Historische Straßenbahn
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Die Verkehrsbetriebe Karlsruhe verfügen über eine Reihe betriebsbereiter Museumsfahrzeuge, die sich im Historischen Depot 1913 befinden und zu bestimmten Anlässen, wie zum Beispiel am Tag des offenen Denkmals vorgeführt werden. Auch bei der Historischen Ringlinie kommen historische Fahrzeuge zum Einsatz.
Akkumulatortriebwagen
Der Triebwagen 14 wurde 1899/1900 bei der Firma Herbrand und AEG gebaut, da die seit 1877 bestehende Pferdebahn und die seit 1881 bestehende Dampfstraßenbahn nach Durlach durch eine elektrische Straßenbahn gleicher (Normal-)Spurweite ersetzt wurden.
Da Oberleitungen in der Kaiserstraße das ästhetische Empfinden des großherzoglichen Hofes und der Karlsruher Bevölkerung verletzten und einige Professoren der Technischen Hochschule Beeinflussungen ihrer Experimente befürchteten, musste dieser Streckenabschnitt mit Akkubetrieb befahren werden. Insgesamt wurden 27 solche Fahrzeuge sowie weitere 19 ohne Akkus beschafft. Um die Bleibatterien unterbringen zu können, wurde der Fahrgastraum besonders hoch angeordnet. Das System bewährt sich jedoch nicht. Es kam zu Bränden, Säuregeruch stieg in den Fahrgastraum auf, und durch das erhöhte Gewicht der Fahrzeuge kam es zu verstärkter Belastung des Untergrunds und Vibrationen. Daher wurde bereits 1903 auch die Kaiserstraße durchgängig mit einer Oberleitung versehen.
1908 schloss man die Plattformen. Bis dahin stand das Personal wie von der Pferdebahn gewöhnt weitgehend schutzlos dem Wetter ausgesetzt. Das Fahrzeug war bis 1956 im Liniendienst und wurde anschließend unter anderem als Werbebahn mit beidseitiger Komplettverkleidung eingesetzt. Seit der Restauration zum hundertsten Jubiläum der Pferdebahn 1977 ist der Wagen Museumstriebwagen unter Betreuung des TSNV, kommt jedoch nur zu besonderen Anlässen zum Einsatz.
Residenzwagen, Spiegelwagen und Stahlumbauwagen
Der beim TSNV seit vielen Jahren in Aufarbeitung befindliche „Residenzwagen“ 92 ist Repräsentant einer Serie von Fahrzeugen, die über Jahrzehnte das Stadtbild prägten. Er wurde 1922 in einem inflationsbedingt unfertigen Zustand geliefert und erst in Karlsruhe einsatzfähig gemacht. Insgesamt wurden 36 solcher Fahrzeuge beschafft, die bis 1970 im Liniendienst waren und dann teilweise bis Mitte der 1980er-Jahre als Arbeitsfahrzeuge überlebten.
Zur Kapazitätssteigerung wurden ab Ende der 1920er-Jahre Fahrzeuge beschafft, die vorne und hinten weiter über die Achsen hinausragen. Um dennoch die gleiche Scheibengröße verwenden zu können, verbreiterte man die Holme und setzte im Fahrgastraum an jeden Holm einen Spiegel, der es beispielsweise ermöglicht, vor dem Aussteigen Frisur und Kleidung zu prüfen. Erhalten und aufwendig restauriert ist der 1930 von der Waggonfabrik Rastatt gebaute Triebwagen 100. Dieses Fahrzeug kann beim TSNV angemietet werden und wird auch gerne beispielsweise als adventliche Ringbahn oder für andere Anlässe eingesetzt, teilweise mit Beiwagen 298.
Triebwagen 100 bei der Ausfahrt vom Durlacher Tor in die Karl-Wilhelm-Straße
Der heutige Beiwagen 298 wurde 1930 bei der Waggonfabrik Rastatt als Triebwagen 101 gefertigt. 1957 erhielt er einen Stahlaufbau. Zwischen 1971 und 1985 fungierte er noch als Arbeitstriebwagen. Ab 1987 wurde er durch den TSNV zum Beiwagen im Aussehen eines Spiegelwagens zurückgebaut. Seit 2000 ist er als Museumsbeiwagen im Betrieb.
In den 1950er-Jahren ersetzte man den Holzaufbau dieser Fahrzeuge durch Stahlaufbauten. Ein Vertreter dieser sogenannten „Stahlumbauwagen“ ist Wagen 95 mit seinem Beiwagen 299.
Der Wagen im Jahr 2009 in Bad Herrenalb
Der Beiwagen 299 wurde 1930 in der Waggonfabrik Rastatt gebaut. 1955 erhielt er seinen Stahlaufbau. Zwischen 1971 und 1985 wurde er als Arbeitsbeiwagen eingesetzt. Seit seiner Aufarbeitung, die 1985/1986 erfolgte, ist er ein Museumsbeiwagen.
Kriegsstraßenbahnwagen
Die Fahrzeuge 114, 115 und 116 sind Repräsentanten einer in den 1940er-Jahren vielerorts in Deutschland gebauten und eingesetzten Fahrzeuggattung: Schlicht und materialsparsam, aber mit starken Motoren (2x60kW) und großen Türen für den „Massentransport“. Die Sitze sind nicht mehr längs angeordnet, und der Fahrer kann das Fahrzeug im Sitzen steuern.
