Evangelische Kirche Staffort
Die Evangelische Kirche Staffort ist eine Kirche im Landkreis Karlsruhe, die sich im Eigentum der Evangelischen Kirchengemeinde Staffort-Büchenau befindet. Sie gilt als Kunstwerk aus Neogotik und Jugendstil.
Geschichte
Die Diskussion um den notwendigen Kirchenneubau in Staffort wurde am 16. November 1893 mit einer Deputation an den Karlsruher Oberkirchenrat durch Pfarrer Carl Lorenz Peter eingeleitet. Nach jahrelangen Debatten der Ortseinwohner über den richtigen Platz der neuen Kirche, einigte man sich schließlich 1899 auf den Bauplatz Brühlwiesen.
Realisiert wurde der Entwurf durch die Finanzierungszusage des Großherzogs Friedrich I. von Baden und Baurat Adolf Schopfer, damals Vorstand der Großherzoglichen Bezirks-Bauinspektion Karlsruhe, sowie dem damaligen Ortspfarrer Christoph Drollinger. Die Einweihung erfolgte am 1. Advent des Jahres 1901. Viele Details zu Bauplatzdiskussion, Baufragen, Einweihung und Kriegsschäden finden sich in der nachfolgend angegebenen Literatur.
Nach Jeff Klotz und Holger Müller ist die Evangelische Kirche in Staffort ein paradiesisches Gesamtkunstwerk aus Neogotik und Jugendstil. Mehr als 100 verschiedene Pflanzen und Tierdarstellungen veranschaulichen die Naturvielfalt und Landwirtschaft der Region.
Glocken
Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Glocken konfisziert und abtransportiert. Im Jahr 1947 wurden 3 neue Glocken aus Stahl beim Bochumer Glockengießer Verein bestellt, ausgeliefert und installiert.
- Glocke 1
- Inschrift: O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort
- Durchmesser 1190 mm
- Gewicht 650 kg
- Schlagton g´- 2
- Glocke 2
- Inschrift: Christus ist unser Friede
- Durchmesser 1050 mm
- Gewicht 450 kg
- Schlagton b´- 3
- Glocke 3
- Inschrift: Gedenkt eurer Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben
- Durchmesser 890 mm
- Gewicht 290 kg
- Schlagton c´´- 3
Orgel
Die pneumatisch gesteuerte Orgel wurde von C.G.Weigle und dessen Sohn Friedrich Weigle 1901 gebaut. Nach einen tiefgreifenden Umbau (optisch und klanglich) in den 1950er Jahren wurde die Orgel wegen Trockenschäden und damit verbundener hoher Reparaturkosten Anfang der 1970er Jahre stillgelegt. Der Spieltisch wurde nachfolgend zusätzlich entfernt, nachdem sich die Gemeinde mit einer elektronischen Orgel zufrieden gab.
Die Kirche wurde in den Jahren 2011 und 2012 unter Aufsicht von Pfarrer Bernhard Wielandt aufwändig saniert und am 1. Advent 2012 wieder für den Gottesdienst freigegeben. Der neue Christus Baum (Baum-Kreutz, Lebensbaum) wurde von Hermann Weber geschaffen. Die Kirche ist im Sommerhalbjahr an Werktagen zu Besichtigung und Einkehr geöffnet.
Die Orgel, die mehrere Jahrzehnte stillgelegt war wurde von der Orgelbaufirma Lenter aus Sachsenheim restauriert.[1]
Ab den 1980er Jahren hatte der damalige Kirchengemeinderat Wilhelm Stober für die Reparatur der Stafforter pneumatischen Romantik-Orgel zu sammeln begonnen und den Oberkichenrat Karlsruhe für Zuschüsse zu gewinnen versucht. Es gelang schließlich im Zuge der Kirchenrenovierung die alte Orgel wieder zum Leben zu erwecken. Die Orgel mit neuem Gehäuse und Spieltisch wurdee in den Zustand von 1901 zurück versetzt, der verlorene pneumatische Spieltisch wurde nach weigle´schen Vorbilderm rekonstruiert. Auch das Pfeifenwerk, das während der Stilllegung heftigen Schaden erlitten hatte wurde auf den Zustand von 1901 zurückgeführt. Verlorene Pfeifen und der Prospekt wurden neu angefertigt, das erhaltene Pfeifenwerk das während der Stilllegung heftigen Schaden erlitten hatte repariert und Klang der Orgel im originalen Stil von der Orgelbaufirma Lenter wieder hergestellt.[2]
- Technische Merkmale
- pneumatische Tontrakturen
- Membranladen
- Magazinbalg mit zwei Schöpfbälgen
- I. Man HW C – f´´´
- Bordun 16´
- Principal 8´
- Viola di Gamba 8´
- Flauto amabile 8´
- Rohrflöte 4´
- Dolce 8´
- Octav 4´
- II. Man POS C – f´´´
- Geigenprincipal 8´
- Salicional 8´
- Gedeckt 8´
- Aeoline 8´
- Voix céleste 8´
- Fugara 4´
- Mixtur 3f. 4´ 2 2/3´ 2´ (ohne Rep.)
