Robert Scheid

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Robert Scheid im Jahr 1950

Robert Scheid (* 7. Juni 1890 in Trier, Königreich Preußen; † 19. September 1956 in Karlsruhe) war ein deutscher Ingenieur, Konstrukteur und Rennfahrer.

Leben und Wirken

Er wuchs in Trier auf. Mit 16 Jahren verließ er Trier und zog zu seiner Tante nach Paris. Seine Tante war in Paris mit einem Ingenieur verheiratet.

Robert Scheid absolvierte in Paris eine Lehre im Kfz-Handwerk bei Citroen und studierte anschließend auf der École polytechnique (Technische Hochschule) in Paris. Dort erwarb er seinen Ingenieur-Titel.

Als im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, war Robert Scheid noch in Paris. Er kam in ein Internierungslager und musste für die französische Armee in einem Kraftfahrzeugbetrieb arbeiten. Noch vor Kriegsende gelang ihm die Flucht aus der Internierung. Er floh mit dem Auto des Generals bis an die spanische Grenze. Dort wurde er erwischt und auf die berüchtigte Insel „Ile de Re“, bei La Rochelle an der französischen Westküste gebracht und eingesperrt.

Nach Kriegsende November 1918 kehrte Robert Scheid zurück nach Deutschland, und zwar nach Berlin. Dort im Rumpler-Flugzeugwerk, in Johannisthal bei Berlin war er am Nachbau des Flugzeugs „Rumpler Taube“ als Ingenieur maßgeblich beteiligt. Ein Modell der Rumpler Taube hing in den Jurid-Geschäftsräumen in Karlsruhe, Yorckstraße 53a.

Er blieb aber nicht lange in Berlin: Nach seinem kurzen Aufenthalt in Berlin zog Robert Scheid nach Karlsruhe. Er wurde als technischer Leiter bei den Orthopädischen Werken in Ettlingen eingestellt. Hier war er maßgeblich an der Entwicklung künstlicher Glieder beteiligt und hatte einige Patente für künstliche Glieder. Dies bedeutete eine große Hilfe und Erleichterung für die Kriegsinvaliden.

Am 9. Dezember 1919 heiratete Robert Scheid. Mit seiner Ehefrau, Claire Scheid, geborene Broglie, hatte er drei Töchter: Lilli, Gisela und Karin.

Robert Scheid und seine RS Rennmaschine 1925

1925 machte sich Robert Scheid in Karlsruhe selbständig. Er gründete die Handwerksfirma „Scheid – Henninger, Motorfahrzeugbau“, Karlsruhe i. B., Gerwigstr. 18. Scheid & Henniger übernahmen das Motorrad S.H. aus Berlin zum Weiterbau. Diese Rennmaschine hatte die Bezeichnung R.S.[1] Zwei dieser RS-Rennmaschinen sind im Automuseum Marxzell zu besichtigen.

Robert Scheid mit seinem Stoewer Röhr Rennwagen vor seiner Werkstatt in der Sophienstr. 179

1929 gründete Robert Scheid in der Sophienstraße 179 seinen zweiten Handwerksbetrieb: Motorrad-Reparaturwerkstatt und Autohandel. Seine Automobilpalette war sehr umfangreich und betraf die Markenfabrikate von Horch, Röhr, Stoewer und Steyer.

Robert Scheid war einer der ersten Automobilhändler mit Vertragswerkstatt in Karlsruhe. ER war ständig in Baden-Baden zu Automobil-Ausstellungen. Hier in Baden-Baden präsentierte er seine Nobelkarossen wie Röhr, Stoewer und Steyer, das entsprechende Kundenklientel war hier anzutreffen. Des Weiteren stellte er seine Automobile auch in Bad Herrenalb beim Hotel Mönchs, Posthotel und Klosterschänke sowie in Ettlingen beim Hotel Erbprinz aus.

Seine Tochter Gisela im Kindesalter zwischen sieben und elf Jahren half ihm dabei sehr. Gisela kannte alle Modelle und auch die technischen Details. Eine diesbezügliche Anekdote aus dieser Zeit wurde mir so übermittelt: „Robert Scheid fragte einen Interessenten, welcher sich eines seiner Automobile anschaute, ob er ihm helfen könne. Daraufhin erwiderte der Kunde – ihre kleine Tochter hat mir schon hilfreich Auskunft über dieses Modell gegeben.“

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs verkaufte Robert Scheid seinen Automobilbetrieb in Karlsruhe. Die Jurid GmbH in Düsseldorf (damals Hersteller von Bremsbelägen) breitete zu dieser Zeit ihr Händlernetz in Europa aus. 1939 verhandelte Robert Scheid mit den Jurid Werken und erwarb vier Handelsvertretungen in Europa. Von großem Vorteil war, dass er die französische Sprache akzentfrei beherrschte. So erwarb er die Niederlassungen in Brüssel (Belgien), in Straßburg (Frankreich), in der Moscheroschstrasse. In Deutschland besaß er die Niederlassungen in Sigmaringen und in Karlsruhe, Yorckstraße 53a.

