Kombilösung Tunnelvortriebsmaschine S 869

Aus dem Stadtwiki Karlsruhe:

Die Baustellenbereiche der Kombilösung
Die Tunnelvortriebsmaschine bei der Abnahme am 5. Juni 2014 auf dem Gelände der Herstellerfirma Herrenknecht
Drücken des symbolischen „Start-Knopfs“ der Maschine bei der technischen Abnahme

Im Rahmen der Kombilösung wurde die Tunnelvortriebsmaschine (TVM) „S 869“ namens „Giulia“, die zwischen Oktober 2014 und September 2015 vom Durlacher Tor in westliche Richtung bis zum Mühlburger Tor den 2.050 Meter langen Ost-West-Tunnel der U-Strab hergestellt hat, eingesetzt.

Herstellung der Maschine

Die TVM wurde im August 2013 von der BeMo Tunnelling AG bei der Herrenknecht AG in Auftrag gegeben, welche im Jahr 1975 gegründet wurde und ihren Firmensitz im badischen Schwanau bei Lahr hat. Das Unternehmen ist führend bei der Erstellung von Tunnelbaumaschinen und exportierte im Jahr 2013 96 Prozent seiner Produkte ins weltweite Ausland. Alle Maschinen im Großmaschinenbereich werden auf die jeweiligen Kundenbedürfnisse zugeschnitten und als Unikate hergestellt. Teilweise werden die Maschinen ganz oder teilweise auch für andere Bauprojekte weiterverwendet.

Bei der hergestellten S 869 handelte es sich um eine sogenannte Mix-Schild-Maschine.

Am 5. Juni 2014 erfolgte die technische Abnahme der TVM auf dem Gelände der Herstellerfirma. Danach erfolgte die Zerlegung der großen Maschine. Die Einzelteile wurden mittels 80 LKW-Transporte nach Karlsruhe an das Durlacher Tor verbracht, wo die Maschine wieder zusammengesetzt wurde. Anlässlich der Abnahme fanden sich der amtierende Oberbürgermeister Frank Mentrup sowie sein Amtsvorgänger Heinz Fenrich bei der Herstellerfirma ein. Begleitet wurden sie vom KASIG Geschäftsführer Uwe Konrath sowie Mitarbeitern der KASIG und der ARGE Stadtbahntunnel. Frank Mentrup gab dort bekannt, dass die Karlsruher Ehrenbürgerin Gerlinde Hämmerle die Patenschaft über die Baumaschine übernommen hatte. Sie war ebenfalls anwesend. In ihrer Eigenschaft als Tunnelpatin übernahm Frau Hämmerle die Schirmherrschaft über die Tunnelbaumaßnahmen und stand stellvertretend für die Heilige Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute.

Technische Daten

Die S 869 erreichte eine Gesamtlänge von 80 Metern und wog 1.300 Tonnen. Am Kopf befand sich das Schneidrad, welches einen Durchmesser von 9,32 Metern aufwies und die weiteren Dimensionen der Maschine bestimmte. Die Maschine wurde explizit auf die Anforderungen des Straßenbahntunnels ausgerichtet und gefertigt. Der Durchmesser wurde so groß bemessen, dass zwei Straßenbahnen parallel durch den Tunnel fahren können. Das Schneidrad enthielt 27 Schneidrollen, die als „Doppeldisken“ bezeichnet werden, 16 sogenannte Räumer und 172 Schälmesser. Das Rad wurde dabei auf die vorzufindenden Verhältnisse in Karlsruhe angepasst: eine Mischung aus Kies und Sand. Zusätzlich mussten die betonierten senkrechten Seitenwände der unterirdischen Haltestellen, welche im Bereich des Tunnels lagen, durchstoßen werden. Das geförderte Kies/Sand-Gemisch wurde mit einer Bentonit-Mischung verflüssigt und mittels einer 40 Zentimeter dicken Rohrleitung zum Durlacher Tor gepumpt, wo das Bentonit von Kies und Sand getrennt und somit wiedergewonnen wurde. Das Schneidrad war in der Lage bis zu 60 Zentimeter dicke Steinbrocken zu zerkleinern.

Elf Elektromotoren mit insgesamt 1.210 kW elektrischer Leistung bewegten die Tunnelbohrmaschine mit Hilfe von 18 Vortriebszylindern durch den Untergrund. Der Tunnel wurde in einer Tiefe von mindestens 4,5 Meter und maximal 9,5 Meter unter der Kaiserstraße erstellt.

Hinter dem Schneidrad befand sich der Schild, welcher für eine provisorische Absicherung des Tunnels sorgte. Dahinter wurde die Tunnelröhre mit Hilfe von Betonfertigteilen, welche Tübbinge genannt werden, ausgekleidet und gesichert. Pro Tunnelsegment wurden sechs Tübbinge verbaut, von denen jeder etwa sechs Tonnen wiegt. Der so entstandene Tunnel weist einen Innendurchmesser von 8,2 Metern auf. Der Zwischenraum zwischen Tunnelröhre und Tübbinge wurde mit Mörtel geschlossen der in die Zwischenräume gepresst wurde.

Verlauf

Am 07. September 2015 kam „Giulia“ am Mühlburger Tor unter dem Kaiserplatz an. Insgesamt wurden 2.000 Lastwagenladungen Erdmaterial weggefahren und 6.144 sogenannte Tübbinge, vorgefertigte Betonteile, verbaut. Am 17. September gab es nachmittags für VIPs ein Fest mit Ansprachen, Steiger- und Badnerlied, „We are the Champions“ und ein Feuerwerk.

Am 18. September begann die Demontage: Am Mühlburger Tor die des 120 Tonnen schweren Schneidrads sowie des dahinter liegenden Schilds; gleichzeitig wurde der Nachläufer, auf dem die Aggregate und Versorgungseinrichtungen für Schneidrad und die Technik im Schild montiert waren, zurück durch die zwei Kilometer lange Tunnelröhre gezogen. Am Durlacher Tor erfolgte die Demontage der Komponenten, die zurück an die Herrenknecht AG im badischen Schwanau gingen.

Bilder

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