Evangelische Stadtkirche

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Evangelische Stadtkirche am Marktplatz
Der Kirchenturm aus nordöstlicher Blickrichtung im Januar 2013 gesehen

Die evangelische Stadtkirche befindet sich am Marktplatz gegenüber des Rathauses. Sie gehört zur Evangelischen Alt- und Mittelstadtgemeinde.

Der Turm

Turm der evangelischen Stadtkirche

Der Turm ist 61,70 Meter hoch. Auf seine Plattform, von der aus man einen Blick über die Stadt hat, führen 150 Stufen. Der Friedensengel auf der Spitze des Turmes ist 2,70 Meter groß. Er konnte nach einer erhaltenen Form gegossen werden und zeigt an, woher der Wind weht. Die fünf Glocken wurden von der Firma Bachert passend zu den Glocken von St. Stefan neu gegosssen und haben die Töne as - c - es - f - as. Der Uhrschlag ist nachts abgestellt.

Geschichte

Rathaus und Evangelische Stadtkirche nach dem 2. Weltkrieg
Evangelische Stadtkirche im Jahr 1953 mit bereits renoviertem Turm, der Wiederaufbau begann im Jahr 1951

Nachdem klar wurde, dass die Konkordienkirche abgerissen werden sollte, legte Friedrich Weinbrenner im Jahr 1791 einen ersten Entwurf für die neue Kirche im Stil eines Pantheons vor. Dies wurde mit Entwicklung des Weinbrennerschen Generalbauplans 1797 zugunsten einer dreischiffigen Basilika verworfen.

Die Grundsteinlegung wurde am 8. Juni 1807 gefeiert. Kriegsbedingt zogen sich die Bauarbeiten bis 1816 hin. Die Einweihung fand am Pfingstmontag, den 2. Juni des Jahres statt. Weinbrenner gestaltete die Kirche nach dem Vorbild eines griechischen Tempels. Dazu hätte kein Kirchturm gehört, auf den Großherzog Karl Friedrich jedoch bestand. So entwarf Weinbrenner einen Turm ähnlich jenem des Rathauses, die Kirchenbehörde setzte sich mit ihrer Forderung nach einem schrägen Dach durch. Unterhalb des Glockengeschosses richtete das benachbarte Gymnasium ein astronomisches Beobachtungszimmer ein.

Das Kircheninnere entwarf Weinbrenner mit für lutherische Kirchen üblichen Altarkanzel, die aus akustischen Gründen später nach Rechts versetzt wurde. Über dem Altar befand sich eine Darstellung der Auferstehung Christi, geschaffen von Ferdinand Jagemann. Das Ensemble veranlasste Johann Wolfgang von Goethe am 8. Oktober 1815 zu einer eher abfälligen Bemerkung über die Gesamtwirkung. Dabei konnte die Innenausstattung aus Geldmangel bei weitem nicht so vorgenommen werden wie sie ursprünglich vorgesehen war.

Ab 1830 bis 1946 befand sich in der Kirche die von Heinrich Hübsch eingerichtete großherzogliche Gruft.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Kirche am 4. Dezember 1944 bei Fliegerangriffen zerstört, nur die Säulen blieben erhalten. Der Wiederaufbau erfolgte nach kontroverser Diskussion in beinahe sieben Jahren nach den Plänen des damaligen Leiters des Staatlichen Hochbauamtes Horst Linde. Am 1. Advent 1958 konnte die Wiederherstellung der Kirche gefeiert werden.

Während das Äußere weitgehend originalgetreu wiederhergestellt wurde, blieb von der ursprünglichen Gestaltung im Innern nichts mehr übrig: Die schlankeren Stützen wurden näher an die Außenwände gerückt, die Fenster so gestaltet, dass mehr Licht ins Innere gelangt, was sie heller erscheinen ließ. Offen blieb jetzt auch der Turmraum bis hin zum Triumphbogen. Otto Herbert Hajek schuf das neue Altarkreuz und das Taufbecken, von Georg Meistermann stammen die neuen Turmfenster.

Die freigeräumte Krypta dient als Austellungsraum, lediglich der Erbauer der Kirche, Friedrich Weinbrenner, fand im Vorraum ab 1958 seine Grabstätte.

Die Kirche war von Mitte 2004 bis September 2004 wegen Innen-Renovierungsarbeiten geschlossen. Die Heizung, die Elektroinstallationen, die Lautsprecheranlage sowie Treppenhäuser und Toiletten wurden erneuert.

Von 2008 bis 2010 wurde das Äußere – Fassaden, Turm mit dem goldenem Engel und Glockenstuhl – renoviert. Zudem wurde im nordöstlichen Treppenhaus ein Aufzug für Rollstuhlfahrer eingebaut. Dabei entstanden Kosten in Höhe von 2 Millionen Euro. Trotz der Renovierung wurde am 30. November 2008 der 50. Jahrestag der Einweihung nach dem Krieg gefeiert.