Diese Fahrzeuge waren bis 1981 auf der Strecke nach Rappenwört und als Pendelzüge bei Bauarbeiten/Streckensperrungen im Einsatz, da später beschaffte Fahrzeuge Einrichtungsfahrzeuge sind (Türen nur an einer Seite, am Heck nur einen nicht voll ausgestatteten Fahrerarbeitsplatz). Nach dem Krieg stattete man die Endhaltestellen mit Wendeschleifen oder -dreiecken aus, um auf das umständliche Umsetzen des Motorwagens ans andere Zugende verzichten zu können.
Wagen 114 steht unaufgearbeitet im Historischen Depot 1913, Wagen 115 ist aufgearbeitet und wird vom TSNV eingesetzt und vermietet. Er wurde 1948 bei Fuchs in Heidelberg gebaut.
Breitraumwagen
Wagen 139 steht mit seinem Beiwagen 439 für den nächsten Entwicklungsschritt der Karlsruher Straßenbahn. Er wurde 1958 gebaut und 1968 auf Einmannbetrieb umgerüstet, also der Schaffnerplatz ausgebaut. In diese auch „Fahrgastflußwagen“ genannten Fahrzeuge stieg man hinten ein und vorne aus. Alle Fahrgäste sitzen in Fahrtrichtung, was beispielsweise von Vorteil ist bei Einsätzen für Stadtführungen.
Diese Fahrzeuge haben noch keine Gelenke, aber Drehgestelle, so dass sie erheblich größer gebaut werden konnten als die bisherigen zweiachsigen Fahrzeuge. So konnten also durch weniger Personal mehr Menschen befördert werden.
„DUEWAG“-Gelenktriebwagen
Die erhaltenen Fahrzeuge 4, 12, 167 und 188 stehen für einen Fahrzeugtyp, der bis vor wenigen Jahren das Stadtbild prägte, zuletzt bis 2015 auf der Linie 5. Der von der Düsseldorfer Waggonfabrik entwickelte Fahrzeugtyp wurde in Variationen in den meisten (west)deutschen Städten und in vielen Städten des europäischen Auslands eingesetzt. Sie waren zunächst ebenfalls mit Schaffnerplätzen ausgestattet, die später entfernt wurden. Nun kann ein Fahrer eine Personenzahl befördern, für die früher neben dem Fahrer noch drei Schaffner (einer pro Wagen) erforderlich waren.
In Karlsruhe wurden sechs- und achtachsige Fahrzeuge beschafft, ein Teil der sechsachsigen Fahrzeuge wurde später zu Achtachsern umgebaut. Je nach Einsatzzweck (Albtalbahn oder Innenstadt) unterscheidet sich die Ausstattung.
Der Gelenktriebwagen 12 der AVG wurde 1959 bei der Waggonfabrik Rastatt als Sechsachser gebaut. In den 1960er-Jahren wurden stärkere Motoren (2x150kW) eingebaut und 1964 erfolgte der Umbau zum Achtachser. Ende der 1970er-Jahre wurde der Wagen modernisiert und zum Beispiel mit Polstersitzen ausgestattet. Seit 2000 ist er Museumsfahrzeug und wurde 2001 durch Umlackierung wieder in den Zustand der 1970er-Jahre versetzt.
„Badewanne“
Der erhaltene Wagen 124 steht für eine Kleinserie von vier Fahrzeugen, die 1975 für den Streckenast nach Ittersbach beschafft wurden und zuletzt beispielsweise für Sonderverkehre für die Europäische Schule eingesetzt wurden. Ihren Spitznamen erhielten sie aufgrund einer ähnlich einer Seifenablage unter den Fenstern in die Wand eingelassenen kleinen Ablage.
hist. Dienstfahrzeuge
Folgende vormalige Dienstfahrzeuge befinden sich im Historischen Depot 1913:
- TW 495 „Unfallhilfswagen“
- TW 497 „Schneepflug“
- TW 498 „Fahrleitungsbeobachtungswagen“
- TW 499 „Schleifwagen“
Siehe auch
- Historische Omnibusse
- Portal Schienenverkehr
- Tramchronik
- Treffpunkt Schienennahverkehr Karlsruhe
- Triebwagen
- Historisches Depot 1913
Literatur
- „Der Karlsruher Spiegelwagen“, Herausgeber TSNV, erschienen im September 2007 im Eigenverlag (ISBN: 978-3-00-022344-0); 368 Seiten mit 768 Fotos, 39,90 Euro.
- „100 Jahre Straßenbahn Karlsruhe 1877–1977“, Herausgeber „Stadtwerke Karlsruhe – Verkehrsbetriebe“ 96 Seiten mit vielen historischen Bildern[1]
- "Unter Strom", Herausgeber Karlsruher Stadtarchiv
Weblinks
- https://www.tsnv.de/index.php?g=karlsruhe_wagenpark-strassenbahnen
- https://www.tsnv.de/index.php?g=museumswagenpark-uebersicht
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Historische Straßenbahn“
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Geschichte der Straßenbahnfahrzeuge in Deutschland“
Fußnoten
- ↑ Stadtwiki:Bibliothek, Sammlung Wilhelm Bühler