Kislau

Aus dem Stadtwiki Karlsruhe:

Kislau mit Nebengebäuden von Norden gesehen.
Hauptgebäude von der Südseite

Das Schloss Kislau liegt auf der Gemarkung der Gemeinde Bad Schönborn, Ortsteil Mingolsheim, in der Nähe des Bahnhofes Bad Schönborn-Kronau am Kraichbach. Es gehört zur Justizvollzugsanstalt Bruchsal, daher besteht nur ein begrenzter Zugang zur Anlage.

Name und Lage

Der Name Kislau ist eine Zusammensetzung von Kiesel und Aue. Alte Namen sind auch Kisilowe, Kiselowa und Kisil. Dieser Ort im Stadtplan:

Geschichte

Funde aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit in der Region lassen auf frühe Siedlungen schließen. Es wird aber angenommen, das die erste Besiedlung in der Kislau ein römisches Lager war.

Nachgewiesen sind die Reste eines Wasserschlosses Kislau mit einem Bergfried aus dem früheren Mittelalter.

Kislau hatte auch einen eigenen Adel, der 1116 durch Adalbert de Kiselowe und 1165 durch Rudolf von Kislau beurkundet wurde. 1241 verkaufte ein Rudolf von Kislau seine Güter zu Stettfeld und Zeutern an den Bischof Konrad von Speyer.

1252 schenkte dann König Wilhelm die Burg Kislau mit allen Rechten der Speyerer Kirche. Die Amtsgeschäfte erfolgen nun von Kislau aus. 1379 erstellt der Kislauer Unterfauth (Amtmann) zusammen mit dem Zollschreiber von Uttenheim (Philippsburg) die Rechnung.

Der Fauth von Kislau wird später Amtmann am Bruhrain und 1423 der erste Amtmann des Hochstiftes Speyer. Kislau bleibt bis 1802, dem Ende der Herrschaft des Hochstiftes Speyer, Amtssitz. Damit wird von hier aus der Lußhardt und die angrenzenden Orte Mingolsheim, Langenbrücken, Kronau, Stettfeld, Ubstadt, Weiher, Forst, Hambrücken, Wiesental, Oberhausen und Kirrlach verwaltet.

Seit 1438 ließen sich dann immer wieder Bischöfe und Fürsten beim Durchzug auf Kislau vom Volke huldigen. Die Kislau wurde auch als Sommeraufenthalt und zur Unterkunft bei Jagden in der Lußhardt genutzt.

Bei der Niederschlagung der Bauernaufstände 1525 wurde Kislau als Gefängnis genutzt und auf der Brücke zum Schloss auch Hinrichtungen vollzogen.

In den folgenden Jahren zogen Seuchen (Pest), Kriege mit Plünderungen und Verwüstungen durch die Region. Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) war dabei dann der Höhepunkt von Drangsal und Leid. Es lebten nur noch wenige Menschen in der Region. Die meisten Menschen und Tiere waren tot oder geflohen.

1623 wurde der Festungsausbau von Udenheim abgeschlossen und der Ort in Philippsburg unbenannt. Durch die Festung wurden noch mehr kriegsführende Parteien angelockt und die Region mit noch mehr Krieg und Leid überzogen.

1644 wurde die Festung dann von den Franzosen besetzt. Damit hatte Frankreich einen Brückenkopf auf der rechten Rheinseite. Von hier aus wurden seit 1674 Kriegszüge, Brandschatzungen und Plünderungen in der Region durchgeführt.

Im April 1675 wurde Kislau von den Franzosen komplett zerschlagen und lag noch 1682 in Trümmern. Die Verwaltung der Orte erfolgte nun vom Amt Rotenberg aus.

1676 wurde Philippsburg zurückerobert, 1688 wieder verloren. Krieg war in den nächsten Jahren der Normalzustand.

1719 wurde Damian Hugo von Schönborn zum Bischof gewählt. Wegen Streitereien mit Speyer konnte er seinen Sitz dort nicht in Besitz nehmen. Er verlegte deshalb seine Wohnung nach Bruchsal. Von dort aus ordnete er den Bau des Schlosses Kislau und des Schlosses Eremitage in Waghäusel an.

Gebäudeensemble Südseite
Ostseite
Eingang zur JVA
Im Herbst 2008

1721 wurde das Schloss Kislau, im Barockstil, als Jagdschloss fertig gestellt. Umschlossen von Wassergräben liegt das Schloss und die Kavaliersgebäude im Inneren der Anlage. Außerhalb liegen die Gebäude des Amtes Kislau, eine Mühle und Wirtschaftsgebäude.

1733 bis 1737 fanden dann die nächsten Kriege in der Region statt.

Damian Hugo Philipp von Schönborn starb 1743 und als neuer Fürstbischof wurde Franz Christoph von Hutten gewählt.

Unter Franz Christoph von Hutten wurden rege Bautätigkeiten in der ganzen Region eingeleitet, die aber zu erheblichen finanziellen Belastungen führten.

