Kaspar Hauser

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Kaspar Hauser

Kaspar Hauser (*um 1812; † 17. Dezember 1833 in Ansbach, Franken) war eine Person unbekannter Herkunft, die bis heute Öffentlichkeit und Wissenschaft beschäftigt.

Geboren wurde er angeblich am 30. April 1812, nach der Erbprinzentheorie am 29. September 1812 in Karlsruhe als Sohn von Stéphanie Luise Adrienne Beauharnais; ermordet am 17. Dezember 1833 im fränkischen Ansbach.

Mutmaßlicher Thronfolger des Großherzogtums Baden.

Leben

Am Pfingstmontag, dem 26. Mai, des Jahres 1828 begann das "offizielle" Leben eines jungen Mannes, der in Nürnberg hilflos aufgegriffen wurde. Seinem äußeren Erscheinungsbild nach musste er aus einfachen Verhältnissen stammen. Neben dem verwirrten und dümmlichen Eindruck, den er machte, wiederholte der Fremde ständig den Satz "Ein Reiter will ich werden, wie mein Vater einer war." Einem Papier zufolge, welches der Unbekannte bei sich trug, sollte er am 7. Oktober 1812 einem armen, kinderreichen Taglöhner "gelegt worden" sein. "Kaspar Hauser" schrieb der des Sprechens offensichtlich nicht besonders Kundige auf ein Papier, als er nach seinem Namen gefragt worden war. Später, im Sprechen geübter, erzählte er, in einem dunklen engen Verließ aufgewachsen zu sein, wo jeden Morgen Brot und Wasser neben der Schlafstelle gestanden hätten. Ab und zu habe das Wasser bitter geschmeckt. Wenn er nach dem Verzehr jenes Wassers aus dem Schlaf aufgewacht sei, habe jemand seine Kleidung gewechselt und seine Nägel geschnitten gehabt. Eines Tages sei ein Mann zu ihm gekommen, habe ihn gelehrt, "Kaspar Hauser" zu schreiben und den Satz zu sprechen: "Ein Reiter will ich werden, wie mein Vater einer war." Wie er nach Nürnberg gekommen war, wusste er nicht. Die ungeklärte Herkunft Kaspar Hausers und seine Entwicklung weckten das Interesse einer Vielzahl von Wissenschaftlern und Regenten in ganz Europa. Eine gewisse Ähnlichkeit Kaspar Hausers mit Mitgliedern des großherzoglichen Hauses Baden ließ die Vermutung aufkeimen, Kaspar Hauser sei ein Abkömmling der badischen Adelsfamilie. 1829 und 1831 wurde Kaspar Hauser Opfer zweier unaufgeklärter Attentatsversuche.

Am 14. Dezember 1833 kam Kaspar Hauser mit einer schweren Stichverletzung im Unterleib nach Hause und berichtete von einem Attentat im Ansbacher Hofgarten. Drei Tage später starb er an den Folgen der Verletzung. Sein Grabstein auf dem Ansbacher Stadtfriedhof trägt die Inschrift:

        Hier ruht Kaspar Hauser, 
        ein Rätsel seiner Zeit, 
         unbekannt die Geburt, 
geheimnisvoll die Umstände seines Todes.

DNA- bzw. Genanalysen im Fall „Kaspar Hauser“

Der DNA-Analyse von 1996 im Auftrag des SPIEGEL folgte eine Genanalyse im Auftrag von ZDF/ARTE im Jahre 2002. Da das 1996 analysierte Blut der vermeintlichen Hauser-Unterhose nicht mit den 2002 vorgenommenen verschiedenen Genproben von Hauser-Gegenständen überein stimmte, gilt die Analyse von 1996 nicht mehr als aussagekräftig. Die Genanalyse des Rechtsmedizinischen Instituts der Uni Münster unter Prof. Dr. Bernd Brinkmann von 2002 sollte – entlang der damaligen Pressemitteilung von ARTE /ZDF und ihrer Reportage sowie anderen Veröffentlichungen – scheinbar mit sehr großer Wahrscheinlichkeit erwiesen haben, dass Hauser der badische Erbprinz gewesen wäre.

Prof. Brinkmann selber hat allerdings in einem Ende Dezember 2002 geführten „Experten-Chat“, welches das ZDF - in Auszügen - im Internet veröffentlicht hat (siehe Link zur Seite: Mordfall Kaspar Hauser), anders zur Genanalyse 2002 seines Instituts Stellung genommen. Eingangs erwiderte er auf eine frühe Frage, ob seine Gen-Analyse klare Antworten zur Verwandtschaft Hausers mit der badischen Herrscherfamilie liefern könne oder nicht, sie könne es nicht. Dort antwortet Brinkmann auf Nachfrage, dass für die Gen-Analyse 2002 die mitochondriale DNA (mtDNA) im Vergleich von Hauser und einer Nachfahrin von Hausers angeblicher Mutter Stephanie von Baden untersucht worden wäre. Brinkmann weiter: "mtDNA wird unverändert von der Mutter an die Nachkommen vererbt und von den weiblichen Nachkommen weiter".

Da vom heutigen badischen Adelshaus kein Genspender bereit stand, spendete eine Nachfahrin aus der weiblichen Linie von Hausers angeblicher Mutter Stephanie von Baden Genmaterial. Entsprechend hätte die mtDNA der Nachfahrin aus der weiblichen Linie von Hausers angeblicher Mutter Stephanie mit Kaspar Hausers mtDNA - als Sohn Stefanies - zu 100% übereinstimmen müssen, doch war das nicht der Fall.

Prof. Brinkmann antwortete auf die Chat-Frage, was es bedeute, dass die Genanalyse nur an einem Ort nicht übereinstimme, entsprechend mit: „Eine Unterschiedlichkeit an nur einem Ort kommt bei verschiedenen Menschen häufig vor. Sie kann aber auch durch eine Mutation zwischen Mutter und Kind entstehen.“ Die Unterschiedlichkeit an einem einzigen Ort der mtDNA kann demnach häufig zwischen nicht verwandten Menschen auftreten, doch ebenso zwischen Mutter und Kind aufgrund eventuell möglicher Mutationen der mtDNA. Die Genanalyse des Rechtsmedizinischen Instituts der Uni Münster hat folglich gezeigt, dass man die Verwandtschaft Hausers mit Stephanie von Baden aufgrund möglicher Mutationen nicht ganz ausschließen kann, doch belegt ist sie damit ebenso wenig, da genauso ein echter mtDNA-Unterschied, aufgrund Nichtverwandtschaft, ohne Mutationen vorliegen könnte.

Siehe auch

Literatur

  • Günter Hesse: Kaspar Hauser, der Sohn des Pfarrers und Botanikers Wolfgang Hechenberger aus Tirol, spricht Latein. Und kommt aus M.L.Ö.!. Deutsche Literaturgesellschaft, Oktober 2016, ISBN: 978-3-03831-123-2

Weblinks