Wasserschloss Menzingen

Aus dem Stadtwiki Karlsruhe:

Das Wasserschloss im Jahr 2009
Wappenstein am südlichen Toreingang

Das Wasserschloss Menzingen befindet sich im Norden des Kraichtaler Stadtteils Menzingen. Es befindet sich im Besitz der Freiherren von Mentzingen, die bis in die Gegenwart in Menzingen im Schloss Schwanenburg wohnen.

Name

Der Name des Ortes und damit des Schlosses änderte sich im Verlauf der Geschichte mehrfach. Seit dem 19. Jahrhundert wird der Ort als Menzingen bezeichnet, während sich die Adelsfamilie weiterhin als von Mentzingen bezeichnet.

Beschreibung der Ruine

Seit dem 2. April 1945 ist das Wasserschloss nur noch als Ruine erhalten. Aufgrund eines Jagdbomberangriffs am Ende des Zweiten Weltkriegs geriet die Küche in Brand, die sich im nordwestlichen Bereich befand. Das Feuer griff von dort aus auf das gesamte Schloss über und zerstörte es.

Der älteste Teil des Wasserschlosses befindet sich im südlichen Bereich, der auch den einzigen Zugang enthält. Ursprünglich erfolgte dieser über eine Zugbrücke und wurde ab 1790 durch eine steinerne Brücke ersetzt. Das Gebäude verfügt jeweils über einen südwestlich und südöstlich gelegenen Rundturm, die beide noch bis zum 1. Obergeschoss erhalten sind. An der nördlichen Außenfassade des Südflügels, direkt am rechten Zugang zum Innenhof des Schlosses gelegen, befinden sich die Reste eines Treppenturms.

Am Schloss befindet sich ferner ein West- und ein Nordflügel, die zusammen mit dem Südflügel eine U-Form bilden. Im Nordwesten und im Nordosten befinden sich ebenfalls Rundtürme. Die Grundfläche bildet ein Rechteck und beherbergt einen Innenhof, der in östlicher Richtung offen ist und nur durch eine kleine Brüstung von einer kleineren Grünfläche abgetrennt ist. Der Bau wird von einem Wassergraben umgeben, der im Jahr 2011 teilweise zugewachsen ist.

Alle drei Flügel des Schlosses sind vollständig unterkellert. Die Keller sind im Jahr 2011 verschüttet und nicht zugänglich.

Das im Südwesten des Schlosses gelegene Wirtschaftsgebäude ist erhalten geblieben.

Geschichte

Vermutlich geht das Wasserschloss auf eine vorhergehende Tiefburg zurück, die 1359 erstmalig als „zwei Borgen“ Erwähnung fand. Gemeint war damit möglicherweise die Tiefburg und die Schwanenburg. Die Tiefburg war bereits von einem Wassergraben umgeben. Im Bauernkrieg 1525 wurde die Burg eingenommen und zerstört. Sie erstreckte sich wahrscheinlich auf dem Bereich des Südflügels als rechteckiger, zweistöckiger Bau und verfügte über zwei Ecktürme. Ein Aussehen der alten Burg ist nicht überliefert.

Peter von Mentzingen (1498–1565) zeichnete sich in den Türkenkriegen jener Zeit durch Tapferkeit aus und wurde vom Kaiser zum Ritter geschlagen. Damit war auch eine Geldzuwendung verbunden, da er von 1529 bis 1539 das Wasserschloss im Renaissancestil wieder aufbauen ließ und um den westlichen und nördlichen Flügel erweiterte. Einen Steinmetz, der 1525 dabei half, die Vorgängerburg im Bauernkrieg zu zerstören, begnadigte er mit der Auflage, in zehnjähriger Fronarbeit die Bauarbeiten des Schlosses zu leiten. Sein Steinmetzzeichen ist überall im Schloss zu finden. In einer Fensternische im südöstlichen Erdgeschossbereich wurde eine eingemeißelte Revolutionsfahne mit seinem Zeichen und der Jahreszahl 1532 gefunden, als sich der darüber angebrachte Putz bei Restaurierungsarbeiten löste und die Symbole freilegte.

