Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg

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Porträt

Franziska Sibylla Augusta (* 21. Januar 1675 in Ratzeburg; † 10. Juli 1733 in Ettlingen) war Markgräfin von Baden.

Leben

Franziska Sibylla Augusta wird 1675 als zweite Tochter des Herzogs Julius Franz von Sachsen-Lauenburg und Gräfin Maria Hedwig Augusta von Pfalz-Sulzbach in Ratzeburg geboren. Ihre Jugend verbringt sie in Böhmen. Nach dem Tod der Mutter 1681 werden sie und ihre Schwester Anna Maria Franziska von der Gräfin Polixena von Werschowitz erzogen. Es erfolgte eine Erziehung nach höfischer Etikette, in Konversation, Malerei und Musik. Ihr Großvater, der Pfalzgraf Christian August von Sulzbach, unterrichtet sie im Schreiben, Lesen, in Französisch, Geographie und Geschichte. Regelmäßig besucht sie auch die Schule der Piaristen, was sie sehr prägt. 1689 stirbt ihr Vater, nachdem er fünf Tage zuvor seine Töchter testamentarisch unter den Schutz des Kaisers gestellt hat. Kaiser Leopold I. kommt dieses Testament gelegen, denn er hat zwei hochverdiente Fürsten in seinen Diensten, die er noch gerecht entlohnen muss. So teilt er das Erbe auf die beiden Töchter auf und plant, die ältere der beiden Töchter mit seinem Feldherrn Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, später als „Türkenlouis“ bekannt, zu verheiraten und die jüngere mit dessen Vetter Prinz Eugen. In der Folge reist Markgraf Ludwig Wilhelm zur Brautschau nach Böhmen. Als er dort am 10. Januar 1690 eintrifft, verliebt sich der Markgraf jedoch entgegen den Plänen des Kaisers in die jüngere Tochter, die noch nicht 15-jährige Franziska Sibylla Augusta. Die Verlobung findet am 14. Januar 1690 statt, die Heirat am 27. März 1690 auf Schloss Raudnitz. Da der Stammsitz des Markgrafen in Baden-Baden von den Franzosen zerstört ist, bleibt das frisch vermählte Paar zunächst in Schlackenwerth. Erst im Jahre 1693 lernt Franziska Sibylla Augusta ihre zukünftige badische Heimat kennen.

In den ersten Jahren ist sie viel von ihrem Mann getrennt und hat viel Zeit für ihre Interessen, doch bald beginnt sie sich für die Verwaltung ihrer Güter zu kümmern, eine Erfahrung, von der sie später viel Nutzen ziehen wird. Gemeinsam mit ihrer Schwester erhebt sie Anspruch auf die Landschaft Hadeln, zu dieser Zeit unter kaiserlicher Verwaltung und ihrer Ansicht nach direktes, auch in weiblicher Erbfolge übertragbares Gut ihres Vaters. Offizieller kaiserlicher Verwalter ist ab 1711 Damian Hugo von Schönborn, den sie in dieser Funktion kennenlernt, sich von ihm beraten lässt. Den Prozess um ihr Erbe verliert sie gegen das Haus Hannover. In späteren Jahren stiftet sie 6.000 fl (Gulden) an das neu gegründete Bruchsaler Priesterseminar unter der Bedingung, dass für Baden zwei Plätze zur Verfügung stehen. Bis zu ihrem Tod wählte sie die badischen Schüler persönlich aus.

Aus der Ehe gehen neun Kinder hervor, doch nur drei erreichen das zehnte Lebensjahr, eine Tochter und zwei Söhne. Die Tochter stirbt mit 22 Jahren im Kindbett, die Söhne werden 53 und 65 Jahre alt und folgen nacheinander ihrem Vater in der Regierung.