Während des 7-jährigen Krieges (1756–1763) war Frankreich mit Österreich gegen Preußen verbündet. Dadurch kam es zu keinen Kriegshandlungen in der Region, aber Einquartierungen des französischen Hilfsheeres belasteten die Bevölkerung.

1767 erhielt Kislau ein neues Amtshaus.

Franz Christoph von Hutten starb am 20. April 1770.

Als neuer Fürstbischof wurde Damian August Philipp Karl von Limburg-Stirum am 16. September ernannt. Er versuchte von Anfang die Ausgaben in den Verwaltungen strenger zu kontrollieren, gab aber auch viel Geld für eigene Projekte aus. Nachhaltig setzte er sich für die allgemeine Schulbildung ein und förderte Schulen und Lehrer, zum Teil gegen den Widerstand in der Bevölkerung.

Mit der Französichen Revolution kam dann 1792 wieder Krieg in die Region. Österreich wollte dem König Ludwig XVI. in Frankreich helfen und schloss sich mit Preußen zusammen. Truppen wurden zwischen Philippsburg und Heidelberg für den Angriff über den Rhein zusammengezogen. Zwischen 1793 bis 1797 kam es während der Revolutionskriege dann zu wechselnden Besetzungen der Rheinufer. Mal wurden die Franzosen auf der linken Rheinseite weiter zurück gedrängt, mal waren sie auf der rechten Rheinseite und verbreiteten dann hier Angst und Schrecken.

Der Fürstbischof Damian August Philipp Karl von Limburg-Stirum starb 1797 und als sein Nachfolger wurde Wilderich von Walderdorf gewählt.

Mit einem Staatsstreich kam dann am 9. November 1799 Napoleon in Frankreich an die Macht. 1801 dann der Frieden von Lunéville. Frankreich erhielt das linke Rheinufer und die deutschen Fürsten sollten für ihre Verluste durch den Reichsdeputationshauptschluss entschädigt werden.

Im Rahmen dieser Vereinbarungen kamen dann die Besitztümer des Hochstiftes Speyer, damit auch Kislau, 1802 an das Kurfürstentum Baden.

1802 bis 1933

Haus-Ordnung für die polizeiliche Verwahrungs-Anstalt in Kislau Laufzeit 15. Juli 1854
  • 1802 bis 1813 noch Amt
  • 1813 bis 1816 Militärhospital
  • 1819 bis 1850 Kaserne und Staatsgefängnis
  • 1854 bis 1864 polizeiliche Verwahrungsanstalt
  • dann Korsettfabrik
  • 20. März 1870 verkauft für 57,000 Gulden
  • 1882 Rückkauf für 140,000 Mark, seitdem polizeiliches Arbeitshaus
  • 1901 Zukauf der Mühle von Kislau zur Vergrößerung

1933 bis 1945

Im Jahr 1933 wurde im Schloss ein Konzentrationslager, das KZ Kislau, von den Nationalsozialisten erichtet. Hier wurde Ludwig Marum ermordet.

1945 bis heute

Seit 1948 ist das Schloss eine Außenstelle der Justizvollzugsanstalt Bruchsal.

2018 erfolgte eine teilweise Sanierung der Wirtschafträume mit einhergehender Umnutzung: Aus dem Schweinestall wurde ein Haus für Legehennen (der alte Hühnerstall konnte so mit geringerer Population beibehalten werden), die Milchkuhwirtschaft wurde umgestellt auf Mastkuhhaltung bei verbesserten Bedingungen für das Vieh. Eine Mühle aus dem Jahr 1936 wurde abgerissen, um weiteren Platz für Viehhaltung zu schaffen.

Für den Verkaufsraum, der nicht mehr den Anforderungen entsprach und nicht den neuen Bedürfnissen angepasst werden konnten, wurde ein Neubau als Ersatz errichtet.

2019 wurden die Maßnahmen mit dem Prädikat „Baukultur Kraichgau“ ausgezeichnet.

Literatur

  • „Bad Schönborner Geschichte: Die Chronik der wiedervereinigten Dörfer Mingolsheim und Langenbrücken“, Band 1; im Auftrag der Gemeinde Bad Schönborn herausgegeben von Klaus Gaßner. Ubstadt-Weiher: verlag regionalkultur, 2006. ISBN: 978-3-89735-437-1
  • Kapitel: „Kislau: Lustschloss mit düsterer Geschichte“ (= Seiten 53 bis 55) in: Manfred Frust, Silvia Huth: Schlösser am Oberrhein. Tübingen 2008. ISBN: 978-3-87407-793-4.
  • Albert Fuchs: „Kronau (Kislawer Ampts) Kleiner Beitrag zur Heimatgeschichte“. Bruchsal 1927, Verlag Oskar Katz. [Nachdruck Bad Schönborn 1974]
  • Seiten 49–79 in: Dr. Theodor Brauch: „Östringen – Geschichte einer Stadt“, herausgegeben von der Stadt Östringen (1982)

Weblink