Karlsburg

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Durlacher Karlsburg
Hinterer Teil der Karlsburg; der Baum verdeckt den sogenannten Prinzessinnenbau

Das Schloss Karlsburg befindet sich in Durlach. In ihr sind das Standesamt, das Pfinzgaumuseum, das Karpatendeutsche Museum (seit 1985), Schulräume unter anderem für die Volkshochschule, der historische Festsaal und seit 1983 die Stadtbibliothek Durlach beheimatet.

Geschichte

Kamin in der Karlsburg, Zeichnung von Johann Jakob Arhardt
Abb. 1: Karlsburg vor der Zerstörung 1689. Schlossanlage in dunkelgrau, zugehörige Wirtschaftsgebäude in hellgrau.
Abb. 2: Entwurf Schloss Karlsburg nach der Zerstörung 1689. Entwurf in dunkelgrau, bestehende Wirtschaftsgebäude in hellgrau.
Abb. 3: Karlsburg Entwurfsplan Erdgeschoss
Abb. 4: Karlsburg Entwurfsplan Obergeschoss nach 1689
Abb. 5: Die Karlsburg in einem Entwurf von Rossi 1698

Der Festsaal war früher die ehemalige Schlosskirche der spätbarocken Karlsburg. 1833 wurde die Karlsburg als Kaserne genutzt, Soldaten zogen ein.

Im Jahre 1563 begann Markgraf Karl II. von Baden mit dem Bau des neuen Residenzschlosses in Durlach, das nach ihm seinen Namen trägt. Er baute nicht von Grund auf neu, sondern erweiterte und vergrößerte ein von seinem Vater, dem Markgrafen Ernst, begonnenes Jagd- und Lustschloss. Auch der Bau des Markgrafen Ernst war nicht auf völlig freiem Gelände entstanden, sondern er führte wahrscheinlich den Umbau einer früheren vermuteten, am Stadtrand gelegenen Wasserburg durch, die vielleicht bis ins 13. Jahrhundert zurückging, in ein den Zeitansprüchen genügendes Schloss. Reste sehr starker Mauern auf der Stadtseite des Schlosses weisen deutlich auf diesen früheren Burgcharakter.

Um einen annähernd dreieckigen Hof erhoben sich die dreistöckigen Schlossbauten, an sich schmucklos, belebt nur durch die Treppentürme, die Zwerchhäuser auf den Dächern und durch eine reiche Bemalung, von der sich geringe Reste an dem sogenannten Prinzessinnenbau erhalten haben. Im Jahr 1565 war das Schloss so weit fertiggestellt, sodass die markgräfliche Residenz von Pforzheim nach Durlach verlegt wurde. Der Innenausbau wurde dabei weiter betrieben und bald war die Durlacher Residenz durch die Pracht ihrer Ausstattung berühmt. Außerhalb des Zuges der Stadtmauern wurde der Marstallhof angelegt, den eine zweite Mauer umschloss. Von da gelangte man durch einen Torturm und über eine Brücke zu dem großen Lustgarten, der, mit besonderer Liebe angelegt, schnell seiner Schönheit weithin bekannt wurde.

Die wechselvollen Zeiten des dreißigjährigen Krieges überstand das Schloss ohne ernsten Schaden zu nehmen. Um 1670 wurde unter Markgraf Friedrich VI. mancherlei daran gebaut und in diese Zeit fällt auch die Befestigung der Karlsburg nach der neuen „Manier“ durch den damaligen Hofbaumeister Georg Andreas Böckler, der auch das neue Pumpwerk zur Wasserversorgung des Schlosses in dem Brunnenhaus am Blumentor anlegte. Das Brunnenhaus stand außerhalb des Tores an der Stelle des jetzigen Wasserwerkes. „Außer der Wiederherstellung des Schlosses Mühlburg hat Böckler auch die Pläne zu der neuen Stadt Mühlburg, deren Anlegung 1670 beschlossen wurde, gezeichnet.“

Auch unter dem Markgrafen Friedrich Magnus, dem Nachfolger Friedrich VI., geschah noch mancherlei zur Verschönerung der Karlsburg, und so stand sie in voller Pracht, als am 15. August 1689 die Franzosen Stadt und Schloss Durlach in Flammen aufgehen ließen. Die Zerstörungen waren verheerend, vom Schloss standen noch die nackten Mauern. Bis auf die Mauern der Türme, Kirche und die der wenigen aus Stein gebauten Häuser war in der Stadt so gut wie alles zu Grunde gegangen. Nur die festen Keller und hie und da ein Torbogen der sonst in Fachwerk gebauten Häusern waren den Bürgen geblieben.

