Tabak

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Tabak (Nicociana tabacum L.) ist eine Pflanze die von den Hugenotten nach Baden gebracht wurde und für viele Landwirtsfamilien von Mannheim bis Staffort und um Lahr über Jahrhunderte die wichtigste Einnahmequelle war. Eine wichtige Sorte war der Friedrichstaler, heute finden sich nur noch vereinzelte Tabakflächen in Nordbaden.

Geschichte des Anbaus

Der Tabakanbau in Süddeutschland hat eine über 400 Jahre alte Tradition vorzuweisen, unter den deutschen Klimaverhältnissen blieb er jedoch immer eine Sonderkultur in pflanzenbaulicher Grenzlage. Nach einer Urkunde aus der Pfalz soll der erste Tabak in Deutschland im Jahr 1573 im Pfarrgarten von Hatzenbühl (Bistum Speyer) angebaut worden sein. 1615 wurde in Holland der erste Tabakanbau zu Erwerbszwecken aufgenommen. "Holländischer Knaster" in der "Delfter Thonpfeife" geraucht und holländischer Schnupftabak wurden zur Mode. Holländische Tabakbauern ließen sich im Raum Mannheim nieder und bauten die Sorten "Amersforter", "Geudertheimer" und "Goundie" an. Die in der Markgrafschaft Baden-Durlach und dem Bistum Speyer aufgenommenen Hugenotten brachten Tabaksamen und Anbauerfahrung aus Frankreich mit und schufen damit die Voraussetzung für die weitere Verbreitung des Anbaus in Deutschland. Die mitgebrachte Tabaksorte wurde nach der neuen Heimat Friedrichstaler genannt. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu einer großen Ausbreitung; ca. 200.000 Landwirtschaftsbetriebe bauten damals auf über 30.000 ha Tabak an. (Baden 10 tausend ha, Preußen 7 tha; Bayern einschl. Pfalz 7 tha, restliche deutsche Länder 6 tha). Ab Anfang des 20. Jahrhunderts wurde für die kleinbäuerliche Landwirtschaft insbesondere in Baden und der Südpfalz Tabak eine der wichtigsten Einnahmequellen. Tabak bot vielen Landwirtsfamilien sowie vielen Tagelöhnern Arbeit und Einkommen, nachdem ein Beimischungszwang für heimischen Tabak in Zigarren und Zigaretten in Deutschland eingeführt worden war.

Die europäische Tabakblauschimmel-Pandemie im Jahr 1960, die durch unvorsichtiges Hantieren eines Wissenschaftlers mit diesem Peronospora-Pilz an der Bundesanstalt für Tabakbau in Forchheim verursacht wurde, stellte das Überleben vieler landwirtschaftlicher Betriebe in Frage. Der damals bereits begonnene Strukturwandel der Landwirtschaft wurde in den Tabakanbaugebieten durch diesen Einkommensverlust noch verstärkt. Der Tabakanbau spielt in Deutschland seit der Jahrtausendwende nur noch in wenigen Regionen (Südpfalz, Nordbaden) eine wirtschaftliche Rolle[1]. Die Anbauer sind im Bundesverband deutscher Tabakpflanzer mit Sitz in Schwetzingen[2] zusammengeschlossen.

Seit Beginn des 21. Jahrhunderts sind mehrere Untersuchungen auf dem Weg, das spezielle pflanzenbauliche Wissen der Tabakanbaubetriebe für andere Kulturen zu nutzen bzw. den Anbauern entsprechende Anbaualternativen aufzuzeigen[3].

Tabakforschung und Beratung

Das Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg in Rheinstetten-Forchheim betrieb Tabakforschung bis 2012. Seit 2013 hat die Firma Nicota die Tabakforschung in Forchheim übernommen. Diese Firma versorgt die Tabakpflanzer auch mit Tabaksaatgut und weiteren Serviceleistungen. Verbindungen pflegt die NiCoTa auch zum Beratungsdienst-Tabakbau Baden-Württemberg[4] sowie zum Bundesverband deutscher Tabakbauern.[5]

Unternehmen

Tabakmuseen

  • Tabakmuseum im Kloster Lorsch an der Bergstraße (Südhessen)
  • Oberrheinisches Tabakmuseum in Mahlberg im Ortenaukreis

Siehe auch

Literatur

  • Konrad Dussel: Staffort 1110 bis 2010: Streifzüge durch 900 Jahre Geschichte, Verlag Regionalkultur Heidelberg, Ubstadt-Weiher, Basel 2010 ISBN: 978-3-89735-622-1
  • Arnold Hauck: Duwaggbreche in Stutensee. Stutensee-Hefte, Stadt Stutensee 2003.
  • Friedrich Wilhelm Hauck: Untersuchungen über die Absatzverhältnisse inländischer Rohtabake und Möglichkeiten zu deren Förderung. Diss. Stuttgart-Hohenheim, 1952/53.
  • Hanna Heidt: Erinnerungen an die Vergangenheit; Schwanen Stutensee.-Staffort 2003.
  • Hubert Hornung: Grundlagen zur Erreichung einheitlicher Qualitätenbei der Ernte luftgetrockneter Tabake, Der Deutsche Tabakbau Nr.12-1958
  • Oskar Hornung: Friedrichstal; Geschichte einer Hugenotten-Gemeinde, zur 250-Jahrfeier / 1949 - 2. erg. Aufl.; Friedrichstal Bürgermeisteramt 1974
  • Günther Hornung und Bertold Gorenflo: Friedrichstal – Meilensteine aus drei Jahrhunderten, Friedrichstal 2009
  • Karl Schmid: Gefäßversuch über die Ausnutzung von Mehrnährstoffdüngemitteln oder Volldüngern durch die Tabakpflanze, Der Deutsche Tabakbau Nr8-1959
  • Derselbe: Tabakforschung, Sonderheft anlässlich des 25jährigen Bestehens des Instituts, Bundesanstalt für Tabakforschung, Juli 1953
  • Josef Adolf Schmidt: Neuer Biotyp von Peronospora, Der Deutsche Tabakbau Nr. 24-1972
  • Derselbe: Festschrift 50 Jahre Landesanstalt für Tabakbau und Tabakforschung Forchheim Rheinstetten bei Karlsruhe, Hrsg: Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt Baden-Württemberg 1977
  • Karlheinz Schönherr und Werner Schiller: Echt deutscher Tabak; die Geschichte eine Qualitätsproduktes vom Saatgut bis zur Zigarette, Badische Tabakmanufaktur Lahr 1979
  • Paul Schweiger und Franz Burkard: Rauchzeichen : Chronik der Tabakforschung in Forchheim von 1927 bis 2006 mit den Außenstellen Donaueschingen, Müllheim, Ladenburg, Rottweil und Sigmaringen / Schweiger ; Burkart. - Karlsruhe 2010 ISBN: 978-3-00-032355-3
  • Theo Seibert und Günter Hechler: Tabakbau in Deutschland; Neustadt Weinstraße, Landau/Pfalz Pfälzische Verlagsanstalt 1976
  • Walter Steiner: Tabaktrocknung in Folienschuppen, Der Deutsche Tabakbau Nr. 4-1972
  • Manfred G. Raupp: Die Entwicklung des Tabakanbaus in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung in der Gemeinde Staffort; Ingenieurschule Nürtingen 1962; 2.überarbeitete und erweiterte Auflage Lörrach Oktober 2012, Herausgeber: Lörrach international, ISBN: 978-3-9815406-3-5
  • Webinformation zu Tabak der Proplanta Hohenheim

Weblinks

Fußnoten