Schloss Stutensee
Das Schloss Stutensee liegt auf der Gemarkung und ist Namensgeber der großen Kreisstadt Stutensee im Landkreis Karlsruhe. Das Anwesen beherbergt heute die Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung „Schloss Stutensee“. Im Schlossgarten befindet sich ein wertvoller Baumbestand. Einige Bäume sind als Naturdenkmal anerkannt. Die älteste Eiche wird auf ein Alter von 900 Jahren geschätzt.
Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe
Das Schloss Stutensee ist eine Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe. Aufgenommen werden Jungen und Mädchen, die aufgrund von Entwicklungsdefiziten, sozialbedingten Verhaltensstörungen und Leistungsbeeinträchtigungen, Betreuung und Erziehungshilfe benötigen. Hierfür engagieren sich erfahrene Erzieher, Lehrer, Heilpädagogen, Sozialarbeiter und Therapeuten. Die Kinder und Jugendlichen bewohnen in kleinen Gruppen frei zugängliche Bungalows mit Einzel- und Mehrbettzimmern. Zusätzlich gibt es auch externe Wohngruppen. Einen besonderen Schwerpunkt stellen die Tagesgruppen dar, interne und externe, bei denen die Kinder und Jugendlichen wohnlich in ihrem sozialen Umfeld zu hause bleiben können.
Darüber hinaus ermöglicht eine Sondereinrichtung im Heinrich-Wetzlar-Haus (HWH) eine besondere Hilfe für straffällig gewordene Jugendliche: Anstatt schädigende Auswirkungen einer Untersuchungshaft zu erfahren, werden mit den Jugendlichen neue persönliche und berufliche Perspektiven erarbeitet.
Geschäftsführer ist Werner Deusch.
Geschichte
- Um 1440 errichtet Markgraf Jakob I. von Baden am Pfinzübergang Staffort als Zollstation das Wasserschloss.
- Um 1560 legt Markgraf Karl II. von Baden-Durlach nach Gottesauer Vorbild für Fischzucht den Zwingelsee an.
- 1652 gründet Markgraf Friedrich V. von Baden-Durlach zur Aufbesserung von Landwirtschaft und Landesverteidigung das Gestüt Stutensee.
- 1676 und 1689 zerstören französische Truppen das Wasserschloss Staffort.
- 1677 vergrößert Markgräfin Augusta das Gestüt durch Landankauf und Ausbau der Stallungen.
- 1721 setzt Markgraf Karl Wilhelm zwischen die Stallungen einen quadratischen Fachwerkbau mit achteckiger Kuppel als Jagdschloss.
- 1749 erneuert Markgraf Karl Friedrich von Baden nach Plänen des italienischen Architekten Retti das Jagdschloss mit Steinen der Schlossruine Staffort im barocken Stil der französischen Klassik und fügt weitere Nebenbauten hinzu.
- Um 1770 wird Schloss Stutensee Mustergut zur Förderung der Landwirtschaft.
- 1783 zieht sich Markgraf Karl Friedrich nach dem Tod seiner Gemahlin Caroline Luise nach Stutensee zurück und entwirft die Bestimmungen zur „Aufhebung der Leibeigenschaft“ in seinen Stammlanden.
- 1830 baut Großherzog Leopold von Baden das Gestüt aus.
- 1869 wird die Domäne Stutensee von der Großherzoglichen Gartenbauschule übernommen.
- 1874 wird das Staatsgut an Landwirte verpachtet. Ins Jägerhaus kommt eine Gastwirtschaft.
- 1918 verlässt Großherzog Friedrich II. von Baden Schloss Stutensee vor anrückenden Revolutionären fluchtartig.
- Zum 1. April 1919 erwirbt Landgerichtsrat Wetzlar für den Karlsruher Bezirksverein für Jugendschutz und Gefangenenfürsorge im Tausch das Schloss Stutensee. Ungefähr 50 jungen Männern werden Lehrstellen in Gärtnerei, Korbflechterei und Schreinerei geboten.
- 1933 wird dem Ehepaar Therese und Heinrich Wetzlar im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltung die Erziehungsarbeit im Jugendfürsorgeheim verboten.
- 1940 wird das Heim ausgelagert, die Gastwirtschaft geschlossen. Ins Schloss zieht eine Veterinärkompanie mit 75 Pferden ein.
- 1945 besetzen französische Truppen das Lazarett Stutensee und zerstören die Inneneinrichtung. Es entsteht die Kriegsgräberstätte Schloss Stutensee als letzte Ruhestätte für 15 Soldaten. Zum Jahresende wird das Jugendheim wiedereröffnet.
- 1964 übernimmt der Landeswohlfahrtverband Baden die Jugendeinrichtung Schloss Stutensee.
- 1984 wird zusammen mit dem Justizministerium Baden-Württemberg die Idee des Heimgründers aufgegriffen, straffällig gewordene Jugendliche während ihrer Untersuchungshaft aufzunehmen. Dazu wird das „Heinrich-Wetzlar-Haus“ begründet.
- 1991 wird das Schloss nach Brandstiftung einer dreijährigen Renovierung unterzogen.
- Aus dem Jahr 1995 stammt die Informationstafel bei der Kriegsgräberstätte.
- 2004 erwirbt der Landkreis Karlsruhe das Areal vom Landeswohlfahrtsverband Baden. Die Jugendeinrichtung Schloss Stutensee erzieht zu diesem Zeitpunkt circa 120 Kinder in Tagesbetreuung, 35 Kinder werden in Wohngruppen betreut und 12 Jugendliche sind im Heinrich-Wetzlar-Haus.
Adresse
- Schloss Stutensee
- 76297 Stutensee
- Telefon: (0 72 49) 94 41 - 0
- Telefax: (0 72 49) 94 41 - 20
- E-Mail: schloss(at)jugend-lkr.de
Dieser Ort im Stadtplan:
- OpenStreetMap-Karte (49°5'14" N 8°29'18" O)
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Literatur
- Konrad Dussel zusammen mit Bernd Breitkopf: Schloss Stutensee: Vom Jagdschloss zur Jugendeinrichtung. Verlag Regionalkultur, 2011, ISBN: 978-3897356993
- Walter August Scheidle:Ortssippenbuch Blankenloch-Büchig und dem Stutensee 1672 – 1920 (= Band 93 der Badischen Ortssippenbücher) Lahr-Dinglingen, Heimat- und Museumsverein Blankenloch-Büchig 2001 ISBN: 3-00-008164-X
Weblinks
- Offizielle Webpräsenz „Schloss Stutensee“
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Schloss Stutensee“