Stiftskirche Baden-Baden

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Stiftskirche
Stiftskirche
Turmfuß mit Eingang
Westseite des Turms

Die Stiftskirche ist eine Kirche in Baden-Baden.

Geschichte

Belegt ist die Existenz einer Kirche in Baden-Baden ab dem Jahr 987. Sie war ursprünglich den Heiligen Peter und Paul geweiht, die auch heute noch Nebenpatrone der Kirche sind.

Unter Markgraf Hermann V. wurde ein neues Gebäude errichtet, von dem der Turmunterbau mit viereinhalb Stockwerken erhalten ist. Zwei Jahre nach Hermanns Tod im Jahr 1243 ist diese Kirche im Zusammenhang mit der Gründung des Klosters Lichtental als romanische Kirche beurkundet.

Ab 1391 wurde die Kirche zur Erbbegräbnisstätte der badischen Markgrafenfamilie, was sie bis 1793 blieb.

Mit Gründung des Kollegiatstifts im Jahr 1453 wurde die Kirche zur Stiftskirche. In diesem Jahr begann auch eine mehrere Jahrzehnte andauernde Bauphase, in deren Verlauf die Kirche in gotischem Stil umgestaltet wurde. Es begann mit der Erweiterung des Chors auf 23 Meter mit einem für die Zeit untypischen Sterngewölbe. Danach wurde ein neues Mittelschiff errichtet, das genau so lang wurde wie der Chor. Der Turm, nunmehr in der Mitte des Mittelschiffs, wurde aufgestockt und erhielt auf diese Weise auf der quadratischen Basis ein achteckiges Obergeschoss mit Spitzhelm im gotischen Stil. Auch der Turmeingang wurde umgestaltet.

Eine dritte Bauphase brachte 1468 die Marienkapelle, die an das nördliche Seitenschiff angebaut wurde und am südlichen Seitenschiff eine Kapelle, deren Obergeschoss der Kapitelsaal des Stifts beherbergte. Schließlich wurde noch eine Sakristei angebaut. Im Verlauf des Dreißigjährigen Kriegs kam es zu einigen Beschädigungen an der Kirche, die auch die Epitaphen in der Kirche betrafen.

Als am 24. August 1689 französische Truppen die Stadt in Brand steckten, wurde auch die Kirche stark in Mitleidenschaft gezogen. Unter anderem brach der Glockenstuhl zusammen, die Hitze zerstörte in der Folge auch die Glocken. Andere Teile überstanden den Brand, darunter ein kostbares Sakramentshäuschen aus der Zeit um 1490.

Die Wiederaufbauarbeiten zogen sich über mehrere Jahrzehnte hin. Begonnen wurde mit dem weniger beschädigten Chor, der einen neuen Dachstuhl erhielt. Bis 1712 wurde auch der Turm saniert und erhielt seinen bis heute existierenden Turmhelm.

Die Seitenschiffe wurden erst 1751/52 wiederhergestellt. Dabei wurde das Kircheninnere auch barockisiert.

Nachdem das Stift im Jahr 1773 aufgelöst worden war, erhielt die Stiftskirche ab 1808 den Status einer Gemeindekirche.

1866/67 wurden viele der barocken Elemente wieder entfernt. Erhalten blieb unter anderem der barocke Turmeingang. Zur gleichen Zeit wurde eine neue Sakristei gebaut.

Erneut massiv gebaut wurde in den Jahren ab 1952: Das Dach wurde in einer früheren Form neu konstruiert, das Mauerwerk des Kirchenschiffs erneuert (der Chor folgte 1962), die Fenster wurden neu gestaltet und zeigen seither Motive aus dem Leben der Maria. Sie sind durchweg mundgeblasen.

Renovierungsarbeiten ganz anderer Art wurden Mitte der 1960er-Jahre notwendig: Am Fundament und am Mauerwerk wurden massive Schäden festgestellt, die auf den feuchten Gebäudeuntergrund zurückzuführen waren. Dies wiederum war eine Folge austretender Thermalquellströme.

