Kombilösung
(Weitergeleitet von Kombi-Karle)
Unter der Kombilösung verstehen sich zahlreiche, umfangreiche Baumaßnahmen in der Karlsruher Innenstadt, welche den Straßenbahnverkehr in der Innenstadt sowie den Autoverkehr auf der Kriegsstraße betreffen.
Der offizielle Spatenstich fand am 21. Januar 2010 statt. Zuvor stimmte am 22. September 2002 beim Karlsruher Bürgerentscheid Kombilösung eine Mehrheit von 56% für die Kombilösung. Alle Bauarbeiten für den Bahnverkehr waren – nach Verzögerungen – Ende 2021 abgeschlossen; der Tunnel in der Kriegsstraße wurde am 19. Oktober 2022 freigegeben.
Details zu den vergangenen Bauarbeiten sind unter Kombilösung Bauchronik U-Strab und Kombilösung Bauchronik Kriegsstraße zu finden.
Vorhaben
Mit den Baumaßnahmen sollten zusammengefasst folgende Ziele erreicht werden:
- Errichtung eines Stadtbahntunnels in der Innenstadt bis 2016, der so genannten „U-Strab“. Der Tunnel wird vom Durlacher Tor im Osten bis zum Mühlburger Tor im Westen reichen. Er wird über einen ebenfalls unterirdischen sogenannten „Südabzweig“ am Marktplatz bis zur Augartenstraße verfügen.
- Die Kriegsstraße wird zwischen Mendelssohnplatz im Osten und Karlstor im Westen umgebaut: der Autoverkehr wird durchgängig durch einen Autotunnel (Karoline-Luise-Tunnel) geführt, während oberirdisch eine neue Straßenbahntrasse errichtet wird.
- Durch Fertigstellung der beiden Projektteile wird die Einrichtung einer Fußgängerzone erreicht, die entlang der Kaiserstraße zwischen Kronenplatz im Osten und Europaplatz im Westen keinen oberirdischen Straßenbahnverkehr mehr aufweist. Dies gilt auch für den Marktplatz. Die Karl-Friedrich-Straße und die Ettlinger Straße bis Höhe der Haltestelle Augartenstraße werden ebenfalls frei vom oberirdischen Straßenbahnverkehr in Nord-Süd-Richtung sein.
Vertiefende Details zu den Zielen sind im Artikel Kombilösung Vorhaben zu finden.
Maskottchen „Kombi-Karle“
Im Rahmen des Maskottchentreffens wurde Kombi-Karle als Maskottchen der Kombilösung vorgestellt.
Entstehungsgeschichte der Kombilösung
Ein so großes kommunales Infrastrukturprojekt wie die Kombilösung hat eine lange Vorlaufzeit von der Idee bis zum konkreten Baubeginn. Die ersten Überlegungen hierzu begannen bereits im Jahr 1970. Es wurden im Lauf der Zeit etliche Varianten ermittelt, geprüft und diskutiert. 1992 wurde den Karlsruher Bürgern eine Lösung präsentiert, die intensiv in der Öffentlichkeit diskutiert wurde.
Diese Diskussionen führten nach einem Gemeinderatbeschluss 1996 zum ersten Bürgerbegehren und Bürgerentscheid, der bei einer Wahlbeteiligung von 45% dazu führte, dass der Vorschlag deutlich mit 67% abgelehnt wurde, was rund einem Drittel der wahlberechtigten Bürger Karlsruhes entsprach.
Aufgrund dieser Ablehnung wurden in den darauf folgenden Jahren neue Vorschläge erstellt. Hierbei wirkten auch Karlsruher Bürger mit. Am 22. September 2002 wurde die dabei herausgearbeitete Lösung, die Kombilösung, in einem vom Gemeinderat initiierten zweiten Bürgerentscheid den Bürgern zur Abstimmung vorgelegt. Bei einer Beteiligung von 73% der stimmberechtigten Karlsruher stimmten rund 56% für diese Lösung. Dies entsprach rund 41% der wahlberechtigten Gesamtbevölkerung.
Ergänzende Informationen zur Vorgeschichte finden sich im Artikel Kombilösung Entstehungsgeschichte.
Entwicklung nach dem Bürgerentscheid 2002
Nachdem die Karlsruher der Kombilösung mehrheitlich zugestimmt hatten, wurde in die Detailplanung und die Finanzierung eingestiegen. Hierzu wurde im Mai 2003 als 100% Tochter der Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH (KVVH) die Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft (KASIG) gegründet, welche für die Planung, den Bau und den späteren laufenden Betrieb des Stadtbahntunnels zuständig sein soll.
Es fand ein so genanntes Planfeststellungsverfahren statt und die Finanzierung wurde zwischen der Stadt Karlsruhe, dem Land Baden-Württemberg und dem Bund abgestimmt.
Die für diese Punkte erforderlichen Schritte können im Artikel Kombilösung Planung und Finanzierung nachgelesen werden.
