Jüdischer Verbandsfriedhof Obergrombach

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Jüdischer Friedhof in Obergrombach
Infotafel

In Bruchsal-Obergrombach gibt es einen geschlossenen Jüdischen Verbandsfriedhof, der auf der Grenze zu Untergrombach am Eichelberg liegt.

Geschichte

Der jüdische Friedhof wurde 1632 gegründet und diente über zwanzig Gemeinden als Begräbnisplatz. Er war der erste jüdische Friedhof im Hochstift Speyer, dessen Juden bis dahin nach Worms fahren mussten. Ursprünglich umfasste der Friedhof eine Fläche von 30 Ar. Das Grundstück wurde von der Gemeinde für 735 Gulden gekauft. Einen offiziell festgelegten Zugangsweg gab es nicht, was dazu führte dass im Lauf der Jahrzehnte es immer wieder zu Streitigkeiten mit entlang des Weges begüterten Landwirten kam. Als die Stadt Obergrombach 1756 Weggebühren verlangte, entschied eine vom Fürstbischof eingesetzte Kommission auf Gewohnheitsrecht und verbot die Gebühren. Nach weitere Übergriffen auf den Zugangsweg wurde entschieden, den Gewohnten Weg über die Bettlergasse auf die heute B3 zu verlegen.

Eine erste Erweiterung um ein räumlich abgetrenntes Grundstück erfolgte 1755. Die Leichenhalle ist für das Jahr 1766 erstmals nachgewiesen. Sie wurde 1938 im Zuige des Novemberpogroms zerstört. 1792 wurde eine kleinere Vergrößerung des Friedhofsgeländes vorgenommen. Die Lücke zwischen beiden Friedhofsteilen wurde 1799 geschlossen. die letzte Erweiterung auf insgesamt 159,36 ar erfolgte 1862.

Das Einzugsgebiet des Friedhofs umfasste zu Beginn Bruchsal, Weingarten (bis 1833), Pforzheim (bis 1846), Königsbach (bis 1850), Mingolsheim (bis 1878), Bretten (bis 1884), Jöhlingen (1888), Philippsburg (bis 1890), Grötzingen (bis 1900), Östringen, Malsch, Gondelsheim, Deidesheim, Durlach, Liedolsheim und Stein. Bis 1933 waren nur noch Bruchsal und die beiden Grombacher Orte Einzugsgebiet des Friedhofs.

Für die Pflege zuständig war eine Genossenschaft, die sich aus den Gemeindegliedern der Bruchsaler und Obergrombacher (später Heidelsheimer) Gemeinde zusammensetzte. Deren aus zwei Personen bestehende Vorstand wurde auf ein Jahr gewählt.

Im Zuge der reichsweiten "Hep-Hep-Unruhen" wurde im August 1819 der Friedhof geschändet und die Leichenhalle in Brand gesteckt.

1930 kam es zu ersten Grabschändung durch NS-Anhänger. Beim Pogrom im November 1939 wurde er erneut geschändet und seiner Steine beraubt: Grabsteine wurden zur Befestigung der Obergrombacher Hohle benutzt. Weitere Beraubugen fanden zunächst auch nach 1945 statt:

Im Juli 1945 wurde die vollständige Wiederherstellung des Friedhofs angeordnet. Mit zunächst 70 in der Grombacher Hohl wiedergefundenen Grabsteinen gelang dies allerdings nur teilweise. Da es keinen exakten Lageplan des Friedhofs gab, konnten auch nicht alle Steine an ihren ursprünglichen Platz gestellt werden.

Zuständig für die Friedhofspflege waren ab 1945 zunächst ein Landwirt, später übernahm die Gemeinde Obergrombach diese Aufgabe. Seit 1961 ist die Bruchsaler Friedhofsverwaltung zuständig.

1988 wurden in der Grombacher Hohl mehrere Hundert Steine in unterschiedlichem Erhaltungszustand entdeckt. Sie wurden nach längerer Diskussion 1992 soweit möglich saniert, teilweise unter Denkmalschutz gestellt und erhielten einen gesonderten Standort. Andere Steine aus diesem Fund fanden bei einer Friedhofserweiterung einen neuen Platz.

Einen weiteren Fund gab es 1998 zwischen dem Eisenhut und dem Rohrbacher Hof. Diese Steine waren in deutlich schlechterem Zustand als jene aus der Gromacher Hohl. Auch sie wurden soweit möglich restauriert und an eigens geschaffenen Betonstelen neu aufgestellt

Die letzten beiden Beisetzungen fanden 1964 beziehungsweise 1972 statt. Im November 1982 wurde ein Gedenkstein zur Erinnerung der NS-Opfer aufgestellt, 1995 wurde ein weiteres Denkmal errichtet.

Besichtigung

Anlässlich der Veranstaltung Europäischer Tag der Jüdischen Kultur kann der Friedhof besichtigt werden, zuletzt 2009, und 2010

Anfahrt

Anfahrt über die B 3. Zwischen Bruchsal und Untergrombach auf der abzweigenden Straße zur General-Speidel-Kaserne hochfahren, nach 800 Meter in der Linkskurve gerade weiter, nach 200 Meter führt der nach rechts gehende Waldweg direkt zum Friedhof.

Dieser Ort im Stadtplan:

Weblinks