Kulturfestival Frauenperspektiven
Das Kulturfestival Frauenperspektiven war eine zweijährliche Veranstaltung von 1991 bis 2015 in Karlsruhe.
Beschreibung
Es zielte auf eine immer wieder aktualisierte gesellschaftspolitische Auseinandersetzung mit der Frage nach Geschlechtergerechtigkeit auf lokaler, bundesweiter und globaler Ebene. Darüber hinaus richtete es explizit den Fokus auf die weibliche Seite von Kulturproduktion und -rezeption. Dabei kamen insbesondere weibliche Kulturschaffende zu Wort.
Im Rahmen des vom Gemeinderat initiierten Haushaltsstabilisierungsprozesses werden die Frauenperspektiven ab 2017 mit den Europäischen Kulturtagen zu einem großen Kulturfestival mit gesellschaftspolitischer Ausrichtung zusammengelegt.
Organisation
Das Festival fand alle zwei Jahre im Wechsel mit den Europäischen Kulturtagen statt. Es wird von Vertreterinnen zahlreicher Karlsruher KulturveranstalterInnen und dem Gleichstellungsbüro in Teamarbeit konzeptionell entwickelt und vorbereitet. Die Gesamtkoordination liegt bei der Stadt Karlsruhe – Kulturamt, Kulturbüro. Das Festivalmanagement wurde 2014 erstmals extern beauftragt. Der Arbeitsgruppe 2015 gehören an: Badischer Kunstverein, Badisches Staatstheater, GEDOK, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Karlsruhe, Internationales Begegnungszentrum IBZ, Jubez, JUKS, Kinemathek, Literarische Gesellschaft, substage, Kulturverein Tempel, Tollhaus, vhs, ZKM sowie die städtische Gleichstellungsbeauftragte und andere. Hinzu kommen zahlreiche Kooperationspartnerinnen wie Holla die Waldfee, KOHI, FAK, Poly Produzentengalerie e.V. u.a. Auf eine Teilnahme an der Planungsgruppe 2015 verzichtet das ständige Mitglied Centre Culturel Franco-Allemand. Die Städtische Galerie Karlsruhe verleiht im Rahmen des Festivals den Hanna-Nagel-Preis 2015 an eine lokale bildende Künstlerin.
Als größtes spartenübergreifendes Festival seiner Art in Baden-Württemberg trugen die Frauenperspektiven zum kulturellen Stadtmarketing bei.
Geschichte
1991 fand das feministisch ausgerichtete Festival Frauenperpektiven, auf einen fraktionsübergreifenden Beschluss der Karlsruher Gemeinderätinnen hin, erstmalig statt. Standen am Anfang feministische Fragestellungen und eine Herausstellung von bedeutenden weiblichen Beiträgen zur westlichen Kulturgeschichte im Vordergrund, widmeten sich die Frauenperspektiven von 2001 bis 2009 unter der Festivalleitung von Elisabeth Schraut verstärkt dem gekreuzten Blickwinkel von und zu anderen Frauenkulturen in einem globalen Kontext.
Die Frauenperspektiven wurden 2001 als vorbildliches Projekt der EU (Best Practice) im Rahmen von „Women in Europe“ ausgezeichnet.
Die zehnte Ausgabe des Kulturfestivals Frauenperspektiven Karlsruhe fand vom 13. bis 29. März 2009 statt. Im Mittelpunkt stand der Iran. Titel des Festivals war „Tausendund_ein IRAN – Mille et un Iran“. Damit setzte das zweisprachig in deutsch und französisch angelegte Festival seine 2003 begonnene Auseinandersetzung mit außereuropäischen Kulturen fort. Heimat und Fremde waren dabei ein Leitfaden, den das Festival seit 2001 mit „Daheim in fremden Welten?“ verfolgte. Immer standen dabei Frauen, ihre Lebensbedingungen und Sichtweisen im Mittelpunkt. Wichtige Eckpfeiler der Festivalausgaben 2001 bis 2009 waren die enge Anbindung an das benachbarte Elsass und damit einhergehend eine zweisprachige (dt./frnz.) Ausrichtung. Auch schaffte es das Festival, das Programm in den jeweiligen Landessprachen der thematisierten Kulturen anzubieten und Migrantinnen in die Festivalvorbereitungen wesentlich zu integrieren.