Vom Jahr 1694 sind erste Studien über den Wiederaufbau des Schlosses erhalten geblieben. Sie stammen von dem damaligen Hofbaumeister Thomas Lefebvre, der während der Dauer des orlèanischen Krieges auch Amtsverweser in Durlach war. Eine Anzahl weiterer Grundrissstudien aus dem Jahr 1695 zeigt, wie sorgfältig und eingehend man während des Krieges die kommende Friedensarbeit vorbereitete. Wie beim Wiederaufbau der Stadt war man auch für den Schlossbau entschlossen, nicht einfach den alten Zustand wieder erstehen zu lassen, sondern man ging von vornherein darauf aus, etwas den Forderungen der „modernen“ Kunst des Zeitalters gemäßes zu schaffen. Aber man wollte doch nach Möglichkeit Fundamente und Teile der stehengebliebenen Mauern der alten Karlsburg benutzen, um an Kosten zu sparen, und so sah man Lefebvre Versuche nach allen Richtungen anstellen, wie diese Absicht zu verwirklichen sein könnte. Eine Rolle spielte auch der Wunsch, eine festere Beziehung zwischen dem Schloss und dem Lustgarten jenseits der Umwallung herzustellen, was ja eine wesentliche Forderung der architektonischen Vorstellungen der Zeit war. Vor dem Schloss gegen die Hauptstraße zu ordnete Lefebvre bei fast all seinen Entwürfen einen von zwei freistehenden Bauten flankierten Ehrenhof an, dessen Fläche durch Niederlegung der vor dem eigentlichen alten Schlosshof stehenden Bauten gewonnen werden sollte. Lefebvre, von zu Hause aus Miniaturmaler, hatte seine architektonische Ausbildung, soweit man davon reden kann, in Italien empfangen und italienische Vorbilder waren offenbar auch für den Markgrafen Friedrich Magnus maßgebend bei dem Wunsch, einen Plan für das Schloss „nach Art der Burck zu Stockholm“ von seinem Hofbaumeister zu erhalten. Das Stockholmer Schloss ist ein mächtiger Bau, dessen vier hohe Flügel einen quadratischen Hof umschließen, ähnlich ja auch das Schloss in Berlin von Andreas Schlüter.

Ernst wurde es natürlich mit diesen Bauabsichten erst, als der Friedensschluss zu Ryswyk im Herbst 1697, die lange Kriegszeit beendete. Im Dezember 1697 kehrte Friedrich Magnus von Basel in die untere Markgrafschaft zurück und bezog das Schlösschen in Grötzingen. Im Frühjahr 1698 knüpfte er Verhandlungen mit dem Architekten Domenico Egidio Rossi an, den der Baden-Badener Vetter, der berühmte Markgraf Ludwig Wilhelm, aus Wien berufen hatte. Die Vorfragen waren geklärt. Man hatte sich entschlossen, die beiden Flügel des alten Schlosses zunächst dem Eingang zum Neubau zu benutzen, und wie aus dem Antrag an Lefebvre hervorgeht, war man sich darüber klar, dass man um einen inneren Hof eine geschlossene Anlage aufführen wollte. Rossi übernahm den Auftrag und fertigte bald die ersten Entwürfe. Ein Entwurf wurde als zu groß verworfen. Er stellte eine völlig symmetrische Anlage dar, indem die durch den alten Bau gegebene Anordnung des schmalen Nebenhofs im Westen auch auf der Ostseite des großen quadratischen Haupthofes, gegen den Wall zu, wiederholt wird. Ein Ehrenhof mit flankierenden Flügeln liegt zwischen Hauptstraße und Ostfront. Nach Süden zu, gegen den alten Marstall, sollte wohl der Schlossgarten sich anschließen unter Beseitigung der alten Bauten.

So kühnen Gedanken zu folgen konnte man sich nicht entschließen. Aber auch das, wozu man sich entschloss, war noch ungeheuer, gemessen an der Bedeutung des Fürsten, der sich diesen Riesenbau errichten wollte, und an den Mitteln, die zur Verfügung standen. Die Grundrisse des Erdgeschosses und des Hauptgeschosses geben nach Zeichnungen (Abbildung 3 + 4) des Werkmeisters Johann Martin Hüglin aus Basel das wieder, wie es die endgültige Fassung zeigte. Im Erdgeschoss in der Hauptachse eine stattliche gewölbte Eingangshalle, daneben die Treppe zum Audienzsaal, daran anschließen an der alten Stelle die Schlosskapelle. Jenseits des Hofes in der Achse eine mächtige Prachttreppe. Im Obergeschoss gegen die Straße zu in der Mitte der Audienzsaal, im Osten, durch den großen Festsaal getrennt, zwei fürstliche Appartements um je ein Paradeschlafzimmer gruppiert.

