KZ Kislau

Im Schloss Kislau wurde Ende April 1933 das KZ Kislau als erstes Konzentrationslager in Baden eingerichtet.
Standort
Es liegt heute auf der Gemarkung von Bad Schönborn, nicht weit entfernt vom Teilort Bad Mingolsheim, in unmittelbarer Nähe der Bahnlinie Karlsruhe-Heidelberg.
Dieser Ort im Stadtplan:
- OpenStreetMap-Karte (49°13'1.52" N 8°38'40.52" O)
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Vorgeschichte
Kardinal Damian Hugo von Schönborn hatte das dort bereits bestehende Wasserschloss nach der Zerstörung durch die Franzosen im Pfälzischen Erbfolgekrieg im Jahre 1722 zu einem fürstbischöflichen Jagdschloss ausbauen lassen. Nach der badischen Revolution 1848/49 diente es als Haftanstalt für Revolutionäre, im Kaiserreich und in der Weimarer Republik als „polizeiliche Verwahranstalt für Frauen“ und als „Arbeitshaus für Männer“.
Nutzung
Die Einrichtung des Konzentrationslagers wurde am 21. April 1933 durch das badische Staatsministerium bekanntgegeben. Untypisch für Konzentrationslager war es direkt dem badischen Innenministerium unterstellt. Nominell war Kislau auf 100 bis 150 Insassen ausgelegt. Die Höchstbelegung wurde mit 173 Insassen 1937/38 erreicht. Ein Gebäudetrakt wurde zeitweise von der GeStaPo genutzt um zurückwandernde Emigranten wie Fremdenlegionäre aus „medizinischen Gründen“ für vier Wochen festzuhalten.
KZ – Leiter war ab Juni 1933 Polizeimajor Konstantin Mohr. Lange Zeit benutzten die Nationalsozialisten Kislau als „Renommier“-Konzentrationslager, um ausländische Journalisten wie auch die eigene Bevölkerung von der vermeintlichen Unwahrheit „feindlicher Greuelmärchen“ über die Lager Welzheim, Oberer Kuhberg und Dachau zu überzeugen. Aus Propagandazwecken wurde in Kislau kein Todeslager eingerichtet, da die Gäste der nahegelegenen Kurbäder Morde wie in anderen Lagern hätten mitbekommen können. Im Jahr 1933 transportierten die Nationalsozialisten in einer „Schaufahrt“ sieben prominente Karlsruher Sozialdemokraten, darunter der badische Staatspräsident und langjährige Innenminister Adam Remmele, zuerst durch die Fächerstadt und dann ins Konzentrationslager Kislau. Die gleichgeschaltete badische Presse veröffentlichte 1934 einen längeren Artikel über einen Besuch in Kislau und die „hervorragenden Zustände“ in dem Lager. Die Häftlinge wurden größtenteils mit Entwässerungsarbeiten auf dem Gelände beschäftigt, einige mit Renovierungsarbeiten in den Räumen des Schlosses. In der Regel wurden die Häftlinge nach Verbüßung einer offiziell ausgesprochenen Haftstraße in andere Konzentrationslager deportiert.
Ende März 1934 erdrosselten SS-Männer in der Nacht den Sozialdemokraten Ludwig Marum, der vor seiner Einlieferung zur Teilnahme an der Schaufahrt durch Karlsruhe gezwungen worden war.
1936 wurde das Lager aus Propagandazwecken in „Bewährungslager“ umbenannt.
Im April 1939 erfolgte die Aufhebung des KZ Kislau und die Inhaftierten wurden nach Dachau deportiert.
Nachgeschichte
In der folgenden Zeit diente Kislau als Strafgefängnis und dann vor allem als Ausweichlösung, um Kapazitätsengpässe in den kriegsbeschädigten Gefängnissen Mannheim und Saarbrücken auszugleichen. Pläne für die erneute Einrichtung eines Konzentrationslagers wurden zwar geprüft, aber nie verwirklicht. Im Strafgefängnis waren unterschiedlichste Gruppen untergebracht, zum Beispiel die so genannten„ "Rotspanier“, Polen und „Arbeitsverweigerer“. Seit Ende 1942 wurden auch Franzosen und Belgier wegen Diebstahls oder ähnlicher Vergehen eingeliefert.
Anfang April 1945 besetzten französische Soldaten das Gefängnis und lösten es im Mai auf. Die Wiederaufnahme des Gefängisbetriebes erfolgte aber bereits 1948. Heute ist das Gebäude der Justizvollzugsanstalt Bruchsal unterstellt. An die ehemalige Funktion als Konzentrationslager erinnert seit 1985 ein Gedenkstein im Schlosshof.
Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „KZ Kislau“