Kaiserplatz

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Platz stadtauswärts, rechts Baischstraße, hinten Rathaus West
stadteinwärts
Panorama West- bis Nordseite
Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal im November 2013, umgeben von Baugeräten

Der Karlsruher Kaiserplatz befindet sich am westlichen Ende der Kaiserstraße unmittelbar vor dem Mühlburger Tor. Seinen Namen erhielt er von dem mitten auf dem Platz befindlichen Reiterdenkmal Kaiser Wilhelm I. (1797–1888), dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Er wurde 1838 erstmalig gärtnerisch angelegt und mit der Errichtung des Denkmals Ende des 19. Jahrhunderts als Anlage umgestaltet. Der Platz ist schon als unbebaute Fläche auf Stadtplänen aus der Zeit vor 1850 zu finden.

Name

Die Namensgebung für Kaiserstraße (1879), Kaiserplatz und die Errichtung des Denkmals waren damals in Karlsruhe nicht unumstritten, schließlich war Wilhelm als Prinz maßgeblich als Führer der preußischen Truppen an der Niederschlagung der badischen Revolution 1848/49 beteiligt (sein Beiname „Kartätschenprinz“ war im Badischen noch recht geläufig). Andererseits war seine Tochter Luise die Frau des Großherzogs Friedrich I. von Baden (und Wilhelm damit dessen Schwiegervater), und diese hatte sich im Laufe ihres langen Lebens (1838–1923) in Baden doch ihre Meriten erworben.

Geschichte, Form und Aussehen

Ursprünglich bei der Stadterweiterung nach Westen vor 1850 war das Gelände einfach eine freigelassene und baumbestandene Fläche in Form eines gleichschenkligen Dreiecks zwischen Leopoldstraße im Osten und der Stephanienstraße im Norden bzw. Amalienstraße im Süden, die von der (damals noch) Langen Straße und ab 1877 von der ersten Karlsruher Straßenbahn (damals noch Pferdebahn GottesaueMühlburger Tor) in der Mitte durchschnitten wurde. Seine nördliche Hälfte ist auf Stadtplänen von 1814 bis 1834 noch als Bestandteil des Parks („seiner Hoheit des Markgrafen Louis“) zwischen Stephanien-, Karl- und Lange (heute Kaiser-)Straße verzeichnet.

Die Platzanlage selbst wurde im Laufe der Jahrzehnte mehrfach umgestaltet, so waren beispielsweise die Grünflächen des ovalen Zentralplatzes vor dem Ersten Weltkrieg noch eingezäunt. Später wurde die Einzäunung auf eine symbolische Höhe reduziert, schließlich ganz beseitigt. Der Zentralplatz war im mittleren Bereich in der Achse der Kaiserstraße immer baumfrei, die Längsseiten des Ovals sowie die vier Restdreiecke baumbestanden. Die über den zentralen Platz führenden und mit blaugrau/weiß farblich abgesetztem Kleinpflaster befestigten Wege wurden bis zur Beseitigung der Torhausruinen noch häufig von Fußgängern benutzt.

Die beiden östlichen, von Straßenbahngleisen und Straße abgeschnittenen Dreiecke an der Leopoldstraße wurden in den letzten Jahrzehnten mehrfach umgestaltet, jedoch immer unter Verwendung von Springbrunnen (Nord bzw. Süd) in verschiedener Form und Größe, die auch im Winter betrieben wurden. So wurden in den 1950er-Jahren im Winter Tannenbäume um die Fontänen aufgestellt, was bei (damals noch häufigerem) Frost zu bizarren Eiskreationen führte.

