Pfälzischer Erbfolgekrieg

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Der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688-1697), auch Orléanscher Krieg genannt, war ein französischer Krieg in der Region der Kurpfalz und großen Teilen Südwestdeutschlands.

Vorspiel

Der französische König Ludwig XIV. betrieb im elsässischen Gebiet eine „Reunionspolitik“, die zum Ziel hatte, Dörfer und Städte mit Frankreich wiederzuvereinigen, sofern in Archiven Hinweis auf alte Rechtstitel aufzufinden waren. Hinzu kam die Sicherung der französischen linksrheinischen Stellungen durch Errichtung von Festungen bei Hünich, nördlich von Basel gelegen, und Fort Louis, westlich von Rastatt gelegen. Hintergrund dieser Maßnahmen bildete eine allgemeine aggressive Expansionspolitik des französischen Königs.

Der deutsche Reichstag beschloss im Jahr 1681 eine Reichskriegsverfassung. Damit wurden die Herrscher in Deutschland dazu verpflichtet, auch in Friedenszeiten ein stehendes Heer gemäß eines festgelegten Schlüssels zu unterhalten und bereitzustellen. Im September 1681 zwang Ludwig XIV. die bis dahin freie und protestantische Reichsstadt Straßburg, sich Frankreich anzuschließen. Hierzu ließ er ein Heer von 30.000 Soldaten vor den Stadttoren aufmarschieren, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen. Dadurch fanden sich zahlreiche süddeutsche Reichsfürsten zu einem militärischen Bündnis zusammen, dem sich im Juni 1682 auch der habsburgische und katholische Kaiser Leopold I. anschloss. Zu jener Zeit war dieser jedoch in einen Krieg gegen das Osmanische Reich verwickelt und musste seine Truppen in den Osten seines Reichs verlegen. Aus diesem Grund erkannte er am 15. August 1684 den Verlust Straßburgs für die Dauer von 20 Jahren an.

Im Jahr 1683 bauten die Franzosen Kehl zur Festung aus, errichteten 1686 eine Brücke über den Rhein bei Hüningen und erbauten entgegen dem Friedensvertrag von Nimwegen von 1679[1], in dessen Rahmen auch die Stadt Freiburg an Frankreich abgetreten worden war, eine Schanze auf baden-durlachischem Gebiet.

Nachdem der Kaiser die Türken zurückdrängen und 1688 Belgrad einnehmen konnte, musste Ludwig XIV. damit rechnen, dass der Kaiser die frei gewordenen Truppen Richtung Westen in Bewegung setzen würde, um die verlorenen Gebiete zurückzufordern. Bereits im Jahr 1680 war Kurfürst Karl II. von der Pfalz 34-jährig und kinderlos verstorben. Ludwig XIV. machte daraufhin Erbansprüche geltend, da sein Bruder, Herzog Philipp von Orléans, mit der Schwester des Verstorbenen, Elisabeth Charlotte („Liselotte von der Pfalz“), verheiratet war. Somit bestand aus Sicht des Deutschen Reichs die Gefahr, dass die Franzosen in die Pfalz einmarschieren könnten. Während der französische König den Kaiser aufforderte, die vorläufig getroffene Vereinbarung von 1684 in einem Friedensvertrag festzuschreiben, ließ er in einem Überraschungsangriff am 27. September 1688 seine Truppen in das Rheintal marschieren, womit der Pfälzische Erbfolgekrieg eröffnet worden war.

Kriegsverlauf

Schnell besetzten französische Truppen fast alle Städte am Oberrhein und den angrenzenden Gebieten. Der baden-durlachische Markgraf Friedrich Magnus flüchtete am 22. November mit seiner Familie in den zuvor erworbenen Wettiner Hof im neutralen Basel. Ebenso wurden Teile des Archivs und die 5.000 Bände umfassende Bibliothek sowie die Münz- und Gemäldesammlung dorthin verlegt. Ludwig XIV. ließ die besetzten Gebiete zunächst nicht verwüsten, weil er hoffte, das sich die betroffenen Herrscher dem französischen König unterwerfen würden. Die Bewohner mussten dennoch Kontributionen[2] zahlen, für Unterkunft und Verpflegung der Besatzer sorgen, Frondienste leisten und Pferde und Fuhrwerke stellen.

Als der Plan des Königs nicht aufzugehen schien, ließ er im Winter 1688/1689 das Heidelberger Schloss[3] sprengen und Heidelberg sowie die umliegenden Dörfer brandschatzen. Dies beinhaltete auch die Misshandlung der noch vom Dreißigjährigen Krieg stark reduzierten Bevölkerung.

