Anton Menzer
Anton Menzer (* 18. August 1913 in Friesenheim; † 10. Juli 1990 in Bruchsal) war ein katholischer Pfarrer in Bruchsal.
Leben
Menzer verbrachte seine Kindheit in Friesenheim, ehe er nach sieben Volksschuljahren auf Empfehlung seines Klassenlehrers nach Lahr kam, wo er vier Jahre später, 1935, mit dem Abitur abschloss. 1933 bis zum Schulabschluss leitete er den katholischen Jungmännerverband im Bezirk Kehl-Ettenheim-Griesbach. In dieser Zeit geriet er in Konflikt mit den Nationalsozialisten, was ihm ein Stipendium unmöglich machte. In Freiburg studierte er Theologie und empfing mit 50 Mitstudenten im Freiburger Münster am 2. April 1940 die Priesterweihe. Auf diese Weise wollte das Ordinariat verhindern, dass die jungen Diakone zum Kriegsdienst eingezogen wurden. Menzer war erst im Februar 1940 zum Diakon geweiht worden.
In Schwetzingen und wenig später als Krankheitsvertretung in Fahrenbach bei Mosbach verbrachte er die erste Kaplanszeit. Er geriet schnell erneut in Konflikt mit den Machthabern. Bei seiner nächsten Station in Mannheim-Neckarau wurde er dann am 24. März 1942 zum Kriegsdienst eingezogen. Kurz zuvor hatte ihn ein Haftbefehl von der Gestapo ereilt und er entzog sich der Haft durch Untertauchen bei einem befreundeten Pfarrer, bis der Tag der Einziehung gekommen war. Als Soldat konnte er nach damaligem Recht von der Gestapo nicht mehr belangt werden. Er diente als Sanitätssoldat an der Ostfront, wo er in russische Kriegsgefangenschaft geriet.
Nach seiner Flucht und Rückkehr im September 1945 folgten noch Kaplansjahre in Oberried, St. Blasien und Wiesloch, wo er sich vor allem in der Jugendarbeit hervortat.
Am 17. Oktober 1951 kam er schließlich als Pfarrverweser nach Bruchsal an die Pfarrei der Kirche St. Paul. Neben der Jugendarbeit, die er dort begann, waren vor allem bauliche Themen akut: Die Kirche war beschädigt, es gab kein Pfarrhaus, die neue Filialpfarrei St. Anton in der gerade erst entstehenden Waldsiedlung hatte keine eigenen Räume. So feierte Menzer seinen ersten Gottesdienst in Bruchsal erst zu Pfingsten 1952 in der Waldsiedlung in privaten Räumlichkeiten.
Noch als Pfarrverweser betreute er den Bau des Kindergartens St. Anton. Zugleich übernahm er (bis 1978) den katholischen Religionsunterricht am Justus-Knecht-Gymnasium. Am 3. Oktober 1954 wurde er schließlich als Pfarrer in St. Paul investiert.
In der Folge gelstaltete er den Bau der Antoniuskirche und der neuen Pauulskirche sowie der dazugehörigen Kindergärten wesentlich mit. Dazu kam 1966/67 das Haus der Begegnung, welches ihm persönlich sehr am Herzen lag. Zuletzt war das Pfarrrzentrum St. Paul 1981 ein größerer Bau an dem er beteiligt war.
Neben dieser Bautätigkeiten, die ihm ab Mitte der 1970er Jahre den Beinamen "Baupfarrer" einbrachten, war er auch sozial sehr engagiert. So wirkte er schon in den 1950er Jahren für die Dekanate Bruchsal, Bretten und Philippsburg als Bezirkspräses für das katholische Werkvolk (später katholischer Arbeitnehmerbund). Menzer war es auch , der erstmals in Bruchsal einen Vertreter einer Gewerkschaft innerhalb eines Gottesdienst über aktuelle Probleme sprechen ließ. Er nahm auch aktiv an örtlichen Demonstrationszügen der Gewerkschaften teil. 1971 richtete er eine Möbel- und Kleiderhilfe für Bedürftige und Gastarbeiter ein und baute im selben Jahr das Bruchsaler Altenwerk auf.
1972 allerdings fiel er längere Zeit krankheitsbedingt aus und musste sich vertreten lassen.
Wieder genesen kam es nach und nach zu Neuerungen, die er in Bruchsal erstmals einführte und Vorbild für andere Bruchsaler Pfarreien wurden: So gestatte er als erster in seiner Gemeinde, dass auch Mädchen Ministrantinnen werden durften. Später lud er Friedhelm Ernst mit seinem Ensemble Neues Geistliches Lied in den Sonntagsgottesdienst ein. Diese "Jazzmessen" erfreuten sich ebenso wie Menzers Bußgottesdienste in der Adventszeit großer Beliebtheit und führten auch Besucher anderer Gemeinden in die Paulskirche.
Menzer war zudem seit Beginn seiner Amtszeit in Bruchsal aktiver Karnevalist. Nicht nur dass er in der Pfarrei Karnevalsveranstaltungen organisierte, er trat auch bei der GroKaGe Bruchsal in Erscheinung, teils auch kostümiert.
Am 26. Juli 1989 erlitt er einen schweren Schlaganfall und war fortan nicht mehr in der Lage, seinen Dienst auszuführen. Er konnte nicht mehr lesen, auch seine Augen waren stark geschädigt. Lediglich der passive Gottesdienstbesuch war ihm nach mehrmonatiogem Krankenhausaufenthalt wieder möglich. Vertreten wurde er zunächst unter anderem von Engelbert Bauer. Als klar wurde, dass keine Genesung mehr möglich würde, bat er um Versetzung in den Ruhestand.
Anlässlich seines Goldenen Priesterjubiläums am 6. Mai 1990 wurde er dann feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Zwei Monate später starb er und wurde auf dem Friedhof Bruchsal beigesetzt.
Ehrungen
- Ehrensenator der GroKaGe Bruchsal, Mitte er 1970er Jahre
- Bundesverdienstkreuz, 1980
- Ernennung zum Geistlichen Rat, 12. Dezember 1985
- Große Ehrenmedaille der Stadt Bruchsal, 6. Mai 1990
Trivia
Die Familien von Anton Menzer und dem früheren Stadtpfarrer Josef Kunz stammen beide aus Friesenheim und sind weitläufig miteinander verwandt.