Parallel zu den Fortschritten bei der Planung formierte sich erneut Widerstand gegen die Kombilösung. Es kam zu Petitionen im Bundestag und Landtag und zur Einreichung zweier Klagen beim Verwaltungsgerichtshof Mannheim. Eine Klage wurde am 24. März 2010 als unzulässig abgewiesen. Von der anderen Klage fehlen weitere Informationen, wahrscheinlich wurde sie zurückgezogen.
Es wurden von Seiten der Gegner der Kombilösung auch zwei Gegengutachten bei der Vieregg-Rößler GmbH, einer Verkehrsberatungsgesellschaft in München, in Auftrag gegeben. Diese wurden von der KASIG und von Tanja Gönner, der damals amtierenden Ministerin des Landesverkehrsministeriums, zurückgewiesen. Im Jahr 2009 formierte sich erneut ein Bürgerbegehren, welches jedoch aus mehreren formalen und inhaltlichen Gründen nicht zugelassen wurde.
Weitere Informationen über die Aktivitäten der Projektgegner können dem Artikel Kombilösung Projektgegner entnommen werden.
Vorabplanung, Ausschreibung und geplanter Ablauf
Bis Ende 2008 war der Dezember 2009 als Baubeginn für den Stadtbahntunnel im Gespräch. Laut einer Vorabinfo im europäischen Ausschreibungssystem TED (Stand 14. Oktober 2008) kalkulierte man aber 2008 auch noch mit einem Baubeginn 1. September 2009 und einer Fertigstellung am 31. Dezember 2020[1]. Plakate und Website sprachen seit Januar 2009 dagegen vom Januar 2010 als Baubeginn.
Im August 2009 nannte die KASIG den 21. Januar 2010 als Termin für den offiziellen Spatenstich (Baggerbiss) zur Baumaßnahme. Die ersten größeren Arbeiten zur Baufeldfreimachung fanden jedoch erst ab April 2010 statt.
Ausschreibung
Die Ausschreibungsunterlagen wurden am 19. Juni 2009 an fünf ausgewählte Konsortien versandt. Die Angebote mussten bis 6. Oktober 2009 abgegeben werden. Die Vergabe war für Dezember 2009 geplant, wurde aber erst im ersten Quartal 2010 vollzogen.
Am 23. Februar 2010 wurde von der KASIG das Unternehmen und die Kosten für den Rohbau bekannt gegeben. Den Zuschlag bekam das Unternehmen Alpine Bau Deutschland AG[2]. Bei den Kosten gingen die Angaben auseinander: während die KASIG von 297 Millionen sprach, gab Alpine selbst zunächst 310 Millionen an und korrigierte später auf ca. 300 Millionen[3].
Bauphasen und Maßnahmen
Die nachfolgende Tabelle zeigt die Bauphasen und die darin jeweils vorgesehenen Maßnahmen. Die beiden letzten Spalten geben an, wann die Umsetzung der Maßnahme mit Stand April 2010 ursprünglich vorgesehen war und in welchem Jahr sie tatsächlich umgesetzt wurde. Ist die jeweilige Maßnahme noch nicht abgeschlossen, wird noch keine Jahresangabe gemacht.
Bauphase | Maßnahme | Ursprünglich geplantes Jahr |
Tatsächliches Jahr |
---|---|---|---|
1 | Baubeginn der U-Haltestellen Europaplatz, Marktplatz (Kaiserstraße), Kronenplatz | 2010 | 2010 |
2 | Baubeginn am Ettlinger Tor | 2011 | 2011 |
Baubeginn der neuen oberirdischen Haltestellen Helmholtz-Gymnasium, Grashofstraße … | 2011 | 2012 | |
… und Kaiserstraße West | 2011 | ||
Baubeginn der U-Haltestelle Durlacher Tor und der nach Osten verschobenen Haltestelle Gottesauer Platz | 2011 | 2016 | |
3 | Seitenwechsel für die U-Haltestellen in der Kaiserstraße: Europaplatz | 2012 | 2012 |
Seitenwechsel für die U-Haltestellen in der Kaiserstraße: Marktplatz (Kaiserstraße) | 2012 | ||
Seitenwechsel für die U-Haltestellen in der Kaiserstraße: Kronenplatz | 2012 | 2013 | |
Ausbau des Tunnels zwischen Durlacher Tor und Stadtbahnrampe Durlacher Allee | 2012 | 2016 | |
Vorläufige Beendigung des direkten Straßenbahnverkehrs vom Marktplatz bis zur Poststraße via Ettlinger Straße | 2012 | 2013 | |
Baubeginn des Südabzweigs zwischen Marktplatz und Kongresszentrum am Festplatz | 2012 | 2016 | |
Inbetriebnahme der neuen Haltestellen Helmholtz-Gymnasium, Grashofstraße … | 2012 | 2013 | |
… und Kaiserstraße West | 2012 | ||
Abschluss der oberirdischen Arbeiten an Europaplatz, Marktplatz (Kaiserstraße), Kronenplatz und Durlacher Tor | 2012 | 2013 | |
