Amtsbezirk Ettlingen

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Der Amtsbezirk Ettlingen war zusammen mit dem Amtsbezirk Durlach bis zu seiner Auflösung 1937 einer der ältesten badischen Amtsbezirke.

Über die Gründung des Amtes sind keine gesicherten Daten vorhanden. Der erste Beleg für das Amt findet sich durch den Nachweis eines der frühesten bekannten „Schultheissen“ Andreas von Iselshausen, welcher seinen Amtssitz – wie viele seiner Nachfolger – auf der Ettlinger Burg hatte.

Schriftstücke aus der Zeit vor 1500 sind kaum vorhanden, was auch damit zusammenhängt, dass generell wenig auf dem Schriftweg geregelt wurde. So gab es außer einigen Dienstboten keine Beamten oder Angestellten, die Rechnungen oder Dokumente anfertigen hätten können. Erst mit der Zusammenlegung der Markgrafschaften Baden-Baden (zu welcher das Ettlinger Amt gehörte) mit Baden-Durlach wurde der kam es zur Ausweitung des Beamtenapparats. Das Amt Ettlingen wurde ansonsten nicht dem in Baden-Durlach üblichen System von Ober- und Unteramt eingegliedert sondern blieb in bisheriger Form bestehen.

Anders als in anderen Amtsbezirken waren in Ettlingen zunehmend bürgerliche Amtsleiter tätig, weswegen der Dienstsitz in die Dechandgaß verlegt wurde. Dieser Bau war 1784 so baufällig geworden, dass nach mehreren Provisorien 1829 ein Neubau beim Pforzheimer Tor bezogen wurde. Der alte Amtssitz wurde zum Gasthaus „Badischer Hof“ umgebaut.

Aus dem Jahr 1783 ist eine genaue Aufstellung der Zuständigkeiten erhalten. Es ist die älteste ihrer Art für das Amt Ettlingen:

  • Ausstellung von Dekreten
  • Abhaltung von Amtstagen
  • Pflegschaften von Witwen und Waisen
  • Zunftrechnungen
  • Kriminalrecherchen
  • Versteigerungen
  • Erbschaftinventuren und -teilungen
  • Stempelgebühren für Kaufbriefe
  • Obligationen
  • Eheberedungen
  • Testamente und Abtretungen
  • Herbst und Eckerichsgebühren

Ende des 18. Jahrhunderts umfasste der Amtsbezirk die Orte Ettlingen, Beiertheim, Bruchhausen, Bulach, Busenbach, Daxlanden, Ettlingenweier, Etzenrot, Forchheim, Grünwinkel, Hardhof, Malsch, Mörsch, Neuburgweier, Oberweier, Reichenbach, Rimmelsbach, Schluttenbach, Gut Scheibenhardt, Schöllbronn, Stupferich, Sulzbach, Bilfingen und Ersingen.

Mit der Bildung des Kurfürstentum Baden kamen 1803 noch Völkersbach, Burbach, Pfaffenrot, Schielberg, Spessart, Frauenalb, Marxzell, Metzlinschwanderhof und Steinhäuselhof hinzu. Mit 11.937 Einwohnern war der Amtsbezirk damit einer der Größten in Nordbaden. Dem Bezirk ging es wirtschaftlich gut genug um Getreide verkaufen zu können. Der angebaute Wein hingegen war nach zeitgenössischer Darstellung von minderer Qualität. Der jeweilige Amtsvorstand erhielt die ihm zustehende Entlohnung in Form von Wein daher teilweise aus dem Bezirk Durlach. Das Ettlinger Amt beschäftige 5 Beamte, mithin zu wenige für einen Kreis diesen Umfangs. Deswegen musste es 1809 Stupferich an den Bezirk Durlach,, Beiertheim, Bulach, Daxlanden und Grünwinkel an das Amt Karlsruhe ab.