Des Weiteren wurden in dieser Phase drei Wanderausstellungen entwickelt, die über mehrere Jahre international präsentiert wurden: „Daheim in fremden Ländern“ (2001. Katalog in deutscher Sprache. Texte auch in engl., frnz. und rum. verfügbar. ISBN: 3-88190-271-6), „Frauen im Orient – Frauen im Okzident“ (2003. Schirmherrschaft: Prof. Dr. Jutta Limbach, Präsidentin Goethe-Institut, München. Katalog (dt./frnz.) erhältlich bei GEDOK-Büro Karlsruhe.), „Neue Rhythmen am Rhein – Frauen aus Lateinamerika“ (2007. Katalog: ISBN: 978-3-88190-472-8. "Die halbe Herrlichkeit der Frauen - Compatir el senorio con las mujeres" – Anthologie (mit Lesungen) mexikanischer und deutscher Autorinnen, Hrg. ISCHFRA: ISBN: 978-3-88190-470-4)
2005 bis 2009 beteiligten sich – auf Anregung von OB Fenrich in der Gesellschafterversammlung der TechnologieRegion – auch Gaggenau, Bruchsal, Stutensee und Ettlingen an dem Frauenperspektivenfestival.
2011 unterzog sich das Festival unter dem Titel "FRAUEN - PERSPEKTIVEN - WECHSEL / 20 Jahre Frauenkulturfestival! ... und in Zukunft?" einer grundlegenden Revision in Form eines Symposiums. Die Konferenz fand vom 15. bis 17. April 2011 im Zentrum für Kunst- und Medientechnologie statt. Es zog eine Fortsetzung des Festivals unter einer angestrebten Verjüngung und stärkeren Politisierung nach sich.
Mit der Ausgabe Frauenperspektiven 2013 „Grenzen–Los!“ (19. April bis 5. Mai) setzte die Arbeitsgruppe die neuen Zielsetzungen in einem vielschichtigen Programm um. An 17 Tagen boten 17 VeranstalterInnen Unterhaltsames, Erhellendes und Kontroverses zu den Leitthemen: Bestehende Grenzen einreißen / Grenzen ziehen / Loslösen und das Los ziehen, neue Lösungen und Ausdrucksmöglichkeiten zu suchen. Gerade die Einbindung von Holla die Waldfee, und FAK gaben wichtige Impulse in Sachen Generationenwechsel. Außerdem erstmalig fest in der Arbeitsgruppe engagiert waren: Badischer Kunstverein, IBZ, substage und Tempel. Auch mit einem neuen Grafikkonzept durch das Gestalterbüro zwo/elf (Constanze Greve), das eine große entringte Falkin vor weißem Grund zeigte, konnte das Festival in der öffentlichen Wahrnehmung Imagezugewinn erzielen. Ein Novum in der Positionierung der Frauenpespektiven stellte auch die Übersetzung des Programms auf Englisch, statt wie bisher auf Französisch, dar. Die organsiatorische Leitung lag 2013 in den Händen der Volkshochschule Karlsruhe.
Vom 17. bis 26. April 2015 fand die 13. Ausgabe des Frauenkulturfestivals Frauenperspektiven statt. Unter dem Titel "Über Arbeit | Über Leben" widmet sich das Festival 2015 dem Thema „Arbeit“ aus weiblicher Perspektive. In zehn Tagen werden von 19 VeranstalterInnen arbeitsmarktkritische Themen wie Bezahlung, Care-Krise, Rollenbilder, multiple Vermittlungshemmnisse, Genderisierung von Arbeitsfeldern, kulturelle Vorurteile aber auch zukunftsweisende Beispiele weiblicher Kulturproduktion oder spezifisch weibliche Modelle zu Arbeits- und Arbeitsmarktstrukturen unter die Lupe genommen. Erstmals wurde das Festivalmanagement in die Hände einer externen Kulturmanagerin übergeben.
Im Rahmen des vom Gemeinderat initiierten Haushaltsstabilisierungsprozesses werden auf Vorschlag der Verwaltung und mit Beschluss des Gemeinderates die Frauenperspektiven ab 2017 mit den Europäischen Kulturtagen zu einem großen Kulturfestival mit gesellschaftspolitischer Ausrichtung zusammengelegt und unter dem Dach der Europäischen Kulturtage weitergeführt. Die Frauenperspektiven finden sich in diesem Format durch die besondere Berücksichtigung des Themas der Geschlechtergerechtigkeit und durch die themenbezogene Beteiligung der bisherigen Partnerinnen und Partner des Frauenkulturfestivals deutlich erkennbar wieder.
Titel/Themen seit 1991
- 2015: Über Arbeit – Über Leben
- 2013: Grenzen – Los
- 2011: Frauen – Perspektiven – Wechsel
- 2009: Tausendund_ein IRAN
- 2007: Neue Welt – Neue Welten?
- 2005: Ferner Osten - Naher Westen? Extrême-Orient – Proche Occident?
- 2003: Orient Okzident – Befreundung mit dem Fremden?!
- 2001: Daheim in fremden Welten
- 1999: Träume – Visionen – Utopien
- 1997: Sehnsucht und Rituale
- 1995: Körper – Macht – Glück
- 1993: Erfinderinnen, Entdeckerinnen, Rebellinnen
- 1991: Frauenperspektiven