Nach den 1950er Jahren war er auch Präsident der englischen Redex Gesellschaft für Deutschland mit seinem Kompagnon Emil Fuss. Redex ist ein komplettes Schmier-System weltweit mit Sitz in London. Als Manager der Redex Company Westdeutschland war er auf vielen Rennpisten in Westdeutschland zu Hause, vor allem in Hockenheim.

Ein Zuverlässigkeitstest, die sogenannte „Redex Around Australia“, wurde für 1953 geplant. Robert Scheid war an der Organisation von dem legendären „Redex Around Australia 1953“ mit beteiligt. Aus gesundheitlichen Gründen reiste er aber nicht mit nach Australien, sondern koordinierte alles von Deutschland aus.

1955, Robert Scheid links, vor seiner Jurid Filiale in der Yorckstr. 53a, er überreicht dem Porsche-Rennfahrer Nitschke den Redex-Pokal

Redex war durch Robert Scheid auch an weiteren Rennen beteiligt, wie das Internationale Rheinpokal Rennen in Hockenheim 1953 (Siegfried Fuss, Freund von Robert Scheid fuhr mit einer Triumpf, Startnummer 25 mit) und das Redex Rallye in Baden-Baden, wo Nitschke auf Porsche einen Sieg errang und den Redex-Silberpokal von Robert Scheid überreicht bekam.

Privates Foto

Im November 1955 wurde Robert Scheid in London von REDEX ausgezeichnet, wie dieses Bild zeigt.

Robert Scheid war auch Rennfahrer auf Motorrädern und Automobilen. An folgenden Motorrad– und Automobilrennen war Robert Scheid beteiligt.

  • 1924 Das dritte Karlsruher Wildparkrennen
  • 1926 Das Kolberger Bäderrennen vom 3. Bis 4. Juli
  • 1927 Rundstrecken Rennen an der Pfälzischen Lothringischen Grenze
  • 1927 V. Wildparkrennen in Karlsruhe am 29. Mai
  • 1929 VIII. Karlsruher Wildparkrennen am 14. Juli
  • 1930 Zuverlässigkeits Fahrt „Schwarzwald Gelände“ mit der Ortsgruppe Karlsruhe
  • 1931 „Internationales Automobilturnier“ in Baden-Baden am 24. bis 28. Juni
  • 1931 Nachtwertungsfahrt* rund um Karlsruhe am 11. Juli

Die Badische Presse vom 13. Juli 1931 schreibt: Bei ausgezeichnetem Wetter begleitet, ging in der Naht vom Samstag zum Sonntag die Nachtwertungsfahrt rund um Karlsruhe der Ortsgruppe Karlsruhe des Deutschen Reichsklubs e.V. vor sich. Die Veranstalter konnten etwa 50 Fahrzeuge – Motorräder und Wagen – auf die 104 Kilometer lange Strecke schicken. Die Strecke, welche sehr geschickt gewählt war, ging über HagsfeldJöhlingenKönigsbachReichenbachSchöllbronn und erreichte mit dem Industrieort Gaggenau den südlichen Punkt der Fahrt. Weiter ging es dann über MuggensturmMalschDurmersheimForchheimMühlburg nach Karlsruhe zurück. Um bei den teilweisen sehr engen Straßen Unfälle zu verhüten, fuhr ein Teil der Fahrer in Richtung Hagsfeld – Jöhlingen und der andere Teil begann mit Forchheim – Durmersheim. Die Schwierigkeiten dieser Nachtfahrt lagen vor allem darin, dass den Fahrteinehmern die Strecke bis zum Start vollkommen unbekannt blieb. Erst in den beiden Ausgangspunkten Forchheim und Hagsfeld erhielten die Fahrer eine Karte auf der die Route eingezeichnet war. Ferner hatten die wagen und Motorräder, nach der Stärke der Motoren in Klassen eingeteilt, bestimmte Durchschnittsgeschwindigkeiten einzuhalten, was bei der teilweise sehr schlechten Verfassung der Straßen nicht immer sehr leicht war. Die Bestleistung aller wagen erreichte Steinmann, die der Motorräder Dreßler.

1933: 2000 Km durch Deutschland, Langstrecken-Straßenrennen. Robert Scheid fuhr bei diesem Rennen einen Röhr Junior. Er erreichte in seiner Klasse eine Silbermedaille.