Am 14. Februar 1689 erklärte das Deutsche Reich daraufhin Frankreich den Krieg. Im Mai hatte sich ein Bündnis des Deutschen Reichs mit England, Savoyen, Niederlande, Spanien und Schweden gegen Frankreich gebildet. Im Juli belagerten Reichstruppen das französisch besetzte Mainz. Ludwig XIV. sah sich nun einer großen Übermacht gegenüber, weil die Möglichkeit bestand, dass die Reichtstruppen nach dem Fall von Mainz rheinaufwärts marschieren und sich direkt gegen Frankreich wenden konnten. Um dies zu verhindern, befahl er seinen Generälen in den besetzten Gebieten unbeschränkte Gewalt auszuüben und die Infrastruktur zu zerstören. Die beiden französischen Generäle Ezéchiel de Mélac und César Auguste de Choiseul setzten diesen Befehl in die Tat um und ließen alle Städte und etwa eintausend Dörfer in der Pfalz und im Oberrheingebiet zerstören. Häufig erfolgten die Verwüstungen in zeitlichen Abständen mehrfach hintereinander. Anfang August wurde auch Durlach zerstört. Der kaiserliche Generalmajor Ludwig Friedrich Schilling von Canstatt musste aufgrund der zahlenmäßigen Unterlegenheit die Stadt aufgeben. Viele Einwohner hatten die Stadt bereits zuvor verlassen. Sie wurde daraufhin von den Franzosen geplündert und umfassend gebrandschatzt, wodurch auch die Karlsburg, der Sitz der Markgrafen von Baden-Durlach, stark zerstört wurde.

Weitere betroffene Orte waren Philippsburg, Mannheim, Heidelberg, Worms, Speyer, Bretten, Schloss Staffort, Blankenloch, Pforzheim und Hirsau sowie die umliegenden Dörfer.

Rheinübergang bei Daxlanden

Anfang September 1693 forcierte das kaiserliche Oberkommando die Vorbereitungen für den Rheinübergang. Der Oberquartiermeister ging auf einen Erkundungsritt entlang des Stroms von Daxlanden bis Philippsburg, während Markgraf Ludwig Wilhelm die Stelle bei Daxlanden, an der die Truppen übersetzen sollten, besichtigte. Inzwischen waren auch 200 Wagen mit 69 Schiffen und dem zur Herstellung einer Schiffsbrücke notwendigen Zubehör von Heilbronn auf dem Weg in das Rheintal, wo sie am 12. September eintrafen.

Unter größtmöglicher Geheimhaltung wurden nun die Wege von Grötzingen nach Daxlanden ausgebessert, damit der weitere Transport zügig vonstatten gehen konnte.[4]

Siehe auch Staigbrücke in Grötzingen.

Kriegsende und die Folgen

Nach langen Kämpfen endete der Krieg im Frieden von Rijswijk 1697 mit dem Ergebnis, dass Frankreich auf die Pfalz verzichtete. Das Elsass mit Straßburg sowie Lothringen blieben in französischem Besitz.

Durch die tiefgreifenden und umfassenden Zerstörungen im Südwesten durch die Franzosen setzte sich dort wie auch im übrigen Deutschen Reich eine lang andauernde antifranzösische Stimmung in der Bevölkerung fest, die sich bis zum 20. Jahrhundert hielt.

Die Verluste durch Kriegsschäden in Baden-Durlach wurden auf etwa neun Millionen Gulden geschätzt, für die niemand aufkam. Die von den Folgen des Dreißigjährigen Kriegs schon stark reduzierte Bevölkerung war geschätzt um weitere 25% dezimiert worden. In Durlach lebten von ursprünglich 360 Bürgern nur noch 74. Lediglich fünf Häuser waren unzerstört geblieben. Baden-Durlach benötigte dringend Zuwanderung, die durch die Hugenotten, Waldenser und Wallonen ermöglicht werden konnte und vom Markgraf Friedrich Magnus von Baden-Durlach deshalb gerne in seiner Markgrafschaft angesiedelt wurden. Da diese jedoch französisch sprachig waren und zur Unterstützung zahlreiche Fördermaßnahmen erhielten, war die anfängliche Eingliederung bei der heimischen Bevölkerung schwierig. Als Beispiel für diesen langwierigen Prozess kann die Geschichte von Neureut dienen, wo sich die beiden Ortschaften getrennt nach „Teutsche“ und „Welsche“ erst nach Jahrhunderten zu einem gemeinsamen Ort zusammenfanden.

Literatur

  • „Das Schloß gesprengt, die Stadt verbrannt.“ Zur Geschichte Heidelbergs in den Jahren 1688 und 1689 und von dem Jahre 1689 bis 1693, von Robert Salzer und Roland Vetter, Nachdruck der Ausgabe von 1878 und 1879, kommentiert von Roland Vett, Heidelberg, Guderjahn, 1993, ISBN: 3-924973-24-5
  • „Liselotte von der Pfalz, Madame im Intrigenspiel des Versailler Hofes“, von Ilse Goldschmidt, Schwetzingen, Schimper, 1996, ISBN: 3-87742-106-7
  • „Carl Wilhelm Markgraf von Baden-Durlach und Gründer der Stadt Karlsruhe – eine Biografie“, von Hans Merkle, Verlag Regionalkultur, ISBN: 978-3-89735-722-8

Weblinks

Fußnoten

  1. Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Friede von Nimwegen“, welcher den französisch-niederländischen Krieg beendete
  2. Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Kontribution“
  3. Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Heidelberger Schloss“
  4. „Wörth am Rhein“, Ortschronik (Bader, Ritter, Schwarz) 1983, Herausgeber Stadt Wörth a.R.