Besatzung
Karlsruhe als Landeshauptstadt nach dem Krieg
1945 rückt am 3. April die französische 1. Armee in Knielingen und Neureut ein, einen Tag später dann in die Stadt Karlsruhe, die zuvor von der deutschen Bärendivision kampflos geräumt wurde. Der französische Stadtkommandant ernennt Josef Heinrich zum kommissarischen Bürgermeister. Dieser errichtet einige Tage später eine provisorische Stadtverwaltung.
Am 1. Juni 1945 wird von den Franzosen eine provisorische badische Landesregierung unter der Leitung von Dr. Alfred Bund installiert, die in der Karlsruher Münze residiert. Doch schon einen Monat später übernehmen US-Streitkräfte die Stadt. Josef Heinrich wird als Oberbürgermeister durch Hermann Veit (SPD) abgelöst.
Von den Amerikanern wird nun ein selbständiger nordbadischer Landesbezirk mit Sitz in Mannheim errichtet. Die Landesbezirksverwaltung siedelt aber schon am 11. Oktober nach Karlsruhe um und residiert nun unter Leitung des ehemaligen badischen Staatspräsidenten Heinrich Köhler in der Hauptpost (heutige Post Galerie). Nach der endgültigen Proklamation des Landes Württemberg-Baden wird am 29. Oktober die autonome Verwaltung des nordbadischen Landesbezirks wieder aufgelöst - bis dahin ist Karlsruhe eine zeitlang Sitz von zwei konkurrierenden badischen Landesverwaltungen. Obwohl die Landesverwaltung unter Alfred Bund nur noch für das weiterhin französisch besetzte Südbaden zuständig ist, versucht sie sich in der Hoffnung auf eine Wiedervereinigung der badischen Landesteile ebenfalls noch in Karlsruhe zu halten. Diese Hoffnung muss sie jedoch bald endgültig aufgeben und zieht schließlich am 22. November nach Freiburg im Breisgau um. Damit geht die Geschichte Karlsruhes als Landeshauptstadt zu Ende.
Während der gesamte Norden des heutigen Baden-Württemberg als Land Württemberg-Baden nun der amerikanischen Besatzungszone angehört, bleiben (Süd-)Baden und Württemberg-Hohenzollern wie Rheinland-Pfalz Teil der französischen Besatzungszone. Diese Einteilung der Besatzungszonen spiegelt sich lange Zeit noch in der Rundfunklandschaft wieder: in der französischen Zone entsteht der SWF als Rundfunksender, in der amerikanischen Zone der SDR, die beide erst 1998 zum SWR fusionieren. Die Zonengrenze orientiert sich an der Autobahn Karlsruhe-Stuttgart, die komplett Teil der amerikanischen Zone sein sollte.
Nachdem Hermann Veit zum neuen Wirtschaftsminister von Württemberg-Baden ernannt worden ist, übernimmt Friedrich Töpper (SPD) am 20. Januar 1947 das Amt des Karlsruher Oberbürgermeisters und hat dieses bis 1952 inne. 1952 wird Karlsruhe auch Teil des neu gegründeten Landes Baden-Württemberg und Verwaltungssitz des Regierungsbezirks Nordbaden.
Die alliierte Militärverwaltung in Nordbaden
Die Entwicklung der amerikanischen Militärverwaltung im Raum Baden spiegelt sich im Wesentlichen in der Entwicklung der politischen Verwaltungsgrenzen wieder. In einer beispiellosen Operation werden schon vor der tatsächlichen Besetzung Deutschlands spezielle Einheiten, so genannte "Detachments", für alle kommunalen und regionalen Verwaltungseinheiten ausgebildet, die möglicherweise durch amerikanische und britische Truppen zu besetzen sind. Die Detachments unterstehen dem "Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force" (SHAEF), und somit dem Oberkommando von Dwight D. Eisenhower. Die französischen Interessen werden zu diesem Zeitpunkt noch nicht berücksichtigt. So kommt es, dass bereits 1944 das "Regional Military Government Detachment E1E2" für ganz Baden existiert, obwohl dieses dann größtenteils von französischen Truppen besetzt wird.
Entgegen den alliierten Absprachen lässt der französische oberkommandierende General Charles de Gaulle sogar seine Truppen über die vorgesehenen Zonengrenzen hinaus bis Karlsruhe und Stuttgart vordringen, um dort vorerst eigene Militärverwaltungen zu errichten. In Mannheim wird von den US-Truppen indes ein neues Detachment F1E2 (E-7) gebildet, das bald darauf die Verwaltung des amerikanisch besetzten Nordbaden übernimmt. Die Franzosen ziehen sich hinter die festgelegte Zonengrenze in den Süden zurück.