In den Jahren nach 2000 kam es immer wieder zu teilweise größeren Erneuerungen im Außenbereich.

Inventar

Aus früheren Jahrhunderten hat sich einiges an Inventar erhalten. Einiges wurde auch erst in neuerer Zeit in die Kirche eingefügt.

  • Das älteste Stück ist eine lindenhölzerne Sitzmadonna, die aus dem 14. Jahrhundert stammt. Sie ist stark beschädigt: Es fehlen das Christuskind, und die Arme der Marienfigur. 1984 wurde die Figur auf einen bronzenen Thron gesetzt, damit sie fest an der Wand verankert werden konnte. Sie befindet sich an der rechten Seite des Chorbogens, wo sich in früheren Jahren eine neugotische Kanzel befunden hatte.
  • Das gotische Steinkreuz im Chor wurde von Nikolaus Gerhaert von Leyden im Jahr 1467 geschaffen. Es stand ursprünglich auf dem ehemaligen Stadtfriedhof nahe der Spitalkirche. 1967 wurde das aus Kalksandstein gefertigte Kreuz, das eine Höhe von 6,47 Metern hat, an die Stelle des Hochaltars in die Kirche versetzt.
  • Der Tabernakel wurde um 1490 angefertigt. Mit seiner Höhe von 12,85 Metern ist er als fünfstöckiger Turm gestaltet, der neben Christus auch biblische Figuren und die vier Evangelisten als Einzelkunstwerke beinhaltet. Der Künstler hat sich am Sockel mit einem Selbstbildnis sowie über dem Baldachin mit den Initialen SH verewigt. Die silbernen Tabernakeltüren wurden 1968 hinzugefügt.
  • Am südlichen Turmpfeiler befindet sich eine 1,42 Meter hohe Christophorusfigur, um 1490 gefertigt. Die Sandsteinfigur wurde vermutlich von Markgraf Christoph gestiftet.
  • In der Marienkapelle befindet sich eine Madonnenfigur aus der Zeit um 1500. Sie ist aus Sandstein gefertigt und trug ursprünglich ein Zepter, das später verlorenging. Dieses wurde bei der grundlegenden Restauration der Figur im Jahr 1987 ersetzt.
  • Ebenfalls aus der Zeit um 1500 stammen zwei Relieftafeln, die an der rechten Wand der Marienkapelle angebracht sind. Die Holztafeln zeigen die Verkündigung des Engels an Maria sowie die Anbetung des Jesuskinds. Sie waren vermutlich ursprünglich Teile eines Altares.
  • Aus der Barockzeit ist ein Seitenaltar erhalten, der dem heiligen Johannes Nepomuk geweiht ist. Sein Erbauer war im Jahr 1753 Martin Eigler.
  • Der Ambo stammt aus dem Jahr 1866. Er ist mit Figuren der vier Evangelisten verziert, die aus weißem Sandstein gefertigt sind.
  • Die Rohlf-Orgel ist in ihrer jetzigen Form Ergebnis einer tiefgehenden Erneuerung der Jahre 1989/1990. Sie hat 31 Register und drei Manuale. Gestalterisch wurde sie ergänzt mit einer Strahlen-Madonna, die von der Voit-Orgel stammt.

Fenster

Die Fenster in der Kirche sind mit Ausnahme der beiden Fenster auf der Turmseite, die die beiden früheren Patronen Paulus und Petrus zeigen, alle mit Darstellungen versehen, die direkt oder zum Teil sehr indirekt mit der heiligen Maria zu tun. Diese insgesamt 24 Fenster zeigen im Kirchenschiff

  • die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes
  • die Propheten Elias und Jesaja
  • Joachim und Anna, Marias Eltern
  • dazu auf fünf teils untergliederten Fenstern die Weihnachtsgeschichte, beginnend mit der Verlobung Marias mit dem heiligen Josef. Die Geschichte wird über die Darstellung des zwölfjährigen Jesu im Tempel und der Hochzeit zu Kana fortgesetzt.

Im Chorraum finden sich weitere Stationen aus dem Marienleben. Die drei zentralen Chorfenster zeigen Krönung, Freuden und Leiden als schmerzhafte Mutter bei der Begegnung mit Jesus.