Im Jahr 1707 wurde der Wappenstein über dem Haupteingang angebracht. Das mittlere Wappen stellt das Familienwappen dar. Darin ist oben ein Schwan zu sehen, der Namensgeber für Schloss Schwanenburg, unten ein auffliegender Rabe, der für die beiden Brüder Maximilian und Benjamin von Mentzingen steht. Die links und rechts daneben gelegenen Wappen zeigen die Wappen der mit ihnen verheirateten Frauen. Links ist das Wappen von Elisabeth Schaffelitzki von Muekadell zu sehen. Da diese Ehe kinderlos blieb, starb dieser Familienzweig aus. Die Linie des rechten Wappens existiert bis heute. Das Wappen stand für Sophia Charlotte Klenke von Renckhausen.

Die Familie von Mentzingen hatte ihren Familiensitz vom 17. Jahrhundert bis 1790 im südwestlich von Menzingen gelegenen Gondelsheim. Aus diesem Grund war das Schloss von 1723 bis 1790 unbewohnt. Dies änderte sich ab 1790, als die Familie ihren Sitz nach Menzingen verlegte. Im weiteren Verlauf wurde das Schloss um ein weiteres, zweites Obergeschoss ausgebaut.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden aus Sicherheitsgründen eine wertvolle Uhren- und eine Münzsammlung aus Heidelberg in das Schloss verbracht. Während Heidelberg unzerstört blieb, ging das Schloss am Kriegsende in Flammen auf. Die Uhrensammlung ging dabei verloren. Die Münzsammlung konnte 1947 fast vollständig ausgegraben werden, wurde aber später aus dem Mannheimer Museum gestohlen.

Erhaltungsmaßnahmen

Die Ruine, die aus bis zu 4 Meter hohen Schuttbergen bestand, blieb 45 Jahre lang sich selbst überlassen. Durch Initiative des Heimat- und Museumsvereins Kraichtal in Zusammenarbeit mit Baron Dominicus von Mentzingen wurde die Ruine zwischen 1992 und 2002 von ihrem Schutt befreit, die Steinbrücke mit Hilfe von Stahlträgern für die Verwendung von schwerem Baugerät gesichert und verschiedenste Sicherungsmaßnahmen an den Schlosswänden vorgenommen.

Bislang wurden für diese Arbeiten, für die über 4.500 freiwillige Arbeitsstunden vom Heimat- und Museumsverein Kraichtal aufgewendet wurden, rund 1 Mio. DM investiert. An diesen Kosten beteiligten sich das Landesdenkmalamt, die Denkmalstiftung Baden-Württemberg, der Eigentümer, die Stadt Kraichtal, der Landkreis Karlsruhe und der Heimat- und Museumsverein Kraichtal.

Rund 100 Festmeter Holz mussten geschlagen und abtransportiert werden. Bei den wochenlangen Abräumarbeiten half auch die ortsansässige Baufirma Wöhrle mit. Eine Mannheimer Spezialfirma für Altbausanierung wurde mit Sicherungsmaßnahmen beauftragt. Die Südseite des Südflügels musste durch dahinter liegende Stahlträger verstärkt und vor dem Einsturz bewahrt werden. Die verschiedenen Arbeiten fanden dabei jeweils unter Aufsicht des Denkmalamtes statt. Am Nordostturm hatte sich aufgrund eines zurückliegenden Hochwasserschadens ein Teil des Fundaments abgesenkt, was dazu führte, dass über drei Stockwerke hinweg ein Drittel des Turms einzustürzen drohte. Durch die Errichtung eines „massiven Deckels“ für den Turm und zuvor erfolgter Absicherung mit Hilfe von Spannseilen konnte dies verhindert werden.

Lage und Besichtigung

Dieser Ort im Stadtplan:

Die Besichtigung des Schlosses ist wegen Unfallgefahr grundsätzlich nur von außen möglich. Das Grundstück befindet sich weiterhin im Privatbesitz der Freiherren von Mentzingen. Im Schlosshof finden manchmal jedoch kleine Konzerte oder Aufführungen statt und zu bestimmten Anlässen ist eine Besichtigung der Schlossruine möglich. Beim Tag des offenen Denkmals 2011 am 11. September 2011 war dies z.B. möglich.

Bilder

Weblinks