Verkehrsmuseum Karlsruhe
Das Verkehrsmuseum Karlsruhe bietet einen Überblick über 200 Jahre Verkehrsgeschichte. Es befindet sich im Hinterhaus der Werderstraße 63 in der Südstadt. Die Schwerpunkte liegen auf historischen Fortbewegungsmitteln wie der Draisine, Fahrräder, Motorräder, Automobile, Kleinwagen aus der Zeit des Wirtschaftswunders u. a. vom Motorenerfinder Felix Wankel.
Ebenso gibt es mehrere große Modellbahnanlagen verschiedener Baugrößen zu besichtigen, die nicht nur bei jungen Museumsbesuchern die Augen größer werden lassen.
Geschichte
Verkehrsmuseum der Technischen Hochschule Karlsruhe
Erste Bestrebungen, in Karlsruhe ein Verkehrsmuseum einzurichten, reichen bis in die 1920er-Jahre zurück. In dieser Zeit begann Prof. Dr.-Ing. Ammann, Leiter des Instituts für Eisenbahn- und Straßenbau der Technischen Hochschule Karlsruhe, mit Unterstützung der badischen Eisenbahnverwaltung den Grundstock für ein Verkehrsmuseum zu schaffen.
Dieses Verkehrsmuseum wurde offiziell am 11. Oktober 1924 im ehemaligen Zeughaus – nach seinem Erbauer auch als Wilhelm-Jeremias-Müller-Bau benannt [1] – eröffnet. Es diente in seinen Anfängen in erster Linie der Ausbildung der Studierenden. Es stand aber auch der interessierten Öffentlichkeit der Stadt Karlsruhe offen, die zuvor ebenfalls Mittel für die Instandsetzung des Gebäudes bereitgestellt hatte.
Das Verkehrsmuseum fiel am 27. September 1944 einem Brandbombenangriff zum Opfer und wurde bis auf seine Grundmauern zerstört. Der größte Teil der von Prof. Ammann gesammelten Ausstellungsstücke ging dabei verloren. Glücklicherweise waren zuvor die 1:10 Eisenbahnmodelle durch Mithilfe der Markgräfin von Baden auf das Schloss Ebersteinburg gebracht worden, wo sie den Krieg unbeschadet überstanden.
Wiederaufbau des Verkehrsmuseums
Im Jahre 1955 begann man mit dem Wiederaufbau des zerstörten Zeughauses als Sitz des Verkehrstechnischen Institutes (VIT) der TH Karlsruhe. Mittlerweile wurde das Institut von Prof. Dr.-Ing. Friedrich Raab, einem langjährigen Mitarbeiter von Prof. Ammann, geleitet. Er setzte die Tradition von Prof. Ammann fort und versuchte wiederrum ein dem Institut angegliedertes Eisenbahnmuseum einzurichten. Grundstein hierfür legten drei von der Deutschen Bundesbahn im Jahre 1957 übergebene Originallokomotiven.
Heutiges Verkehrsmuseum
Das jetzige Verkehrsmuseum wurde am 15. Juni 1965 zunächst als „Fördergemeinschaft Carl-Benz-Verkehrsmuseum e. V.“ gegründet von
- Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Friedrich Raab (1934 bis 1964 Institut für Straßenwesen - Universität Karlsruhe)
- Stadtrat und Chefredakteur Wilhelm Baur
- Bürgermeister und MdL Walther Wäldele
- Studienrat Emil Reichert
In einer Denkschrift der als gemeinnütziger Verein anerkannten Förderungsgemeinschaft ist festgehalten: „Das Museum soll als Lehrschau aller Verkehrsmittel insbesondere der Technischen Hochschule, der Staatlichen Ingenieurschule, den Gewerbeschulen sowie allen anderen öffentlichen Schulen, aber auch der technischen Orientierung und Verkehrserziehung der Allgemeinheit und insbesondere der Jugend dienen.“
Im Jahre 1968 wurde der Verein in „Verkehrsmuseum Karlsruhe e. V.“ umbenannt. Hauptaugenmerk war die Suche nach einem geeigneten Standort für das Museum. Im Jahre 1969 gelang mit großzügiger Unterstützung der Stadt Karlsruhe die Einrichtung einer Vorschau auf das Verkehrsmuseum in den freigewordenen Räumlichkeiten der Firma Tonfunk, in denen das Verkehrsmuseum auch heute noch beherbergt ist. Angesichts der gelungenen Präsentation und Aufmachung urteilte die Lokalpresse, dass dies bereits als Vorstufe zum Verkehrsmuseum angesehen werden kann.
