Otto Bartning
Otto Bartning (* 12. April 1883 in Karlsruhe, † 20. Februar 1959 in Darmstadt) war ein Architekt und Hochschullehrer, der vorwiegend im Kirchenbau tätig war.
Leben
Otto Bartning wurde als Kind in einem wohlhabenden Elternhaus geboren. Sein Vater war Handelskaufmann und konnte sich bereits mit 40 zur Ruhe setzen, so dass Otto als Beruf seines Vaters „Jäger” angab. Sein Großvater war Karl Wilhelm Doll, Oberhirte der badischen Landeskirche.
Otto Bartning begann nach seinem 1902 in Karlsruhe am Großherzoglichen Gymnasium abgelegten Abitur ein Architekturstudium in Berlin und Karlsruhe, das er jedoch ohne Abschluss abbrach, nachdem er bereits als Student erste Aufträge erhalten hatte. Von 1926 bis 1930 war Bartning Gründungsdirektor der Bauhochschule in Weimar, die dort die Nachfolge des nach Dessau umgezogenen Bauhauses angetreten hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Bartning in Neckarsteinach und Darmstadt tätig, beteiligte sich an der Wiedergründung des Deutschen Werkbundes und war von 1950 bis zu seinem Tod Präsident des Bundes Deutscher Architekten (BDA).
Wirken
Der Schwerpunkt von Otto Bartnings Arbeit lag von Anfang an im protestantischen Kirchenbau. Insgesamt verwirklichte er über einhundert Kirchen. Daneben schuf er auch Wohn-, Industrie- und Bürobauten und Krankenhäuser und verfasste architekturtheoretische Werke.
Nach dem Zweiten Weltkrieg schuf das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen in Deutschland ein Programm zum Bau von Notkirchen, dessen Bauabteilung unter Bartnings Leitung stand. Nach einheitlichen Plänen entstanden 43 Notkirchen unter Verwendung industriell vorgefertigter Holzbauteile und vor Ort verfügbarer Trümmersteine. Noch heute bestehende Kirchen aus diesem Programm sind in Karlsruhe-Weiherfeld die Friedenskirche und Pforzheim die Auferstehungskirche.
Bauten in der Region (Auswahl)
- Altenheim Dragonerstraße Karlsruhe: Franz-Rohde-Haus (1937/38)
- Friedenskirche in Karlsruhe-Weiherfeld (1949)
- Markuskirche am Yorckplatz in der Karlsruher Weststadt (1934–1935)
- Thomaskirche in Karlsruhe-Daxlanden (1958–1960)
- Wohnhaus Kundel, Karlsruhe (1956)
Bauten überregional (Auswahl)
- evangelische Friedenskirche, Peggau/Steiermark (1906)
- evangelisch-lutherische Kirche am Moltkeplatz, Essen (1910)
- „Pressa-Kirche“ aus Stahl, Internationale Presseausstellung („Pressa“), Köln (1928)
- Versuchssiedlung in Neckarsteinach (1946)
- 43 Notkirchen (1948–1951), darunter:
- Auferstehungskirche in Pforzheim (erste Kirche des Notkirchenprogramms, 1948)
- Leitung des Wiederaufbaus der Insel Helgoland (ab 1952)
- Sparkasse Heidelberg, Kurfürstenanlage 10/12 (mit Otto Dörzbach, 1957–1960)
Ehrungen
- Otto-Bartning-Straße in Karlsruhe-Knielingen
Ausstellung
- Otto Bartning (1883–1959). Architekt einer sozialen Moderne. 22. Juli bis 22. Oktober 2017 in der Städtischen Galerie
Literatur und Quellen
- Mehr als 100 Kirchen – Otto Bartning wurde vor 125 Jahren geboren, Artikel in der StadtZeitung vom 11. April 2008
- Dr. Leonhard Müller: Otto Bartning, in: Blick in die Geschichte Nr. 88
Weblinks
- Das Stadtlexikon Karlsruhe des Stadtarchivs zum Thema „Otto Bartning“
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Otto Bartning“
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Notkirche“
- Offizielle Webpräsenz „Otto Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau e.V.“
- Das Stadtwiki Pforzheim-Enz zum Thema „Auferstehungskirche Pforzheim“