Ab 1853 versuchten Spielberg, Langensteinbach, Ittersbach und Langenalb wiederholt wegen der geographischen Nähe dem Amt Ettlingen zugeordnet zu werden, was ebenso wiederholt abgewiesen wurde. Die beiden erstgenannten Orte kamen zusammen mit Auerbach 1921 schließlich zum Amt Ettlingen. Zugleich wechselte Forchheim zum Bezirk Karlsruhe (Mörsch und Neuburgweier hatten ebenfalls wechseln wollen, wegen der großen Zahl an Berufspendlern , sie wurden jedoch lediglich dem Karlsruher Arbeitsamt zugeteilt).

1931 wurde die Auflösung des Amtsbezirks vorbereitet und mit Wirkung zum 1. April 1937 vollzogen. Alle Orte gingen an den Landkreis Karlsruhe, einzig Malsch wurde zunächst dem Landkreis Rastatt zugeordnet, wechselte aber 1939 ebenfalls nach Karlsruhe.

Amtsvorstände

Die Amtsbezeichnungen lauteten im Lauf der Jahrhunderte „Schultheiss“, „Amtmann“, „Vogt“, „Rath und Obervogt“, „Amtmann“ und „Oberamtmann“. Die letzten beiden Amtsvorstände trugen den Titel „Landrat“.

  • 1340: Ernst von Gültingen
  • 1358-1367: Andreas von Iselshausen
  • 1375: Hans Cuntzmann der Alte
  • 1393-1400: Claus Cuntzmann I.
  • 1400-1421: Claus Cuntzmann II.
  • 1421-1438: Claus Cuntzmann III.
  • 1478-1485: Sigmund von Remchingen
  • 1495-1500: Jakob Schenck von Staufenberg
  • 1500-1514: Hans von Zillenhart
  • 1514: Hans von Neuneck
  • 1521: Philipp von Helmstadt
  • 1525-1531: Ott von Gemmingen
  • 1534: Conrath Haller von Hallenstein
  • 1538-1539: Gebhard von Neuenstein
  • 1540-1550: Hans Heimeran Notthafft von Hochberg
  • 1550-1563: Hans Christoph von Zillenhart
  • 1563-1571: Johann Dörffer (auch:Döpfer)
  • 1572-1580: Johann Gremp von Freudenstein
  • 1585-1589: Christoph von Maudach
  • 1590-1594: Adam Günth
  • 1594-1596: Hans Heinrich Elcher
  • 1596: Heinrich Richard Büning
  • 1601: Johann Wilhelm Knauß
  • 1601-1607: Jost Reuber
  • 1610-1611: Friedrich von Fleckenstein
  • 1611-1622: Hans Albert von Annweil
  • 1636-1671: Johann Joachim Megentzer von Velldorf
  • 1671-1677: Holl (Amskeller und Amtsverweser)
  • 1677-1692: Krafft Adolph Olisy
  • 1707-1727: Joseph Franz Schweinhuber
  • 1727-1743: Johann Jacob Wild
  • 1743-1752: Louis Hornus
  • 1752-1772: Carl Wilhelm Dürfeld
  • 1772-1784: Franz Joseph Einhorn
  • 1784-1789: Franz Freiherr von Holzing
  • 1789-1795: Franz Xaver Becker
  • 1795-1815: Joseph Odenwald
  • 1815-1822: Franz Xaver Ackermann
  • 1822-1836: Franz Keller
  • 1835-1844: Jakob Daniel Wundt
  • 1844-1849: Anton Beck
  • 1849-1855: Maximilian Waag
  • 1855-1865: Maximilian Ruth
  • 1866-1886: Franz Lumpp
  • 1886-1890: Johann Gruber
  • 1890-1892: Karl August Kopp
  • 1892-1902: Wilhelm Lamey
  • 1902-1909: Karl Asal
  • 1909-1919: August Wendt
  • 1919-1924: Martin Hartmann
  • 1924-1930: Franz Otto Popp
  • 1930-1937: Waldemar Gädecke.

Literatur

  • Seiten 45-50 in: Bernd Breitkopf: „Die alten Landkreise und ihre Amtsvorsteher“: die Entstehung der Ämter und Landkreise im heutigen Landkreis Karlsruhe – Biographien der Oberamtmänner und Landräte von 1803–1997. Beiträge zur Geschichte des Landkreises Karlsruhe, Band 1. verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher/Heidelberg/Basel 1997 ISBN: 3-929366-48-7