Reichsbanner und Eiserne Front
„Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ und „Eiserne Front“ waren zwei Organisationen, die am Ende der Weimarer Republik deren demokratische und republikanische Verfassung gegen die Nazis vergeblich zu verteidigen versuchten.
Das Reichsbanner
allgemein
Diese Vereinigung war der größte republikanische, satzungsgemäß überparteiliche Kampfverband der Weimarer Republik. Er wurde offiziell am 22. Februar 1924 in Magdeburg ins Leben gerufen, danach in vielen weiteren Städten als Selbstschutzverband gegründet, der in der Verteidigung der Weimarer Republik gegen deren rechts- und linksextremistische Feinde seine Hauptaufgabe sah. Das bedeutete Schutz der Versammlungen und Kundgebungen der republiktreuen, demokratischen Parteien, vor allem gegen die immer rüderen Attacken der SA-Schlägertrupps.
in Karlsruhe
Karlsruhe gehörte zu den ersten Städten, in denen diese Schutzorganisation gegründet wurde. Die sozialdemokratische Partei war dabei führend, aber daneben wurde das Reichsbanner auch vom Zentrum und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) sowie von den Gewerkschaften getragen.
Der Karlsruher Erwin Sammet engagierte sich bereits ab 1925 für das Reichsbanner. Später wurde er Abteilungsführer in Karlsruhe und Bezirksführer „für einen Bezirk, dem 22 Ortsgruppen im Raume zwischen Offenburg und Bruchsal angehören“, wie er selbst in einer Darstellung seines Lebens notiert. Er organisierte Propagandamärsche des Reichsbanners zur Erhaltung der Republik und sicherte mit seinen Leuten die Versammlungen der Regierungsparteien.
Ende der zwanziger Jahre hatte das Reichsbanner etwa drei Millionen Mitglieder. Es wurde nach den Wahlen vom 5. März 1933 reichsweit zerschlagen, in Karlsruhe am 10. März, an dem die Vereinigung zusammen mit anderen demokratischen Organisationen durch eine Anordnung des kurz zuvor von Hitler zum Staatskommissar für Baden ernannten Gauleiters Robert Wagner verboten wurde.
Die Eiserne Front
allgemein
1931/32 vereinigte sich das Reichsbanner mit den im Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB) organisierten Freien Gewerkschaften und anderen Verbänden zur Eisernen Front. Ihr Emblem mit den charakteristischen drei Pfeilen stammte ursprünglich von dem Exilrussen Sergej Tschachotin (1883 bis 1973). Die drei Pfeile symbolisierten bei ihm die wichtigsten Gegner der Eisernen Front: die "Adelskamarilla", die Nationalsozialisten und die Kommunisten. Heute hat sich eine andere Deutung der drei Pfeile durchgesetzt, nach der sie für SPD, Gewerkschaften und Reichsbanner stehen, also für die politische, wirtschaftliche und physische Macht der Arbeiterklasse.
in Karlsruhe
Trotz ihrer zahlreichen Mitglieder konnte die Eiserne Front an der politischen Kräftekonstellation nur wenig ändern. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurden die ehemaligen Funktionäre und Mitglieder des Reichsbanners systematisch verfolgt, darunter auch Gustav Heller, der schon Anfang 1932 die Eiserne Front in Karlsruhe gegründet und seither angeführt hatte. Am 22. Februar 1932 veranstaltete die Eiserne Front erstmals in Karlsruhe eine Kundgebung. Am 5. Februar 1933 kam es im Anschluss an eine Kundgebung der Eisernen Front und der SPD auf dem Karlsruher Marktplatz, auf der Kaiser- und der Kreuzstraße zu Schlägereien mit Rechtsradikalen. Die Eiserne Front wurde ebenso wie das Reichsbanner am 10. März 1933 in Karlsruhe verboten.