Badische Landesbibliothek
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Die Badische Landesbibliothek (kurz BLB) ist eine wissenschaftliche Universalbibliothek. Zusammen mit der Württembergischen Landesbibliothek (WLB) in Stuttgart ist sie die Regionalbibliothek für Baden-Württemberg, wobei die BLB speziell für die Regierungsbezirke Freiburg und Karlsruhe zuständig ist. Zusammen mit der WLB nimmt sie das Pflichtexemplarrecht für Baden-Württemberg wahr und ist damit auch Archivbibliothek. Sie befindet sich in der Erbprinzenstraße gegenüber der Kirche St. Stephan. Ihr Träger ist das Land Baden-Württemberg.
Geschichte
Die Badische Landesbibliothek ging 1918, als der letzte Großherzog von Baden abdankte, aus der Hof- und Landesbibliothek hervor. Diese bewahrte seit vielen Jahrhunderten die Büchersammlungen der badischen Herrscher auf; als inoffizielles Gründungsdatum gilt das Jahr 1515, in dem Markgraf Christoph I. die Herrschaft und den zugehörigen Besitz seinen Söhnen übergab. Anfang des 19. Jahrhunderts kamen durch die Säkularisation bedeutende Sammlungen aus den Klöstern Badens in die Bibliothek. Durch das Aussterben einer Seitenlinie des Hauses Baden und andere Entwicklungen ergänzten Bestände anderer Residenzen nach und nach die damalige Hofbibliothek, darunter die Bibliotheken aus Durlach, Rastatt und zuletzt Baden-Baden.
Im zweiten Weltkrieg wurde die Landesbibliothek 1942 vollständig zerstört, ca. 98% des Bestandes wurden vernichtet. Überlebt haben nur einige wenige Bücher, die zur Zeit des Bombenangriffs nicht im Haus waren, insbesondere die rechtzeitig ausgelagerten mittelalterlichen Handschriften und die Inkunabeln. Unmittelbar danach, noch während des Krieges, wurde mit dem Wiederaufbau begonnen.
Zunächst war die Badische Landesbibliothek in der Maximilianstraße untergebracht und zog dann in das 1964 erbaute Gebäude im Nymphengarten in der Lammstraße 16, das zum Museum für Naturkunde gehört. Das heutige Gebäude in der Erbprinzenstraße entstand in der Zeit von 1983 bis 1991 und wurde am 17. Januar 1992 feierlich eröffnet. Es wurde vom Kölner Architekten Oswald Mathias Ungers gebaut. Seit März 2012 wird auch das ebenfalls zu dieser Zeit gebaute Torbogengebäude, genannt Wissenstor, von der BLB genutzt. Im Mai 2016 wurden die Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.
Seit Anfang Mai 2009 ist Dr. Julia Freifrau Hiller von Gaertringen Direktorin der BLB.
Bestände
Der Bestand der BLB beläuft sich auf ca. 2,9 Millionen Medien aus allen Fachgebieten (Stand: 2022) zuzüglich eines umfangreichen Angebots digitaler Medien. In ihren Sammlungen verfügt sie über einen großen Bestand an mittelalterlichen Handschriften, Musikalien, Autographen, Nachlässen, Inkunabeln, alten Drucken und historischen Karten. Zudem beherbergt die Badische Landesbibliothek auch moderne Sammlungen, insbesondere zur Regionalgeschichte und zu allen Themen rund um Baden-Württemberg und das Oberrheingebiet. Zu den zentralen regionalen Aufgaben der Badischen Landesbibliothek gehört die Sammlung, Erschließung und Bereitstellung der Publikationen aus und über Baden.