4 | Ende aller oberirdischen Arbeiten in der Kaiserstraße | 2013 | |
Bohren des Tunnels unter der Kaiserstraße | 2013 | 2014 - 2015 | |
Baubeginn der U-Haltestelle Kongresszentrum und der nach Süden verlegten Haltestelle Augartenstraße | 2013 | 2016 | |
Baubeginn für die Stadtbahnrampen am Mühlburger Tor | 2013 | 2016 | |
Baubeginn für die Stadtbahnrampen am Durlacher Tor | 2013 | 2016 | |
5 | Fertigstellung des Südabzweigs zwischen Marktplatz und Baumeisterstraße | 2014 | 2016 |
Wiederaufnahme des direkten Straßenbahnverkehrs vom Marktplatz bis zur Poststraße via Ettlinger Straße | 2014 | (fällt weg) | |
Hauptarbeiten an den Stadtbahnrampen | 2014 | 2017 | |
Beginn des Innenausbaus aller U-Haltestellen | 2014 | 2017 - 2018 | |
6 | Abschluss der oberirdischen Arbeiten an der U-Haltestelle Kongresszentrum | 2015 | 2018 |
Fertigstellung der Stadtbahnrampen | 2015 | 2017 | |
Beendigung des Innenausbaus der U-Haltestellen | 2015 | 2018 | |
Baubeginn für die Kriegsstraße an der Ludwig-Erhard-Allee und dem Karlstor | 2015 | 2017 | |
7 | Inbetriebnahme des Stadtbahntunnels | 2016 | 2021 |
Schrittweiser Bau des Kriegsstraßentunnels von den Enden her zum Ettlinger Tor | 2016 - 2018 | 2017 - 2019 | |
Bau der oberirdischen Kriegsstraßentrasse in den fertiggestellten Bereichen | 2016 - 2018 | 2019 - 2021 | |
8 | Fertigstellung und Inbetriebnahme des Kriegsstraßentunnels … | 2019 | 2022 |
… und der darüber liegenden Straßenbahntrasse | 2019 | 2021 |
Haltestelle Kronenplatz
Haltestelle Durlacher Tor
Die Rampe westlich des Gottesauer Platz
Haltestelle Ettlinger Tor
Haltestelle Kongresszentrum
Die Rampe in der Ettlinger Straße
Die Situation an der Kriegsstraße auf Höhe der Ritterstraße
Bauchronik
Die Bauchronik beschreibt den Beginn und die Durchführung der notwendigen Arbeiten an den beiden Teilprojekten
Die Bauarbeiten werden dabei auch mit Bildern dokumentiert.
Sonstiges
Die ZDF Show „Wetten, dass..?“ war am 25. Januar 2014 zu Gast in Karlsruhe und übertrug live aus der dm-arena. Die traditionelle Stadtwette nahm Bezug auf die vielen Baustellen in Karlsruhe, die auch durch die Kombilösung verursacht werden. So wettete der Moderator Markus Lanz, dass es nicht möglich wäre, dass bis zum Ende der Sendung mindestens 100 Bauarbeiter erscheinen und zum Titel „Y.M.C.A.“ der Village People tanzen würden. Er verlor die Wette, weil in der letzten Sekunde der 100. Bauarbeiter eintraf. Als Wetteinsatz bot er an, am darauf folgenden Sonntag eine Stunde lang an einer der Baustellen der Kombilösungen mitarbeiten zu wollen. Seine Wettschuld löste er am Sonntagmorgen auf der Baustelle am Marktplatz ein.
Am 16. und 17. Juni 2018 fand das 1. Mobilitätsfestival in Karlsruhe unter der Schirmherrschaft des Verkehrsministers von Baden-Württemberg, Winfried Hermann statt. Dabei konnten Rollstuhlfahrer, Fussgänger und Radfahrer Teile der im Rohbau befindlichen U-Haltestellen und der Stadtbahntunnel besichtigen.
Siehe auch
- im Schienenverkehr allgemein aktive Vereine
- Initiativen pro und contra Kombilösung
- Stoppt das Millionengrab Bündnis für ein Bürgerbegehren gegen die U-Strab (gegründet 2009)
- Stoppt den Stadtbahntunnel (gegründet 1996)
- JA zur Kombilösung (gegründet 2002)
- Tramchronik
Weblinks
- Offizielle Webpräsenz „Kombilösung“
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Kombilösung“
- Private Webseiten zum Thema Kombilösung
- Artikel zum Thema U-Strab etc. in der Zeitschrift umwelt&verkehr
- Heiko Jacobs (incl. alternativem „VCD-3-Stufen-Konzept” von 2002)
- Günter Koch
- Marco Wegener
Fußnoten
- Allgemeine Informationen zum Thema
- Kombilösung, Info-Stelen Kombilösung, K-Punkt
- Einzelne Baumaßnamen
- U-Haltestelle Europaplatz, U-Haltestelle Marktplatz (Kaiserstraße), U-Haltestelle Marktplatz (Pyramide), U-Haltestelle Kronenplatz, U-Haltestelle Durlacher Tor, U-Haltestelle Ettlinger Tor, U-Haltestelle Kongresszentrum