Information zum Verbleib des Modells der Rumpler Taube:

1955 wurden die Geschäftsräume der Jurid-Vertretung von der Yorckstraße in die Sophienstraße in Karlsruhe verlegt. Das Modell der Rumpler Taube, welches bisher in den Geschäftsräumen in der Yorckstraße hing, bekam sein Freund Ernst Dizuleit, Vorstand vom Traditionsverband „Alte Adler e.V., wo Robert Scheid zu Lebzeiten auch Mitglied war. 1959 wurde am Forchheimer Flugplatz die Gaststätte „Fliegerklause“ gebaut. Hier wurde dann auch das Modell der Rumpler Taube ausgestellt. Im Jahr 2000 wurde dann das Gelände des Flugplatz Forchheim geschlossen und alle Gebäude abgerissen. Ab diesem Zeitpunkt ist das Modell Rumpler Taube verschwunden.

Robert Scheid ist am 19. September 1956 in Karlsruhe verstorben und wurde am dem Karlsruher Hauptfriedhof beigesetzt.

Wegbegleiter

Wegbegleiter von Robert Scheid waren:

  • Karl Becker, auch Karl Albert - Inhaber vom Gasthof Laub in Berghausen. Becker nahm teil am „Ruhestein – Bergrennen“ am 21. Juli 1946. Im 6. Lauf, Ausweisfahrer für Sportwagen bis 1100 ccm war er Erster auf Morgan. Im 7. Lauf, Ausweisfahrer für Sportwagen bis 1500 ccm war er zweiter auf BMW. Hinweis: siehe Buch „Ruhestein Bergrennen“, 1946 Seite 223
  • Gablenz Hermann, Karlsruher. Gablenz nahm teil am „Ruhestein – Bergrennen“ am 21. Juli 1946. Im 9. Lauf für Lizenz Fahrer für Motorrad bis 250 ccm war er Elfter auf DKW. Im 11. Lauf für Lizenz Fahrer für Motorrad bis 500 ccm war er Erster auf Rudge. Hinweis: siehe Buch „Ruhestein Bergrennen“, 1946 Seite 224 + 225. Siehe auch Gablenz-Reifennhandel sowie Autohaus Gablenz in der Ottostraße in Karlsruhe.
  • Nolthenius Kurt, Karlsruhe – Durlach. Kfz-Mechaniker, Motorradrennfahrer. Nolthenius nahm teil am „Ruhestein – Bergrennen“ am 21. Juli 1946. Im 13. Lauf für Lizenz Fahrer mit Seitenwagen bis 1000 ccm war er Sechster auf UT/ Jap. Hinweis: siehe Buch „Ruhestein Bergrennen“, 1946 Seite 225
  • Böhrer Bruno, Karlsruhe. Böhrer nahm teil am „Ruhestein – Bergrennen“ am 21. Juli 1946. Im 1. Lauf für Ausweisfahrer bis 125 ccm war er Fünfter auf DKW. Hinweis: siehe Buch „Ruhestein Bergrennen“, 1946 Seite 221. Bruno Böhrer hatte nach dem zweiten Weltkrieg auch eine Fahrschule in Karlsruhe und war gut bekannt mit Robert Scheid. Seine Tochter Gisela hatte am 2. Januar 1961 dort ihren Führerschein gemacht. Die Fahrschule war in der Ludwig-Marum-Straße 42
  • Traditionsverband „Alte Adler“: Robert Scheid war Mitglied im Traditionsverband „Alte Adler e.V. Vorstand war Ernst Ditzuleit. Dizuleit war auch (Heilpraktiker) dieser hatte auch eine Orthopädie Geschäft in Karlsruhe Karlstraße 20 und wohnte in der Ritterstr. 27
  • Willi Egler war mit Robert Scheid befreundet. Von dem Kunstmaler Willi Egler sind noch heute einige seiner Werke im Familienbesitz.
  • Fuss Siegfried Rennfahrer und Freund von Robert Scheid und dessen Vater. Emil Fuss war Geschäftspartner von Robert Scheid (Redex) er hatte auch eine Borgward Vertretung in Baden-Baden
  • Bernd Rosenmayer, bedingt durch seine Rennleidenschaft kannte Robert Scheid auch den legendären Rennfahrer Bernd Rosenmayer und dessen Ehefrau Elly Beinhorn.
  • Elly Beinhorn, die legendäre Fliegerin „Ein Mädchen fliegt um die Welt“. Elly Beinhorn besuchte viele Male Karlsruhe und wurde immer von Robert Scheid begleitet.
  • Ernst Udet, mit Ernst Udet soll Robert Scheid, bedingt durch seine Leidenschaft zu Flugzeugen, auch bekannt gewesen sein. Weitere Informationen hierzu sind nicht bekannt.
  • Leni Riefenstahl, mit Leni Riefenstahl war Robert Scheid über Elly Beinhorn bekannt.

Fußnoten

  1. Aus dem Motorrad Buch „Berühmte Motorräder“ ältere Ausgabe – Seite 288/289