August Furrer

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August Furrer (* 28. Februar 1890 in Karlsruhe-Rüppurr; † 24. März 1957 in Karlsruhe) war Buchdruckermeister, Amtsleiter, Stadtverordneter, Polizeisekretär bis 1933 und von 1945 bis 1955 Amtsvorsteher des Bezirksverwaltungsamtes in Karlsruhe. Er war Sozialdemokrat und entschiedener Gegner des Nationalsozialismus.

Verhaftung des Polizeisekretärs Furrer in Rüppurr 1933
Schaufahrt 1933; im Hintergrund das Karlsruher Rathaus

Leben und Wirken

Ausbildung und Militärdienst

August Furrer begann nach dem Abschluss der Volksschule Rüppurr im Jahre 1904 eine Schriftsetzerlehre in der Druckerei J. Reiff in Karlsruhe und arbeitete dann nach Abschluss der Lehrzeit im Jahre 1910 als Schriftsetzer unter anderem in Baden-Baden, Darmstadt und Frankfurt. Im selben Jahr wurde er noch zum Militärdienst bei einem Infanterieregiment in Mülhausen/Elsass verpflichtet.

Meisterprüfung und Eintritt in den badischen Polizeidienst

Trotzdem konnte er bereits im Jahre 1912 die Meisterprüfung als Buchdrucker ablegen und als Buchdruckermeister in seiner früheren Ausbildungsstätte, der Druckerei Reiff, tätig werden. Er war ehrenamtlich tätig als Funktionär der SPD, außerdem war er führendes Mitglied der Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Beamter in Baden. Furrer wurde zum Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg verpflichtet, mehrmals verwundet und schließlich am 18. Dezember 1918 entlassen. Ab 20. Dezember 1918 konnte er die frühere Tätigkeit bei der Druckerei Reiff wieder bis Anfang April 1920 ausüben. Er bewarb sich erfolgreich bei der von Adam Remmele neu aufgebauten demokratischen badischen Polizei, trat am 21. April in sie ein und stieg bis Ende der zwanziger Jahre zum Polizeisekretär auf.

Von 1924 bis zum Jahr 1928 war er gewählter Stadtverordneter in Karlsruhe.

Gegen den Nationalsozialismus schon vor 1933

Am 23. April 1929 war er der verantwortliche Einsatzleiter bei der „Max-Hölz-Schlacht“ in der Karlsruher Festhalle. Eine genehmigte Kundgebung der Roten Hilfe mit dem Kommunisten Max Hölz endete in einer großen Schlägerei zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten, bei der das gesamte Mobiliar der Festhalle zu Bruch ging. Furrer ließ seine Polizisten energisch gegen die Rabauken auf beiden Seiten einschreiten. Mit seinem entschiedenen Eingreifen gegen die Ausschreitungen der Nazis auch in den folgenden Jahren wurde Furrer zu einem ausgewiesenen Gegner der badischen Nationalsozialisten.

Schikanen, Schutzhaft und Verfolgung

Nach der „Machtergreifung“ 1933 auch in Baden und Karlsruhe wurde er wegen seines politischen Engagements und seiner persönlichen Haltung nach Lörrach zum dortigen Landratsamt versetzt, seine Wohnung und seine Büros wurden durchsucht. Danach erfolgte eine weitere Versetzung nach Freiburg. Dort erhielt er am 9. März ein Telegramm mit der Weisung sich nach Karlsruhe zu begeben. Tags darauf wurde er verhaftet, von Männern der SA und der SS misshandelt und im Bezirksgefängnis in der Riefstahlstraße ohne richterliche Anordnung in „Schutzhaft“ genommen. Von dieser wurde er für den 18. April 1933 zur Teilnahme and er Beerdigung seines Schwiegervaters in Begleitung eines Fahndungsbeamten beurlaubt.

Am 16. Mai 1933 wurde er auf offenem Polizeilastwagen zusammen mit Adam Remmele, Ludwig Marum, Hermann Stenz, Erwin Sammet, Gustav Heller und Sally Grünebaum quer durch Karlsruhe ins Polizeipräsidium am Marktplatz transportiert und anschließend im KZ Kislau inhaftiert. Aufgrund des §4 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums wurde Furrer am 21. August 1933 aus dem Staatsdienst entlassen. Am 23. Dezember 1933 wurde Furrer unter den üblichen Auflagen zunächst lediglich bis Januar beurlaubt, dann, am 17. Januar, "bis auf weiteres". Die offizielle Entlassung aus dem KZ Kislau ist erst unter dem Datum 26. September 1934 dokumentiert. Um den Lebensunterhalt für sich, seine Frau Luise und die drei Kinder zu sichern, arbeitete Furrer als Hausierer, Bau- und Gartenarbeiter.

Im Jahre 1936 wurde er erneut für einige Tage „wegen Verdachts des Hochverrats“ inhaftiert. Am 20. Juli 1938 wurde seine Wohnung durchsucht, und Furrer wurde vorläufig wegen Verdachts illegaler Betätigung für die SPD festgenommen; seine Freilassung erfolgte erst nach stundenlangem Verhör durch die Gestapo. Ab 31. August 1939 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. In Furrers Entschädigungsakte wird ihm zum Vorwurf gemacht, während dieser Zeit als Agent für die Gestapo gearbeitet zu haben. Er soll Aktionen geleitet haben, die gegen die Schweiz gerichtet waren. Trotz erwiesener Unschuld wurden diese Verdächtigungen immer wieder angeführt, wenn es um seine Entschädigungsforderungen ging.

Nach dem 20. Juli 1944 floh Furrer vor der drohenden Verhaftung (Aktion "Gewitter") durch "Entfernen von der Truppe". Acht lange Monate versteckte er sich danach im Schwarzwald und in Rüppurr.

Nach 1945

Am 8. April 1945 konnte Furrer den Dienst bei der Stadtverwaltung Karlsruhe als Amtsvorstand des Bezirksverwaltungsamts antreten. Diese Tätigkeit übte er bis zum 26. August 1947 aus. Große Bedeutung erlangte die Einrichtung einer Betreuungsstelle für politisch und rassisch Verfolgte im Bezirksverwaltungsamt bereits am 1. Juli 1945. Die Richtlinien dafür arbeitete Furrer aus. Sie wurden Vorbild für ähnliche Einrichtungen in vielen anderen Städten.

Kaum zwei Jahre nach dem Beginn seines Ruhestands verstarb August Furrer am 24. März 1957 in Karlsruhe.

Literatur

Siehe auch