Ettlinger Linie
Die Ettlinger Linie ist eine 1707 errichtete Verteidigungsanlage mit Wall und Graben. Der Begriff Linie meint in diesem Kontext eine zusammenhängende Befestigungsanlage.
Verlauf
Die Linie verlief ursprünglich von Philippsburg im Norden, den Rhein entlang nach Süden bis nach Daxlanden und zwischen Daxlanden und Forchheim über Bruchhausen Richtung Spessart bis zur Alb und westlich von Etzenrot dem Verlauf des Albtals in südlicher Richtung folgend, bis südwestlich von Rotensol und südlich des Dobel bis etwa zur Eyachmühle. Dort schloss sich dann die Schwarzwaldlinie an.
Entstehungsgeschichte
Sie wurde 1707 während des Spanischen Erbfolgekriegs gebaut und hatte die Aufgabe, die französische Armee an den befestigten Stellungen aufzuhalten. Sie ersetzte die zuvor 1701 errichteten Stollhofener Linie[1] bei Bühl. Diese diente als Verteidigungsstellung gegen das französische Fort Louis[2], welches am linksrheinischen Ufer von 1687 bis 1697 errichtet worden war und die beiden badischen Markgrafschaften bedrohte.
Erbprinz Karl Wilhelm, der zu jener Zeit den Rang des Oberbefehlshabers der Artillerie des Schwäbischen Bundes inne hatte, erhielt Anfang 1707 den Auftrag, die Stollhofener Linie zu halten. Hierzu hatte er 2.000 Fußsoldaten und 600 Dragoner[3] zur Verfügung. Der französische Marschall Villars marschierte im Frühjahr mit 30.000 Soldaten bei Bühl auf. Ein französischer Vortrupp drang dabei bis nach Daxlanden vor. Der Erbprinz führte seine Truppen aufgrund der großen französischen Überlegenheit in der Nacht des 24. Mai 1707 ohne Verluste bis nach Pforzheim zurück. Die Verteidigungslinie ging damit verloren und wurde von den Franzosen eingeebnet.
Als Ersatz der Verteidigungslinie wurde einige Monate später damit begonnen, die Ettlinger Linie zu errichten. Der Auftrag hierfür wurde vom damaligen Oberbefehlshaber der Rheinarmee erlassen, dem Kurfürst Georg Ludwig[4] von Braunschweig-Lüneburg, dem späteren englischen König Georg I. von Großbritannien.
Der größte Teil der Linie bestand aus Hindernissen und Verhauen, die durch Blockhäuser ergänzt wurden. Im ebenen und teilweise unbewaldeten Teil des Rheintals wurde die Anlage mit Wall und Graben und an einigen Abschnitten sogar mit Palisaden versehen. Zusätzlich wurden sogenannte Redouten angelegt. Das waren geschlossene, oftmals viereckige Verteidigungsstellungen.
Da Karlsruhe zu jener Zeit noch nicht gegründet war, kam als Namensgeber die Stadt Ettlingen zum Zug, da in deren Bereich auch die stärksten Befestigungen erstellt wurden und entsprechend viel Arbeitsleistung zu deren Erstellung erbracht werden musste.
Im später folgenden Polnischen Erbfolgekrieg wurde die Linie erneuert und ausgebaut. Am 4. Mai 1734 wurde die Linie in Höhe von Spessart durch eine französische Kolonne während eines nächtlichen Gewittersturms durchbrochen und vertrieb die dort befindlichen Reichstruppen. Die Franzosen ließen die Anlage anschließend zerstören.
1735 erfolgte wieder eine Instandsetzung. Sie wurde jedoch nie mehr angegriffen und hatte danach keine Bedeutung mehr. Mit dem im 20. Jahrhundert errichteten Westwall hat die Ettlinger Linie nichts zu tun, wenngleich der Westwall auch als Verteidigungsanlage konzipiert wurde.
Die Anlage wurde durch die jeweils in der Nähe wohnenden Bewohner im Rahmen von Frondiensten errichtet, zerstört und erneut Instand gesetzt.
heutiger Zustand der Anlage und Infotafeln
Im Südwesten Karlsruhes sind auf einer Länge von ungefähr 500 Metern die Reste der Anlage erkennbar. Durch den an dieser Stelle befindlichen südlichen Hardtwald kann sie oft nur erahnt werden. Andererseits wurde die Anlage gerade dadurch erhalten, da sie nicht im Lauf der Zeit überbaut oder durch Felderbewirtschaftung beseitigt wurde.
Ebenfalls im Hardtwald, jedoch bereits auf Rheinstettener Gemarkung, ist die Linie, ebenfalls durch den Wald geschützt, noch erkennbar. Im November 2008 wurde entschieden, dass der Teil im südlichen Hardtwald auf Karlsruher Gemarkung durch eine Hinweistafel sichtbar gemacht werden soll, seit Juli 2010 steht eine Hinweistafel an der Kreuzung Schwimmschulweg und Kutschenweg. Sie wurde der Öffentlichkeit am 24. Juli offiziell durch Bürgermeister Wolfram Jäger, Isolde Halle vom Bürgerverein Oberreut und Manfred Bilger, dem Ideengeber und Alt-Stadtrat, präsentiert.
Ebenso haben sich sichtbare Reste bei Schöllbronn erhalten; hier befindet sich beim Waldparkplatz auch ein Hinweisschild.
Schanzen und Gräben parallel zum Waldweg Richtung Ettlingenweier
Schanzen und Gräben parallel zum Waldweg Richtung Ettlingenweier
Straßennamen
In Spessart erinnert die Straße „Linienring“ an die Ettlinger Linien.
Lage
Dieser Ort im Stadtplan:
- OpenStreetMap-Karte (48°58'57" N 8°20'42" O)
- Karlsruher Onlinestadtplan
- Yellowmap-Stadtwikiplan
- Teile der Ettlinger Linie auf OpenStreetMap
Literatur
- Karl Lang: Die Ettlinger Linien und ihre Geschichte. Karlsruhe : F. Gutsch, 1906
- Nachrduck: Ettlingen : Selbstverlag der Stadt Ettlingen, 1965 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Ettlingen, herausgegeben von der Stadtgeschichtlichen Kommission der Stadt Ettlingen; 5)
- Wolfgang Lorch: Die Ettlinger Linien. (Ettlinger Heimatblätter, Band 1), 1988?
- Wolfgang Lorch: Die „Ettlinger Linien“. Ettlingen, 1983 (Ettlinger Unterrichtsblätter)
- Volker Steck: Die Ettlinger Linien. In Blick in die Geschichte Nr. 86 vom 19. März 2010 (online bei karlsruhe.de)
Siehe auch
- Westwall (20. Jahrhundert) mit dem „Ettlinger Riegel“.
Weblinks
- www.carsten-wasow.de/wandertips/schwarzwald/ettlingen.htm enthält einen Absatz über die Geschichte der Ettlinger Linie
- Die offizielle Webpräsenz der Stadt Karlsruhe zum Thema „strategische Überschwemmungen im Polnischen Erbfolgekrieg an den Ettlinger Linien bei Rüppurr“
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Spanischer Erbfolgekrieg“
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Polnischer Erbfolgekrieg“
Fußnoten
- ↑ Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Stollhofener Linie“
- ↑ Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Fort Louis“
- ↑ Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Dragoner“
- ↑ Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Georg I. von Großbritannien“