Gotthold Mayer
Gotthold Eugen Mayer (* 18. Mai 1887 in Sprantal, Amt Bretten; † 7. Februar 1970 in Langensteinbach) war Postinspektor und Gründer der Badischen Beamten-Genossenschaftsbank eGmbH, der heutigen BBBank eG.
Leben und Wirken
Gotthold Mayer besuchte die Oberrealschule in Bruchsal. 1903 trat er in den Dienst der Deutschen Reichspost als Schreibgehilfe im Postamt Flehingen. Ab 1914 hatte er eine Tätigkeit im „Reichsverband Deutscher Post- und Telegrafenbeamter, 1920 war er Vorsitzender der Bezirks-Postgewerkschaft für das Land Baden.
Die Gründung einer Beamtenbank entstand aus der allgemeinen Notlage der 1920er-Jahre heraus. Sie knüpfte an die die Grundlagen der Genossenschaften, die vorwiegend im handwerklich-technischen Bereich zu Beginn des 19. Jahrhunderts gegründet wurden, an. Den kleinen und mittelständigen Betrieben fehlte es an dem notwendigen Kapital für die Anschaffung neuer Technik. Mit Gründung von Selbsthilfeeinrichtungen wurde es möglich, zunächst vor allem den handwerklichen Mittelstand in die Lage zu versetzen, den strukturellen Wandel zu meistern und die wirtschaftliche Selbstständigkeit zu erhalten. Anders lagen die Verhältnisse für Beamtenkreditinstitute. Beamtenbanken gab es durchaus schon vor dem Ersten Weltkrieg. Allerdings beschränkte sich deren Angebot zumeist auf Tätigkeiten der Spar- und Darlehenskassen.
Gotthold Mayers Überlegungen zielten dahin, den Beamten die Möglichkeit zu geben, den Teil ihrer Bezüge sicher und verzinslich anzulegen, den sie nicht sofort brauchten. Der gesamte Zahlungsverkehr sollte für Mitglieder kostenfrei sein. Die große Neuerung und auch Attraktivität seiner Überlegungen lag aber darin, Kredite an Beamte mit Einlagen von Beamten zu finanzieren. Damit wurde eine Berufsgruppe kreditwürdig, die bis dahin wenige Möglichkeiten hatte, sich Darlehen zu beschaffen. Zudem sollten Gewinne der Mitgliedergemeinschaft wieder zugutekommen. Damit war der Hauptzweck der heutigen BBBank, der damaligen Badischen-Genossenschaftsbeamtenbank eGmbH, formuliert: das Guthaben der Mitglieder zu verzinsen, den Mitgliedern Kredite zu günstigen Bedingungen zu ermöglichen und im Sinne des genossenschaftlichen Selbsthilfegedankens Vorteile für die Beamtenschaft zu erwirtschaften.
Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung im Januar 1933 musste auch die Beamtenbank infolge der Gleichschaltungspolitik Einbußen hinnehmen. Die genossenschaftliche Idee der Hilfe zur Selbsthilfe wurde durch das neue Regime erheblich beschnitten und für seine Zwecke umgebogen. Gotthold Mayer musste im April 1933 seinen Vorstandposten niederlegen. Erst zum Jahresbeginn 1946 konnte Gotthold Mayer wieder die Leitung der Badischen Beamtenbank übernehmen und führte das Institut über die Schwierigkeiten von Nachkriegszeit und Währungsreform hinweg.
1953 und 1954 wurden die ersten Filialen nach dem Zweiten Weltkrieg in Baden-Baden, Konstanz und Stuttgart eröffnet. 1961 war die Zeit reif, den Mitgliederkreis zu erweitern. Auf einer Veranstaltung anlässlich des 40. Geburtstags der Bank betonte Gotthold Mayer in seiner Rede, „dass die Bank früher eine Einrichtung für Beamte gewesen sei, heute aber auch Mitglieder aus dem Kreis der Angestellten und Arbeiter der öffentlichen Behörden und halbamtlichen Einrichtungen in sich vereine.“ Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung sei nunmehr die Frage angebracht, „ob man nicht auch den Kreis für die festbesoldeten Angestellten und Arbeiter großer Unternehmen erweitern müsse.“ Somit hatte sich auch der Gründer der Bank für eine Ausweiterung des Mitgliederkreises ausgesprochen. Seine Idee sollte allerdings erst 1969 umgesetzt werden.
1967 ging eine Ära zu Ende: Gotthold Mayer, der Gründer der Bank, verabschiedete sich mit 80 Jahren in den Ruhestand. 45 Jahre lang, davon 33 Jahre als Vorstand, wirkte er an maßgeblichen Stellen des Bankhauses und bestimmte die Entwicklung der Genossenschaft entscheidet mit. Die Beamtenbank hatte zu diesem Zeitpunkt 136.000 Mitglieder sowie 14 Zweigstellen und war damals die größte Kreditgenossenschaft in Europa. Gotthold Mayer blieb der Bank als Ehrenvorsitzender weiter erhalten.
Als Mayer, der sich bis wenige Tage vor seinem Tod noch für die Geschäftsentwicklung interessierte, am 7. Februar 1970 starb, trat der letzte Angehörige der Gründergeneration ab.
Ehrungen
- Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (Mai 1957, anlässlich seines 70. Geburtstags)
- Benennung des Gotthold-Mayer-Platzes im Zentralhof (2012)
Literatur
- Wolfgang Leiser: Gotthold Eugen Mayer, in: Badische Biographien, Neue Folge, Band 1 (1982, ISBN: 3-17-007118-1), Seiten 207 ff. (online bei LEO-BW.de, siehe Weblinks)
Weblinks
- Eintrag Mayer, Gotthold Eugen bei LEO-BW.de einschließlich des Textes aus den Badischen Biographien N.F. 1, Seiten 207–209
- Eintrag Mayer, Gotthold Eugen (Identifikations-Nr. 101551) in der Personendatenbank der Landesbibliographie Baden-Württemberg