Noch 1698 wurde mit dem Bau unter der Leitung des von Rossi mitgebrachten Italieners Giovanni Mazza begonnen. 1699 war der westliche Flügel des Hofes ziemlich fertig. Die Einzelheiten der Bauausführung sind ausführlich überliefert worden. Streitigkeiten zwischen Mazza und Rossi, Geldmangel und die unsichere politische Lage brachten das große Unternehmen zum Stocken. Nach 1700 ist, außer Arbeiten zum Ausbau des fertig gewordenen Flügels, nichts mehr gemacht worden. Der gebaute Flügel ist entsprechend im dunkelgrau eingefärbten Schloss-Entwurf der Abb. 2 zu sehen, er umgibt rechts einen länglichen, rechteckigen Innenhof.

Die Verlegung der Residenz in das von Karl_Wilhelm_von_Baden-Durlach, dem Nachfolger von Friedrich Magnus, gegründete Karlsruhe machte allen Hoffnungen auf Weiterführung des groß Begonnenen ein Ende. So gehört das Durlacher Schloss auch zu den vielen Bauwerken, die das Kapitel der Kunstgeschichte „Architektur, die nicht gebaut wurde“ füllen. Umgeben von den Ruinen der alten Karlsburg stand der Flügel mächtig da, ein Denkmal des Wollens.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Ruinen abgetragen, das Schloss wurde zur Kaserne.

Schlosskapelle

Die 1689 zerstörte Schlosskapelle hatte sich unterhalb der Gemächer der Markgräfin befunden. Durch eine Bodenklappe, welche über dem Altar angebracht war, konnte die Markgräfin an den Gottesdiensten teilnehmen.

Die neue Kapelle war nach dem Vorbild der Darmsdtädter Schlosskapelle errichtet worden. Sie war mit dickem Struck verziert und hatte Emopren, welche von im Mauerwek integrierten Balken getragen wurden.

Als die großherzogliche Familie die Räumlichkeiten aufgab, zog 1809 die kleine katholische Gemeinde in die Kapelle ein. Sie hatte für die Innenausstattung zu sorgen, während die großherzogliche Verwaltung für den Bau zuständig blieb.

Dieser war in einem schlechten Zustand: Die Emopre musste von zusätzluchen Holzbalken gestützt werden, der Stuck bröckelte immer wieder von der Decke. Auch der geziegelte Boden war sehr uneben. Zudem fehlte der katholischen Gemeinde zunächst das Geld, die Einrichtung den eigenen Liturgiebedürfnissen anzupassen. Lediglich Bilder der zwölf Apostel, eine Christusfigur und zwei Beichtstühle wurden als Geschenk aus Rastatt im Jahr 1811 neu hinzugefügt.

1864 erhielt die Kapelle eine neue Kanzel, welche die von den Katholilken ungewünschte Altarkanzel ablöste. Mit Fertigstellung der eigenen Kirche zog die Gemeinde aus der Schlosskapelle aus.

Tafel am Gebäude

Schild

Text auf dem Schild am Eingang zur Bibliothek:

KARLSBURG
1562-1565
ANLÄSSLICH DER VERLEGUNG
DER MARKGRÄFLICHEN
RESIDENZ NACH DURLACH
ERRICHTET
-
   1689
ZERSTÖRT
-
1698–1702
NACH PLÄNEN VON
DOMENICO EGIDIO
ROSSI
TEILWEISE WIEDER AUFGEBAUT
-
   1964
ABRISS EINES FLÜGELS
-
1973–1988
RESTAURIERUNG
DES NOCH STEHENDEN TEILS

Literatur

Martin Bachmann: Die Karlsburg. Spuren der Residenzanlage im Durlacher Stadtgefüge. Materialien zu Baugeschichte und Bauforschung, Band 11 (2000)

Adresse

Pfinztalstraße 9
76227 Karlsruhe
Zeichen 224.svg  nächste Haltestelle: Schlossplatz   
(H)  nächstes Parkhaus oder Tiefgarage: Tiefgarage Weiherhof    

Die Buslinie  HOHO  des HopOn/HopOff-Bus hält in der Nähe. Dieser Ort im Stadtplan:

Weblinks