Zeitgleich mit der Proklamation des Landes Württemberg-Baden im September 1945 wird die amerikanische Militärverwaltung grundlegend umstrukturiert. Verwaltungsaufgaben unterhalb der Länderebene werden weitestgehend an deutsche Behörden zurückgegeben. Zugleich werden die Militärregierungen der Länder aus der regionalen militärischen Kommandostruktur ausgekoppelt und unmittelbar dem neu geschaffenen "Office of Military Government for Germany" (OMGUS) in Frankfurt und dem Oberbefehl von General Joseph T. McNarney unterstellt. Die nordbadische Militärverwaltung (OMGNB) unter Colonel Clifton Lisle bezieht nun auch ihren Sitz in Karlsruhe. Trotz der bereits erfolgten verwaltungsmäßigen Angliederung Nordbadens an das Land Württemberg-Baden bleibt die Militärverwaltung in Karlsruhe noch bis Februar 1946 bestehen und wird dann endgültig durch das "Office of Military Government for Wuerttemberg-Baden" (OMGWB) in Stuttgart abgelöst. Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland wird das OMGUS in die "Allied High Commission for Germany" (HICOG) umgewandelt. Die Militärgouverneure der Länder üben fortan nur noch die Funktion eines Landeskommissars aus.
Die Amerikanischen Militärgouverneure für die Region Nordbaden 1945 - 1949
- Regional Military Government Detachment E1E2 (für ganz Baden)
- Vorläufige Hauptquartiere: Rochefort (F), Martigny-les-Bains (F), ab 11/1944 Châtillon-sur-Seine (F), Kaiserslautern, ab 05/1945 Schwäbisch-Hall, ab 07/1945 Bad Homburg
- Kommandeur (Commanding Officer):
- *10/1944 - 04/1945 : Lieutenant Colonel William W. Dawson
- Das für Baden vorgesehene RMGD wurde nie eingesetzt
- Regional Military Government Detachment F1E2 (E-7) LKB Mannheim (für Nordbaden)
- Hauptquartier: Mannheim
- Militärgouverneure (Senior Military Government Officers):
- *03/1945 - 07/1945 : Major Charles D. Winning
- *07/1945 - 10/1945 : Colonel Clifton Lisle
- Office of Military Government for North Baden (OMGNB), Detachment E-7
- Hauptquartier: Karlsruhe
- Regional Military Government Detachment E1C3 (E-1) (für Württemberg-Baden)
- Vorläufige Hauptquartiere: Troyes (F), Hockenheim, ab 04/1945 Schwäbisch Hall, ab 05/1945 Schwäbisch Gmünd
- Militärgouverneure (Regional Military Government Officers):
- *? /1945 - 04/1945 : Lieutenant Colonel James R. Newman
- *04/1945 - 10/1945 : Colonel William W. Dawson
- Office of Military Government for Wuerttemberg-Baden (OMGWB), Det. E-1
- Hauptquartier: Stuttgart
- Leiter des OMGWB (Directors OMGWB):
- *10/1945 - 11/1946 : Colonel William W. Dawson
- *11/1946 - 12/1947 : Sumner Sewall
- *12/1947 - 12/1948 : Charles M. LaFollette
- *01/1949 - 09/1949 : Major General Charles P. Gross
- Office of Land Commissioner for Wuerttemberg-Baden
- Sitz: Stuttgart
- Landeskommissar (Land Commissioner):
- *09/1949 - ? : Major General Charles P. Gross
Änderung von Straßennamen
In den ersten Jahren ändern die Besatzer folgende Straßennamen:
- Dietrich-Eckart-Straße wird Entenfang
- Hermann-Göring-Platz wird Gottesauer Platz
- Reinhard-Heydrich-Straße (früher Westendstraße) wird Reinhold-Frank-Straße
- Adolf-Hitler-Platz wird Marktplatz
- Adolf-Hitler-Straße wird Pfinztalstraße
- Holzweberstraße wird Alter Graben
- Walter-Köhler-Straße wird Am Steinbruch
- Fritz-Kröber-Straße wird Karlsruher Allee
- Maikowskystraße wird Gänsloch
- Herbert-Norkus-Straße wird Hagdornstraße
- Planettastraße wird Grenzstraße
- Platz der SA wird Festplatz
- Hans-Schemm-Straße wird Ruschgraben
- Fritz-Todt-Straße wird Ettlinger Straße
- Horst-Wessel-Ring wird Parkring
- Albert-Leo-Schlageter-Straße wird An der Bahn
- Robert-Wagner Allee wird Durlacher Allee
- Forstnerstraße wird Kanalweg
- Günther-Quandt-Straße wird Gartenstraße
- Albert-Leo-Schlageter-Hain wird Alter Friedhof
- Reichsstraße wird Ebertstraße
- Maxaustraße wird Ludwig-Marum-Straße
Weblinks
- Karlsruhe 1945 Projektseite des Heisenberg-Gymnasiums 2000
Quellen
- "OMGUS-Handbuch"
- "Die amerikanische Militärregierung in Deutschland 1945-1949" von Christoph Weisz, R. Oldenbourg Verlag, München, 1994, ISBN: 3-486-55821-8