Der spätere Markgraf Ludwig Georg Simpert von Baden bereitet ihr während seiner Kindheit viele Sorgen, er scheint zurückgeblieben und fängt erst mit sechs Jahren, nach einer Wallfahrt nach Maria Einsiedeln, das Sprechen an. Am 8. Juni 1702 wird er unter freiem Himmel vor der von den Franzosen niedergebrannten Martinskirche in Ettlingen getauft. Er wird später im Alter von 25 Jahren 1727 die Markgrafschaft Baden als Regent übernehmen.

Als 1705 das neue Rastatter Schloss bezugsfertig ist, können Franziska Sibylla Augusta und die Kinder dort einziehen. Doch da stirbt am 4. Januar 1707 der Markgraf Ludwig Wilhelm an den Folgen einer Kriegsverletzung. Da die Kinder noch zu jung sind, übernimmt Franziska Sibylla Augusta die Regentschaft.

Durch eine geschickte Hand in der Heiratspolitik, ein wachsames Auge auf die Finanzen und durch eine Reform der Verwaltung verschafft sie sich Respekt und Anerkennung in der Bevölkerung. Ihre Baupolitik schafft Arbeitsplätze, doch dem Volk geht es erbärmlich, so nimmt sie Schulden auf ihre böhmischen Besitzungen auf, um die größte Armut zu lindern. Wann immer es geht, unternimmt sie Wallfahrten.

Vor allem die Kinder und die Gefahr der wieder einfallenden Franzosen bereiten ihr große Sorgen. 1707 schreibt sie einen Bittbrief an den Kaiser, er möge sein Versprechen an den verstorbenen Markgraf einhalten, im Falle seines Todes für die Kinder zu sorgen, doch der Kaiser rät Franziska Sibylla Augusta nur wieder nach Böhmen zurückzukehren. Es folgen einige ruhige Jahre, in denen Franziska Sibylla Augusta eine rege Bautätigkeit zeigt und ihr künstlerisches Geschick zur Entfaltung bringt. Ihr Plan ein Schloss im nahen Niederbühl zu bauen, wird abermals durch die Franzosen in Gefahr gebracht und sie flieht nach Ettlingen. Doch im November 1713 gibt es Frieden. Prinz Eugen verhandelt mit Marschall Villars im Schloss Rastatt um den Friedensvertrag, während Franziska Sibylla Augusta in Ettlingen weilt. 1714 wird der Frieden von Rastatt geschlossen, der den Spanischen Erbfolgekrieg beendet. Aus Dankbarkeit baut sie die Einsiedelner Kapelle in Rastatt.

1727 übergibt sie ihrem Sohn Markgraf Ludwig Georg Simpert die Regierungsgeschäfte und zieht sich auf ihren Witwensitz, das Ettlinger Schloss, zurück. Im Oktober 1727 unternimmt die Markgräfin ihre siebte Wallfahrt nach Maria Einsiedeln, bevor sie sich die nächsten Jahre, bis zu ihrem Tode, dem Ausbau des Ettlinger Schlosses widmet. Im Juni 1730 unternimmt sie schließlich ihre letzte, die achte, Wallfahrt nach Maria Einsiedeln. Unter dem Einfluss von Kardinal Hugo Damian von Schönborn, dem Fürstbischof von Speyer, führt sie einen streng religiösen Lebenswandel und tritt in verschiedene Klöster und Orden ein.

Am 10. Juli 1733 stirbt Franziska Sibylla Augusta im Alter von 58 Jahren in Ettlingen und wird am 12. Juli 1733 in der Schlosskirche zu Rastatt beigesetzt.

Bauten

Unter dem Einfluss der Markgräfin entstehen eine Reihe von Bauten, unter anderem:

Ehrungen

Nach ihr ist der Ettlinger Markgräfin-Augusta-Frauenverein sowie die beiden Sibyllastraßen in der Region benannt. Ebenso wurde eine der beiden Tunnelbohrmaschinen für den Bau des Rastatter Tunnels nach ihr benannt.

Weblinks