Silbermannorgel

Der Bau der Originalorgel für die Villinger Stiftskirche (Benediktinerkirche) wurde am 14. Januar 1751 zwischen dem Reichsprälaten Hieronimus und den Orgelbauern Johann Andreas und Johann Daniel Silbermann aus Straßburg durch Siegel und Unterschrift beschlossen. Sie wurde im Folgejahr 1752 fertiggestellt und von den Villinger Benediktinermönchen in ihrer Kirche eingeweiht. Das Schicksal dieser Orgel wurde durch die Säkularisierung des Benediktinerklosters am 8. November 1806 bereits besiegelt — sie wurde Staatsbesitz und konnte vom damaligen Großherzog Karl Friedrich als Landes- und Stadtherr frei verfügt werden: „Wir, Karl Friedrich, von Gottes Gnaden, Großherzog zu Baden, Herzog zu Zähringen, haben uns gnädigst bewogen gefunden, unserer evang.-luth. Gemeinde dahier zum Behuf ihrer neuen Kirche, die sieben Glocken auf dem Turm der St. Georgskirche zu Villingen, samt der dazu gehörigen, auf ein Glockenspiel eingerichteten Uhr, nebst der dortigen Silbermann`schen Orgel, schenkungsweise als wahres Eigentum von nun an zu überlassen. Karlsruhe, den 4. Februar 1809.

Die Orgel wurde, trotz heftigem Villinger Widerstand, im Jahr 1812 ausgebaut, bis Frühjahr 1815 zwischengelagert und ab Mai 1815 in Karlsruhe aufgebaut.

Ab 11. Mai 1812 befanden sich die Glocken und die Uhr in Karlsruhe. Bereits zu diesem Zeitpunkt erfuhr die Orgel eine erhebliche Änderung: Das barocke Gehäuse passte nicht zu der klassizistischen Architektur von Friedrich Weinbrenner. Der Baumeister entwarf ein eigenes Gehäuse, das, fast unverändert, bis 1944 die Orgel zierte.

Zur Zeit des Einbaus 1815 befand sich die evangelische Stadtkirche am Karlsruher Marktplatz noch im Baustadium. Die Kirche wie auch die Orgel wurden am 2. Juni 1816 eingeweiht.

Im Jahre 1862 ersuchte der Organist Henrici den Kirchengemeinderat um Genehmigung eines umfangreichen Umbaus der Orgel. Als Grund führte er u.a. an, dass der Spieltisch ausgeleiert und veraltet ist, dass Windladen und Bälge schadhaft seien sowie viele Register keine rechte Stimmung mehr halten würden.

Gleichfalls 1862 wurde eine Dispositionsangabe gefertigt die über die Eingriffe in die Silbermann-Orgel Aufschluss gab, d. h. über das was durch Umbauten von ihr übrig geblieben war: noch die Hälfte. 1869 erhielt der Orgelbauer Voit aus Durlach den Auftrag zum Umbau. Die Orgel wurde auf 40 Register vergrößert und 1871 wieder in Gebrauch genommen.

Nach dem Umbau waren noch 16 Register Silbermanns erhalten. Wie viele Pfeifen von Silbermann tatsächlich erhalten geblieben sind ist fraglich. Es kann angenommen werden, dass schadhafte Pfeifen kurzerhand durch neue ersetzt wurden. Im Abnahmebericht über den Umbau und die Erweiterung werden drei Viertel des Pfeifenbestands als neu bezeichnet.

Ab diesem Umbau 1871 kann man nicht mehr von einer Silbermann-Orgel sprechen — sie war, bis auf wenige Pfeifen, verschwunden.

Im Jahre 1904 erhielt die Orgelbaufirma Voit aus Durlach den Auftrag für den Orgel-Umbau. Die neue Orgel umfasste 64 klingende Stimmen, da-runter 3 Hochdruckregister, 3 Manualen und Pedal, pneumatischer Traktur, Ventilator und neuem Spieltisch. Nachträglich wurde die Orgel u. a. um ein 65. Register erweitert.

Nach 150 Jahren war von der ursprünglichen Disposition Silbermanns nichts mehr vorhanden. Eine weitere, erhebliche Veränderung erfuhr die ehemalige Silbermann-Orgel mitten im Krieg. Der damalige Kantor der evangelischen Stadtkirche Wilhelm Rumpf regte 1941 einen Umbau an. Das inzwischen weiter veränderte Kirchenmusikempfinden verlangte nach einer Orgel, die, wie er sich ausdrückte „den brutalen Gesamtklang und die brüllenden Tonmassen” des letzten Umbaus zu revidieren vermochte. Bereits 1941 wurde der Umbau durch die Ludwigsburger Orgelbauanstalt Walcker durchgeführt und 1942 abgeschlossen.

Am 27. Mai 1944 kurz nach 13 Uhr wurde das Gotteshaus durch eine Bombe zerstört.

Lage

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