Vor dem 1821 vom Bereich Douglasstraße/Hirschstraße dorthin verlegten Mühlburger Tor erweitert sich der Platz an seiner Dreieckspitze zu einem Rechteck. Dazu wurden von Friedrich Weinbrenner als westlicher Abschluss die beiden Torhäuser errichtet. Diese blieben auch nach Entfernung des Tores 1874 stehen, im Zweiten Weltkrieg wurden sie zerstört. Die Ruinen wurden erst gegen Ende der 1950er-Jahre abgeräumt, stehen blieben nur die in der nördlichen Hälfte des nördlichen Häuschens befindlichen öffentlichen Toiletten. Nachdem 1971 die Straßenbahn aus der Reinhold-Frank-Straße entfernt und in die Blücherstraße verlegt wurde, mussten sie samt den zwischen ihnen und dem zentralen Platzteil noch übrig gebliebenen kleinen grünen Dreiecken dem „autoverkehrsgerechten“ Ausbau der Kreuzung Mühlburger Tor weichen. Das eiserne Tor selbst samt Sandsteinpfeilern und gekrönten gusseisernen Greifen befindet sich heute zwischen Botanischem und Schlossgarten östlich vom Bundesverfassungsgericht.

Denkmäler und Gleisführung

Zur Aufstellung des Denkmals mussten zuvor die Gleise samt der Straße mit dann geteilten Fahrbahnen in der seitdem vorhandenen Führung um den jetzt ovalen zentralen Platzteil herumgelegt werden. Dadurch entstanden je zwei größere dreieckige „Reste“ östlich an der Leopoldstraße sowie zwei kleinere westlich zwischen den Torhäuschen und dem Zentralplatz. Die ersteren erhielten im Laufe der Jahrzehnte mehrfach eingerichtete, umgestaltete oder wieder entfernte kleine Teiche mit Wasserspielen.

In den 1990er-Jahren wurde die Gleisführung zuerst im Westen (seit 1997 vorübergehende Endhaltestelle der Linie 6), später auch im Osten zu einem geschlossenen Oval vervollständigt, was den Verkehrsbetrieben erweiterte Rangier- beziehungsweise Umleitungsmöglichkeiten eröffnete.

1998 wurden anlässlich des 150-jährigen Gedenkens zur badischen Revolution 1848/49 am Ostrand des Zentralplatzes vorübergehend eine Installation Karlsruher Schüler zum Gedenken an die 27 zum Tode verurteilten und hingerichteten Badener „Freiheitskämpfer“ aufgestellt. 2002 wurden dann 28 Gedenkplatten mit deren Namen und einer Erläuterung zur dauerhaften Erinnerung in die Grasnarbe eingelassen.

Randbebauung

Bis etwa 1840 lagen an der Stephanienstraße (~76-96) nördlich dieses Platzes zur Bismarckstraße (bis 1871 noch Grünwinkler Allee) hin fünf Zimmerplätze, dort lagerten Karlsruher Zimmerleute ihre Baumstämme und konnten sie vor der Verarbeitung als Bauholz zurichten.

An der Stephanienstraße 94-96 wird der Platz vom markanten Eingangsbau der Baischstraße, einer kurzen Sackgasse (dem westlichsten und längsten früheren Zimmerplatz) mit einigen typischen Jugendstilhäusern) begrenzt. Diesem von Hermann Billing 1902/03 errichteten Torbogenbau wurde im Zweiten Weltkrieg die Giebelgeschosse zerstört, die unteren Stockwerke Anfang der 1950er-Jahre wieder benutzbar gemacht und 2001 in äußerlich ähnlichem Umriss aber veränderter Form und Fassade vollständig wieder aufgebaut.

Westlich davon bis zur Westendstraße (nach 1949 Reinhold-Frank-Straße) stand seit 1833 bis zu seiner Zerstörung 1942 im Zweiten Weltkrieg das voluminöse Pfründnerhaus, ein von Friedrich Theodor Fischer erbautes Alters- und Pflegeheim der Karl-Friedrich-Leopold-und-Sophien-Stiftung. Die Ruinentrümmer wurden 1953 beseitigt, das Gelände diente dann jahrzehntelang als Parkplatz, bis 1991 dort ein modernes Versicherungsgebäude mit Bank, Büros, Wohnungen und Läden errichtet wurde.

Lage

Dieser Ort im Stadtplan:

Zeichen 224.svg  nächste Haltestelle: Mühlburger Tor oder Kaiserplatz     

Weblinks