St. Sebastian (Helmsheim)

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St. Sebastian
Seitenansicht, vom angrenzenden Friedhof aus gesehen

In Helmsheim befindet sich eine katholische Kirche St. Sebastian. Sie gehört zur Seelsorgeeinheit Bruchsal Michaelsberg.

Geschichte

Ein Kirchenbau, von dem kleinere Reste vorhanden sind, lässt sich bis ins Jahr 1294 zurückverfolgen. Albrecht von Zeutern besaß Rechte an der Pfarrkirche, welche 1443 ans Speyrer Domkapitel übergingen. Dessen Baupflicht führte zu Aktivitäten am Gebäude: In diesen Jahrzehnten entstanden im damaligen Chor Malereien, die teilweise erhalten sind: Markuslöwe und Lukassstier sind ebenso erkennbar die der heilige Petrus. Andere Figuren und deren Spruchbänder sind noch zu erkennen, aber nicht mehr identifizierbar. Dieser ehemalige Chor ist heute die Sakristei der Kirche. Das Schiff dieser Kirche endet ungefähr am heutigen Seiteneingang.

1568 wurde der Kirchturm errichtet, wobei dieser ein Bau der politischen Gemeinde war und auch durch alle rechtlichen Veränderungen am Kirchbau stets Gemeindeeigentum blieb. Die Turminschrift lautet "Christoffel Mock von Elbrun hatt den sims gemacht. Im Jar 1568 hat die Gmein dissen durn vun grunt mit gottes hilf bauet".

Wann die Reformation in Helmsheim eingeführt wurde, ist nicht bekannt. In den Jahren nach 1538 war die Kirche lutherisch geworden, hatte aber als Folge des dreißigjährigen Krieges im 17. Jahrhundert keinen eigenen Pfarrer mehr. Sie wurde in dieser Zeit von Katholiken, Lutheranern und Reformierten zu gleichen Teilen genutzt, bis 1697 mit Johann Martin Eberhardt wieder ein lutherischer Pfarrer kam. Aufgrund politischer Bestimmungen musste er, obwohl die Lutheraner in Helmsheim die deutliche Mehrheit stellten, 1707 dem katholischen Pfarrer Franz Peter Müller Platz machen.

Aus dieser Zeit stammt auch der erste Beleg des Patronats der Kirche: 1701 wird St. Sebastian anlässlich einer Visitation gemeinsam mit St. Rochus genannt. Der (später geschaffene) Hochaltar zeigt auch Statuen beider Heiligen. Das Kirchweihfest wird allerdings in Helsmheim am Martinstag gefeiert, was auf ein vor-reformatorisches Martinspatrozinum hindeutet.

1747 wurde der Turm um eine Glockenstube erhöht. Die genaue Form der Turmhaube ist nicht überliefert. Sie war im barocken Stil gehalten (Die Akten beschreiben sie als „Kuppel“), der Unterbau war aus Fachwerk. Dieses wurde später durch Backsteinmauerwerk ersetzt. Der Turmhelm musste seit seiner Erbauung wiederholt repariert werden, weswegen er 1875 durch einen Spitzhelm ersetzt wurde.

Den Katholiken wurde die Kirche trotz einer neu eingebauten Empore zu klein, weswegen, finanziert vom Speyrer Domkapitel sowie der politischen Gemeinde Helmsheim, ein Neubau unter Einbeziehung des Turms und des alten Chores erfolgte. Die Grundsteinlegung wurde am 1. April 1753 gefeiert. Ende des Jahres zog die Gemeinde wieder in die Kirche ein, die Innenausstattung wurde erst später schrittweise ergänzt. So stammt der Rokkoko-Altar aus dem Jahr 1754 von einem unbekannten Bruchsaler Künstler, vollständig aus eigener Tasche bezahlt von Pfarrer Mahr. Am 30. September 1787 wurde die Kanzel im Zuge einer Firmfeier durch Weihbischof Seelmann geweiht. Zwölf Jahre später wurde wurde vom Bruchsaler Schreiner Nagel ein Marienaltar gefertigt.

Seither wurde die Kirche im Innern mehrfach umgestaltet, unter anderem Mitte der 1870er-Jahre. Dabei wurden zwei Statuen aus der Michaelskapelle übernommen, die die heiligen Kosmas und Damian darstellten. Sie wurden 1892 wieder entfernt und ins Diözesan-Museum Freiburg gebracht.

Am 5. Juli 1917 musste die größere der beiden Glocken zu Kriegszwecken abgegeben werden. 1921 erhielt die Kirche ein neues Geläut, gefertigt von der Firma Bachert aus Karlsruhe. Mit Ausnahme der kleinsten Glocke musste dieses Geläut im Dezember 1941 abermals abgegeben werden

1950 wurden erneut von der Firma Bachert drei neue Glocken gefertigt, so dass das Geläut der Kirche seither vierglockig ist.

1958 wurde das Deckengemälde „Schlüsselübergabe an Petrus“ aus einer Offenbacher Kirche, die zum Abriss anstand, in die Helsmheimer Kirche überführt.

Seit 1953 ist die Kirche St. Sebastian keine Pfarrkirche mehr. In diesem Jahr starb Pfarrer Georg Eckert und konnte wegen Personalmangel nicht ersetzt werden. Die Pfarrei wurde der Heidelsheimer Kirche zugewiesen. Bis 1871 war es noch andersherum gewesen: Helsmheim hatte mehr als hundert Jahre einen Vikar, welcher für die Betreuung der Heidelsheimer Katholiken zuständig war.

Die Orgel

Ab wann es eine Orgel in der Kirche gab, ist unbekannt. 1805 bemüht sich Pfarrer Reeber um den Erwerb einer Orgel. Anfang der 1850er-Jahre wird die vorhandene Orgel als extrem sanierungsbedürftig beschrieben. Die Anschaffung einer neuen Orgel scheitert in der Folgezeit trotz Zusicherung eines staatlichen Zuschusses an fehlenden Geldmitteln. Als Übergangslösung wird 1874 für 50 Gulden eine von der Michaelskapelle übernommene gebrauchte Orgel angeschafft, was die Gemeinde nichtsdestoweniger vor erhebliche finanzielle Probleme stellt.

1892 wird schließlich mit Mitteln des Pfälzer Kirchenfonds der Neubau einer Orgel durch den Baumeister Anton Kiene beauftragt. Kiene baute zur gleichen Zeit auch eine neue Orgel für St. Peter (Bruchsal).

Im Juli 1917 muss der Zinnprospekt der Orgel abgegeben werden, erst 1933 folgt Ersatz bei gleichzeitiger Renovierung. 1957 erhält die Orgel ein Elektrogebläse, 1990 eine umfassende Sanierung, wobei auch ein neuer Prospekt angebracht wird.

Standort

Dieser Ort im Stadtplan:

Die Kirche grenzt südlich direkt an den Friedhof.

Weblinks