Albtalbahn
Die Albtalbahn ist eine Eisenbahnstrecke von Karlsruhe über Ettlingen nach Bad Herrenalb. Auf der Strecke fahren die Stadtbahnlinien S1 und S11 S12 der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH (AVG) (bis zum 27. Mai 1994 als Linie A), wobei die S11 S12 im Bahnhof Busenbach in Richtung Ittersbach weiter fährt. Dieser Streckenabschnitt wird als Albgaubahn bezeichnet. Ein Großteil der Fahrzeuge steht nachts im Betriebshof Ettlingen Stadt der AVG. Auf den kurzen zweigleisigen Abschnitten herrscht planmäßig Rechtsverkehr (Bahnsteige in Seitenlage); Ausnahmen sind in Fischweier möglich.
Geschichte
Die Albtalbahn wurde von der Badische Lokal-Eisenbahnen AG (BLEAG) am 1. Dezember 1897 zwischen Karlsruhe und Ettlingen Holzhof in Meterspur (1000 mm) in Betrieb genommen, am 14. Mai 1898 ins Albtal bis Frauenalb und am 2. Juli 1898 bis Herrenalb verlängert, das bereits zu Württemberg gehörte. Eine Zweigstrecke führte ab dem 10. April 1899 von Busenbach über Langensteinbach nach Ittersbach, ab dem 2. Januar 1900 weiter über Weiler, Ellmendingen und Dietlingen nach Brötzingen und ab dem 2. Juli 1901 schließlich zum Leopoldplatz in Pforzheim.[1] Die komplette Elektrifizierung dauerte bis 1911. Der Abschnitt Brötzingen - Pforzheim wurde 1909 von der Stadt Pforzheim erworben und in die 1911 eröffnete Pforzheimer Straßenbahn integriert.
Der defizitäre Streckenabschnitt Ittersbach - Brötzingen wurde während der Weltwirtschaftskrise zum 1. Februar 1931 von der BLEAG aus Geldmangel eingestellt. Innerhalb kurzer Zeit übernahm die Stadt Pforzheim die für die Arbeiterbeförderung wichtige Strecke, ließ sie elektrifizieren und eröffnete sie am 24. Mai 1931 als „Städtische Kleinbahn Pforzheim“ neu. Am 26. September 1931 meldete die BLEAG Konkurs an, und ihre verbleibenden Strecken wurden zum 1. Januar 1932 von der Deutschen Eisenbahn-Betriebsgesellschaft (DEBG) übernommen.
In Karlsruhe hatte die Albtalbahn ihren Endpunkt lange Zeit am heutigen Albtalbahnhof. Die Stadt Karlsruhe gründete am 17. April 1957 die AVG mit dem Ziel, die vernachlässigte Albtalbahn von der DEBG zu übernehmen, auf Normalspur (1435 mm) umzuspuren und folglich 1961 ins Karlsruher Straßenbahnnetz zu integrieren. Dies war die erste derartige Anbindung einer noch betriebenen Eisenbahnstrecke, was einen wichtigen Schritt des Karlsruher Modells darstellt und manchmal auch als dessen Start genannt wird. Bereits am 1. April 1957 hatte die in Gründung befindliche AVG die Betriebsführung auf der Albtalbahn übernommen.
Als erstes ging am 18. April 1958 das Gleisdreieck am Albtalbahnhof als Verbindung zum Straßenbahnnetz und die Normalspurstrecke bis zur Wendeschleife Rüppurr Battstraße in Betrieb, gefolgt am 15. Mai 1959 vom Abschnitt Battstraße bis Ettlingen Albgaubad. Deshalb musste nun in Ettlingen Stadt in die Schmalspurbahn umgestiegen werden. Die weitere Umspurung erfolgte zügig. Am 15. April 1960 konnte bis zur neuen Wendeschleife in Busenbach gefahren werden. Am 12. Mai 1960 wurde Etzenrot angefahren. Am 12. Dezember 1960 fuhren die Gelenktriebwagen bereits bis Marxzell. Lediglich der Abschnitt von Marxzell bis Herrenalb erforderte eine längere Bauzeit. Am 1. September 1961 ging auch dieser Abschnitt in Betrieb.
Die Schmalspurstrecke nach Ittersbach wurde zunächst beibehalten. Hierzu musste in Busenbach umgestiegen werden. Nachdem auf dieser Strecke am 14. November 1964 der letzte Schmalspurzug der Albtalbahn gefahren war, wurde die neue Normalspurstrecke am 30. Juni 1966 eröffnet. Von Langensteinbach bis Ittersbach wurde anfangs lediglich eine Omnibuslinie eingerichtet. Da sich der Busverkehr als unzulänglich herausgestellt hatte, wurde 1975 auch der stillgelegte Abschnitt zwischen Langensteinbach und Ittersbach auf Normalspur umgebaut, allerdings mit einer teilweise neuen Trassenführung über Spielberg.
Der Abzweig ab Busenbach zur teilweisen Wiedererschließung des Albgaus erreichte in Ittersbach 1975 seinen heutigen Endpunkt; die Pforzheimer Kleinbahn nach Ittersbach war bereits 1968 stillgelegt worden. Etwa gleichzeitig wurde der Betrieb durch Karlsruhe hindurch zum Übergang in die Hardtbahn verlängert. Die seit 1969 bestehende Vereinigung Ulmer Eisenbahnfreunde e. V. führt auf der Albtalbahn gelegentlich Dampfzugfahrten durch.
Der 1,3 km lange Abschnitt zwischen Langensteinbach Bahnhof und Ortseingang Reichenbach wurde in 20-monatiger Bauzeit saniert und zweigleisig ausgebaut und um den Halt Schießhüttenacker ergänzt Ende November 2011 dem Verkehr übergeben[2]. Der Ausbau kostete 11 Mio. Euro, wovon 1 Mio. vom Landkreis Karlsruhe und 2,2 Mio. Euro von der Gemeinde Karlsbad übernommen wurden. Der Rest wurde vom Land als „Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs“ übernommen.
Literatur
- Klaus Bindewald: „Die Albtalbahn: Geschichte mit Zukunft – Von der Schmalspurbahn zur modernen Stadtbahn.“, Ubstadt-Weiher, Verlag Regionalkultur, 1998, ISBN: 3-929366-79-7
- Kurt Schwab: „Straßen- und Kleinbahn in Pforzheim.“, Nordhorn, Verlag Kenning, 1997, ISBN: 3-927587-64-8
Siehe auch
- KVV (Karlsruher Verkehrsverbund)
- NVBW (Bahnstrecken in Baden-Württemberg)
- Portal Schienenverkehr
Weblinks
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Albtalbahn“
- Das Stadtwiki Pforzheim-Enz zum Thema „Albtalbahn“
- Chronologie zur Umspurung der Albtalbahn
Einzelnachweise
- ↑ Kurt Schwab: Straßen- und Kleinbahn in Pforzheim. Nordhorn: Verlag Kenning, 1997, ISBN: 3-927587-64-8, S. 10
- ↑ ka-news: Zweigleisiger Ausbau zwischen Reichenbach und Langensteinbach beginnt