Seit 1971 ist die Deutsche Verkehrswacht im Stadt- und Landkreis Karlsruhe e. V. Träger des Verkehrsmuseums. Im Jahre 1983 wurde das Museum für Umbauarbeiten geschlossen. Dabei wurde sowohl das Kellergeschoss als auch das zweite Obergeschoss für den Museumsbetrieb erschlossen und damit stand eine Ausstellungsfläche von etwa 1.100 m² zur Verfügung. Das neugestaltete Museum wurde am 14. Juli 1984 wieder eröffnet.
Im Jahr 1999 wurden Planungen aufgenommen, eine Abteilung Flug- und Luftfahrtgeschichte einzurichten. Damit sollte einem weiteren Pionier der technischen Entwicklung ein Denkmal gesetzt werden: Carl Friedrich Meerwein (1731–1810). Er erbaute schon im Jahre 1784 den ersten lenkbaren Flugapparat. Auch sollte im Zuge dieser Erweiterung an Persönlichkeiten wie Johann Lorenz Böckmann (1741–1802), Sebastian Bittorf (1764–1812), Friedrich Drechsler und Karl Werzinger (1821–1894) erinnert werden. Diese Pläne wurden allerdings bis heute auf Eis gelegt.
Der derzeitige Standort in der Südstadt war nur als Übergangslösung gedacht, doch ist er nun schon seit 1969 Heimat des Verkehrsmuseums. Inzwischen wird der Platz zu klein, und es sind Überlegungen in Gange, das Museum umzuziehen[2].
Im November 2007 wurde bekannt, dass die Verkehrswacht plane, einige Ausstellungsstücke zu verkaufen, um so an Geld zu kommen, das für die Sanierung ihres Verkehrsübungsplatzes und eines neuen Verwaltungs- und Schulungsgebäudes verwendet werden sollte. Für beides waren zwei Millionen Euro veranschlagt. Zu diesem Verkauf kam es nicht, da das notwendige Geld auf andere Weise bereitgestellt werden konnte.
Abteilungen
Autos
Es können markante Einzelstücke des Automobilbaus sowie Schnittmodelle von Motoren und Getrieben besichtigt werden:
- NAG 10/40 PS - Baujahr 1921/22 (Sportwagen, 4 Zyl., 2,5 Liter Hubraum, 40-45 PS, 90 km/h)
- Mercedes-Benz 500K - Baujahr 1934 (8 Zyl., 5 Liter Hubraum, Kompressor, 160 PS, 160km/h)
- Rolls Royce - Baujahr 1934 (6 Zyl., 100km/h)
Kleinwagen:
- Messerschmitt Kabinenroller
- BMW Isetta
- BMW Goggomobil
- Zündapp Janus
- Lloyd Alexander
- NSU Prinz
Fahrräder & Motorräder
Erzählt wird die Entwicklungsgeschichte des Fahrrades beginnend mit dem Laufrad von Drais und verschiedenen Hochrädern. Über Fahrräder mit verschiedenen Antriebsarten, Fahrrädern mit Hilfsmotoren und Mopeds wird die Entwicklung hin zum Motorrad veranschaulicht.
Die Sammlung umfasst unter anderem:
- Fahrräder von Gritzner (mit und ohne Hilfsmotor)
- Mopeds der Marken NSU, Rex, Triumph und Victoria
- Motorräder der Marken Adler, BMW, DKW, Herkules, Imme, NSU, Triumph, Victoria, Wanderer, Zündapp
- Motorroller der Marken DKW, Gritzner, NSU, Zündapp
Des weiteren wurde eine museumspädagogische Arbeitshilfe für Grundschulen zum Thema Fahrrad zusammengestellt, die den Lehrkräften für den Sachunterricht beim Besuch des Museums zur Verfügung steht.
Modellbau
Modelleisenbahn
Es wird zum einen eine in Karlsruhe (in Räumlichkeiten in der Hermann-Billing-Straße) in den Jahren 1965 bis 1967 erbaute Anlage gezeigt. Auf einer Anlagenfläche von ca. 80 m2 wurden ca. 400 m Schienen des Zweileitersystems im Maßstab 'H0' (1:87) verlegt.
Die Anlage wurde von der Stadt Karlsruhe Anfang der 1970er-Jahre für das Verkehrsmuseum erworben. Durch den Umzug war die anfängliche Steuerung stark zerstört worden und wurde durch eine Blockstreckensteuerung in Eigenbau ersetzt. Am 27. Juni 1970 erfolgte die offizielle Wiederinbetriebnahme. Damit besaß das Museum zum damaligen Zeitpunkt eine der größten, ganzjährig öffentlich ausgestellten Modelleisenbahnanlagen Deutschlands.