- Pedal C – d´
- Violonbass 16´
- Subbass 16'
- Octavbass 8'
Am 17. Februar 2013 hat beim Besuch des Prälaten Traugott Schächtele der Organist Raphalel Vilgis (Enkel von Wilhelm Stober) die restaurierte Orgel erklingen lassen.
Kirchenbeschreibung
Von Oktober 2015 bis November 2023 war Dr. Holger Müller Pfarrer der Kirchengemeinde Staffort-Büchenau. Am 14. September 2019 wurde der von ihm zusammen mit Jeff Klotz verfasste Kirchenführer Die evangelische Kirche Staffort ein paradiesisches Gesamtkunstwerk aus Neogotik und Jugendstil der Öffentlichkeit vorgestellt.
Lage
Dieser Ort im Stadtplan:
- OpenStreetMap-Karte (49°5'30.58" N 8°30'43.49" O)
- Karlsruher Onlinestadtplan
- Yellowmap-Stadtwikiplan
Vor der Kirche befindet sich das Gefallenendenkmal Staffort und seitlich der Rathausplatz.
Zugang nur über Haupteingang und barierefreien Zugang möglich
Anfang Juni 2022 lösten sich die ersten Steine des Gebäudes und fielen zu Boden. Beim Abklopfen wurden weitere lose Stellen entdeckt. Daraufhin wurden die Zugänge zur Kirche mit einem Bauzaun aus Sicherheitsgründen abgesperrt. Mittlerweile wurden dreidimensionale, digitale Vermessungen gemacht; erste Schätzungen der Sanierungskosten liegen bei einem hohen sechsstelligen Betrag. Die Zugänge über den Haupteingang und den barriereffreien Zugang sind bereits saniert.
Literatur
- Konrad Dussel: Staffort 1110 bis 2010: Streifzüge durch 900 Jahre Geschichte, Verlag Regionalkultur Heidelberg, Ubstadt-Weiher, Basel 2010 ISBN: 978-3-89735-622-1
- Evangelische Kirchengemeinde Staffort-Büchenau, Gemeindebrief 2013/01[3] insbesondere:
- Bernhard Wielandt: Im Endspurt; Die Kirchenwiedereinweihung am 2. Dezember 2012
- Martin Kares: So schnell geht ihr die Puste jetzt nicht mehr aus; die restaurierte Weigle-Orgel aus dem Jahr 1901
- Wilhelm Stober: Von der Weigle- zur Lenter-Orgel; Miterlebt von Wilhelm Stober
- Wilhelm Otto Hauck: Staffort – Schloß und Dorf an der steten Furt (Ortschronik), Gemeinde Stutensee 1993
- Hanna Heidt: Erinnerungen an die Vergangenheit. Eigenverlag, Schwanen Stutensee-Staffort 2003
- Heiner Joswig: Als unsere Kirche stehen blieb Stadt Stutensee 2004
- Jeff Klotz und Holger Müller: Die Evangelische Kirche in Staffort, Ein paradiesisches Gesamtkunstwerk aus Neogotik und Jugendstil, Verlag Klotz Neulingen 2019, ISBN: 978-3-948424-04-6
- Manfred G. Raupp: Ortsfamilienbuch Staffort, Herausgeber Stadt Stutensee, Verlag Gesowip Basel 2010, ISBN: 978-3-906129-64-8 und Die Stafforter Pfarrherren und ihre Bedeutung für den Hallelujagürtel der nördlichen Hardt, evangelische Kirchengemeinde Staffort-Büchenau 2022
- Georg Urban:Rund um die Henhöfergemeinden Spöck + Staffort, Spöck 1968
- Gertrud & Wilhelm Stober, Ute Becker, Jochen Gamer, Wilfried Süß, Holger Müller, Manfred G. Raupp: Posaunenchor Staffort, 75 Jahre Bestand – 100 Jahre Gründung; Festschrift zum Jubiläums-Gottesdienst am 12. Dezember 2021
- Erich Strobel: Der evangelische Kirchenchor Staffort-Büchenau, Festschrift zum 70-jährigen Bestehen in der jetzigen Form, Stutensee-Staffort 2023
Weblinks
- Internetseite der Evangelischen Kirchengemeide Staffort-Büchenau
- Glocken der Stafforter Kirche, Hörprobe Töne g b c