Daneben verwahrt die BLB eine große Zahl bedeutsamer historischer Bestände. Unter den vielen ehemaligen Klosterhandschriften befindet sich unter anderem die Sammlung des Klosters Reichenau, eines der wichtigsten Klöster des Mittelalters. Innerhalb der Sammlung von Handschriften, die der ehemaligen Fürstlich-Fürstenbergischen Hofbibliothek Donaueschingen gehörte, befindet sich heute auch die weltberühmte Handschrift C des Nibelungenliedes, die seit 2009 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. 1995 konnte mit Hilfe der Badischen Bibliotheksgesellschaft die Schlossbibliothek Baden-Baden erworben werden. Darin enthalten ist auch eine größere Musiksammlung mit etwa 1.800 gedruckten und handschriftlichen Werken zahlreicher Komponistinnen und Komponisten, die die bestehenden umfangreiche Sammlung an Musikalien ergänzt. Außerdem gehören zu den Historischen Beständen der BLB eine bedeutende Sammlung an Nachlässen von badischen Dichtern und Denkern sowie eine große Kollektion historischer Landkarten. Seit Ende 2018 gehört auch die Donaueschinger Wigalois-Handschrift (Cod. Don. 71) zum Sammlungsbestand der BLB.
Öffnungszeiten
- Haupthaus
- Montag bis Freitag: 9.00 bis 19.00 Uhr
- Samstag: 10.00 bis 18.00 Uhr
- Wissenstor
- Montag bis Freitag: 9.00 bis 22.00 Uhr
- Samstag: 10.00 bis 22.00 Uhr
- Lesesaal Sammlungen (Handschriften- und Musiklesesaal)
- Montag bis Mittwoch: 09.30 bis 16.00 Uhr
- Donnerstag: 09.30 bis 18.00 Uhr
- Freitag: 09.30 bis 16.00 Uhr
Internetnutzung
Mit dem eigenen digitalen Endgerät und einem gültigen Bibliotheksausweis kann man über WLAN ohne Zeitbegrenzung in allen Bereichen der BLB das Internet nutzen.
Benutzerausweis
Seit dem 9. Mai 2009 wird für die Ausstellung eines Benutzerausweises eine Jahresgebühr erhoben. Der Ausweis kostet 30 Euro für 12 Monate oder 8 Euro für 3 Monate. Schüler, Studenten und Auszubildende sind von der Gebühr befreit. Zivil-/Wehrdienstleistende, Arbeitslose und Empfänger von Leistungen der Grundsicherung erhalten einen reduzierten Jahresausweis für 15 Euro.
Gegen die Einführung der Nutzungsgebühr gab es im Vorfeld Proteste aus Politik und Bevölkerung, siehe Protest gegen Benutzergebühren. Die verantwortliche Landesregierung, die diese Gebühren für beide Landesbibliotheken festlegt, änderte die Landesgebührenordnung jedoch nicht.
Veranstaltungen
In den Räumlichkeiten der Badischen Landesbibliothek finden zudem regelmäßig Ausstellungen, Konzerte, Vortrag und andere Veranstaltungen statt.
Der Eintritt zu den Ausstellungen und den Veranstaltungen ist frei.
Digitale Sammlungen
Die Badische Landesbibliothek betreibt seit 2010 eine Digitalisierungswerkstatt, die sich der systematischen Digitalisierung der Historischen Bestände widmet und sie über eine spezielle Plattform[1] im Internet frei zur Verfügung stellt.
Bilder
Landesbibliothek von der Erbprinzenstraße
Adresse
- Badische Landesbibliothek
- Erbprinzenstraße 15
- 76133 Karlsruhe
- Telefon: (07 21) 1 75 - 2221
- E-Mail: service(at)blb-karlsruhe.de
Literatur
- Buch Leser Bibliothek. Festschrift der Badischen Landesbibliothek zum Neubau, hrsg. von Gerhard Römer, Karlsruhe 1992.
- Die Badische Landesbibliothek Karlsruhe: Architekt Oswald Mathias Ungers; (ein Projekt der Staatlichen Hochbauverwaltung), herausgegeben vom Finanzministerium Baden-Württemberg, Stuttgart, Hatje, 1992. ISBN: 3-7757-0373-X
- Nach berühmten Vorbildern entsteht ein moderner "Büchertempel". Die Badische Landesbibliothek wird neugebaut. In: Der Oststadtbürger, 37. Jahrgang, Ausgabe Nr. 1 vom Februar 1986, Seite 10
Weblinks
- Offizielle Webpräsenz „Badische Landesbibliothek“
- Das Stadtlexikon Karlsruhe des Stadtarchivs zum Thema „Badische Landesbibliothek“
- Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Badische Landesbibliothek“