wieder den Stadttitel. Im Zuge der Kreis- und Gemeindereform wurde Heidelsheim 1974 trotz hartnäckigen Widerstandes der Bevölkerung gegen die Eingemeindung zum Stadtteil von Bruchsal.
Allgemeines
Der Ort liegt eingebettet in einer schönen Naturlandschaft mit Hügeln, Wäldern und Weinbergen. Heute ist er mit etwa 4.700 Einwohnern nach Untergrombach der zweitgrößte Stadtteil Bruchsals. In der Region ist er durch seine Vielzahl von Festen (u.a. das bekannte Reichsstadtfest), durch seine vielen, aktiven Vereinen und durch seine guten Einkaufsmöglichkeiten (u.a. ein real,-) und Infrastruktur zu einem beliebten Ort geworden.
Heidelsheim verfügt über viele Freizeiteinrichtungen, u.a. ein Schwimmbad mit Freibad, zwei Kegelbahnen, ein Jugendhaus und vieles mehr. Im Ort erinnern mehrere Gedenktafeln, z.B. an ehemalige Persönlichkeiten oder Denkmäler wie z.B. die Wendeltor-Gedenktafel. Heidelsheim verfügt über eigene Museen (im Stadttor und im Katzenturm), u.a. auch ein Heimatmuseum.
Sehenswürdigkeiten
- Reste der stauferschen Stadtmauer
- Teile des stauferschen Diebsturms
- Evangelische Kirche mit Martinskapelle (1711 bis 1986 katholisch genutzt)
- Stadttor von 1593, 1774 wiederaufgebaut
- mittelalterlicher Marktplatz (mit Marktbrunnen)
- Katzenturm
- Schafsbrunnen
- Wendelturm (bewohnt)
- mittelalterliche Straßen mit Fachwerkhäusern
- Gänsebrunnen
Vereine
Wirtschaft
- DURST MALZ Heinrich Durst Malzfabriken GmbH & Co. KG
- Malzfabrik mit einer jährlichen Kapazität von 61.000 Tonnen Malz
Verkehr
Partnerstädte
Heidelsheim hat eine Partnerschaft mit dem italienischen Ort Volterra. Mit diesem toskanischen Ort führt Heidelsheim u.a. zu seinem „Reichstadtfest“ Austausch-Programme.
Personen
- Hieronymus Bock (1498–1554), einer der „Väter der Botanik“
- Paul Metzger (* 1944), 1986 bis 2010 Oberbürgermeister von Bretten
- Johann Andreas Stein, (1728/1729–1792), Orgel- und Klavierbauer
Ehrenbürger
- Otto Härdle (1900–1978), Lehrer und Geschichtsforscher
- Ludwig Georg Ochs (1906-1987), Pfarrer, Ehrenbürger seit 1972
Literatur
- Otto Härdle: „Heidelsheim – Geschichte und Bild der ehemaligen Reichsstadt“, herausgegeben von der Stadt Heidelsheim. Karlsruhe (Braun) 1960
- Otto Härdle: „Festschrift zum 1200jährigen Jubiläum der Stadt Heidelsheim, Kreis Bruchsal“, herausgegeben von der Stadt Heidelsheim. Heidelsheim (Stadt Heidelsheim) 1970
- Heidelsheim – Werden und Wandel einer Kraichgauer Stadtgemeinde. Von der Vorzeit bis in die Gegenwart., herausgegeben von der Stadt Bruchsal, Erschienen im Verlag Regionalkultur, 2022, ISBN: 978-3-95505-316-1.
Weblinks
- Private Homepage über Heidelsheim
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Heidelsheim“