Der Gleisplan besticht trotz des frühen Entstehungszeitpunktes der Anlage durch eine sehr großzügige Streckenführung auf der bis zu 3 m lange Züge zu gefallen wissen. Der im Mittelpunkt der Anlage angeordnete Hauptbahnhof verfügt über 14 Gleise, von denen die Züge auf 7 verschiedene Strecken mit einer Streckenlänge von jeweils ca. 50 m abfahren. Die große Anlagenfläche ermöglicht auch die Überwindung größerer Höhenunterschiede, so dass der höchst gelegene Bahnhof ca. 70 cm über der Anlagengrundplatte liegt.
Zum anderen wird eine Blecheisenbahn im Maßstab 'Spur I' (1:32) gezeigt. Die Anlage ist eine Dauerleihgabe einer Privatperson aus Bonn. Sie dokumentiert die Anfänge des Hobbys Modelleisenbahn, die bis ins Jahr 1890 zurückgehen. Den interessierten Besuchern können sowohl mechanische als auch elektrisch betriebene Lokmodelle vorgeführt werden.
Modellauto
Ende der 1990er-Jahre wurde mit dem Bau einer weiteren Anlage begonnen, auf der hauptsächlich Modellautos im Maßstab HO verkehren.
Die Anlage ist ca. 25 m2 groß. Neben einer eingleisigen Straßenbahnstrecke befinden sich viele Straßen auf der Anlage, auf denen 15 bis 20 Fahrzeuge automatisch gesteuert verkehren. Die Steuerung der Modellautos beruht auf dem Faller Car System.
Neben kommerziell erstellten Fahrzeugen kommen viele private Fahrzeuge zum Einsatz, die vielfach in Eigenarbeit umgebaut wurden. Dabei ist das Fahrzeug nicht nur mit einem Motor auszurüsten, es muss auch noch eine Energiequelle in Form eines Akkus untergebracht werden. Des weiteren ist auch die Lenkung des Fahrzeuges durch den in der Fahrbahn eingebauten Führungsdraht zu ermöglichen.
Lokmodelle
Etliche badische Lokomotiven im Maßstab 1:10 sind ausgestellt. Die Modelle wurden gebaut von Lehrlingen in den Karlsruher Werkstätten der Großherzoglichen Badischen Staatseisenbahnen in den Jahren 1910–1914. Darunter:
- Löwe mit erstem badischen Eisenbahnzug (1839)
- Fortuna (1845)
- Pambour (1845)
- Zähringen (1845, Maschinenfabrik Kessler)
- Phönix (1863)
- Komet (1854)
- Adler (1854)
- VIIIa bad (1875)
- IIc bad (1892)
- IVe bad (1894)
- IId bad (1906)
- die erste elektrische Straßenbahn in Lichterfelde (1881, Siemens)
Die Modelle waren vor der Vereinigung der Länderbahnen zur Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft dem Verkehrsmuseum übergeben worden. Bis auf eine Lokomotive ist keine Vorbildlokomotive im Original mehr vorhanden. Da selbst Konstruktionszeichnungen in vielen Fällen nicht mehr existieren, sind die Modelle das einzige Anschauungsmaterial einer etwa 70-jährigen Entwicklungsgeschichte des badischen Lokomotivbaus.
Mitarbeiter
Das Verkehrsmuseum wird ausschließlich von ehrenamtlich tätigen Mitarbeitern betrieben.
Öffnungszeiten
- Sonntag 10:00 bis 13:00 Uhr
- Am 3. und 4. Advent verlängerte Öffnungszeit bis 17:00 Uhr
- Gruppenbesuche mit Führung nach Vereinbarung per E-Mail
- Als feste Institution haben wir während der KAMUNA bis 1 Uhr geöffnet.
- Eintritt
- Erwachsene 3 €, 10er-Karte 24 €
- Ermäßigt 1 €, 10er-Karte 8 € (Kinder ab 6 Jahren, Schüler, Studenten, Auszubildende, Schwerbehinderte (inkl. einer Begleitperson))
- Familien (2 Erwachsene mit Kindern) 5 €
- Kinder bis einschließlich 5 Jahre und Inhaber des Museums-Pass-Musées Freier Eintritt
Adresse
- Verkehrsmuseum Karlsruhe
- Werderstraße 63
- 76137 Karlsruhe
- Telefon: (0721) 37 44 35 oder 56 26 22
- E-Mail: Verkehrsmuseum(at)Verkehrswacht-Karlsruhe.de
Weblinks
- Das Stadtlexikon Karlsruhe des Stadtarchivs zum Thema „Verkehrsmuseum Karlsruhe“
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Verkehrsmuseum Karlsruhe“
- Die offizielle Webpräsenz der Stadt Karlsruhe zum Thema „Verkehrsmuseum Karlsruhe“
- Flickr-Bilder-Set
Fußnoten
- ↑ heute Geb. 10.30 des KIT
- ↑ ka-news über einen eventuellen Umzug