Im nördlichen Chor ist Maria als Schutzmantelmadonna und als Königin der Engel, Patriarchen, Propheten und Heiligen dargestellt. Eine Besonderheit stellt dabei das Mittlere der drei Fenster dar: Es zeigt Maria, ihren Mantel über das Haus Baden ausgebreitet. Zu sehen sind einige Markgrafen mit ihren Familien. Flankiert wird diese Darstellung von Moses mit den Gesetzestafeln sowie den Aposteln Petrus, Jakobus und Johannes. Weitere Gestaltungen stellen die heiligen Dominikus, Franziskus, Elisabeth von Thüringen, Agnes und Johannes Bosco dar.

Die Chorsüdfenster zeigen als Symbol für das Wirken des heiligen Geistes die heiligen Bonventura, Thomas von Aquin, Albertus Magnus, Philipp Neri, Franz von Sales, Carl Borromäus von Mailand, Ambrosius von Mailand, Hieronymus, Augustinus, Theresia von Spanien, Johannes vom Kreuz und Ignatius.

Grabdenkmäler

In der Kirche befinden sich die Grabplatten von 14 Markgrafen, dazu einiger Markgräfinnen, einer Hofdame und der ersten Priorin des Klosters vom heiligen Grab. Die Platten wurden im Dreißigjährigen Krieg und beim Stadtbrand 1689 stark beschädigt.

Einige der Grabplatten in chronologischer Abfolge sind:

  • Markgraf Jakob II. , Erzbischof von Trier, verstorben im Jahr 1511
  • Markgraf Friedrich IV., Bischof von Utrecht, verstorben 1517. Sein verhältnismäßig großes Hochgrab beherbergt unter einer bronzenen Statue ein Skelett, was als Zeichen der Vergänglichkeit fungiert.
  • Markgräfin Ottilie von Katzenelnbogen, verstorben 1517. Sie war die Gattin von
  • Markgraf Christoph I., verstorben 1527.
  • Markgraf Philipp I., verstorben 1533.
  • Markgraf Bernhard III., verstorben 1536.
  • Markgräfin Mechthild von Bayern, verstorben 1565, neben ihrem Gemahl,
  • Markgraf Philibert, verstorben 1569. Sie waren die Eltern von
  • Markgraf Philipp II., verstorben 1588
  • Markgraf Eduard Fortunat, verstorben im Jahr 1600. Das bronzene Wappenschild befand sich bis 1754 auf der Grabplatte des Markgrafen.
  • Markgraf Leopold Wilhelm, verstorben 1671, und seine Gemahlin
  • Maria Franziska von Fürstenberg, verstorben 1702. Sie ist kniend dargestellt kniend in Richtung des damals zu ihrer Zeit existierenden Hochaltars. Der Markgraf hingegen ist als Feldherr dargestellt in der Art eines römischen Tribuns.
  • Markgraf Markgraf Ludwig Wilhelm („Türkenlouis“), verstorben 1707. Das künstlerische Denkmal wurde im Jahr 1753 von Johann Schütz und Thomas Heilmann geschaffen und zeigt den Monarchen als Feldherr umgeben von allegorischen Figuren.
  • Markgraf August Georg, verstorben 1771. Seine Steinbüste wurde 1802 hinzugefügt.
  • Markgräfin Maria Viktoria, verstorben 1793.

Friedrich Weinbrenner schuf um 1800 eine Gedenktafel mit den Namen all jeder Verstorbenen, die unter namenlosen Grabplatten beigesetzt sind.

Archiv

Ein Teil des Archivs (Kirchenbücher seit dem Stadtbrand 1689) befindet sich seit Anfang 2010 im Stadtarchiv Baden-Baden, der andere Teil, kostbare Kirchenmusik-Noten und Kompositionen der Organisten, im Erzbischöflichen Archiv in Freiburg. Grund für die Übergabe war der Verkauf des Pfarrhauses im Oktober 2009.

Weblinks

Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Stiftskirche Baden-Baden“