Sebastian Grundel

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Sebastian Grundel (* 22. April 1889 in Bruchsal; † 21. Mai 1972 ebenda) war Friedhofsaufseher der Stadt Bruchsal.

Leben und Wirken

Grundel war das älteste von fünf Kindern der Eheleute Georg Grundel und Magdalena Kernberger. Väterlicherseits stammte die Familie von einem Bauarbeiter ab, der im Zuge des Baus des Bruchsaler Schlosses aus Bayern nach Bruchsal gekommen war und sich dort niedergelassen hatte.

Grundels Schulzeit endete 1903; danach musste er erwerbstätig werden ohne eine fortführende Schule besuchen zu dürfen, da die Familie auf das Zusatzeinkommen angewiesen war. Als Hausbursche eines Firmeninhabers arbeitete er eineinhalb Jahre. Danach kündigte er, da ihm die Verhältnisse dort missfielen.

Zwischenzeitlich als Maschinenarbeiter tätig, leistete er 1909 bis 1911 in Karlsruhe als Kanonier beim Feldartillerie-Regiment Nr. 14 seinen Wehrdienst.

Am 1. Juni 1914 begann er eine Stelle als Friedhofsaufseher am Friedhof Bruchsal. Die Dienstwohnung hatte er in einem Anbau der Leichenhalle. Zwei Monate später heiratete er die aus Rohrbach/Sinsheim stammende Philippine Fischer (1892–1970). Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor.

Direkt zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Er diente im 3. Ober-Elsässischen Feldartillerie-Regiment Nr. 80 als Kanonier. Nach Kriegsende kehrte er an seine vorige Arbeitsstelle zurück. 1934 übernahm er zusätzlich die Stellung als Bestattungsordner.

Nachdem die alte Leichenhalle kurzfristig abgerissen werden musste und die Familie einige Zeit zur Miete wohnte, kaufte Grundel 1937 das Haus in der heutigen Peter-und-Paul-Straße 92, damals Friedhofstraße 30.

Im Juni 1938 trat er, laut eigenen Angaben auf Druck, der NSDAP bei. Beim Entnazifizierungsverfahren 1946 wurde er als „Mitläufer“ eingestuft.

Am 1. April 1945 erfuhr Grundel, dass der Eisenbahntunnel, welcher unter den Friedhof durchführte, zur Sprengung anstand. Nachdem die erste von drei geplanten Teilsprengungen größere Schäden an den umliegenden Häusern und an einigen Gräbern des Friedhofs verursacht hatte, entdeckte Grundel die Zündschnur welche für die zweite Sprengung vorgesehen war. Er entfernte sie und versteckte sie in der Leichenhalle. Laut eines später verfassten Berichts habe Grundel erkannt, dass die Sprengung erhebliche Schäden an der Peterskirche verursacht hätte. Bei einer Befragung über den Verbleib der Zündschnur machte er bewusst falsche Angaben.

Den letzten Bombenangriff auf Bruchsal am selben Tag überlebte er nur knapp.

Nach seiner Pensionierung im November 1954 arbeitete er noch etwa zehn Jahre als Leichenbeschauer.

Grundel verfasste mehrere autobiographische Schriften, die aber zunächst unveröffentlicht blieben:

  • Die Bruchsaler Juden
  • Bruchsal am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhundert
  • Tätigkeitsbericht des Bestattungsordners aD Sebastian Grundel

In letzterer Schrift, mit 27 maschinengeschriebenen Seiten die Umfangreichste, legte Grundel den Schwerpunkt auf seine Erlebnisse in der NS-Zeit. Einen kürzeren Abschnitt widmete er seinen Erlebnissen aus der Zeit gegen und kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs. Er widersprach dabei der 1921 von Josef Münch veröffentlichten Darstellung, dass die russischen Kriegsgefangenen, die in Bruchsal stationiert waren, an Grippe verstorben seien. Laut Grundel waren die Todesfälle durch Hungertyphus verursacht.

Er starb im Mai 1972 und wurde in einem Familiengrab auf dem Bruchsaler Friedhof beigesetzt.

Ehrungen

Informationstafel an St. Peter in Bruchsal
  • 1917: Militär-Karl-Friedrich-Verdienstmedaille am Bande
  • 1918: Eisernes Kreuz Zweiter Klasse
  • 1964: Vorgeschlagen für das Bundesverdienstkreuz. Die Nichtzulassung erfolgte, da das konkrete Verdienst aus der Zeit vor der Gründung der Bundesrepublik stammte
  • 2020: Einweihung einer Infotafel an der Peterskirche, welche an Grundel erinnert.

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